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08.06.2007

Selbsthilfegruppen und gesundheitliche Ungleichheit

Die Zeitschrift „Public Health Forum“ widmet ihre Juni-Ausgabe dem Schwerpunktthema „Selbsthilfe“. Nicole Kolba und Bernhard Borgetto untersuchen in einem Beitrag die Frage, ob Selbsthilfegruppen gesundheitliche Ungleichheit mildern oder gar noch verstärken. Ihr Aufsatz „Gesundheitsbezogene Selbsthilfe und soziale Ungleichheit“ fasst den derzeitigen Forschungs- und Literaturstand zusammen.

Obwohl die Rolle von Selbsthilfegruppen und -organisationen bereits seit den 80er Jahren untersucht wird, finden Kolba und Borgetto nach wie vor keine eindeutigen empirischen Ergebnisse: Einerseits stellen sie verschiedene aktuelle Studien vor, die in Selbsthilfegruppen eine Überrepräsentanz der - gesundheitlich ohnehin besser dastehenden - Mittelschicht ausmachen. Dies würde die Hypothese stützen, dass Selbsthilfegruppen - gesundheitsfördernde Wirkungen vorausgesetzt - gesundheitliche Ungleichheit nicht verringern, sondern bereits bestehende Ungleichheiten noch verstärken. Andererseits gibt es auch gegenteilige Studienergebnisse: So zeigen etwa das repräsentative Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts und auch eine aktuelle Untersuchung von Nicole Kolba zur Rheuma-Liga Baden-Württemberg keinen Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und der Teilnahme an Selbsthilfegruppen.

Nicole Kolba und Bernhard Borgetto sehen die unterschiedlichen Ergebnisse durch methodische Probleme bei der Operationalisierung von Schichtzugehörigkeit und Selbsthilfeaktivität, durch krankheitsspezifische Faktoren und die Art der Selbsthilfeaktivitäten bedingt und schließen, „dass in einigen Krankheitsbereichen soziale Gradienten hinsichtlich der Selbsthilfe-Aktivitäten existieren und in anderen nicht.“
Bei Krankheitsarten bzw. Gruppenarten, in denen ein Schichtgradient bekanntermaßen existiert, empfehlen Nicole Kolba und Bernhard Borgetto eine „Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen von sozial benachteiligten Betroffenen durch Selbsthilfeförderung“, sehen dazu aber auch den Bedarf weiterer differenzierter Studien.

Link zum „Public Health Forum“

Direkter Link auf den Artikel bei www.sciencedirect.com (kostenpflichtig)

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