In der Zeit zwischen Juni 2005 bis April 2006 wurden alle organisatorischen sowie verwaltungstechnischen Voraussetzungen für das Projekt „Tafel- und Familiengärten“ geschaffen. Verantwortlich für das Projektmanagement ist die AQB. Die Konzeption des Projektes wurde der ARGE Magdeburg eingereicht. Die Bewilligung erfolgte im März 2007. Im April 2007 starteten die „Tafel- und Familiengärten“.
Als Erstes prüfte die Projektkoordinatorin, wie viele Gärten für das Vorhaben zur Verfügung standen. Darauf ausgerichtet, beantragte sie die Anzahl der gewünschten Stellen bei der ARGE. Die ARGE wählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Projekt aus. In einem Informationsgespräch bei der AQB wurden den potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Inhalt der Maßnahme und die anfallenden Aufgaben und Qualifizierungsmöglichkeiten erläutert. 2008 und 2009 verlief die Teilnehmerakquisition für das Projekt auf die gleiche Weise. Insgesamt waren bisher 177 Frauen und Männer in die Maßnahme involviert. Jeder von der ARGE empfohlene Teilnehmer, jede Teilnehmerin entscheidet selbst, ob ihm oder ihr diese Art der Arbeit liegt und er oder sie am Projekt mitwirken möchte. Abzüge von Leistungen bei einer Nichtannahme des Maßnahmeangebotes erfolgen in diesem Fall nicht. Dieses unsanktionierte Vorgehen förderte die Akzeptanz des Angebots. 2008 und auch in 2009 war die geplante Teilnehmerzahl bereits in den ersten zwei Wochen erreicht.
Zu Beginn der Maßnahme – je nach Witterungsverhältnissen im Februar oder März des Jahres – werden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeitsschutzrechtlich belehrt, Arbeitsschutzkleidung wird ausgeteilt und die Betreuer, vier Vorarbeiter und ein Projektleiter, begleiten sie zu den entsprechenden Gartensparten. Ab dem nächsten Tag müssen die Teilnehmenden selbstständig in der ihnen zugesprochenen Gartensparte erscheinen. Die Arbeitsgeräte werden von der AQB bereitgestellt und bleiben über den gesamten Maßnahmezeitraum in einem Geräteschuppen vor Ort aufbewahrt.
Während des Maßnahmezeitraumes werden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Umgang mit dem Freischneider und dem Rasenmäher in je einer Tageseinweisung unterrichtet. Weiterhin nehmen sie zu unterschiedlichen Zeiten gemeinsam mit den Betreuern an einem Lehrgang zum Garten- und Landschaftsbau teil. Einige ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen an einem einwöchigen Kettensägelehrgang der Firma Saale Akademie BQI Schönebeck teilnehmen.
Der Lehrgang zum Garten- und Landschaftsbau im Vereinsheim Kleingärtnerverein Volkswohl in Ottersleben setzt sich aus sieben Modulen zusammen. Das ersten beiden Module vermitteln theoretische Grundlagen. Hier erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas über die Bedeutung des Anbaus und der Ernte von Produkten der Gartenbewirtschaftung und über die Nahrungsmittelproduktion, lernen die Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Wirtschaftsweise sowie die Aufgaben und Ziele des Gesundheitsschutzes wie Arbeits-, Unfallschutz und präventive Maßnahmen. Das richtige Verhalten bei Unfällen und Bränden, Grundkenntnisse der Ersten Hilfe sowie der Umgang mit Brandschutzanlagen und -geräten sind weitere Lernziele der ersten beiden Module, die zwölf Unterrichtsstunden umfassen. Das dritte Modul mit 18 Unterrichtsstunden vermittelt theoretische Grundlagen der Bodenkunde, Pflanzenernährung und -düngung sowie Bodenbearbeitung und sieht zudem, wie auch alle vier folgenden Module, praktische Übungen vor. Das vierte Modul behandelt Pflanzenbau und landwirtschaftliche Kulturen wie beispielsweise Getreide- und Kartoffelanbau, das fünfte die Gemüsekulturen und das sechste die Obstkulturen. Im siebten und letzten Modul lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Verarbeitung von Obst und Gemüse kennen. Abschließend legen sie eine schriftliche und mündliche Prüfung ab, die bislang alle bestanden haben. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält ein Zertifikat über die erworbenen Grundkenntnisse im Garten- und Landschaftsbau und kann dieses als Qualifizierungsbeleg bei Bewerbungen nutzen.
Vier Betreuer, ein Vorarbeiter und ein Projektleiter begleiten die Beteiligten, betreuen die Gruppen vor Ort und sind die ganze Zeit während der Bewirtschaftung anwesend. Die Bewirtschaftung erfolgt in der Zeit von 7.00 bis 13.30 Uhr. Die wöchentliche Arbeitzeit beträgt 30 Stunden, sechs Stunden pro Tag mit einer Pause von 30 Minuten. Die Pausenzeit kann selbstständig festgelegt werden.
Arbeiten wie Hacken und Jäten von Unkraut stehen im Vordergrund der Maßnahme. Zur Erntezeit können die Teilnehmenden einen Teil der Ernte für den Eigenverbrauch mit nach Hause nehmen. Der Rest wird in den Räumlichkeiten der Magdeburger Tafel entweder gleich zu warmen Mahlzeiten oder zu Kompott verarbeitet, konserviert oder frisch in Beuteln mit anderen Lebensmitteln an Bedürftige verteilt.
Während der ersten Projektphase 2007 stellten die Projektverantwortlichen fest, dass viele der Beteiligten Lebensmittel wie Rote Beete und Kohlrabi nicht kannten und schon gar nicht zu einer Mahlzeit zubereiten konnten. Dieser Herausforderung nehmen sich die Projektverantwortlichen seit 2008 an und bieten seitdem Kochkurse für Interessierte aus dem ALG II-Bezug sowie für Kinder und Jugendliche in der objekteigenen Küche oder in einer gepachteten Küche an. Ziel dieser Kochkurse ist es, die Ernährung der Beteiligten und ihrer Familien trotz geringer Mittel gesund zu gestalten, ihnen die Verarbeitung regionaler Produkte zu zeigen, ihre Kochaktivitäten anzuregen und sie über Lebensmittel, die in Sachsen-Anhalt angebaut werden, zu informieren. Im Juli 2008 wurde der erste Kochkurs mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Die Nachfrage war überwältigend. Seit August 2008 wird nun jeden Dienstag und Donnerstag je ein einwöchiger Koch- und Backkurs angeboten. Das Angebot wird auch in 2009 fortgeführt. Die Kursleiterinnen und -leiter sind ausgebildete Köche, Bäcker und Diätassistenten. Die Kosten für das Fachpersonal werden von der ARGE im Rahmen des Projektes übernommen.