07.08.2009
Kinder mit Übergewicht sind häufiger depressiv
Bei Kindern mit Adipositas treten bis zu dreimal häufiger als bei normalgewichtigen begleitende psychische Erkrankungen auf. Das zeigt eine Auswertung der Diagnosedaten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) von Kindern, die unter starkem Übergewicht leiden.
Demnach haben krankhaft übergewichtige Kinder eine durchweg höhere Rate paralleler psychischer Erkrankungen wie Angst, Depression oder Hyperaktivität sowie Schlafstörungen. Im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern war etwa die Diagnose eines Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndroms (ADHS) um 40 Prozent häufiger. Noch größere Unterschiede wurden bei den Befunden Angststörung (plus 70 Prozent) und Schlafstörung (plus 85 Prozent) beobachtet. Ein extremes Ergebnis gab es beim Befund Depressionen, unter denen übergewichtige Kinder dreimal so häufig leiden wie normalgewichtige.
Ab der Pubertät steigt die psychische Belastung von Kindern mit Adipositas besonders stark an. Dabei spielen vor allem Angststörungen eine Rolle. Außerdem ist die Adipositasdiagnose bei Mädchen stärker als bei Jungen mit einer psychischen Beeinträchtigung verbunden.
Diese Erkenntnisse beruhen auf ausgewerteten Diagnosedaten von rund 157 000 bei der GEK versicherten Kindern zwischen sechs und 14 Jahren. In dieser Gruppe sind rund 6000 junge Menschen oder 3,8 Prozent fettleibig. Die Auswertung hat ein Wissenschaftlerteam um Professor Carl-Walter Kohlmann und Dr. Heike Eschenbeck von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der GEK durchgeführt.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse ist in der Wissenschaftszeitung "Obesity Facts" unter dem Titel "Physician-diagnosed Obesity in German 6- to 14-Year-Olds: Prevalence and Comorbitity of Internalizing Disorders, Externalizing Disorders, and Sleep Disorders" erschienen. Autoren: Heike Eschenbeck, Carl-Walter Kohlmann, Stefan Dudey und Thomas Schürholz. Obesity Facts 2009; 2:67-73.
Die Kiggs-Studie des Robert Koch-Instituts zeigt, dass unter starkem Übergewicht vor allem sozial benachteiligte Kinder und Kinder aus Migrantenfamilien leiden.Darüber hinaus finden sich bei diesen Kindern häufig psychische Probleme wie Verhaltensprobleme, emotionale Probleme und Hyperaktivitätsprobleme. Weitere Informationen finden Sie hier.
Unter den mehr als 1800 Projekte in der Praxisdatenbank auf dieser Seite finden sich zahlreiche Projekte, die sich mit der Gesundheit von sozial benachteiligten Kindern befassen, etwa:
Das Erfurter Projekt „Kleeblatt“ ist eine sozialpädagogische Fördereinrichtung für Kinder, die wegen seelischer Behinderung mit Beeinträchtigungen im Lernen und Verhalten im öffentlichen Schulsystem scheitern. Meist stammen sie aus Familien mit niedrigem Sozialstatus. Einzelunterricht und eine intensive sonderpädagogische Betreuung leiten die Kinder dazu an, ihre Ressourcen zu entdecken und zu mobilisieren. Das Projekt trägt maßgeblich dazu bei, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Zum einen geschieht dies durch die Steigerung psychosozialer Kompetenzen, was ihnen u. a. Sicherheit gibt, zum anderen sind sie meist wesentlich entspannter weil zum Beispiel der Alltag strukturierter ist. Dies soll ihnen ermöglichen, später wieder in die alte Schule zurückzukehren.