18.05.2006
Depression ist weit verbreitet und trifft sozial Benachteiligte häufiger
Bei fast vier Prozent aller männlichen Versicherten und bei über neun Prozent aller weiblichen Versicherten wird eine Depression diagnostiziert. Zum Vergleich: Bei Diabetes liegt der Wert bei fünf Prozent. In den letzten vier Jahren hat es 40 Prozent mehr Depressions-Erkrankungen gegeben, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ähnlich stark stieg die Menge der verschriebenen Medikamente. Dies geht aus Daten hervor, die ein Wissenschaftler/innen-Team im Auftrag der Gmünder Ersatzkasse ausgewertet und jüngst in der neuen wissenschaftlichen Publikation „Volkskrankheit Depression?“ vorgestellt hat.
Alter, geringes Einkommen und Arbeitslosigkeit sind Hauptrisiken für Depression
Weitere Analysen der Daten ergaben, dass ein höheres Einkommen offenbar vor Depression schützt. Wer über der Beitragsbemessungsgrenze verdient, hat ein um 25 Prozent geringeres Risiko für eine Depressionsdiagnose im Vergleich zu Pflichtversicherten. Arbeitslose haben im Durchschnitt ein etwa doppelt so hohes Risiko für eine Depressionsdiagnose wie Erwerbstätige. Mit zunehmendem Alter wird die Diagnose Depression häufiger vergeben. Von den achtzigjährigen Frauen unter den GEK Versicherten erhielt jede fünfte die entsprechende Diagnose.
Auf längere Sicht wird das Problem Depression weiter zunehmen: Nach Schätzungen der WHO werden Depressionen 2020 in den so genannten entwickelten Staaten die häufigste Volkskrankheit sein.
In Deutschland ist im April „Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln“ als sechstes nationales Gesundheitsziel festgelegt worden. Seit Dezember 2000 arbeiten mehr als 70 Organisationen an der Entwicklung und Umsetzung nationaler Gesundheitsziele. Im Jahr 2003 wurden vom Bundesministerium für Gesundheit die ersten fünf nationalen Gesundheitsziele zu den Themen Diabetes mellitus, Brustkrebs, Tabakkonsum, Gesund aufwachsen und Patientensouveränität veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Die Studie im Rahmen der neuen wissenschaftliche Reihe der Gmündener Ersatzkasse:
Gabriela Stoppe, Anke Bramesfeld, Friedrich-Wilhelm Schwartz (Hrsg.), Volkskrankheit Depression? Bestandsaufnahme und Perspektiven, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006.
Bericht: Depression als nationales Gesundheitsziel (PDF, 360 KB)
Nationale Gesundheitsziele (Deutschland): www.gesundheitsziele.de
Übersicht zu Gesundheitszielen: www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/:gesundheitsziele
Netzwerk: Das Kompetenznetz Depression ist ein bundesweites Netzwerk zur Optimierung von Forschung und Versorgung im Bereich depressiver Erkrankungen. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): www.kompetenznetz-depression.de
Der gemeinnützige Verein "Deutsches Bündnis gegen Depression e.V." verfolgt das Ziel, die gesundheitliche Situation depressiver Menschen zu verbessern und das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern. In zahlreichen Regionen und Städten haben sich entsprechende Bündnisse gegen Depression gebildet.