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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2009

„Unser Platz“ in Berlin-Marzahn

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Das Projekt „Unser Platz“ in Berlin-Marzahn bietet einen 16.000 Quadratmeter großen Platz als multifunktionalen Sport- und Bewegungsraum für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen an, den alle gemeinsam „besitzen“, benutzen, pflegen und gestalten. Auf dem Platz finden vielfältige Aktivitäten statt, die den interkulturellen, partizipativen und geschlechtersensiblen Ansprüchen der offenen Kinder- und Jugendarbeit entsprechen. „Unser Platz“ ist ein gemeinsames Projekt von freien und kommunalen Trägern, dem Jugendamt, der Stattbau GmbH und der Wohnungsgesellschaft „Fortuna“ unter der Federführung des Vereins „Dissens e.V.“.

Unter Einbeziehung von Kindern, Jugendlichen, Nachbarinnen und Nachbarn sowie freien und öffentlichen Trägern stehen kostenlose und regelmäßige Sport- und Bewegungstrainings für verschiedene Zielgruppen wie Mädchen, Jungen, Familien, Seniorinnen und Senioren auf dem Programm. Diese werden den Praxisbereichen der „niedrigschwelligen Arbeitsweise“, „Partizipation“ und „Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung“ vorbildlich gerecht.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Herr Bernard Könnecke
Allee der Kosmonauten 67
12681 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 54987540

E-Mail: bernard.koennecke(at)dissens.de

Website: http://www.dissens.de/unserplatz


Projektträger

Dissens - Institut für Bildung und Forschung e. V.
Allee der Kosmonauten 67
12681 Berlin


Hintergrund

Gesundheitsfördernde oder -riskante Verhaltensweisen werden im Kindes- und Jugendalter entscheidend geprägt. Möglichst früh sollte deshalb auf Bewegung und ein gesundes Ernährungsverhalten in Familien geachtet werden. Dabei sind die Gesundheitschancen von Kindern sozial ungleich verteilt. Kinder aus sozial benachteiligten Lebenslagen sind häufig weniger körperlich aktiv und/oder haben einen hohen passiven Medienkonsum (Andresen & Hurrelmann, 2007). Als Risikofaktoren für Übergewicht bei Kindern gelten zudem ein familiärer Hintergrund mit niedrigem sozialen Status, ein Migrationshintergrund, übergewichtige Mütter, Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, zu kalorienreiche Ernährung sowie psychische Faktoren (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Bei Jungen und Mädchen von drei bis zehn Jahren aus sozial benachteiligten Familien, insbesondere mit Migrationshintergrund, sind vergleichsweise geringe sportliche Aktivitäten feststellbar (Lampert et al., 2007). Jungen sind zweimal weniger aktiv, Mädchen sogar dreimal weniger als Kinder aus sozial besser gestellten Vergleichsgruppen. Die Autorinnen und Autoren des KiGGS–Moduls zur Bewegung empfehlen im Anschluss an ihre Analyse eine zielgruppensensible Ausrichtung von bewegungsfördernden Programmen nach Migrationshintergrund, Sozialstatus und Wohnregion, die im alltäglichen Umfeld der Bewohnerinnen und Bewohner angeboten werden.

Der von Plattenbauten geprägte Stadtteil Marzahn ist von einem hohen Aussiedleranteil (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007) und einer zunehmenden Verschlechterung der gesundheitlichen und sozialen Lage (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2008) gekennzeichnet. Im Vergleich der Berliner Bezirke hat Marzahn-Hellersdorf den größten Anteil an Ein-Kind-Haushalten und den größten Anteil an allein Erziehenden. Marzahn-Hellersdorf ist vermutlich bald einer der ersten Bezirke, in denen die Mehrzahl der Kinder geschwisterlos aufwächst (Barthel et al., 2008). Angesichts fehlender Zukunftsperspektiven für einen relativ großen Teil der im Bezirk lebenden Kinder und Jugendlichen wird das Schrumpfen offener und bezahlbarer Freizeitangebote mit dem Aufenthalt in öffentlichen Räumen auf der Straße, auf Plätzen und Spielplätzen kompensiert und führt zu einer Anspannung der Atmosphäre und zu Konflikten.

Das Projekt „Unser Platz“ wirkt dem durch ein vielfältiges und partizipativ angelegtes Sport- und Bewegungsangebot wie zum Beispiel „MädchenStärken“ und „JungenFördern“ gezielt entgegen.

Die Gestaltung der 16.000 Quadratmeter großen Anlage ist mit Bürgerbeteiligung sowie finanzieller Unterstützung von „Aktion Mensch“ und der Wohnungsgesellschaft Fortuna entstanden. Sie verfügt über eine Halfpipe, Basketballplätze, einen kleinen Fußballplatz, Sitzmöglichkeiten, Tischtennisplatten, einen Spielplatz, ein Volleyballfeld, Boulebahnen, Rasenflächen, ein großes Schachfeld, drei Container für Büro, Aufenthalt und Materiallagerung und anderes mehr.

Träger des Projektes ist Dissens e.V., ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der Jugendhilfe mit Beratungs-, Bildungs- und Forschungs- sowie Jugendarbeitsprojekten. Vorrangiges Ziel des Vereins ist die Förderung der Geschlechterdemokratie. Seine Arbeit wird mit Mitteln des Jugendamtes, des Bundes, der EU und durch Spenden finanziert. Das Projekt „Unser Platz“ konnte darüber hinaus die ortsansässige Fortuna Wohnungsunternehmen e.G., die Aktion Mensch und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als Förderer gewinnen.


Ziele und Zielgruppen

Zielgruppen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft und den umliegenden Schulen. Etwa die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer des Platzes hat einen Migrationshintergrund, überwiegend aus Spätaussiedlerfamilien aus Russland, und besucht eine Haupt- oder Förderschule. Deshalb stammen auch mehrere Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus dem öffentlichen Beschäftigungssektor aus Russland.

Es wird besonders auf geschlechtsspezifische Angebote Wert gelegt. Da Mädchen auf öffentlichen Sportplätzen stark unterrepräsentiert sind, werden gezielt sie angesprochen, denn Mädchen sollen den Platz auch außerhalb der betreuten Zeiten selbstverständlich nutzen. So gibt es Fußball- und Rugbytraining nur für Mädchen. Ein Beispiel für das Programm „MädchenStärken“ ist ein von Nutzerinnen des Platzes selbstständig konzipierter Film, der sie beim Fußballspielen auf dem Berliner Alexanderplatz zeigt. Das Video ist auf der Homepage des Projektes und auf dem Videoportal „YouTube“ (http://de.youtube.com/watch?v=JwRYvMHNWYA [30.04.2009]) veröffentlicht. Außerhalb der Trainingszeiten achtet das Projektteam darauf, dass Mädchen auch dann die Möglichkeit zum Spiel haben, ohne von den Jungs vertrieben zu werden. Gleichzeitig sollen sich die Jungen ihrerseits nicht vertrieben oder benachteiligt fühlen. Auch für sie gibt es spezielle Angebote wie zum Beispiel ein reines Jungenfußballtraining.

Kinder und Jugendliche, die sich nach Einschätzung des Sozialpädagogen in einer besonders schwierigen persönlichen Situation befinden, werden phasenweise von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin individuell unterstützt, beraten und bei notwendigen Ämtergängen begleitet.

Um die Nutzervielfalt auf dem Platz zu erhöhen, werden sukzessiv Angebote für besondere Zielgruppen unterbreitet, zum Beispiel Rugby-Training für Mädchen, Boule-Nachmittage für Erwachsene, Spiele für Familien und Spielaktionen, die auch die Beteiligung von kleineren Kindern sowie von Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen ermöglichen. Zurzeit werden spezielle Angebote für Väter mit Kindern entwickelt. Diese haben sich bisher auf Tischtennis beschränkt.

Viermal pro Woche vormittags kommen Gruppen aus dem nahe gelegenen Kindergarten „Zwergenoase“ zu Spiel und Sport auf den Platz. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Platzes leiten die Programme, während die Kindergartenerzieherinnen begleitend dabei sind.

Eine weitere Zielgruppe sind Seniorinnen und Senioren, von denen sich bereits etwa 15 zu verschiedenen Angeboten wie Boccia und Nordic Walking treffen. Hier erweist sich eine Kooperation mit einem nahe gelegenen Seniorentreff der Wohnungsgesellschaft Fortuna als hilfreich.

Zu Beginn des Jahres 2009 bestanden folgende Angebote:
Angebote für alle:
- Boccia/Boule
- Tischtennis, Badminton
- Einradfahren, Jonglieren
- Gartenschach
- Ausleihmöglichkeiten von Sportgeräten

Angebote für Mädchen:
- Rugby
- Fußball
- Tischfußball

Angebote für Jungen:
- Ballspiele (v.a. Fußball und Volleyball)
- Jonglieren und Einradfahren

Angebote für Kinder:
- Sport und Spiel für die Kinder des Kindergartens „Zwergenoase“

Angebote für Väter mit Kindern:
- Tischtennis

Angebote für Seniorinnen und Senioren:
- Boccia/Boule
- Nordic Walking
- Tischtennis
- Skat
- Selbstverteidigung


Vorgehen

Zusammen mit Kindern und Jugendlichen und in Kooperation mit verschiedenen Organisationen, die in dem Sozialraum tätig sind, wird auf diesem Platz ein attraktives Angebot entwickelt, das Jugendliche und auch Anwohnerinnen und Anwohner dazu animiert, sich auf dem Platz aufzuhalten. Vor allem Jugendliche, aber auch Kinder werden in die Lage versetzt, im Projektverlauf selbst Angebote zu gestalten und in Partizipationsverfahren Interessenskonflikte auszuhandeln.

Es besteht das ganze Jahr hindurch ein vielfältiges, breite Zielgruppen ansprechendes Sport-, Spiel- und Bewegungsangebot. Für die Anwohnerschaft und die Platznutzerinnen und -nutzer gibt es regelmäßig Feste – mindestens drei pro Jahr – und Turniere. Es werden Beteiligungsverfahren angewandt, z.B. Mädchen-, Jungen- und gemischte Platzkonferenzen, Modellbauprojekte (wenn es um Platz- und Raumgestaltungsfragen geht), Besprechungen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Angebote.

Für die in diesen Verfahren ermittelten Interessen werden gezielte Angebote entwickelt wie beispielsweise spezielle Sportveranstaltungen und Bewegungstrainings. Jugendliche werden darin geschult, selbst Bewegungsangebote zu machen (z.B. Jonglage), ihnen wird angeboten, Mediationsverfahren zu erlernen und, zuerst unter Anleitung, anzuwenden, und sie werden darin unterstützt, Feste und Turniere zu organisieren. Kinder und Jugendliche lernen in einem interkulturellen und intergenerativen Kontext – zunächst mit Unterstützung von pädagogischem Personal – ihre Interessen zu vertreten und in Aushandlungsprozessen Lösungen zu entwickeln, die allen Beteiligten entsprechen.

Die Wohnungsbaugesellschaft hat zusätzliche Gelder akquiriert, mit denen ein mobiler Aufenthaltsraum auf dem Platz errichtet und eingerichtet werden konnte.
Das Projektteam besteht aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschiedlicher Qualifikationen. Neben der Gesamtkoordinatorin gibt es einen Sozialpädagogen, Sporttrainerinnen und -trainer sowie Angestellte des öffentlichen Beschäftigungssektors.


Good Practice in

Niedrigschwellige Arbeitsweise

Der Platz ist sozialpädagogisch betreut und gleichzeitig in einer Weise konzipiert, dass er so niedrigschwellig wie möglich nutzbar ist.

Alle Angebote sind für die Nutzerinnen und Nutzer kostenlos.

Der Platz ist umzäunt, den Eintritt ermöglichen zwei Drehtüren an den entgegen gesetzten Längsseiten. Diese Drehtüren sind nie verschlossen.

Der Platz ist offen für Menschen aller Altersgruppen. Angebote richten sich, wie beschrieben, an Kinder ab dem Kindergartenalter, Jugendliche und ältere Menschen. Die Nutzung durch Menschen mit Migrationshintergrund wird vor allem durch die Mitarbeit von Migranten gefördert.

Die Anwesenheit des Fachpersonals macht es möglich, dass Kinder sich trauen, auch nachmittags alleine, ohne ihre Eltern oder Erzieherinnen bzw. Erzieher zu kommen.

Für die Nutzung des Platzes wird offensiv auf der eigenen Webseite, der Webseite des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf, in den Schulen der Bezirksregion Marzahn-Nord, im Seniorenklub der Fortuna Wohnungsgesellschaft und mit Flyern im Wohnumfeld geworben. Angebote, die Interessierte über das direkte Wohnumfeld hinaus anziehen könnten, wie zum Beispiel der Selbstverteidigungskurs für ältere Menschen, werden auch in der Mieterzeitung der Fortuna bekannt gemacht. Mehrere Feste im Jahr sollen neue Nutzerinnen und Nutzer anregen, den Platz zu besuchen.

Drei Container auf dem Platz, davon zwei, in denen man sich aufhalten kann, ermöglichen die Nutzung auch bei schlechtem Wetter. Natürlich sind die Nutzerzahlen dennoch jahreszeitabhängig. Von Frühling bis Herbst nutzen täglich zwischen zehn und 100 Besucherinnen und Besucher den Platz. An den Nachmittagen von Montag bis Donnerstag sind 30 bis 40 Besucherinnen und Besucher üblich, von Freitag bis Sonntag 40 bis 100.

Aktionen, um Nachbarinnen und Nachbarn zum Mitmachen zu gewinnen, waren im Jahr 2007 der gemeinsame Bau einer Hütte, eines Kletterschiffes und einer Schaukel. Im Jahr 2008 richtete sich der Fokus der drei Feste stark auf Familien, die zum Beispiel kleine Wettbewerbe und Turniere bestreiten konnten. Gemeinsam mit dem Wohnungsunternehmen Fortuna und der Kita „Zwergenoase“ wurde im benachbarten Garten des Vereins „Der Hafen“ mit monatlichen Familienfrühstücken begonnen. Hier können Eltern und Kinder sich treffen, gemeinsam gesundes Essen zubereiten und erhalten Informationen über die Angebote des Regionalraumes.

Partizipation

Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Schulen sowie Seniorinnen und Senioren aus der Nachbarschaft wurden als Zielgruppe von Anfang an in den Mittelpunkt aller Überlegungen gestellt und direkt gefragt, welche Angebote sie sich wünschen. Sie sollen selbst entscheiden, was ihnen wichtig ist und was sie gerne aufbauen und nutzen möchten. Der Platz war bereits durch den gemeinnützigen Betrieb „Stattbau“ unter Einbeziehung der Wünsche von Nachbarinnen und Nachbarn von einer Brachfläche zum Spiel- und Sportplatz gestaltet worden, bevor wegen vielfacher Klagen über Verschmutzung, Vandalismus und Lärmbelästigung der erste pädagogische Träger gesucht wurde. Dies wurde in einem Antragsverfahren 2005 Dissens e.V. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten also auf die bisherigen Nutzerinnen und Nutzer des nicht betreuten Platzes, zu etwa 90 Prozent Jungen, zugehen und deren Wünsche ermitteln. Anschließend wurden durch den Kontakt mit umliegenden Einrichtungen weitere Nutzergruppen sukzessive erschlossen.

In allen Gremien und an allen Entscheidungen sind und waren die Nutzerinnen und Nutzer (Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren) von Anfang an mitbeteiligt und stimmberechtigt. Das unter dem Kapitel „Zielgruppe“ aufgeführte Angebot ist in Zusammenarbeit mit allen Nutzerinnen und Nutzern entstanden und wird regelmäßig an deren Wünsche und Bedürfnisse angepasst.

Die Teilnehmenden gestalten die Trainings mit und entscheiden, ob sie zum Beispiel mit oder ohne Musik trainieren, Übungen abwandeln und auch wann sie konkret trainieren. Die Trainerinnen und Trainer geben lediglich den regelmäßigen zeitlichen Rahmen vor und sorgen für die inhaltliche Gestaltung.

Eine vierteljährliche Sportplatzversammlung, auf der Mitglieder der verschiedenen Interessengruppen des Platzes vertreten sind, entscheidet, welche Angebote es geben soll und welche Materialien dafür angeschafft werden. Außerdem können Vorschläge zur Platzgestaltung direkt an den Beirat herangetragen werden.

Bestimmte Partizipationsmethoden wie Wunschbäume, Dialogtafeln und Zukunftswerkstätten finden zusätzlich vereinzelt Anwendung.

Nach den „Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung“ (Wright et al., 2007) entspricht die Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer von „Unser Platz“ der Stufe 6 (von 9 Stufen) – „Mitbestimmung“.

Das Instrument der „Sportplatzpatenschaft“ richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren, erwachsene Nachbarinnen und Nachbarn, an interessierte Geschäftsleute sowie Politikerinnen und Politikern. Mit der Übernahme einer Patenschaft verpflichten sich die Beteiligten zu einer konkret definierten und langfristigen Unterstützung des Sportplatzes. So formalisiert ist dies noch nicht in Gang gekommen. Etabliert hat sich bisher, dass mehrere Erwachsene aus der Nachbarschaft ehrenamtlich eigenständig ein wöchentliches Sportangebot machen oder am Wochenende nach dem Rechten sehen.

Damit das Modell der Sportplatzpaten sich selbst tragen und zu einer Struktur werden kann, die ohne professionelle Hilfe auskommt, bedarf es noch weiterer Freiwilliger zum Beispiel für die Öffentlichkeitsarbeit oder als Helfer bei Festen.

Qualitätsmanagement

Das Projekt hat einen Beirat gegründet. In ihm sind die Schirmherrin des Projektes, die Jugendstadträtin von Marzahn-Hellersdorf, Frau Dr. Schmidt, Jugendliche, die Wohnungsbaugesellschaft, das Natur- und Umweltamt, die benachbarten Frauenprojekte „Hafen“ und „Mädchenmobil“, Streetworker und das Jugendamt vertreten. Dieser Beirat trifft sich halbjährlich, beschließt nach einer Bestandsaufnahme weitere Vorhaben und Vorgehensweisen und erörtert damit verbundene Schwierigkeiten.

In regelmäßigen Supervisionssitzungen besprechen die Geschäftsführerin, der Sozialpädagoge vor Ort und der Projektkoordinator die kurz- und langfristigen Ziele und Teilziele sowie deren inhaltliche Weiterentwicklung.

Grundlage dieser Sitzung und der regelmäßigen Gesamtversammlungen bietet das „Diensttagebuch“, in das besondere Vorkommnisse und die Anzahl der täglichen Besucherinnen und Besucher des Platzes eingetragen werden. Einmal wöchentlich wertet es der Sozialpädagoge vor Ort aus, halbjährlich auch die Geschäftsführerin.

Diverse Arbeitspapiere werden jährlich allen am Projekt mitwirkenden Personen zur Verfügung gestellt.

Beschwerden bespricht der Sozialpädagoge mit den Beteiligten und sucht gemeinsam mit ihnen nach Lösungswegen.

Zusätzlich zu den Treffen des Beirates, den Supervisionen und den Gesamtsitzungen finden vierteljährliche Sportplatzkonferenzen statt (siehe Praxisbereich Partizipation).

Die Projektverantwortlichen achten stets auf folgende Qualitätsindikatoren:
- die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer des Platzes
- die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer
- die möglichst große Mischung der Nutzerinnen und Nutzer des Platzes nach den Kriterien: Altersspektrum, Geschlecht, soziokultureller Hintergrund, körperliche Einschränkungen,
- die Häufigkeit besonderer Vorkommnisse wie Streitereien und
- die Annahme der geschlechtsspezifischen Angebote.

Außerdem müssen regelmäßige Projektanträge und damit verbundene Berichte an die Finanzierungspartner übersendet werden.


Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)

Mit dem Platz im Zentrum ist ein mit offenen und klaren Regeln gestalteter Sozialraum entstanden, in dem sich die Besucherinnen und Besucher ihre Angebote selbst schaffen. Kinder und Jugendliche nehmen dabei eine führende, konstruktive Stellung ein.

Die Beteiligung und Befähigung der Nutzerinnen und Nutzer scheint deutliche Früchte zu tragen. So sind kaum noch Vandalismusschäden zu verzeichnen, seit Dissens e.V. die Betreuung des Platzes übernommen hat. Auch mit rechtsradikalen Jugendlichen, die im öffentlichen Raum in Marzahn nicht selten anzutreffen sind, gibt es auf diesem Platz kaum Vorkommnisse – alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Schulung erhalten, wie sich Rechtsradikale bemerkbar machen, um gegebenenfalls sehr schnell eingreifen zu können. Die verhältnismäßig starke Präsenz von Mädchen auf dem Platz hält auch zu den nicht betreuten Zeiten an. Sie werden dann nicht, wie sonst auf Sportplätzen vielfach üblich, verdrängt.

Entscheidend für den Erfolg des Projektes ist weiterhin seine intensive Einbettung in das regionale Umfeld und die entsprechende Besetzung des Beirates. „Unser Platz“ wird von vielen Aktiven in der Region als ein attraktives, wichtiges Angebot wahrgenommen, mit dem sie gerne kooperieren und das sie auch unterstützen.


Literatur

Andresen, S. & Hurrelmann, K. (2007). Kinder in Deutschland 2007, 1. World Vision Kinderstudie. Frankfurt a.M.: Fischer.

Barthel, W., Ferchland, R. & Zahn, D. (Hrsg.). (2008). Marzahn-Hellersdorf - Tendenzen der demografischen und sozialräumlichen Entwicklung. Berlin: Institut für Sozialdatenanalyse (isda e.V.) im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin (Hrsg.) (2007). Soziale Infrastruktur Marzahn-Hellersdorf 2006. Bereich Gesundheit und Soziales. URL: www.berlin.de/imperia/md/content/bamarzahnhellersdorf/publikationen/gesundheit/gessozplanung/soziale_infrastruktur_2006ge_n.pdf (30.04.2009).



Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin (Hrsg.) (2008). Gesundheitsbericht Marzahn-Hellersdorf 2006/2007. URL: www.berlin.de/imperia/md/content/bamarzahnhellersdorf/publikationen/gesbericht2002/gesbericht2006_2007.pdf (30.04.2009).



Kurth, B.-M. & Schaffrath Rosario, A. (2007). Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, 50 (5/6), 736-744.

Lampert, T., Mensink, G.B.M., Romahn, N. & Woll, A. (2007). Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, 50 (5/6), 634-643.

Wright, M., Block, M. & von Unger, H. (2007). Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung. Info_Dienst für Gesundheitsförderung, 3_07, 4-5.

Laufzeit des Angebotes

Beginn: 2005

Abschluss: beendet!


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Altersgruppenübergreifend

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Jungen / Männer
  • Mädchen / Frauen

Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Es liegt keine Dokumentation vor.


Stand

31.03.2016

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