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Die Situation aus Sicht der Eltern

In der Pha­se rund um die Ge­burt verbinden die (wer­denden) Mütter und Väter große Er­war­tung­en mit der für sie neuen Si­tu­a­ti­on. Gleichzeitig geht der Um­bruch einher mit Unsicherheiten, Ängsten, klei­nen und großen Sor­gen. Von al­len Be­tei­lig­ten wer­den in die­ser Zeit große in­ne­re und äu­ße­re Anpassungsleistungen verlangt. Eltern und An­ge­hö­ri­ge müs­sen Stra­te­gien fin­den, mit de­nen sie die vielfältigen neuen Auf­ga­ben meis­tern kön­nen. Sie müs­sen den sicheren Um­gang mit dem Kind erst ler­nen.
Der An­spruch, ei­ne gute Mut­ter, ein guter Vater sein zu wol­len, ist für al­le Eltern ei­ne große Herausforderung. Mütter und Väter in schwieriger sozialer La­ge haben in die­ser Si­tu­a­ti­on zusätzliche Be­las­tung­en zu be­wäl­ti­gen. Ihnen fehlt ne­ben Geld häufig auch ei­ne berufliche Per­spek­ti­ve, da­zu kom­men häufig soziale Iso­la­ti­on, geringe An­er­ken­nung und mangelnde Un­ter­stüt­zung (ins­be­son­de­re für Alleinstehende). Sozial belastete Fa­mi­lien ken­nen Versorgungs- und Un­ter­stüt­zungsangebote häufig nicht. Oder diese Fa­mi­lien nut­zen sie nicht, weil sie Vorbehalte haben, schlechte Er­fah­rung­en gemacht haben oder nicht gut ge­nug Deutsch sprechen. Mitunter sind die An­ge­bo­te auch zu we­nig auf die komplexen Probleme die­ser Fa­mi­lien ausgerichtet, oder sie sind zu weit von der Lebenssituation der Fa­mi­lien ent­fernt, um wirk­sam helfen zu kön­nen.

Wie Good Practice-Angebote darauf angemessen reagiert haben

Familien­hebammen erreichen so­zi­al be­nach­tei­lig­te Fa­mi­lien

Good Practice-An­ge­bo­te mit Fa­mi­lienhebammena, b, c, d er­rei­chen als zugehende An­ge­bo­te Fa­mi­lien mit besonderen Be­las­tung­en. Die Eva­lu­a­ti­on des Programms in Sachsen-Anhalt zeigt, dass es die Fa­mi­lien wirk­sam stär­ken kann.

In­te­gra­ti­on der An­ge­bo­te im Stadt­teil

Das An­ge­bot „Stillförderprogramm für so­zi­al Be­nach­tei­lig­te“ ist ein weiteres Good Practice-Projekt, das (werdende) Mütter und Väter mög­lichst früh, noch in der Schwan­ger­schaft, anspricht und er­folg­reich für die Bedürfnisse des Kindes sensibilisiert. Das Pro­gramm ist di­rekt im Wohn­ge­biet angesiedelt und seit vielen Jahren für sei­ne konkreten Hilfsangebote be­kannt. Dadurch nut­zen junge (werdende) Mütter es ganz selbst­ver­ständ­lich. Das Pro­gramm bezieht auch die (werdenden) Väter und weitere Familienmitglieder ein. Das mobilisiert früh­zei­tig unterstützende Res­sour­cen im Um­feld.

Good Practice-Angebote wie „Schutz­en­gel e.V.“, „Ade­bar - Be­ra­tung und Be­glei­tung für Fa­mi­lien“, „Fa­mi­lien­hebam­men­projekt Klee­mo­bil“ set­zen bei der Un­ter­stüt­zung der Fa­mi­lien auf folgende Bausteine:

  • Sie rich­ten sich an al­le Eltern des Stadtteils. Die Ein­rich­tung­en und An­ge­bo­te - z.B. Elterncafé, Beratungs- und Gruppenangebote, Familienhebammen - sind aber un­mit­tel­bar vor Ort in den sogenannten sozialen Brennpunkten angesiedelt und aktiv. Die Be­kannt­heit steigt durch öffentlichkeitswirksame Ver­an­stal­tung­en wie Kinder-Flohmärkte oder Tauschbörsen.
  • Die Ein­rich­tung­en kooperieren eng mit an­de­ren Stadtteileinrichtungen. Offene Treffpunkte, medizinische Be­treu­ung und an­de­re niedrigschwellige An­ge­bo­te in­for­mie­ren über komplexere Hilfsangebote wie sozialpädagogische Be­ra­tung­en oder Familienhebammen, oder sie lei­ten die Be­trof­fe­nen gleich wei­ter.
  • Die Qua­li­tät der An­ge­bo­te wird da­ran ge­mes­sen, ob Ziel­grup­pen mit besonderen Be­las­tung­en erreicht wer­den, z.B. Alleinerziehende oder Mütter mit schlechten Deutschkenntnissen. Bei Gruppenangeboten wird auf ähnliche Erfahrungshintergründe der Teilnehmenden geachtet, um soziale Un­ter­stüt­zung zu för­dern und Stig­ma­ti­sie­rung­en zu vermeiden.
  • Diese An­ge­bo­te zeichnen sich aus durch ih­re wertschätzende Haltung ge­gen­über den Fa­mi­lien. Die Unterstützungsleistungen set­zen im­mer an den Res­sour­cen der Fa­mi­lie an, un­ter­stüt­zen den Auf­bau von sozialen Netzwerken und stär­ken die Elternkompetenz durch För­de­rung von Empowerment, al­so Befähigungsstrategien.
  • Den komplexen Le­bens­la­gen der Fa­mi­lien wird mit multidisziplinären Teams bzw. einem gut entwickelten Netz­werk Rech­nung ge­tra­gen. Das ermöglicht abgestimmte Zu­sam­men­ar­beit unterschiedlicher Institutionen und bedarfsgerechte, schnelle und unbürokratische Un­ter­stüt­zung „aus einer Hand“.

Herausforderungen für die Partner im Kooperationsverbund

Einige Kom­mu­nen ko­or­di­nie­ren ge­mein­sam mit Jugend-, Ge­sund­heits­amt und anderen Gesundheits- und Sozialakteuren die An­ge­bo­te für Schwan­ge­re und Fa­mi­lien in schwieriger sozialer La­ge. Sie er­rei­chen da­mit die Fa­mi­lien in schwieriger sozialer La­ge. Diese Zu­sam­men­ar­beit ist nicht nur er­for­der­lich, um die An­ge­bo­te auf­ei­nan­der abzustimmen, son­dern ermöglicht oft auch erst den Zu­gang zu den Fa­mi­lien.

Vertrauen schaffen

Hilfe braucht zu­nächst Vertrauen in die Rat gebende Person - das ist ei­ne Er­fah­rung, die nicht nur das Good Practice-Projekt Steps gemacht hat. Vertrauen ist ei­ne grundlegende Voraussetzung, da­mit Emp­feh­lung­en und Hinweise auf an­de­re An­ge­bo­te an­ge­nom­men wer­den. Einmal erworbenes Vertrauen muss aber auch ge­pflegt und er­hal­ten wer­den.

Ankopplung weiterer so­zialer Dienste

Die Er­fah­rung der Good Practice-An­ge­bo­te zeigte, c: Komplexe Problemlagen der Fa­mi­lien er­for­dern auch die Vernetzung z.B. mit Schuldnerberatungen oder die Vermittlung ge­gen­über der Ar­beits­ge­mein­schaft der Bundesagentur für Ar­beit (ARGE). Gerade für junge Mütter oh­ne Schul- oder Berufsabschluss er­öff­nen An­ge­bo­te wichtige Zu­kunfts­per­spek­ti­ven, die ge­mein­sam mit Jobcentern entwickelt wurden und den jeweiligen Le­bens­be­din­gung­en ge­recht wer­denf.