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01.08.2025

„Wir unterschätzen unsere Wirkung.“

Erkenntnisse aus der Fishbowl-Diskussion zur inklusiven Gesundheitsförderung am 1.7.2025

Jennifer Hartl, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

Schlagwörter:Gesundheitsförderung, Inklusion

Wie gelingt es, Gesundheitsförderung inklusiver zu gestalten? Welche Rolle spielen Netzwerke, politische Zugänge und Daten? Und was hindert uns eigentlich daran, mutiger zu handeln? Diese Fragen standen im Zentrum der Fishbowl-Diskussion bei der Werkstatt „Inklusion & Gesundheitsförderung NRW: Perspektiven verbinden, Netzwerke stärken“ am 1. Juli 2025 in Bonn. 

Eingeladen hatten die Aktion Mensch und die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit NRW. Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe von Aktivitäten, mit denen verschiedene KGC gezielt daran arbeiten, Inklusion innerhalb der Gesundheitsförderung zu stärken.  Rund 60 Teilnehmende aus ganz Nordrhein-Westfalen waren der Einladung gefolgt – aus Verwaltung, Behindertenhilfe und Selbstvertretung, Sport, Ministerien, Verfahrenlots*innen, Zivilgesellschaft und Gesundheitsförderung. Ziel des Tages war es, Akteur*innen zusammenzubringen, Perspektiven auszutauschen und konkrete Ideen für eine inklusive Gesundheitsförderung im Sozialraum zu entwickeln. 

Neben Fachvorträgen und Workshops zu den Themen Partizipation und Vernetzung bildete die Fishbowl-Diskussion am Nachmittag einen lebendigen Höhepunkt der Veranstaltung. 

Die Fishbowl-Diskussion wurde von Frank Liffers moderiert und fand gemeinsam mit Fachkräften aus Praxis, Verwaltung und Zivilgesellschaft statt. Mit dabei waren unter anderem: 

  • Carolina Zibell, Projektleitung „Inklusion vor Ort“ bei Aktion Mensch 

  • Anne Böhle, Projektmitarbeiterin der KGC beim Landesamt für Arbeitsschutz und Gesundheit NRW 

  • Stefan Burkhardt, Köln 

  • Eine Verfahrenslotsin sowie weitere Vertreter*innen aus Kommunen, Projekten, Trägern und Initiativen 

Ziel war es, in offener Atmosphäre Erfahrungen, Zweifel, Ideen und Fragen auszutauschen – ohne vorgefertigte Positionen oder klassische Podiumsstrukturen. Stattdessen wurde diskutiert, ergänzt, gewechselt – ganz im Sinne inklusiver Partizipation.

 

Was nehmen wir mit? – Reflexionen und Erkenntnisse

Zu Beginn wurden die Teilnehmenden gefragt: Was bleibt von diesem Tag? Was nehmen Sie mit? Die Antworten zeigen, wie vielschichtig das Thema ist: 

  • Inklusion ist ein gesellschaftliches Querschnittsthema, das oft noch zu abstrakt bleibt – konkrete Praxisbezüge helfen, es greifbar zu machen. 

  • Niemand steht allein da: Die Vernetzungsübung des Tages offenbarte neue Akteursgruppen, an die viele noch nicht gedacht hatten, wie z.B. die Verfahrenslots*innen, Kommunale Integrationszentren, Sanitätshäuser, Glaubensgemeinschaften u.v.m..   

  • Partizipation und Veränderung brauchen Geduld – Prozesse verlaufen nicht linear, sondern brauchen Ausdauer und gute Moderation. 

  • Gesundheitsförderung und Inklusion sind eng miteinander verbunden – Unterschiede traten im Gespräch kaum mehr in den Vordergrund. 

  • Wenn Veränderung nicht politisch gewollt ist, passiert sie nicht. Es braucht aktives Bekenntnis zu inklusiver Arbeit – und Ressourcen, um sie umzusetzen. 

 

Wie gelingt der Dialog mit Entscheidungsträger*innen? 

Ein zentrales Thema der Diskussion war der Zugang zur Politik: Wie gelingt es, Entscheider*innen zu überzeugen? 

  • Gute Vorbereitung ist das A und O: Zahlen, Fakten und anschauliche Beispiele helfen, Botschaften wirksam zu platzieren. 

  • Erfahrbare Formate wie Perspektivwechsel-Wochen oder Inklusionsparcours schaffen Nähe und Verständnis – und bauen Barrieren ab. 

  • Vertrauen aufbauen: Viele Entscheidungsträger*innen seien zwar offen, aber unsicher im Umgang mit inklusiven Themen – hier könne man als Fachkraft Orientierung bieten. 

  • Kommunalpolitik als Türöffner: Wenn klar ist, wer zuständig ist, lassen sich Gespräche gezielter anbahnen – insbesondere in kleineren Kommunen. 

  • Wahlkampf außen vor lassen: Netzwerke brauchen Räume für echte Zusammenarbeit – ohne politische Vereinnahmung. 

 

Was bremst uns? – Über Mut, Wirkung und strukturelle Hürden 

Zum Abschluss wurde die Frage gestellt: Was hindert uns eigentlich daran, mutiger zu sein? Die Antworten waren vielschichtig – und ehrlich: 

  • Viele unterschätzen ihre Wirkung und scheuen die Konfrontation mit komplexen Strukturen. 

  • Selbstwirksamkeit wird oft ausgebremst – durch fehlende Rückmeldung, mangelnde Ressourcen oder zu viel Konkurrenzdenken im Feld. 

  • Es fehlt an belastbaren Daten, um Wirkung nachzuweisen und politische Relevanz sichtbar zu machen. 

  • Wissenschaft und Praxis sollten stärker zusammenarbeiten – etwa durch Forschungsnetzwerke oder Abschlussarbeiten zu Wirkung, Strukturen und Bedarfen. 

  • Finanzierung bleibt ein Dauerproblem – ohne verlässliche Strukturen lassen sich langfristige Veränderungen kaum gestalten. 

 

Symbolischer Abschluss: Kleine Schritte sichtbar machen 

Zum Ende der Diskussion erhielt jede*r Teilnehmende einen Legostein – als Erinnerung daran, dass es nicht immer große Schritte braucht, um Veränderung zu ermöglichen. Inspiriert wurde die Aktion von der Jungen Stadt Köln, die mit Jugendlichen barrierefreie Legorampen für Bordsteine in Köln-Ehrenfeld gebaut hatte. 

Die Videoanleitung zum Mitbauen gibt’s hier: https://youtu.be/HOOwPclLAWQ 

 

Gemeinsam weiterdenken – und handeln 

Die Fishbowl-Diskussion machte deutlich: Inklusion und Gesundheitsförderung gehören zusammen – nicht nur thematisch, sondern auch praktisch. Es braucht mehr Räume für offene Gespräche, mehr Mut zur Wirkung und mehr kreative Lösungen im kommunalen Alltag. Und vielleicht auch einfach öfter die Frage: „Wer braucht was – und wie können wir das gemeinsam ermöglichen?“ 

Die vollständige Dokumentation der Werkstatt finden Sie hier 

 

Die Rolle des Kooperationsverbundes 

Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit unterstützt bundesweit die Arbeit der KGC in den Ländern und stärkt Synergien zwischen unterschiedlichen Handlungsfeldern. Auch im Themenfeld Inklusion & Gesundheitsförderung setzen verschiedene KGC gezielt Aktivitäten um. 

Mit der Werkstatt in NRW wurde nun ein weiterer Meilenstein gesetzt. Bereits 2023 fand eine Pilotveranstaltung in Schleswig-Holstein statt, ebenfalls in Kooperation mit Aktion Mensch und der dortigen KGC. Sie bildete die Grundlage für den aktuellen Austausch – die Dokumentation ist hier einsehbar: 

Zur Dokumentation der Fokus-Werkstatt Inklusion Schleswig-Holstein (PDF)  

In den kommenden Monaten möchten wir als Verbund weiter mit Kolleg*innen aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung zusammen mit der Aktion Mensch überlegen, wie wir gemeinsam und strategisch Inklusion innerhalb der Gesundheitsförderung stärken können – auf kommunaler, Landes- und Bundesebene

Denn klar ist: Es braucht langfristige Allianzen, Mut zum Perspektivwechsel – und konkrete nächste Schritte. 

 

Kontakt:

Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz NRW  

Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit      

Gesundheitscampus 10, 44801 Bochum 

 0234 91535-2107​ 

www.kgc.nrw.de  

 

Aktion Mensch e.V.​ 

Heinemannstraße 36​, 53175 Bonn​ 

 0228 2092-391​ 

www.aktion-mensch.de  

 

Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit 

bei Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

Friedrichstraße 231, 10969 Berlin

030 443190-702

www.gesundheitliche-chancengleichheit.de  

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