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21.11.2008

Datenreport 2008: Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet

Der jüngst vorgestellte „Datenreport 2008“ zeigt, dass sich die Einkommensunterschiede in Deutschland weiter vergrößert haben. Der Anteil am gesamten Einkommen des unteren Fünftels der Bevölkerung ist dem Report zufolge kontinuierlich gesunken, während der Anteil des wohlhabendsten Fünftels kontinuierlich gestiegen ist. Damit werden Ergebnisse einer kürzlich vorgestellten OECD-Studie bestätigt (siehe Aktuelle Meldung vom 21.10.2008).

Die Verschiebungen in der Einkommensverteilung in Richtung einer zunehmenden Ungleichheit seien unter anderem darauf zurück zu führen, dass diese Ungleichheit heute weniger stark als früher durch staatliche Umverteilungsmaßnahmen reduziert werde, kommentieren die Mitherausgeber des Reports, Dr. Roland Habich vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Dr. Heinz-Herbert Noll vom GESIS-Institut, die Ergebnisse.

Parallel dazu hat sich auch in puncto (Lebens)Zufriedenheit die Schere zwischen Arm und Reich weiter geöffnet. Die  Unzufriedenheit betrifft vor allem die materielle Situation und zeigt sich in Ost und West. Große Unzufriedenheit zeigt sich auch mit dem Zustand der Demokratie im Land. Legt man eine Skala von 0 bis 10 zugrunde, verzeichnen die Wissenschaftler/innen im Jahr 2005 Werte von Demokratiezufriedenheit von 5,2 für Westdeutschland und 3,9 für Ostdeutschland.

Die Reformen der sozialen Sicherungssysteme der letzten Jahre werden von den meisten Menschen kritisch gesehen. Die Zufriedenheit mit der sozialen Sicherung ist mit Werten von 5,0 in Ostdeutschland und 5,5 in Westdeutschland auf dem niedrigsten Niveau der letzten 25 Jahren.

Allerdings haben die Wissenschaftler nach eigenen Aussagen keine Tendenzen zur Entstehung einer neuen Unterschicht gefunden. Zwar verorten sich etwa höhere Angestellte, Beamte und Selbständige in der gesellschaftlichen Hierarchie „oben“, während sich angelernte Arbeiter und Arbeitslose als  „unten“ stehend definieren. Dennoch erscheint es den Verfassern des Datenreport 2008 als ungerechtfertigt, von einer Unterschicht zu sprechen. Fragt man Menschen direkt nach ihrer Zugehörigkeit zu sozialen Schichten, dann verorten sich nur 1 bis 3 Prozent der Westdeutschen und 5 Prozent der Ostdeutschen in der Unterschicht. In Westdeutschland betrachten sich fast zwei Drittel der Bevölkerung als Angehörige der Mittelschicht.

Der Datenreport zeigt gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen in Deutschland auf. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt des Statistischen Bundesamtes (Destatis), des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), der Gesellschaft sozialwissenschaftlicher Struktureinrichtungen (GESIS) und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Berlin.

Das Besondere am Datenreport ist, dass er Ergebnisse der amtlichen Statistik und der sozialwissenschaftlichen Forschung gemeinsam in Form eines umfassenden Sozialberichts für Deutschland präsentiert. Der Datenreport enthält insgesamt mehr als 40 Beiträge über verschiedene Aspekte der objektiven Lebensverhältnisse und des subjektiven Wohlbefindens der Bürger.

Der Datenreport zum Download

Der diesjährige 14. Kongress Armut und Gesundheit „Gerechtigkeit schafft mehr Gesundheit für alle!“ befasst sich auch mit den Unterschieden zwischen Arm und Reich und insbesondere den daraus resultierenden gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt. Das Kongressprogramm finden Sie hier als Download.

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