Rumänisch-sprachige Sprechstunde im Gesundheitsamt
Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen
Nach Öffnung der osteuropäischen Grenzen wurde die gesundheitliche Situation vieler Roma und Sinti zunächst von niedergelassenen ausländischen Ärzten, z.B. aus Rumänien, problematisiert. Es handelte (und handelt) sich um Menschen mit geringen deutschen Sprachkenntnissen, ohne Krankenversicherung und in vielen Fällen ohne Aufenthaltsgenehmigung.
Nach Schätzungen der Roma-Union leben ca. 4.500 Roma und Sinti im Rhein-Main-Gebiet.
In Frankfurt am Main konnte Folgendes erreicht werden:
- Durch ein Vernetzungsprojekt von Sozialamt, Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, Gesundheitsamt und niedergelassenen Ärzten wird dauerhaft und regelmäßig ein medizinisches Beratungs- und Behandlungsangebot für die betroffenen Roma und Sinti im Gesundheitsamt ermöglicht.
Die im Jahre 1997 eingeführte Rumänisch-sprachige Sprechstunde wird von einem rumänisch-sprachigen Arzt, dessen Auslagen einschließlich eines Medikamentenkontingentes vom Sozialamt getragen wird, und einer Arzthelferin des Gesundheitsamtes kostenlos durchgeführt. Zudem wird seitens des Gesundheitsamtes notwendiges Personal für pädiatrische und gynäkologische Beratung und Behandlung, radiologische Untersuchungen sowie die Einrichtungen des Labors unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Nachfrage und Bedarf:
- Dass das muttersprachliche Angebot angenommen wurde und wird, ergibt sich aus der regen Nachfrage. In die einmal wöchentlich für vier Stunden im Gesundheitsamt stattfindende Sprechstunde kommen regelmäßig 30 bis 70 Patienten, woraus sich zwischenzeitlich ein fester Patientenstamm von ca. 500 Personen gebildet hat.
Offenkundig erfüllt die Sprechstunde für die um Hilfe suchende Zielgruppe die Rolle einer muttersprachlichen Hausarztpraxis.
Verteilung nach Alter und Geschlecht:
- In der Sprechstunde sind alle Altersgruppen vertreten. Der Kinderanteil (bis 16 Jahre) ist mit fast 37% relativ hoch. Bei den Erwachsenen, d. h. ab 16 Jahren, sind die Frauen mit 46% und die Männer mit 17% vertreten.
Krankheitsbilder:
- Das medizinische Spektrum der Erkrankungen ist breit. Zahlenmäßig dominieren Infekte und Infektionen der Atemwege, Probleme des Magen-Darmtraktes, rheumatische Erkrankungen und Rückenbeschwerden, Hautekzeme und -infektionen (z. B. Scabies). Ein detailliertes statistisches Abbild ist wegen der Komplexität schwierig aufzuzeigen, da die Patienten in der Regel multimorbide sind und häufig mit chronifizierten Erkrankungsverläufen auftreten. In den meisten Fällen wurde auch ein stark kariöses und destruiertes Gebiß festgestellt. In den Erkrankungsbildern werden vielfach die Folgen eines für Mitteleuropa extrem niedrigen Lebens- und Bildungsstandards sichtbar, die im Zusammenhang mit Wohnhygiene, Körperpflege und Ernährung stehen.
Probleme:
- Zunächst (über mehrere Wochen) ergaben sich an den Sprechtagen erhebliche Probleme. Sie reichten von beträchtlicher Unruhe und Lärm bis hin zur Belästigung von anderen Besuchern und MitarbeiterInnen. Sprachliche Mißverständnisse und z.B. Diebstahlsverdächtigungen trübten das Miteinander ebenso wie ungeklärte Sachbeschädigungen. All das konnte aber mit der Zeit durch zwischenmenschliche Kommunikation und kleinere organisatorische Maßnahmen bereinigt werden.
Die Lernbereitschaft beider Seiten, der Patienten sowie der Mitarbeiter des Amtes, führte so nach den anfänglichen Schwierigkeiten zu einem durchaus harmonischen Ablauf im Besucher- und Beratungsbereich.
Kontakt
Frau Petra Tiarks-Jungk
Gesundheitsamt
Breite Gasse 28
60313 Frankfurt (Hessen)
Telefon: 069 / 21231560
E-Mail: petra.tiarks-jungk(at)stadt-frankfurt.de
Website: http://www.frankfurt.de
Projektträger
Gesundheitsamt Frankfurt am Main
Breite Gasse 28
60313 Frankfurt am Main
Laufzeit des Angebotes
Beginn: September 1997
Abschluss: kein Ende geplant
Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
- Geflüchtete
- Migrant/-innen in schwieriger sozialer Lage
Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen
- Altersgruppenübergreifend
Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für
- Keine geschlechtsspezifischen Angebote
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Förderverein Roma e. V.
Roma-Union e. V.
Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner
Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main
Zahlreiche niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte
Geburtskliniken und sonstige Krankenhäuser
Schwerpunkte des Angebotes
- Ernährung
- Prävention von Infektionskrankheiten (Impfen)
- Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen
- Psychische Gesundheit
- Soziale Teilhabe (Integration, Inklusion)
Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt
- Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune
- Familie
Qualitätsentwicklung
Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)
Quelle der Veröffentlichung/URL: Handbuch zum interkulturellen Arbeiten im Gesundheitsamt
Es ist kein Ergebnisbericht vorhanden.
Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.
Stand
12.03.2015