14.11.2008
Situation von Wohnungslosen hat sich kaum verbessert
Die aktuelle Statistik der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungslosenhilfe e.V. zeigt, dass sich die Situation von Wohnungslosen nicht wesentlich verbessert hat. Zwar ist die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland von 2005 auf 2006 um 2,7 Prozent gesunken und lag 2006 bei 254.000. Doch die Zahl wohnungsloser Menschen, die allein stehend leben, ist erstmals seit Jahren wieder um 2,3 Prozent auf 132.000 gestiegen (2006).
Nach der Statistik der BAG Wohnungslosenhilfe leben von den 254.000 Wohnungslosen rund 24 Prozent in Mehrpersonenhaushalten (Paare und Familien), 76 Prozent sind allein stehend. Etwa 18.000 Menschen leben ohne jede Unterkunft auf der Straße (2005: ca. 19.000). Der Frauenanteil unter den Wohnungslosen liegt bei 25 Prozent, die Zahl der Kinder und Jugendlichen bei 11 Prozent.
Wohnungslose leiden häufig an Suchterkrankungen ebenso wie an psychischen und somatischen Krankheiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Wohnungslosen liegt bei 46 Jahren.
Nach Angaben der BAG Wohnungslosenhilfe hat sich der Gesundheitszustand Wohnungsloser seit Einführung des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes (GMG) im Jahr 2004 stark verschlechtert. Verantwortlich dafür seien zahlreiche Regelungen des GMG: So müssten auch Wohnungslose Praxisgebühren und Zuzahlungen auf Heil- und Hilfsmittel zahlen, auch für sie entfallen die Zuschüsse zu Brillen, zahnmedizinische Behandlungen seien für Wohnungslose unbezahlbar.
Um der Ausgrenzung Wohnungsloser aus der medizinischen Versorgung entgegenzuwirken, fordert die BAG Wohnungslosenhilfe die Wiedereinführung der Befreiung von Zuzahlungen und Praxisgebühren für Bezieher und Bezieherinnen von SGB II- und XII-Leistungen. Zudem fordert die BAG für Wohnungslose ein niedrigschwelliges medizinisches Versorgungsangebot vor Ort.
Eine wichtige Institution der Berliner Wohnungslosenhilfe feiert dieser Tage ihr 20-jähriges Bestehen: der Arbeitskreis Wohnungsnot Berlin. Zu dem Arbeitskreis gehören 70 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Ort der Jubiläumsveranstaltung am 14. November 2008 unter der Schirmherrschaft von Sozialsenatorin Heide Knake-Werner ist die Kulturbrauerei in Berlin. In der Hauptstadt leben rund 10 000 Menschen ohne Wohnung.
Projekte und Initiativen, die sich an Wohnungslose richten, finden sich auch in der Praxisdatenbank auf www.gesundheitliche-chancengleichheit.de.
Beispiele guter Praxis der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten sind:
Kontaktladen Mecki (Hannover), Diakonisches Werk e.V.
Gesundheit jetzt - in sozialen Brennpunkten! (Mainz), Armut Gesundheit e.V.
Der Regionale Knoten Hamburg hat gemeinsam mit einer Vielzahl an Partnern eine Broschüre erstellt: "Hamburger Geschichten. Über die Schwierigkeiten wohnungsloser Menschen, medizinische Angebote in Anspruch zu nehmen", die kostenlos zur Verfügung steht (PDF 900 KB)