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Future Now: Für eine resiliente Gesundheitsförderung nach der Corona-Pandemie

19. Jahrestreffen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit​

Donnerstag, den 18. November 2021 & Donnerstag, den 25. November 2021, digital 

Welche Erfahrungen wurden in der Corona-Pandemie in der Gesundheitsförderung vor Ort gesammelt? Inwiefern können Erkenntnisse der Resilienzforschung dabei helfen, zukünftige Krisen wie andere Pandemien sowie den voranschreitenden Klimawandel besser zu bewältigen? Und wie sollte die Gesundheitsförderung von morgen konkret gestaltet werden, um auch in einer Krise Gesundheitliche Chancengleichheit weiter voranzutreiben? 

Auch 2021 fand das Jahrestreffen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit wie bereits im Jahr zuvor aufgrund der pandemischen Situation digital statt. Über 130 Kolleg*innen aus den Mitgliedsorganisationen des Kooperationsverbundes, aus Kommunen des kommunalen Partnerprozesses „Gesundheit für alle“, aus den Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC), dem Steuerungskreis und dem Beratenden Arbeitskreis sowie der Arbeitsgruppen des Verbundes trafen sich, um gemeinsam zu diskutieren und sich zu vernetzen. Moderiert und technisch unterstützt wurde die Veranstaltung durch Daniel Unsöld und Henna-Elise Selkälä. 

Die Corona-Pandemie hat viele gesellschaftliche Bereiche in den letzten eineinhalb Jahren vor große Herausforderungen gestellt. So auch die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention. Was viele Wissenschaftler*innen im vergangenen Jahr voraussagten, hatte sich in den Jahren 2020 und 2021 auf Grundlage von Forschungsergebnissen bestätigt: Menschen in schwieriger sozialer Lage haben ein höheres Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren und sind zudem stärker von den (sozialen) Folgen der Pandemie betroffen.  

Im Rahmen des 19. Kooperationstreffens wurde gemeinsam diskutiert, wie die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes Gesundheitsförderung und Prävention gestaltet werden kann, um für zukünftige Krisen (z.B. den Klimawandel) besser gewappnet zu sein. Hierbei boten die Erfahrungen aus Praxis und Wissenschaft wichtige Impulse. Wertvolle Einblicke ermöglichten Erkenntnisse der Resilienzforschung. Wissenschaftler*innen aus diesem Bereich untersuchten, wie sich Systeme langfristig anpassen können, um auf mögliche zukünftige Krisen oder Schockereignisse vorbereitet zu sein. Der Ansatz des Bouncing forward erklärt, wie eine systemische Resilienz gefördert und dadurch Transformationsprozesse gemeistert werden können.  

Perspektiven für die Gesundheitsförderung von morgen - Auftaktveranstaltung 

Donnerstag, dem 18. November 2021 

Begrüßung  

  • Prof. Dr. Martin Dietrich, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)  

Der kommissarische Leiter der BZgA Prof. Dr. Martin Dietrich wies in seiner Begrüßung auf die zentrale Bedeutung des Kooperationsverbundes seit seiner Entstehung hin. Wichtige Vorarbeiten für diesen Kooperationsverbund geschahen vor 20 Jahren, im Herbst 2001 in Köln, als die BZgA rund ein Dutzend Expert*innen zu einem Workshop zum Thema Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial benachteiligten Gruppen einlud. In diesem Workshop wurde der Grundstein für den Kooperationsverbund gelegt und Kernelemente dessen angelegt: (1) Transparenz über die praktischen Aktivitäten in unserem Handlungsfeld schaffen, (2) Kriterien für gute Praxis etablieren, und (3) das Thema Gesundheitliche Chancengleichheit auf die Agenda von Entscheidungsträger*innen in Bund, Ländern und Kommunen setzen. Gerade der Verlauf der Corona-Pandemie habe verdeutlicht, wie wichtig es auch heute noch sei, den Fokus auf gesundheitliche Chancengleichheit zu legen.  

Auf dem 9. Kooperationstreffen 2011 in der Berliner Kalkscheune konnte der kommunale Partnerprozess „Gesundheit für alle“ offiziell aus der Taufe gehoben werden. 16 Gründungs-Kommunen vereinbarten, im Aufbau integrierter kommunaler Strategien zusammenzuarbeiten, sich auf dem von der BZgA bereit gestellten Portal inforo dazu auszutauschen und das Angebot zur Begleitung durch die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in ihrem jeweiligen Bundesland anzunehmen. Mittlerweile beteiligen sich an diesem Prozess mehr als 70 Kommunen im ganzen Bundesgebiet. 

Als Highlight beim Jahrestreffen 2021 hob Prof. Dr. Martin Dietrich die Überarbeitung der Broschüre „Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung“, in der die 12 Good Practice-Kriterien dargestellt und ausführlich erläutert werden, und deren Übersetzung in die englische Sprache, hervor. 

Wer hat teilgenommen? – Umfrage  

Als Einstieg in die Veranstaltung bat der Moderator die Teilnehmenden, an einer Live-Umfrage zu ihrem beruflichen Hintergrund teilzunehmen. Die Ergebnisse (n= 99) verdeutlichen die Arbeitsfelder, in denen die Teilnehmenden tätig waren.  

Im Rahmen einer weiteren kleinen Abfrage zeigte sich, dass etwa 46 % der Teilnehmenden (n=90) bereits 2020 am Kooperationstreffen teilgenommen hatten, welches zu diesem Zeitpunkt erstmalig digital stattgefunden hatte. Für 54 % war es 2021 das erste digital ausgerichtete Jahrestreffen des Kooperationsverbundes. 

Die Gesundheitsförderung der Zukunft – Umfrage   

Der Moderator lud die Teilnehmenden dazu ein, ihre Gedanken zu folgender Frage über den Chat zu teilen: „Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an die Gesundheitsförderung der Zukunft denken?“. Zeitgleich schickten sie ihre Antworten ab.* 

"Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die Gesundheitsförderung der Zukunft denken?“

  • Soziale Gerechtigkeit; Soziale Gerechtigkeit im Blick 
  • Pandemieerfahrungen nutzen 
  • Resilienz  
  • Berücksichtigung der lessons learned aus der Pandemie 
  • Gesundheitsförderung muss wichtiger und selbstverständlicher werden in der Wahrnehmung aller 
  • Stärkere system- bzw. ressortübergreifende Kooperation  
  • Sicherstellung der notwendigen Ressourcen durch Bund, Land und Kommunen 
  • Abbau von Verwaltung, zu engen Vorgaben, um besser und schneller aktiv werden zu können 
  • Gesundheitsförderung muss noch interdisziplinärer werden – andere Bereiche müssen noch stärker einbezogen werden 
  • Hoffnung auf Aufnahme der Finanzierung in gesetzliche Rahmenbedingungen 
  • Gesundheit als Querschnittsthema 
  • Gesundheit wird in allen Politikbereichen mitgedacht 
  • Ziel ist es, Gesundheit und Wohlbefinden zu starken/primären Entscheidungsgrundlagen für Politik, Gesellschaft und Individuen zu machen
  • selbstverständliches Querschnittsthema in der Schul- und Unterrichtsentwicklung – deutlich sichtbar in Bildungsinstitutionen 
  • Hoffnung auf stabile Zugangsstrukturen 
  • Das Thema Prävention wird einen noch größeren Stellenwert einnehmen (müssen) 
  • Strukturaufbau 
  • Viel mehr Gewicht auf Health in All Policies 
  • Integriertes, abgestimmtes Handeln aller Fachbereiche 
  • Echte Kooperationen, Gesundheitsförderung ist ausreichend verstetigt 
  • Gesundheitsförderung & Prävention werden stärker in (auch kleinen) Kommunen eine Rolle spielen. Dazu braucht es auch kommunalpolitische Kompetenzen – Partner und eigenes Wissen... 
  • Gesundheitsförderung bedarf der Betrachtung der gesamten Lebenswelt der Menschen: Dafür müssen wir Lebensräume schaffen, die Gesundheit befördern 
  • Begegnung im ländlichen Raum für ältere Menschen fördern 
  • Gesundheitsförderung muss sich noch stärker auf den Sozialraum (Wohn- und Lebensort der Menschen) beziehen 
  • Förderung der kommunalen Ressourcen 
  • Lokale Aktionen mit globaler Wirkung 
  • Flexible, aber beständige Angebote 
  • Gesundheitsförderung über die gesamte Lebensspanne 
  • gezielte Förderung in früher Kindheit; Support für Familien 
  • Niedrigschwellig, Impulse begegnen einem "an jeder Ecke" 
  • niedrigschwellige, sozialraumorientierte Gesundheitsförderung 
  • Ländlicher Raum: Mobilität und Erreichbarkeit der Zielgruppen 
  • Aufsuchende Arbeit durch Gesundheitsfachkräfte 
  • Stadtteile im Fokus und Verknüpfung mit Klima und Nachhaltigkeit 
  • Klima und soziale Gerechtigkeit 
  • Gesundheitsförderung ist überlebenswichtig und muss die Umwelt mit einbeziehen 
  • Klimaschutz 
  • Klimawandel & Chancengleichheit 
  • Starker Fokus auf die Förderung der Gesundheitskompetenz 
  • Digitale Gesundheitskompetenz 
  • digitale Formate 
  • Zunahme an digitalen Angeboten 
  • Digitalisierung 
  • Integration digitaler Methoden und Arbeitsweisen und Psychische Gesundheit 
  • Seelische Gesundheit 

Beitritte zum Kooperationsverbund – Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und Deutsche Gesellschaft für Public Health (DGPH)  

  • PD Dr. Dr. Burkhard Gusy, Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V.  (DGPH)   
  • Dr. Frank Lehmann, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP)  
  • Dr.in Susanne Jordan, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP)  

Die Mitgliedsorganisationen des Kooperationsverbundes durften im Rahmen des Kooperationstreffens zwei neue Mitglieder begrüßen. Die Deutsche Gesellschaft für Public Health e. V.  (DGPH) sowie die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) traten am 18. November 2021 dem Kooperationsverbund bei und bereichern diesen um ihre starke wissenschaftliche Expertise im Bereich Prävention, Public Health und Sozialmedizin. 

Bevor der offizielle Beitritt der beiden Fachgesellschaften vollzogen wurde, wurden diese durch PD Dr. Dr. Burkhard Gusy (DGPH) sowie Dr. Frank Lehmann (DGSMP) und Dr.in Susanne Jordan (DGSMP) vorgestellt. PD Dr. Dr. Burkhard Gusy zeichnete die bereits langjährige Zusammenarbeit mit dem Kooperationsverbund (z. B. im Rahmen des Kongresses Armut und Gesundheit) und die Berührungspunkte (z. B. Kompetenznetzwerk Public Health Covid19) nach. Dr. Frank Lehmann stellte mögliche Anknüpfungspunkte und Synergien zwischen der DGSMP und dem Verbund vor. Die Rolle der Ärzteschaft in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung weiter herauszuarbeiten, wolle die DGSMP als Mitglied im Kooperationsverbund weiter vorantreiben.    

Dr.in Ursula von Rüden, Leitung des Referats Q3 – Evaluation, Methoden, Forschungsdaten der Abteilung Q – Forschung, Zielgruppen, Lebenslagen der BZgA, nahm symbolisch die unterzeichneten Beitrittserklärungen von PD Dr. Dr. Burkhard Gusy und Dr. Frank Lehmann entgegen und begrüßte die beiden Fachgesellschaften als neue Mitglieder im Kooperationsverbund. 

  • Hier finden Sie weitere Informationen zur DGSMP und DGPH

Assoziationen zum Begriff „Resilienz“ – Umfrage  

Zur Einstimmung in das Themenfeld Resilienz und Resiliente Systeme lud der Moderator das Publikum zur Teilnahme an einer Umfrage ein. Er fragte das Publikum: „Was verbinden Sie mit dem Begriff "Resilienz"?“ Die Auflistung zeigt, welche Gedanken die Teilnehmenden (n= 58) mit dem Begriff assoziierten.* 

„Was verbinden Sie mit dem Begriff "Resilienz"?“

  • Stärke; Stärkung (4) 

  • Vorbereitet und gestärkt sein  

  • Lernfähigkeit aus Krisen  

  • Herausforderungen meistern  

  • (psychische) Widerstandsfähigkeit (25); Widerstandskraft (gegen schwierige Bedingungen); widerstandsfähige Systeme und Strukturen  

  • Umgebungsfaktoren  

  • Anpassungsfähigkeit (3) 

  • Lebensfreude  

  • Ausgeglichenheit  

  • Optimismus  

  • Problembewältigungskompetenz von Personen und Systemen  

  • Das „Immunsystem der Seele“  

  • „... komme gut zurecht“ 

  • Schutzfaktor  

  • Ressourcen 

  • Mentale Stärke, um mit Herausforderungen umzugehen  

  • Aufrechterhaltung der Regelversorgung trotz Systemschock  

  • Kraft 

  • Durchhalten 

  • Überleben 

  • Reaktionsfähig  

  • Chancen  

  • Veränderung

Wie Erkenntnisse aus der Resilienzforschung in der Corona-Krise helfen können – Impulsvortrag 

  • Dr. Florian Roth, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)  

In seinem Impulsvortrag „Bouncing forward – Wie Erkenntnisse aus der Resilienzforschung in der Corona-Krise helfen können“ erläuterte Dr. Florian Roth zunächst das Verständnis von Resilienz sowie von resilienten Systemen und benannte die Merkmale und Kriterien ebendieser. Dr. Florian Roth skizzierte, welchen Einfluss Resilienz auf die Bewältigung einer Krise haben kann. Besonders die soziale Resistenz, also die Fähigkeit von sozialen Strukturen mit Schocks zurechtzukommen, sei aus seiner Sicht wichtig, um gestärkt aus einer Krisensituation hervorgehen zu können. Da solche komplexen Systeme von vielen Faktoren abhängig seien, bedürfe es einer ausführlichen Analyse, um im Anschluss Vulnerabilitäten zu analysieren und reduzieren. Hierzu eigneten sich aus seiner Sicht am besten, die Bevölkerung im Sinne des Empowerments zu befähigen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und somit zu einer Bewältigung der Krise beizutragen.  

  • Die Begleitpräsentation zum Impulsvortrag können Sie hier abrufen.
  • Den Impulsvortrag zum Nachhören und -sehen finden Sie hier

Ansatz resilienter Systeme & Übertragbarkeit auf die Gesundheitsförderung – Austausch mit dem Publikum 

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mit Dr. Florian Roth in den Austausch zu treten. Zentrale Aspekte dieses Austausches waren: 

  • Übertragbarkeit des Resilienz-Ansatzes auf die Gesundheitsförderung & Partizipation der Bevölkerung 
    Die vorgestellten Ansätze wurden als übertragbar auf das Handlungsfeld der Gesundheitsförderung eingeschätzt: als wichtig bewertete Dr. Florian Roth hierbei, sowohl staatliche als auch nicht-staatliche Strukturen einzubeziehen, aber auch die Bevölkerung zu beteiligen. Die Bürger*innen sollten bei der Etablierung eines resilienten Systems in den Mittelpunkt gestellt werden. Hierbei sollte beachtet werden, welche Fähigkeiten und Informationen für die Bevölkerung notwendig seien, um Entscheidungen zu treffen. 
     
  • Ownership und Leadership von Lernprozessen 
    Um Lernprozesse (z. B. hinsichtlich Resilienzförderung) innerhalb von Systemen (u. a. im Gesundheitswesen) anzustoßen, müssten klare Verantwortlichkeiten benannt werden. Zudem sei eine deutliche Unterstützung und Befürwortung eines solchen Prozesses durch die Führungsebene grundlegend. 
     
  • Aufbau von Resilienz in weniger flexiblen (Förder-)SystemenLernprozesse und der Aufbau von Resilienz benötigten Freiräume. Daher sollten Förderstrukturen diese ermöglichen und vorsehen. In vielen aktuellen Förderprogrammen gebe es wenig Freiräume, um neue Vorgehensweisen und Strukturen zu erproben. Resilienz lebe jedoch davon, Dinge im Kleinen auszuprobieren bzw. Pilotprojekte durchzuführen, um schließlich erfolgreiche Anpassungsstrategien in die Breite zu adaptieren.
     
  • Nudging als (begrenztes) Mittel zur Selbsthilfe 
    Nudging könne kurzfristig funktionieren, könne sich jedoch auch ins Gegenteil umkehren und unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Dr. Florian Roth sprach sich klar für offene Kommunikationsformen aus und propagierte, Menschen in die Lage zu versetzen, selbst gute Entscheidungen treffen zu können.  
     
  • Stärkung von Resilienz in andauerndem Krisenmodus 
    Bei vielen Akteur*innen innerhalb des Handlungsfeldes sind die Energiereserven zunehmend aufgebraucht. Auf die Frage „Wie kann Resilienz in einem andauernden Krisenmodus gestärkt werden?“ benannte Dr. Florian Roth folgende Aspekte als Resilienz stärkend: 
  1. Fokussierung auf die vorhandenen (individuellen & kollektiven) Ressourcen und Förderung derer. 
  2. Systeme, die nach einer Krise Zeit & Raum einplanen, um gesammelte Erfahrungen und Vorgehensweisen zu reflektieren, profitierten langfristig davon. 
  3. Veränderungsprozesse brauchen Zeit und Geduld. 

Die Gestaltung der Gesundheitsförderung von morgen – Podiumsdiskussion mit Beteiligung des Publikums   

Im Anschluss an den fachlichen Vortrag diskutierten vier Expert*innen, wie die Gesundheitsförderung der Zukunft unter Berücksichtigung der vorgestellten Erkenntnisse aus der Resilienzforschung weiterentwickelt werden sollte. Die fachliche Moderation der Diskussionsrunde zum Thema übernahm Maike Voss, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit. Es diskutierten:  

  • Dr.in Claudia Böhm, Nachwuchsnetzwerk Öffentliche Gesundheit  
  • Uta Maercker, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR)  
  • Dr. Johannes Nießen, Gesundheitsamt der Stadt Köln  
  • Prof.in Dr.in Eike Quilling, Hochschule für Gesundheit Bochum  

Hinsichtlich der Weiterentwicklung des Handlungsfeldes wurden insbesondere folgende Aspekte diskutiert: 

  • Kommunikation – Akteure müssen eine gemeinsame Sprache finden 
  • Zusammenwirken der Akteure über Politikfelder hinweg 
  • Mehrwerte benennen & sehen – die Klima- und die Public Health-Community müssen über den Zugewinn von Kooperationen für Mensch & Umwelt sprechen 
  • Inter- & transdisziplinäre Zusammenarbeit braucht die Ausformulierung gemeinsamer Ziele 
  • Resilienz aufbauen – während und nach der Krise Räume für Reflexion der Erfahrungen ermöglichen 
  • Politische & rechtliche Hebel sollten genutzt und weiterentwickelt werden (z. B. Präventionsgesetz) 

Die zentralen Diskussionspunkte bildeten den Ausgangspunkt des Fachartikels "Aus der Krise lernen" von Maike Voss und Jennifer Hartl, im Rahmen dessen die Gestaltung des Handlungsfeldes weitergedacht wurde. --> Diesen Artikel lesen Sie hier.  

Ausblick 

Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Dr.in Ursula von Rüden bei allen Beteiligten und beim Publikum für die wertvollen Beiträge und interessanten Fragen sowie für die Vorbereitung der Veranstaltung und die Möglichkeit zum Dialog. 

Stefan Bräunling verwies auf den zweiten Teil des Jahrestreffens, der am 25. November 2021stattfinden solle und in dessen Rahmen die Diskussion mit Hauptaugenmerk auf Perspektiven aus der Praxis fortgeführt würde.

„Was nehmen Sie heute mit?“ – Umfrage 

Zum Abschluss hielten die Teilnehmenden im Rahmen einer Umfrage fest, welche Denkanstöße sie aus der Veranstaltung in ihren Arbeitsalltag mitnahmen:* 

"Was nehmen Sie heute mit?"

  • Denkanstöße zur Resilienz von Organisationen  

  • Spannende neue Aspekte zum Thema Resilienz   

  • Resilienz nicht als gegeben betrachten - sondern fördern!   

  • Resilienz braucht ein interdisziplinäres und personenzentriertes Vorgehen   

  • Ein guter Impulsvortrag zur Resilienz!   

  • Vortrag Bouncing forward war einfach top   

  • Gesundheitsämter müssen an Resilienz arbeiten   

  • Resilienz   

  • Vieles, z. B. einige neue Impulse zum Begriff der Resilienz 

  • Die wichtige Frage nach organisationaler Resilienz in neuem Gewand, von Florian Roth geschneidert    

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Forschung   

  • Interesse an der interdisziplinären Zusammenarbeit ist groß   

  • Um Kinder/Jugendliche zu stärken, muss die Soziale Arbeit und die Gesundheitsförderung gestärkt werden  

  • Gesundheitsmanagement ist ein zentrales Berufsbild   

  • Lobbyarbeit ist wichtig   

  • Health in All Policies, gemeinsame Sprache, hartnäckig, für alle (Umwelt, Tiere etc.)   

  • Health in All Policies  

  • Aufträge an Kommunen in Gesundheitsförderung gesetzlich verankern!  

  • Health in All Policies und Novellierung des Präventionsgesetzes   

  • Novellierung des Präventionsgesetzes   

  • Hohe Bedeutung der Gesundheitsförderung für die Pandemiebewältigung: aktuell und später. 

  • Sehr anregend für zukünftige Handlungsstränge, danke!   

  • Die Krise der Pandemie als Chance für die Gesundheitsförderung nutzen  

  • Veränderungen stehen an, aber man weiß noch nicht so recht, wo man anfangen soll  

  • Zeit geben 

  • Stärkung eigener Bemühungen, Vernetzung und Interprofessionalität weiter vorantreiben   

  • Vernetzung ist unser Weg, gemeinsam können wir etwas erreichen   

  • Vernetzung ist gut - es braucht aber auch konkrete Schritte...   

  • Vernetzung und gemeinsame Ziele schärfen   

  • Räume für Austausch schaffen (ohne Lösung)  

  • Mehr Kommunikationsräume schaffen   

  • Energie zur Anpassungsfähigkeit   

  • Achtsamkeit in allen Bereichen   

  • Bestätigung für eigene Einschätzungen sowie neue Hinweise und Anregungen, ein Bouncing forward ermöglichen   

  • Bestätigung dessen, was wir schon machen & einige neue Ideen   

  • Tolle neue Begegnungen und interessante Einflüsse...neue Aspekte   

  • Die gute Moderation und technische Umsetzung einer großen Online-Veranstaltung  

Erfahrungen & Perspektiven aus der Praxis vor Ort - Folgeveranstaltung 

Donnerstag, dem 25. November 2021 

Der zweite Veranstaltungstag des 19. Kooperationstreffens widmete sich ebenfalls der Frage, wie die Gesundheitsförderung der Zukunft gestaltet werden sollte. Der Fokus dieses Tages lag hierbei auf den vielfältigen Perspektiven aus der Praxis vor Ort sowie auf dem stärkeren inhaltlichen Austausch. 

Teilnahme an der Auftaktveranstaltung – Umfrage 

Insgesamt nahmen über 90 Personen an der Folgeveranstaltung des 19. Kooperationstreffens teil. Zu Beginn erfolgte eine kurze Abfrage zur Anwesenheit bei der Auftaktveranstaltung. Die Ergebnisse zeigen: ein Großteil der Teilnehmenden war bereits am 18. November 2021 dabei. Doch auch einige neue Gesichter waren im Rahmen der Veranstaltung zu sehen und brachten unter anderem ihre vielfältigen Perspektiven aus der Praxis der Gesundheitsförderung auf Projekt-, auf kommunaler, auf Landes- und auf Bundesebene ein.  

Begrüßung 

  • Dr.in Ursula von Rüden, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)  

Dr.in Ursula von Rüden begrüßte die Teilnehmenden herzlich im Namen der BZgA. Sie verwies auf die inhaltsreiche Begrüßung von Prof. Dr. Martin Dietrich (BZgA) am ersten Tag der Veranstaltung und freute sich auf den regen Austausch des zweiten Tages. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde, so Dr.in Ursula von Rüden, aktuell veröffentlicht. Darin sah sie viel Potential für die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung und Prävention. Gemeinsam müsste nun überprüft werden, wo sich fruchtbare Anknüpfungspunkte für das Handlungsfeld böten. In diesem Sinne wünschte sie den Teilnehmenden gute Diskussionen für die anstehende Veranstaltung.

Einführende Worte 

  • Stefan Bräunling, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.  

Stefan Bräunling von der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes begrüßte seitens der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes und gab dem Publikum einen groben Rückblick auf den ersten Veranstaltungstag. Er wünschte den Teilnehmenden viel Freude bei der Vertiefung der diskutierten Inhalte im Rahmen der Auftaktveranstaltung. 

Eindrücke aus der Auftaktveranstaltung des 19. Kooperationstreffens aus Perspektive einer KGC  

  • Sabine Köpke, Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz 

Sabine Köpke, Leitung der KGC Rheinland-Pfalz, ließ die Inhalte der Auftaktveranstaltung Revue passieren und stellte sich gemeinsam mit ihrem Team in Vorbereitung auf die Folgeveranstaltung die Frage: „Wie bereichern die Impulse aus der Auftaktveranstaltung den Arbeitsalltag der KGC Rheinland-Pfalz?“. Nach einer kurzen Wiederholung der Inhalte des ersten Tages und einer Skizzierung der Arbeitsfelder der KGC Rheinland-Pfalz teilte Sabine Köpke ihre (subjektiven) Eindrücke mit dem Publikum. 

In Anlehnung an Dr. Florian Roths vorgestellte Erkenntnisse aus der Resilienzforschung teilte Sabine Köpke ihre Assoziationen zu folgenden Fragen: Was wären mögliche Schocks für die Gesundheitsförderung und insbesondere für die Arbeit der KGC Rheinland-Pfalz? Was sind die zu unterstützenden Kernfunktionen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention von Partnern (z.B. Gesundheitsnetzwerken) bzw. von verschiedenen Zielgruppen? Zudem überführte sie die präsentierten Aspekte zu resilienten Systemen und zur individuellen Resilienz auf die Arbeit der KGC, um schließlich darauf einzugehen, was resiliente Systeme (im Handlungsfeld) auszeichnet und wie die Resilienz von KGC-Mitarbeitenden gestärkt werden könnte. Abschließend griff Sabine Köpke für sie zentrale Aspekte aus der Podiumsdiskussion der Auftaktveranstaltung auf und erläuterte, welche Aspekte des Resilienz-Ansatzes für die Gesundheitsförderung und Prävention relevant sein könnten. 

  • Hier können Sie die Begleit-Präsentation zu Sabine Köpkes Eindrücken abrufen. 

Kommunale Gesundheitsförderung in der Pandemie und danach: Erfahrungen und Visionen aus dem Landkreis Vorpommern-Rügen  

  • Ulf Kolbe, Landkreis Vorpommern-Rügen, Fachdienst Gesundheit  

Im Anschluss an die geteilten Eindrücke aus der KGC in Rheinland-Pfalz schloss sich Ulf Kolbe mit einem Erfahrungsbericht aus kommunaler Sicht an. Hierbei stellte er dar, wie die Corona-Pandemie Akteur*innen aus der Gesundheitsförderung und Prävention des Landkreises Vorpommern-Rügen in ihrer Arbeitsweise beeinflusst hatte. Hier rückte Ulf Kolbe u. a. Neugestaltung von Arbeitsprozessen, die Anpassung der Erreichbarkeit und Ansprache von Zielgruppen, sowie die besondere Bedeutung des Strukturaufbaus in der kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention, insb. von Präventionsketten im Landkreis in den Mittelpunkt seines Vortrages. Dabei verdeutlichte er, welche neuartigen Probleme die anhaltende Pandemie mit sich brachte, aber auch, welche neuen Chancen sich boten und ergriffen wurden.   

  • Die begleitenden Folien zu Ulf Kolbes Vortrag können Sie hier herunterladen. 

Kommunale Gesundheitsförderung in der Pandemie und danach – Ulf Kolbe im Austausch mit dem Publikum 

Im Anschluss an Ulf Kolbes Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mit ihm in den Austausch zu treten.** 

  • Welche Funktion kann die KGC in der Vernetzungsarbeit zur Unterstützung des Gesundheitsamtes in Corona-Zeiten einnehmen, z.B. in der Präventionskette für Kinder und Jugendliche?  
    Ulf Kolbe schilderte, dass die Zusammenarbeit der KGC Mecklenburg-Vorpommern sehr positiv verlaufe. Die Situation in den Schulen habe sich ein bisschen gebessert – beispielsweise was die Erreichbarkeit der Schulen in Corona-Zeiten und die Möglichkeiten zur digitalen Zusammenarbeit mit ihnen angeht. Technik und Fähigkeiten mussten erst angeschafft oder angeeignet werden. Hier sei man vorangekommen. Allerdings sei die Zusammenarbeit mit häufigem Kontakt verbunden und die Schulen seien allgemein durch Corona sehr belastet und hätten wenig Kapazitäten für Prävention. Die Einsicht, dass gute Gesundheitsförderung und Prävention gerade in der Corona-Krise geholfen hat, hätte sich noch nicht überall durchgesetzt. Nach wie vor bestünden Hemmungen bzgl. neuer Vorgehensweisen bei den Akteuren aus anderen Ressorts. Ulf Kolbe sei aber weiterhin bestrebt, Kontakte zu festigen. 
    Er unterstrich auch noch einmal die Rolle der KGC zur Schnittstelle Schule. Hier sei es hilfreich, wenn die KGC mit dem Bildungsministerium einen gemeinsamen Weg fände und ihn und seine Kolleg*innen in der Basisarbeit unterstütze. Die KGC sei immer eine gute Partnerin für Weiterbildung, Vernetzung und Erfahrungsaustausch (gewesen). Speziell zu Corona wäre es gut, wenn es Angebote für die Schulsozialarbeit gäbe, die sich um die „Generation Corona“ drehen würden. 
    Aus dem Publikum erfolgte die Anmerkung, dass die Sozialarbeit hinsichtlich dieser starken Belastungen der Kinder und Jugendlichen gestärkt werden müsse. Hierbei könnten die KGC eine Unterstützung darstellen. 
    Ulf Kolbe berichtete, dass im Gesundheitsamt in Vorpommern-Rügen Neueinstellungen vorgenommen wurden. Zwei Gesundheitswissenschaftler*innen, die berufliche Erfahrung im Bereich Sozialarbeit nachweisen können, seien nun Teil des Teams. Zudem bestünden Kontakte zu Schulsozialarbeiter*innen. Diese Einbindung der Sozialen Arbeit sollte auch bei der Umsetzung des Paktes für den ÖGD Berücksichtigung finden. 
     
  • Wie wurde die Gesundheitsberichterstattung in Vorpommern-Rügen konkret gestärkt?  
    Ulf Kolbe beschrieb die integrierte Sozial- und Gesundheitsberichterstattung als noch ausbaufähig. Sie hätte aufgrund der Aufgabenfülle bei Neugründung des Landkreises 2012 lange brach gelegen und nur die verpflichtende Statistik beinhaltet. Aufgrund des GKV-Strukturaufbaus konnten dann zwei neue Mitarbeiter*innen eingestellt werden, so dass die Arbeit nun besser verteilt sei und er die frei gewordenen Kapazitäten nun für den Wiederaufbau der Gesundheitsberichterstattung im Landkreis nutzten könne. Unterstützend sei hinzugekommen, dass die Gesundheitsberichterstattung auch als Landesproblem erkannt würde und eines der Landesgesundheitsziele sei. Hier gäbe es einen Forschungsauftrag, die markanten Indikatoren und die Möglichkeiten der Evaluation der Gesundheitsziele des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu ermitteln.  
     
  • Welche Rolle soll die zukünftige Stabstelle in Vorpommern-Rügen bei einer nachhaltigen Krisenprävention spielen?  
    Stimmen aus dem Publikum unterstrichen, dass die Existenz einer Stabstelle (auch in dünner besiedelten Kommunen und Regionen) viele Möglichkeiten hinsichtlich der Vernetzung/Zusammenarbeit mit anderen Stellen/Ressorts mit sich bringe. 
    Ulf Kolbe erläuterte, dass die Stabsstelle grundsätzlich dazu gedacht sei, die Versäulung der Verwaltung zu überwinden und so effizienter zu arbeiten. Geplant sei die Zusammenführung aller Koordinationsstellen, die im weitesten Sinne mit Gesundheitsförderung und Prävention zu tun hätten (wie Frühe Hilfen, Psychiatriekoordination, Pflegestützpunkt, Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen, KISS, BGM und Schulsozialarbeit). All diese Koordinationen (bis auf Psychiatriekoordination und KISS) seien in die Ämterstruktur eingebunden und müssten für Entscheidungen den Dienstweg gehen, d. h. über die jeweiligen Fachdienstleiter*innen. Das könne manchmal länger dauern und sei auch vom Interesse der jeweiligen Fachdienstleiter*innen abhängig. Da sie im Landkreis dafür einstünden, dass dies alles jedoch Querschnittsaufgaben im Rahmen der Präventionskette seien, müssten sie auch ermöglichen, die Ämterstruktur aufzubrechen. Deswegen werde die Vorgehensweise durch eine Stabsstelle zukünftig krisensicherer: Sie könne schneller reagieren, personelle Ressourcen binden und durch den Direktzugriff auf den Landrat (bzw. Stellvertreter) die Themen besser platzieren. Zudem werde grundsätzlich die Wichtigkeit der Aufgaben betont. Des Weiteren sei es aufgrund der personellen Zusammenführung möglich, die Aufgaben gemeinsam zu stemmen und von einer Feuerwehrfunktion wegzukommen.

Die Workshop-Phase mit Vorträgen und Diskussionen 

In der Workshop-Phase fanden vier parallele Workshops statt, in denen unterschiedliche Projekte mit verschiedenen “Zielgruppen” im Fokus standen. Im Rahmen des Workshops hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Aktivitäten und Erfahrungen dieses Angebotes während der Corona-Pandemie kennenzulernen (u. a. Herausforderungen, erfolgreiche Bewältigungsstrategien und lessons learned) und erfuhren mehr über deren zukünftige Planungen. Gemeinsam diskutierten sie mit anderen Teilnehmenden die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes in der Praxis vor Ort. 

Nach einer Vorstellung der vier Projekte orientierten sich die Diskussionen entlang von Leitfragen:  

  1. Welchen Herausforderungen sind Sie begegnet und welche Lösungswege haben Sie gefunden? Oder wie sind Sie damit umgegangen?  

  2. Daraus ableitend: welche Rahmenbedingungen brauchen wir, damit die Gesundheitsförderung (vor Ort) krisenfester aufgestellt ist? Was sind ihre konkreten Visionen: was zeichnet eine krisenfeste Gesundheitsförderung von morgen aus?  

Blitzlichter aus den einzelnen Workshops im Plenum 

Im Anschluss an die Workshops bat der Moderator die einzelnen Workshop-Beteiligten darum, kurze Blitzlichter zu den Diskussionen zu ermöglichen. Die Ergebnisse wurden über digitale Whiteboards gebündelt. Ein kurzer Rundum-Blick [PDF in guter Auflösung von Gesamtdarstellung hier verlinken] auf die vielen befüllten Kärtchen verdeutlichte die gehaltreichen Diskussionen in den einzelnen Workshops. 

Die vier Workshops im Überblick

Workshop 1: Einsamkeit in der Corona-Pandemie – ältere Menschen (digital) erreichen  

  • Referentin: Nina Witzel, Generationennetz Gelsenkirchen e.V.  
  • Moderation: Pia Piotrowski, Landeszentrum Gesundheit ​Nordrhein-Westfalen 

Das Generationennetz Gelsenkirchen e.V. stellte exemplarisch zwei Aktionen vor, die geschaffen wurden, um möglichst niedrigschwellig Isolation und Einsamkeit älterer Menschen entgegenzuwirken: das Senio(h)rentelefon, ein koordiniertes Gesprächsangebot von bürgerschaftlich Engagierten per Telefon, und eine Tablet-Aktion (Ausleihe, Einführung, Aneignung und Austausch per Videokonferenz) unter dem Motto „Daheim sein, aber nicht allein sein!“.  

  • Weitere Informationen zum Generationennetz Gelsenkirchen finden Sie hier.
  • Die Begleitpräsentation können Sie hier abrufen.

Diskussionsergebnisse im Workshop 1

Als herausfordernd wurde die Einsamkeit der älteren Menschen in der Corona-Pandemie beschrieben – ältere Menschen mussten und müssen/sollten ohne persönliche Kontaktmöglichkeiten digital erreicht werden. Unterschiedliche digitale Möglichkeiten zeigten sich insbesondere zwischen dem städtischen und ländlichen Raum. Lösungsansätze könnten daher sein, die Rahmenbedingungen der aufsuchenden Angebote politisch zu stärken. Diese müssen vorgegeben werden und dürften nicht auf den Schultern von Ehrenamtlichen und anderen Akteuren ausgetragen werden. Interdisziplinäre Teams seien wichtig und digitale Medien müssten gut nutzbar sein. Wichtig sei für die Zukunft, Gesundheitsförderung bei Berufstätigen und bei älteren Menschen mehr zusammenzudenken und nicht per se getrennt aufzuschlüsseln.  

Workshop 2: Menschen in Bremer Quartieren bei der Bewältigung der Corona Pandemie niedrigschwellig unterstützen  

  • Referent: Marcus Wächter-Raquet, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.  
  • Moderation: Kristin Mielke, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern (LVG)  

Durch den Einsatz von Gesundheitsfachkräften in benachteiligten Quartieren in Bremen wird der Zugang zu Bevölkerungsgruppen, die bisher schwer erreicht wurden, verbessert. Zu den zentralen Aufgaben der Gesundheitsfachkräfte gehört es beispielsweise, Bewohner*innen über die aktuell geltenden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen sowie über die Impfmaßnahmen zu informieren.  

  • Unter diesem Link erfahren Sie mehr über die Bremer Projekte.
  • Die Begleitpräsentation können Sie hier abrufen.

Diskussionsergebnisse in Workshop 2   

Hervorhebend als Herausforderung zu betrachten waren die hohen Inzidenzen von Covid19-Erkrankten in manchen Bremer Stadtteilen. Das wichtigste für die Workshop-Teilnehmenden war es, den Menschen vor Ort zuzuhören und eine Stimme zu geben. Die Personalressourcen müssten gestärkt werden, um in den Stadtteilen aktiv zu werden und um das Gesundheitsthema an die Menschen heranzutragen. Kooperationen mit Senatsverwaltungen seien über Bremen hinaus, überall und an jeder Stelle wünschenswert, zusammen mit einer gemeinsamen Zielsetzung. Gute Beispiele müssen bekannt gemacht werden und die Strukturförderung muss interdisziplinär erfolgen. Das Vertrauen muss aufgebaut werden, dabei dürfe der menschliche Faktor nicht vergessen werden.  

Workshop 3: Jungen* und junge Männer* in der Krise empowern  

  • Referent: Jonas Mahlert, GesundheitsLaden e.V., Stuttgart  
  • Moderation: Rabea Boos, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg 

“Jungen* im Blick” ist eine Beratungsstelle für Jungen* und junge Männer* in Stuttgart mit den Themenschwerpunkten Gesundheitsförderung, Sexuelle Bildung und Gewaltprävention. Beratungen und Workshops waren während der Corona-Pandemie schwierig durchzuführen, aber dennoch machbar. Denn der Auftrag blieb bestehen: Jungen* und junge Männer* empowern, sie unterstützen, Entwicklungsaufgaben trotz Social Distancing zu meistern, und sie in ihren Sorgen und Ängsten ernst nehmen.   

  • Mehr zu „Jungen* im Blick“ erfahren Sie hier
  • Die Begleitpräsentation können Sie hier abrufen.

Diskussionsergebnisse im Workshop 3

Das Projekt ist in Stuttgart gut vernetzt und langjährig etabliert, sodass gute Ausgangsbedingungen für die Krise vorhanden waren. Das Team musste sich im Rahmen der Pandemie nicht komplett neu aufbauen, aber neu erfinden. Der Präsenzbetrieb sollte, so seitens der Stadt Stuttgart gewünscht, weitestgehend erhalten bleiben. Methoden mussten angepasst werden, Vermittlungssysteme (z.B. Schule) gingen zurück und die Finanzierung des Eigenanteils mussten sichergestellt werden. Hierfür hat sich das Team neue Kompetenzen erarbeitet, wie beispielsweise digitaler Raum und Angebote im Analogen („Erlebnispädagogik“) und eine „walk & talk“-Beratung. Synergien sollten nun weiterentwickelt werden und Impulse für die eigene Arbeit aufgegriffen werden – auch überregional.   

Workshop 4: Partizipativ Angebote entwickeln – für und mit neuzugewanderten Frauen  

  • Referentin: Ildikó Pallmann, Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung gemeinnützige GmbH, Berlin  
  • Moderation: Claudia Ostermann, HAGE – Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.  

„Digital Active Women“ sensibilisiert Akteure für die Bedarfe neuzugewanderter Frauen bezüglich digitaler Beratung und Information und unterstützt sie dabei, ihre Angebote anzupassen und zu verbessern. Indem neuzugewanderte Frauen als Co-Forscherinnen in den gesamten Prozess eingebunden sind, trägt das Projekt dazu bei, ihnen eine starke Stimme im öffentlichen Raum zu geben und ihre Bedarfe sichtbar zu machen.  

  • Mehr zu Digital Active Women erfahren Sie unter diesem Link.
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Diskussionsergebnisse in Workshop 4  

Wie können Zielgruppen erreicht werden, besonders die Gruppe der neu zugewanderten Frauen – mit dieser Frage beschäftigte sich das vorgestellte Projekt: Hilfe suchen in sozialen Medien, Teams divers aufstellen, Angebote in verschiedenen Sprachen anbieten bzw. Vielsprachigkeit im Projekt als Ressource betrachten. Das war nur ein kleiner Auszug der vielfältig formulierten Lösungsansätze. Fest stand für die Teilnehmenden des Workshops, dass eine krisengerechte Gesundheitsförderung von morgen einen Perspektivwechsel brauche, um Klischees bei bestimmten Zielgruppen zu überwinden. Partizipation sollte gelebt werden, Niedrigschwelligkeit von Angeboten vorhanden sein und der Öffentlichen Gesundheitsdienst langfristig gestärkt werden.  

Was nehmen Sie aus der heutigen Veranstaltung mit? – Umfrage 

Auch im Rahmen der Folgeveranstaltung bat der Moderator die Teilnehmenden darum, mit den anderen zu teilen, was sie aus der Veranstaltung mitnehmen*:  

"Was nehmen Sie aus der heutigen Veranstaltung mit?"

  • neue Impulse für die Ausgestaltung von Angeboten 

  • Es gibt viele gute Beispiele, die noch nicht bekannt sind 

  • Es hilft, hin und wieder über den Tellerrand hinauszublicken 

  • Wir sind auf einem guten Weg. Mut haben, neue Wege zu gehen. 

  • Vernetzung zwischen den Organisationen, neue Impulse 

  • Partizipation stellt den Ausgangspunkt der Gesundheitsförderung dar 

  • Wir brauchen den Kontakt zu unseren Zielgruppen und auch unseren Austausch immer und immer wieder 

  • Digital aufsuchende Angebote 

  • Niedrigschwellig arbeiten 

  • Ins Quartier gehen 

  • Resilienz (und dadurch Gesundheit) fördern bedeutet, Partizipation sowohl im analogen als auch digitalen Raum zu leben und alle Akteur*innen nachhaltig miteinander zu vernetzen, um Synergien zu erzielen. 

  • Was bleibt liegen? Welche Strukturen werden wieder aufgenommen? Kommunikation und Partizipation! 

  • Partizipation ist besonders wichtig. Nicht über andere entscheiden 

  • Mit den Menschen reden 

  • Chancengleichheit und Teilhabe der Bevölkerung stärken 

  • Flyer sind sehr „deutsch“. Zielgruppenspezifische Zugänge beachten 

  • Kommunale Erfolgsprojekte auf Bundesebene sichtbar machen. 

  • Das fantastische Bremer Quartiersprojekt 

  • Das Bremer Modell empfehle ich jetzt unseren neuen Impflotsen 

  • Stabsstelle "Präventionskette" lebensbegleitend durchkomponieren (Landkreis Vorpommern-Rügen) 

  • Das wichtige Engagement von Unterstützungsangeboten wie der Gesundheitsladen Stuttgart 

  • Bouncing forward und der Vortrag von Herrn Kolbe 

  • Interdisziplinäre Arbeit fördern und vorhandene Strukturen stärken 

  • Aus Katastrophen Resilienz machen 

  • Stellen müssen über Förderprogramme gesichert werden, damit Strukturen bestehen bleiben 

  • Unterscheidung von lessons identified und lessons learned 

  • Stellen müssen über Förderprogramme gesichert werden damit Strukturen bestehen bleiben 

  • Gesundheitsförderung und Prävention braucht mediale Aufmerksamkeit, die Strukturen der Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtig, vor allem in Krisenzeiten und danach 

  • Auf die nächste Krise vorbereiten (im positiven Sinne: wir haben auch viel gelernt) 

  • Reflexion: was braucht es für krisenfeste Gesundheitsförderung? 

  • Gute Ansätze verbreiten! Soziale Arbeit noch mehr beteiligen und verbreiten. 

  • Ich nehme vor allem die gut technische und inhaltliche Moderation der Veranstaltung mit! 

Abschluss 

Zum Ende des 19. Kooperationstreffen verabschiedete Stefan Bräunling die Teilnehmenden und fasste seine persönlichen Höhepunkte beider Veranstaltungstage zusammen. Er  dankte allen Beteiligten, dem Moderationsteam und der großen Zahl der Kolleg*innen aus den KGC, den Kommunen und dem Beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes. Die nächsten großen Veranstaltungen werden der Kongress Armut und Gesundheit 2022 sowie dessen Satellitentagung sein, an denen sicherlich wieder viele Begegnungen stattfinden werden.  

*Die Rückmeldungen aus dem Publikum wurden inhaltlich gebündelt und bei Bedarf grammatikalisch und orthografisch korrigiert. 

**Ulf Kolbes Aussagen wurden im Anschluss an die Veranstaltung durch ihn inhaltlich ergänzt, da er aufgrund von technischen Schwierigkeiten nicht alle Fragen in Gänze beantworten konnte.