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Logo vom Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit und Site-Slogan: Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit (Link zur Startseite)

Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit

Gesundheitliche Chancengleichheit in Deutschland verbessern und die Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Gruppen unterstützen - das sind die Leitziele des bundesweiten Kooperationsverbundes. Dem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiierten Verbund gehören 75 Organisationen an. Der Verbund fördert vorrangig die Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung und die ressortübergreifende Zusammenarbeit. Die zentrale Aktivität der Koordinierungsstellen in den Bundesländern ist die Begleitung kommunaler Prozesse, insbesondere über den Partnerprozess "Gesundheit für alle".

Wer durch Ar­mut oder an­de­re schwierige Lebens­um­stän­de benachteiligt ist, hat in Deutsch­land ein dop­pelt so hohes Erkrankungs­risiko und ei­ne um bis zu zehn Jahre geringere Lebens­erwartung als Men­schen aus bes­ser gestellten Bevölkerungs­schichten. Ins­be­son­de­re so­zi­al benach­teiligte Kinder und Jugend­liche sind stärkeren gesund­heitlichen Be­lastungen aus­ge­setzt, wie der Kinder- und Jugend­gesundheits­survey (KiGGS) be­legt. Die schicht­abhängigen Unter­schiede be­tref­fen nach­weislich den Gesundheits­zustand, das Ge­sund­heits­ver­hal­ten und die In­an­spruch­nah­me von Vorsorge­untersuchungen.

Hintergründe, Daten und Materialien

Der Kooperationsverbund und seine Aktivitäten. Ein Selbstdarstellungsvideo von 2012, 11:30 Minuten lang

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Artikel

10.10.2018

"Gesund im Richardkiez"

Gesundheitliche Chancengleichheit in Berlin-Neukölln fördern

Michaela Birk, Transform e.V.

Schlagwörter:Partizipation, Quartier, Setting, Vernetzung

Gesundheitliche Chancengleichheit für alle im Quartier

An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner des Quar­tiers Richardplatz Süd im Ber­li­ner Stadt­teil Neu­kölln zu verantwortungsbewussten Ent­schei­dung­en hinsichtlich ihrer Ge­sund­heit zu befähigen und gesundheitsförderndes Verhalten zu stär­ken - das ist das formulierte Ziel des Projekts „Gesund im Richardkiez“. Am An­fang des Projektes standen verschiedene Fra­gen hinsichtlich des Zu­gangs zur An­woh­ner­schaft und der Er­rei­chung der Ziele: Wie kön­nen so­zi­al benachteiligte Personengruppen erreicht wer­den? Wie gelingt es, ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit zu er­mög­li­chen? Und wel­che Maß­nah­men sind in wel­chen Bereichen da­zu not­wen­dig?
Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung spie­len im Richardkiez ei­ne wichtige Rol­le, um die Le­bens­be­din­gung­en der dort lebenden Personen verbessern zu kön­nen. Viele Menschen im Quar­tier wei­sen ein erhöhtes Ri­si­ko zu er­kran­ken und so­mit ei­nen besonderen ge­sund­heit­lichen Förderbedarf auf. „Gesund im Richardkiez“ möchte die Ge­sund­heitschancen und den Zu­gang zu gesundheitsfördernden Angeboten mit­hil­fe innovativer Ansätze verbessern.

Der Projektansatz

Im Pro­jekt „Gesund im Richardkiez“ liegt der Fo­kus im Be­reich Ge­sund­heit auf den Themen Er­näh­rung und Bil­dung. Das Pro­jekt zielt da­rauf ab, durch niederschwellige Interventionen Lebenswelten, wie bei­spiels­wei­se Kitas, Schulen so­wie das ganze Quar­tier zu verändern.
In An­leh­nung an den Setting-Ansatz sollen die Ziel­grup­pen zu aktiv handelnden Personen be­züg­lich ihrer gesundheitsbezogenen In­te­res­sen befähigt wer­den. Alle Anwohnenden des Quar­tiers Richardplatz Süd - Kinder und Ju­gend­li­che, Er­wach­se­ne, Se­ni­o­rin­nen und Senioren so­wie Menschen mit Be­hin­de­rung - sollen von gesundheitsförderlichen Praktiken in den Fa­mi­lien profitieren kön­nen. Dafür arbeitete Transform e.V. in­ten­siv mit den lokalen Ein­rich­tung­en und Akteuren im Richardkiez zu­sam­men. Diese ken­nen durch den direkten Kon­takt zu verschiedenen Anwohnergruppen die bestehenden Herausforderungen gut und sind in der La­ge, Be­ra­tung­en, Kur­se oder Sport- und Bewegungsangebote durchzuführen.   

Um so viele An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner wie mög­lich zu er­rei­chen, wurden verschiedene Projektmodule konzipiert:

  • Ge­sund­heits­för­de­rung mit Kin­dern in Kitas und Grund­schu­len
  • För­de­rung von Bewegungs- und Sportangeboten für Kinder, Ju­gend­li­che und Er­wach­se­ne
  • Ernährungsberatung und Kochkurse für Eltern
  • Bewegungsfest und Nachbarschaftsessen für al­le im Quar­tier

Aufbau einer Vernetzungsstruktur

Ein wichtiger Schritt im Pro­jekt war der Auf­bau einer Vernetzungsstruktur „Gesund im Richardkiez“. Diesem Netz­werk ge­hö­ren verschiedene Ein­rich­tung­en im Quar­tier an, die so­wohl das The­ma Ge­sund­heit in ihrer Ar­beit fo­kus­sie­ren als auch in Kon­takt mit der An­woh­ner­schaft im Quar­tier ste­hen1.

Gemeinsame Planung und Durchführung des Projektes

Das Ziel des Netzwerks ist es, Stra­te­gien, Maß­nah­men und An­ge­bo­te zu ent­wi­ckeln, die ein gesundheits­orientiertes Verhalten aller Kiezbewohnenden stär­ken.
Eine besondere Herausforderung stellt da­bei die Zu­sam­men­ar­beit mit Eltern dar, die für den Trans­fer von Gesundheits­kompetenzen in die Fa­mi­lien sor­gen. Kinder er­wer­ben oft­mals durch Sport-, Spiel- und Be­we­gungsangebote in den Kitas und Schulen be­reits ein gutes Gesundheitsverständnis. Nicht im­mer gelingt es je­doch, Eltern zu vermitteln, was ei­ne gesunde Ernährungsweise beinhaltet, wie wich­tig aus­rei­chend Be­we­gung ist und welchen Ein­fluss diese Aspekte auf die körperliche, geistige, emotionale und soziale Ent­wick­lung von Kin­dern haben.
Eine erste Be­stands­auf­nah­me der An­ge­bo­te im Quar­tier zeigte auf, dass es nur wenige Sportangebote für Ju­gend­li­che und Er­wach­se­ne gab und es zu­dem an geschlechtsspezifischen An­ge­bo­ten für Frauen mangelte. Entsprechend wurden folgende bedarfs- und zielgruppenspezifischen An­ge­bo­te durch die beteiligten Ein­rich­tung­en im Richardkiez implementiert:

  • verschiedene Sport- und Bewegungsangebote für Eltern und Kinder
  • Sportkurs für Frauen
  • Sportkurse für Ju­gend­li­che (Break Dance und Capoeira)
  • spezielle Spiel- und Bewegungsangebote zur För­de­rung der Feinmotorik und Koordination
  • Kochkurs „Gesund ko­chen mit we­nig Geld“ sowie
  • ei­ne Ernährungsberatung für kindgerechtes Kochen

Alle Beratungs- und Bewegungsangebote, sozialen Aktivitäten und Eltern-Cafés werden aufgelistet und re­gel­mä­ßig mit­hil­fe von Flyern im Kiez pu­blik gemacht.

Innovative Angebote und Partizipation

Ein leicht zugängliches und in­di­vi­du­ell nutzbares Bewegungsangebot für al­le Al­ters­grup­pen stellt der Bewegungsparcours im Quar­tier dar, der durch Transform e.V. in Zu­sam­men­ar­beit mit ei­ner Sportwissenschaftlerin entwickelt wurde.

Gute Mög­lich­keit­en, sich im Kiez kennenzulernen, bietet das jährliche Nachbarschaftsessen. An ei­ner Ta­fel voll durch die Nachba­rinnen und Nachbarn selbstzubereitetem, ge­sun­den Es­sen gelingt es, sie in ei­nen regen Aus­tausch über gesunde Er­näh­rung zu brin­gen. Auch das Bewegungsfest bietet Raum für ei­ne aktive Teil­nah­me, un­ter anderem durch ein vielfältiges Bühnenprogramm, wel­ches durch die Menschen im Quar­tier selbst bestritten wird.

Als letz­te Maß­nah­me in diesem Projektverlauf wird ein Kinderkochbuch mit dem Ti­tel „Kinder ko­chen für Kinder“ veröffentlicht. Ju­gend­li­che und Kinder aus den lokalen Ein­rich­tung­en tei­len ih­re ge­sun­den Lieblingsgerichte, um Andere zum Nachko­chen zu ani­mie­ren.

Erfolge und Herausforderungen

Als ein großer Er­folg im Pro­jekt ist die Bil­dung des Netzwerks „Gesunder Richardkiez“ anzusehen. Durch den intensiven und konstruktiven Aus­tausch und eine gute Zu­sam­men­ar­beit aller Be­tei­lig­ten konnten viele interessante Ideen umgesetzt und so­mit viele An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner erreicht wer­den. Es konnten bei­spiels­wei­se Kitas und Schulen da­bei unterstützt wer­den, gesundheitsför­dernde Aktivitäten für Eltern zu im­ple­men­tie­ren.

Ein großer Be­darf besteht nach wie vor da­rin, Eltern im Kiez zu stär­ken und ih­re Gesundheitskompetenzen wei­ter zu för­dern.

Durch den partizipativen An­satz des Pro­jekts wurde die An­woh­ner­schaft da­zu an­ge­regt, part­ner­schaft­lich zusammenzuarbeiten und sich aktiv an der Um­set­zung und Pla­nung gesundheitsförderlicher Maß­nah­men zu be­tei­li­gen. Es zeigte sich im Rahmen des Pro­jektes ein großes bürgerschaftliches En­ga­ge­ment. Um diese Einsatzbereitschaft auf­recht zu er­hal­ten, braucht es der­zeit aber wo­mög­lich noch wei­tere Pro­jekte und äu­ße­re Impulse, bis es dann in Zu­kunft durch die Ei­gen­ini­ti­a­ti­ve der Nach­bar­schaft wei­ter exis­tie­ren kann.

1 Hierzu ge­hö­ren das AWO-Familienzentrum am Droryplatz, der Kinderpavillon, der Jugendclub „Scheu­ne“, der Jugendstadtteilladen Outreach, AspE e.V. - Ambulante sozialpädagogische Erziehungshilfe, Sifahane - Be­ra­tung für Ge­sund­heit und Mi­gra­ti­on, SoliNaR bei ZeBuS e.V., das Seniorenzentrum der Di­a­ko­nie so­wie das Quar­tiersmanagement Richardplatz Süd. Partiell sind im Netz­werk auch die Stadtteilmütter in Neu­kölln und das Interkulturelle Theaterzentrum e.V. (itz) eingebunden. Ebenso wird mit den vier im Quar­tier ansässigen Kitas und den drei Schulen in­ten­siv zusammengearbeitet, und ei­ni­ge sind eben­falls im Netz­werk vertreten.

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