08.08.2007
Arbeitslosengeld II reicht nicht für gesunde Kinderernährung
Eine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) der Universität Bonn kommt zu dem Ergebnis, dass das Arbeitslosengeld (ALG) II nicht ausreicht, um Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren. Dazu wurden die Preise von mehr als 80 Lebensmitteln erhoben, die für die gesunde Ernährung benötigt werden. Anhand dieser Daten wurden die Kosten für eine so genannte "Optimierte Mischkost" ermittelt, die eine gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche zu vergleichsweise günstigen Preisen gewährleisten soll.
Ein Einkauf im Discounter, der eine ausgewogene Ernährung für einen 14 bis 18-Jährigen Teenager gewährleistet, kostet nach diesen Berechnungen 4,68 Euro täglich. Demgegenüber sind im Rahmen von ALG II für diese Altersgruppe jedoch lediglich 3,42 Euro pro Tag für Nahrungsmittel und Getränke vorgesehen, wie das FKE berichtet. Die für Kinder vorgesehenen 2,57 Euro reichen laut dem Institut gerade so aus, wenn ausschließlich im Discounter eingekauft wird. Die finanzielle Lücke wird also mit steigendem Alter immer größer. Insgesamt lässt sich nach Erkenntnissen der Studie eine ausgewogene Ernährung nicht realisieren, wie Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des FKE resümiert. Für Empfänger von ALG II sei es kaum möglich, ihre Kinder ausgewogen und gesund zu ernähren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Das FKE empfiehlt daher, die aktuellen Regelsätze für Kinder und Jugendliche zu überdenken. Familien müssten zudem besser als bisher mit einfacher umsetzbaren Maßnahmen und Ernährungsinformationen erreicht werden. Dies sei vor allem insofern sinnvoll, da Kinder und Jugendliche aus niedrigen sozialen Schichten häufiger unter Fettleibigkeit leiden wie besser situierte Altersgenossen. Das bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas besteht, wurde jüngst auch durch Auswertungen der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KIGGS) belegt. Ausführliche Informationen zu KIGGS finden Sie hier.
In der Datenbank Gesundheitsprojekte lassen sich Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Kindern recherchieren, welche unter anderem das Thema Ernährung in den Mittelpunkt stellen und die vor allem für Zielgruppen mit besonders niedrigem Einkommen konzipiert sind. Auch Good Practice-Projekte für diesen Bereich sind bereits identifiziert und können abgerufen werden. Diese Angebote sind zum Beispiel durch Niedrigschwelligkeit gekennzeichnet oder erreichen die Kinder und Jugendlichen direkt über KiTa oder Schule und sind auf diese Weise besonders gut geeignet, sozial Benachteiligte zu erreichen. Eine Auswahl der Projekte finden Sie hier.