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20.12.2021

„Gesundheit für alle" – 10 Jahre kommunaler Partnerprozess

Stefanie Zore, Gesundheit Berlin-Brandenburg
Stefan Bräunling, Gesundheit Berlin-Brandenburg

Schlagwörter:Präventionsketten, Partnerprozess

Es war der 30. November 2011 – der kommunale Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle“ wurde auf dem 9. Jahrestreffen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit in der Berliner Kalkscheune feierlich gestartet. Die damalige Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Frau Prof. Pott, nahm die Kooperationsvereinbarungen der ersten 16 teilnehmenden Kommunen entgegen. In einer mitreißenden Aufbruchstimmung konnten die gemeinsamen Ziele der beteiligten Akteure formuliert werden. Der Partnerprozess versteht sich als gemeinsamer Lernprozess von Kommunen, die sich auf den Weg ge­macht haben, Präventionsketten zur Förderung der Ge­sund­heit von Kindern und Jugendlichen aufzubauen. Dahinter standen von Anfang an die zentralen Unterstützer des Prozesses, die drei kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund und das Gesunde Städte-Netzwerk.

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie ist das Thema Gesundheit heute in allen Politikbereichen der kommunalen Verwaltung präsent. Der Pakt für den Ausbau des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) wurde beschlossen und infolgedessen werden die Rufe nach dem „Health in All Policies“-Ansatz nun immer lauter, um das Thema in allen Ressorts – auch über die Pandemie hinaus – weiter zu berücksichtigen. Schon lange bekannt, aber gerade jetzt wieder besonders deutlich wurde, wie Menschen in sozial schwieriger Lage von größeren Gesundheitsbelastungen betroffen sind. Deshalb erscheint es umso wichtiger, auf allen Ebenen an einem Strang zu ziehen und diesen Auswirkungen aktuell, aber auch in Zukunft, entgegenzuwirken. Kommunen haben die Verantwortung für ein gesundes Aufwachsen und Älter werden und können durch eine gezielte Steuerung für eine kommunale Vernetzung sorgen.

Doch wie war das noch vor einem Jahrzehnt? Die Vernetzung zwischen den kommunalen Ressorts zu Themen der Gesundheitsförderung und Prävention war eher gering verbreitet. Viele Kommunen initiierten zwar zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen in schwieriger Lebenslage, allerdings gab es wenig Schnittstellen und Austausch zu angrenzenden Verwaltungs- und Politikbereichen wie der Kinder- und Jugendhilfe, dem Bildungsbereich oder der Stadtentwicklung.

Integrierte kommunale Strategien, sogenannte „Präventionsketten“, sollen demgegenüber das Nebeneinanderher von Angeboten systematisieren und abstimmen – und das eben über alle Ressortgrenzen hinweg. Einige Kommunen, wie Dormagen, Monheim und insbesondere Mitglieder des Gesunde Städte-Netzwerks, hatten diesen Ansatz schon in den 90er-Jahren aufgegriffen und stetig weiterentwickelt. Einzelne Krankenkassen haben sich ebenfalls früh auf diesem Feld engagiert, und dabei sind mittlerweile starke Programme in vielen Bundesländern („Kein Kind zurücklassen“, „Präventionsketten Niedersachsen“, „Gesund aufwachsen und leben in Baden-Württemberg“; Strukturen zur Gesundheitsförderung sind auch Teil des sehr viel größeren Programms der „Gesundheitsregionen plus“ in Bayern) entstanden.

Der Anfang des kommunalen Partnerprozesses…

Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit wird als bundesweite Plattform genutzt, um neue Vorhaben auf diesem Gebiet anzustoßen. Er unterstützt u. a. die Verbreitung und den Aufbau von Präventionsketten und möchte seinen Teil dazu beitragen, Menschen in schwieriger sozialer Lage ein gesundes Leben zu ermöglichen. Auf Basis der Erfahrungen aus über 50 Good Practice-Beispielen wurden durch den Kooperationsverbund 2011 die „Handlungsempfehlungen „Ge­sund­heitschancen von so­zi­al be­nach­tei­lig­ten Kin­dern und Ju­gend­li­chen nach­hal­tig verbessern“ herausgegeben.

Doch wie können Kommunen beim Aufbau von Präventionsketten fachliche Hilfestellung erhalten und untereinander in den Austausch kommen? Diese Frage war der Ausgangspunkt für den kommunalen Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle“ – anfänglich noch mit dem Fokus auf die ersten Lebensjahre.

Vernetzen, austauschen, voneinander lernen

Seit vielen Jahren stehen insbesondere die in allen Bundesländern vorhandenen Landesvereinigungen bzw. Landeszentralen für Gesundheit (LVG / LZG) den Kommunen zur Seite. Sie sind umfangreich und vielfältig auf Landes- und Bundesebene vernetzt, beraten mit ihrem Fachwissen im Bereich der Gesundheitsplanung, -förderung und Prävention und setzen Programme und Projekte um. An dieser Stelle setzt die erste Säule des kommunalen Partnerprozesses an: Die Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) – angesiedelt bei den LVG / LZG – unterstützen die Kommunen mit ihrer Expertise passgenau und bedarfsgerecht vor Ort bei der Umsetzung von Präventionsketten.

Begleitend steht als zweite Säule des Partnerprozesses das Onlineportal inforo den kommunal Agierenden für den bundesweiten Wissenstransfer zur Verfügung. Die Plattform ermöglicht den Fachkräften eine Vernetzung, einen fachlichen Austausch und eine Zusammenarbeit – nach dem Motto „Miteinander arbeiten. Voneinander lernen“.

Im Jahr 2015 wurde der Blick über die Kindheit hinaus auf alle Lebensphasen erweitert und der Partnerprozess erhielt den Namen „Gesundheit für alle“. Mittlerweile haben sich über 70 Kommunen – und es werden stetig mehr – dem Prozess angeschlossen und sich zum Ziel gesetzt

  • ein gesundes und chancengerechtes Leben von Menschen jeden Alters zu fördern,
  • integrierte kommunale Strategien (Präventionsketten) aufzubauen und umzusetzen,
  • Kenntnisse und Erfahrungen bundesweit sichtbar und zugänglich zu machen.

Durch den kommunalen Partnerprozess „Gesundheit für alle" können somit alle Beteiligte zum Thema sensibilisiert werden und sich Wissen aneignen, um schließlich vor Ort qualitativ hochwertige Maßnahmen zur Gesundheitsförderung besonders für und mit vulnerablen Zielgruppen kompetent und vernetzt umzusetzen.

Materialien, die die Kommunen unterstützen können, sind bereits in vielfältiger Weise zusammengekommen – und das bei weitem nicht nur durch den Partnerprozess. Hier nur ein paar wenige Beispiele:

Verstärkt werden auch „Tools“ weiterentwickelt, verbreitet und die Handelnden in deren Nutzung geschult, die die Bestandsaufnahme und Bedarfsermittlung zur integrierten Zusammenarbeit unterstützen, beispielsweise der „StadtRaumMonitor“, die „Standortanalyse“ oder der „Kontextcheck“.

…auch weiterhin

Mit dem Partnerprozess "Gesundheit für alle" wurde 2011 ein Grundstein gelegt. Auch Krankenkassen und Stiftungen unterstützen seitdem mehr und mehr Projekte und Initiativen, in einzelnen Kommunen, landes- oder bundesweit. Insbesondere das kommunale Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit ist derzeit in aller Munde.

Der Kooperationsverbund und der Partnerprozess „Gesundheit für alle“ als beständiges Programm bleiben bei diesem Thema am Ball und gehen der Frage nach, wie integrierte kommunale Strategien beispielsweise auch durch den Pakt für den ÖGD verbindlicher aufgestellt werden können. Unter anderem werden am 21. März 2022 die aktuellen Herausforderungen zum Anlass genommen und in der Satellitenveranstaltung zum Kongress Armut und Gesundheit der Blick auf einen neu aufzustellenden ÖGD gerichtet – für eine zukunftsfähige und modern aufgestellte gesunde Kommune.

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