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Soziale Lage in Nordrhein-Westfalen

Aktuelle Bevölkerungszahlen

In Nordrhein-Westfalen (NRW) le­ben rund 17,9 Mil­li­onen Menschen (Stand: Stich­tag 30. Juni 2021, Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen [IT.NRW], 2021) auf ei­ner Flä­che von mehr als 34.000 Quadratkilometern. Nordrhein-Westfalen liegt im Wes­ten der Bundesrepublik Deutsch­land und ist unterteilt in fünf Regierungsbezirke so­wie in 23 kreisfreie Städte, 30 Kreise und ei­ne Städteregion. Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bun­des­land. Knapp 5,1 Millionen der Einwohnerinnen und Einwohner leben im Ruhrgebiet. Mit 5,2 Millionen Menschen stellt Düsseldorf den bevölkerungsreichsten Regierungsbezirk dar (Stand: Stichtag 30. Juni 2021, IT.NRW, 2021). Die Stadt Düsseldorf ist zugleich die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens.  

Bevölkerungsentwicklung

Der demografische Wandel zeigt sich auch in der Bevölkerungsentwicklung Nordrhein-Westfalens. Gemäß aktueller Bevölkerungsvorausberechnungen wird die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner des Bundeslandes von 17,9 Millionen im Jahr 2021 auf 17,6 Millionen im Jahr 2050 zurückgehen (IT.NRW, 2022), s. auch Abbildung 1.

Die durch IT.NRW als Statistisches Landesamt im Auftrag der Landesregierung 2019 durchgeführte Bevölkerungsvorausberechnung prognostiziert dabei zunächst eine steigende Tendenz, wonach die Bevölkerung seit dem Jahr 2012 ohne Unterbrechung bis 2032 kontinuierlich weitersteigen wird. Im Jahr 2033 wird gemäß den Berechnungen ein Bevölkerungsrückgang einsetzen. Die zunächst steigenden Einwohnerzahlen resultieren nicht aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, da die Zahl der Sterbefälle stets höher als die Geburtenzahlen prognostiziert wird, wodurch die Bevölkerungszahl durchgängig sinken würde. Grund für den temporären Anstieg stellen die Wanderungsgewinne aus dem Ausland dar, welche die Salden aus Geburten und Sterbefällen übersteigen und somit einem Bevölkerungsrückgang entgegenwirken. Im Jahr 2018 lebten knapp 2,4 Millionen Menschen mit einem ausländischen Pass in Nordrhein-Westfalen. Mit diesem Anteil von 13,3 % an der Gesamtbevölkerung des Bundeslandes, erreichte sowohl die Zahl als auch der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer den bisherigen Höchststand. Insgesamt lebten 2018 rund 5,18 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in NRW (29,3 % Anteil an der Gesamtbevölkerung) (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen [MAGS NRW, 2020]). Der Bevölkerungsvorausberechnung zufolge, geht vor allem die weibliche Bevölkerung bis zum Jahr 2060 um 4,0 % zurück, während die männliche Bevölkerung nahezu konstant bleibt. Dies führt dazu, dass 2057 erstmalig mehr Männer als Frauen in Nordrhein-Westfalen leben werden (IT.NRW, 2019).

Der demografische Wandel ist wesentlich durch die Verschiebung der Altersstruktur charakterisiert. Die älteren Altersgruppen verzeichnen ein stetiges Wachstum, während die Anzahl jüngerer Menschen abnimmt. So steigt der Anteil der Personen ab einem Alter von 65 Jahren an der Bevölkerung von 20,9 % im Jahr 2018 auf 28,2 % im Jahr 2060 an. Der Anteil der Bevölkerung in der mittleren Lebensphase (19 bis 65 Jahre) nimmt hingegen um 6,7 % ab und sinkt damit auf 54,7 %. Der Anteil der unter 19-Jährigen an der Bevölkerung geht mit -0,6 % nur leicht zurück (IT.NRW, 2019).

Die Bevölkerungsentwicklung ist zudem durch regionale Unterschiede gekennzeichnet, welche die Kommunen in Nordrhein-Westfalen und ihre Akteurinnen und Akteure vor unterschiedliche Herausforderungen stellt. Prospektiv werden 22 der 53 kreisfreien Städte und Kreise bis zum Jahr 2040 durch ein Wachstum der Bevölkerung geprägt sein. Für die übrige Mehrheit der kreisfreien Städte und Kreise zeichnet sich ein Bevölkerungsrückgang ab. Dieser Rückgang wird insbesondere für die Regionen Sauer- und Siegerland sowie weitere, meist nördlich gelegene Landesteile, vorausgesagt. Für das Rheinland wiederum, hier insbesondere die Städte Köln und Düsseldorf, wird ein erkennbares Bevölkerungswachstum erfolgen. Diese Entwicklungsprognose zeigt sich ebenfalls für die Stadt Münster. Im Ruhrgebiet wird ein wesentliches Wachstum der Bevölkerung nur für die kreisfreien Städte Dortmund und Essen prognostiziert (IT.NRW, 2019), s. auch Abbildung 2. In Bezug auf die Veränderungen in der Altersstruktur zeigt sich ebenfalls eine Heterogenität innerhalb unterschiedlicher Regionen Nordrhein-Westfalens. In den nördlichen und östlichen Landesteilen werden gemäß den Prognosen die größten Anstiege des Durchschnittsalters bis 2040 verzeichnet. In den Regionen Rheinland und Ruhrgebiet fällt dieser Anstieg hingegen deutlich geringer aus (IT. NRW, 2019).

Gesundheitszustand der Bevölkerung

Die Lebenserwartung bei der Geburt gilt als ein Standardindikator zur allgemeinen Beurteilung der Gesundheit der Bevölkerung (Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen [LZG.NRW], 2018). In Nordrhein-Westfalen liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Mädchen bei 82 Jahren und 9 Monaten, neugeborene Jungen werden im Durchschnitt 78 Jahre und 2 Monate alt. In den letzten fünfeinhalb Jahrzehnten ist die Lebenserwartung für männliche Neugeborene um 12,1 Jahre und für weibliche Neugeborene um 10,9 Jahre angestiegen. Auch zukünftig wird ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung vorausgesagt. Diese Steigerung wird Prognosen zufolge jedoch in einem schwächeren Maße erfolgen, da die Potenziale für eine Reduzierung des Sterberisikos, vor allem durch eine wesentlich verbesserte medizinische Versorgung und abnehmende Säuglingssterblichkeit, bereits stark ausgeschöpft sind (IT.NRW, 2019). Im Grundsatz korreliert eine steigende Lebenserwartung zudem mit einer verlängerten Lebensphase unter gesundheitlicher Beeinträchtigung (MAGS NRW, 2020).

Gemäß des Gesundheitssurvey NRW schätzt die nordrhein-westfälische Bevölkerung ihre Gesundheit in der überwiegenden Mehrheit mit „sehr gut“ oder „gut“ ein. Auffällig ist bei der Differenzierung nach dem sozialen Status, dass Menschen mit einem geringen sozialen Status ihre Gesundheit deutlich weniger gut beziehungsweise schlecht einschätzen (LZG.NRW, 2020). Da ein gesundes Leben und die Lebenserwartung von sozialen Einflüssen wie Bildungsstatus, Einkommen und anderen sozioökonomischen Faktoren abhängt, profitieren von dieser positiven Entwicklung nicht alle Menschen gleichermaßen. Die Lebenserwartung in Nordrhein-Westfalen zeigt sich seit Jahren stetig niedriger als der Bundesdurchschnitt (LZG.NRW, 2018). Auch in Nordrhein-Westfalen selbst finden sich als Flächenland mit ländlich geprägten Räumen und urbanen Ballungsgebieten deutliche regionale Unterschiede. Ein Großteil der Kreise und kreisfreien Städte mit einer geringen Lebenserwartung befindet sich in der Ruhrgebietsregion (LZG.NRW, 2018).  

Armut in NRW

In Nordrhein-Westfalen existieren wesentliche regionale Unterschiede in Bezug auf das Armutsrisiko. Im Ruhrgebiet und in der Region Aachen sind deutlich überdurchschnittliche Armutsrisikoquoten zu verzeichnen. In den restlichen Regionen des Bundeslandes liegen die Armutsrisikoquoten mit 15,8 % im Rheinland und 13,3 % im Münsterland unter dem Landesdurchschnitt (IT.NRW, 2018), s. auch Abbildung 3.

Zu den von Ar­mut bedrohten Ri­si­ko­grup­pen zäh­len Er­werbs­lo­se, Menschen mit Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche, Ältere Menschen, Allei­nerziehende, kinderreiche Fa­mi­lien, Menschen mit niedrigen oder oh­ne Bildungsabschlüssen sowie Menschen mit Beeinträchtigungen. Dabei ku­mu­lie­ren die Risikomerkmale häufig.

In Bezug auf die Arbeitsmarktsituation zeichnen sich in Nordrhein-Westfalen positive Entwicklungen ab, denn in den vergangenen Jahren ist die Beschäftigtenquote kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2019 waren 9,6 Millionen Menschen erwerbstätig, was einer Steigerung von 4,5 % (Anstieg um 0,4 Millionen) gegenüber des Jahres 2014 entspricht. 7,0 der insgesamt 9,6 Millionen erwerbstätigen Menschen waren Mitte 2019 sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies entspricht einer Quote von 58,1 % der in Nordrhein-Westfalen lebenden Menschen im erwerbsfähigen Alter. Die Arbeitslosenquote ist in den letzten Jahren stetig gesunken und lag zum Stichtag 31.12.2019 bei 6,4 %. Ebenso beobachtet werden kann ein Rückgang der Langzeiterwerbslosigkeit (MAGS NRW, 2020).

Deutliche regionale Unterschiede zeigen sich auch bei Betrachtung der Arbeitsmarktsituation in Nordrhein-Westfalen. Generell ist die Arbeitslosenquote in den kreisfreien Städten höher als in den Kreisen, dieses insbesondere in den Städten des Ruhrgebiets (hier voran die Städte Gelsenkirchen mit 12,1 %, Duisburg mit 10,6 % und Herne mit 10,5 % Arbeitslosenquote im Jahr 2018). Grundsätzlich kann auch für Nordrhein-Westfalen eine Korrelation von Erwerbslosigkeitsrisiko und persönlicher Qualifikation verzeichnet werden. Bei gering qualifizierten Personen sind die Erwerbslosenquoten überdurchschnittlich hoch. So waren im Jahre 2018 rund 13,2 % der gering qualifizierten männlichen Personen erwerbslos, bei den Frauen lag diese Quote bei 8,2 % (MAGS NRW, 2020).             

Auch die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger mit Mindestsicherungsleistungen zeigt nach einem Anstieg auf den Höchststand im Jahre 2016 eine abnehmende Tendenz. Im bundesweiten Vergleich ist die Mindestsicherungsquote jedoch weiterhin überdurchschnittlich hoch: Im Dezember 2018 haben rund 2,0 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen Mindestsicherungsleistungen bezogen. Mit 11,3 % liegt dieser Wert über dem westdeutschen (Mindestsicherungsquote hier bei 8,2 %) sowie gesamtdeutschen Durchschnitt (8,7 %). Wesentliche Unterschiede in Höhe und Entwicklung der Mindestsicherungsquote zeigen sich in Bezug auf die Staatsangehörigkeit (MAGS NRW, 2020). Während die Quote für Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit von 2014 bis 2018 mit insgesamt 7,9 % kontinuierlich gesunken ist, liegt diese für Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit mit 33,0 % im Jahr 2018 auf einem deutlich höheren Niveau. Zu einem hohen Anteil von relativer Einkommensarmut betroffen sind zudem Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sowie Ältere Menschen. Mehr als jede fünfte minderjährige Person lebte im Jahr 2018 in einem einkommensschwachen Haushalt (22,6 %), bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren liegt dieser Anteil bei 23,1 %. Seit 2016 liegt die Armutsgefährdungsquote der Älteren Menschen ab 65 Jahren mit rund 14,3 % (im Jahr 2018) stets über dem Niveau der Personen mittleren Alters (13,7 % der 30- bis 65-jährigen) (MAGS NRW, 2020).

Für Nordrhein-Westfalen zeigt sich dass Personen, die von relativer Einkommensarmut betroffen sind, zu einem überdurchschnittlichen Anteil gesundheitlich beeinträchtigt sind. Umgekehrt weisen Menschen mit Beeinträchtigungen ein überdurchschnittlich hohes Armutsrisiko auf. Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen zählen hier insbesondere chronische Erkrankungen sowie Behinderungen (MAGS NRW, 2020).

Konkrete Daten und Zahlen zur sozialen Lage in Nordrhein-Westfalen können zudem den Indikatoren der Länder-Gesundheitsberichterstattung auf der Webseite des Landeszentrums Gesundheit NRW entnommen werden. Unter www.lzg.nrw.de/ges_bericht/ges_indi/indikatoren_laender/index.html haben Sie Einsicht in die Zusammenstellung der insgesamt 350 Indikatoren zu elf verschiedenen Themenfeldern.

Quellen:

Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW). (2018): Lebenserwartung. Verfügbar unter: www.lzg.nrw.de/ges_bericht/factsheets/lebenserwartung/lebenserwartung/index.html (Abruf: 25.05.2022).

Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW). (2020): NRW-Gesundheitssurvey 2020. Indikator: Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes nach Alter und Geschlecht. Verfügbar unter: www.lzg.nrw.de/00indi/0data/03/html/0301500052020.html (Abruf: 25.05.2022).

Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). Statistisches Landesamt (Hrsg.). (2019): NRW (ge)zählt: Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2018 bis 2040/2060. Düsseldorf. Verfügbar unter: https://webshop.it.nrw.de/gratis/Z249%20201954.pdf (Abruf: 20.05.2022).

Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). Pressemitteilung vom 01.10.2021: NRW-Einwohnerzahl weiterhin bei 17,9 Millionen - Heimbach ist jetzt die Gemeinde mit den wenigsten Einwohnern. Verfügbar unter: www.it.nrw/nrw-einwohnerzahl-weiterhin-bei-179-millionen-heimbach-ist-jetzt-die-gemeinde-mit-den-wenigsten (Abruf: 20.05.2022).   

Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). Pressemitteilung vom 04.03.2022:  Neue Bevölkerungsvorausberechnung für NRW: Rückgang der Einwohnerzahl um 1,7 Prozent bis 2050. Verfügbar unter: www.it.nrw/neue-bevoelkerungsvorausberechnung-fuer-nrw-rueckgang-der-einwohnerzahl-um-17-prozent-bis-2050 (Abruf: 20.05.2022).

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) (Hrsg.). (2020): Sozialbericht NRW 2020. Armuts- und Reichtumsbericht. Düsseldorf. Verfügbar unter: www.sozialberichte.nrw.de/sozialberichterstattung_nrw/aktuelle_berichte/SB2020_Kurzfassung.pdf (Abruf: 27.05.2022).