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Modellprojekt Stadtteilmütter in Neukölln

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Kurzbeschreibung:
Wissenschaft und Politik sind sich darüber einig, dass Bildung bei der Integration von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien eine besondere Rolle zukommt. Fehlende Bildungschancen und mangelnde berufliche Perspektiven sind maßgeblich mitursächlich für gewalttätiges Verhalten Jugendlicher. Wenn bereits ein Drittel der Berliner Kinder Auffälligkeiten bei der Einschulungsuntersuchung zeigt, wird deutlich, dass der Aktivierung und Bildung der Eltern zukünftig weit mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss als bisher.

Hintergrund des Projektes:
Initiiert vom Quartiersmanagementbüro Schillerpromenade im Nordwesten Neuköllns fand im Jahr 2000 eine Sprachkonferenz statt, auf der BewohnerInnen und unterschiedliche Akteure des Kiezes (Kita- und SchulleiterInnen, Vertreter von Migrantenorganisationen und Beratungseinrichtungen, etc.) eine Bestandsanalyse der Probleme der Familien im Wohngebiet vornahmen.
Kennzeichnende Faktoren waren demnach: eine große Bevölkerungsdichte mit hoher Arbeitslosigkeit, zumeist niedrigqualifizierte Berufsgruppen, mehr als ein Drittel der Bevölkerung nicht deutscher Herkunftssprache, die Hälfte der Vorschulkinder ohne Kitaanbindung, 50 % der Erstklässler mit nur geringen Deutschkenntnissen, häufige Entwicklungsverzögerungen bei Kindern wie auch Erkrankungen der Kinder aufgrund mangelhafter Ernährung oder fehlender Fürsorge, Überforderung vieler Eltern mit der Wahrnehmung ihrer Erziehungs- und Bildungsaufgaben u.a..
Das Projekt Stadtteilmütter wurde auf der Grundlage dieser Erkenntnisse entwickelt mit der Maßgabe, insbesondere Familien mit Migrationshintergrund anzusprechen, die bisher wenig oder gar keinen Zugang zum hiesigen Erziehungssystem haben, deren Kinder also nicht in Kindertagesstätten gehen.

Basierend auf den 2-jährigen positiven Erfahrungen des Stadtteilmütter-Projektes im QM-Gebiet Schillerpromenade und den Evaluationsergebnissen vom Februar 2006 haben sich der Bezirk Neukölln und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entschieden, diesen Ansatz der niederschwelligen Ansprache von Eltern nichtdeutscher Herkunft durch die Finanzierung eines Pilotprojektes (Laufzeit: September 2006 bis Dezember 2010) auf die anderen neun Neuköllner QM-Gebiete des Bezirkes zu übertragen.

Projektidee:
Methodisches Vorbild war das „Rucksack“- Elternbildungs- und Sprachförderprogramm für Migrantenfamilien aus Rotterdam, Niederlande.
Der Rucksack, in unserem Projekt sind es große Umhängetaschen, enthält eine Vielzahl von Informationsmaterialien, die Eltern Anregungen und Ideen für die Förderung ihrer Kinder geben. Mit Hilfe dieser Materialien zu den Themen Erziehung, Bildung und Gesundheit geben „die Stadtteilmütter“ – in einem Qualifizierungskurs geschulte Frauen – anderen Familien des eigenen Kiezes aufsuchend in deren Wohnungen ihr Wissen weiter.

Ziele des Projektes:
- Förderung der Sprachfähigkeiten von Kindern und Eltern
- Ermutigung und Sensibilisierung der Eltern ihre Erziehungsverantwortung aktiv wahrzunehmen
- Vorstellung der Arbeit der Kindertagesstätten und Werbung für den frühen Kitabesuch
- Vermittlung konkreter Hilfen und Informationen für Familien im Kiez und Bezirk
- Förderung der Kommunikation und Interaktion zwischen Eltern und Kindern
- Stärkung des Selbstbewusstseins der Eltern im Umgang mit den hiesigen Bildungseinsrichtungen

Grundsätze der Arbeit:
Die Arbeit in diesem Projektvorhaben gründet auf Respekt und Wertschätzung für die unterschiedlichen religiös/kulturellen Lebenswelten und Lebensentwürfe der Menschen in unserer vielfältigen Gesellschaft. Die Angebote richten sich an interessierte Eltern und Frauen unabhängig von Konfession und Nationalität, sie sind kostenlos für die Teilnehmer/innen und orientieren sich an einer differenzierten und kultursensiblen Herangehensweise und einem partizipatorischen Ansatz, der auf den Ressourcen und Stärken der Eltern aufbaut, und deren Erfahrungen und Anregungen bewusst mit aufnimmt.

Umsetzung:
Vornehmlich türkisch- und arabischsprachige Frauen der neun QM-Gebiete werden angesprochen, die selbst arbeitslos und Mütter sind und Interesse an einer entlohnten Tätigkeit haben. Sie werden durch einen halbjährigen Qualifizierungskurs theoretisch und praktisch auf ihre Tätigkeit als Stadtteilmütter vorbereitet. In dem Kurs werden die Themen Kita und Schule, Sprachentwicklung und Sprachförderung (der Familien- wie der deutschen Sprache), Entwicklungsphasen des Kindes (körperliche, motorische, psychosoziale Aspekte der Entwicklung), gesunde Ernährung, Gesundheitsvorsorge, Suchtvorbeugung, Sexualentwicklung und -aufklärung, Erziehung ohne Gewalt, Umgang mit Medien, Umwelterziehung, Sport und Bewegung, Rechte des Kindes, Hilfen für Familien im Kiez, Verhütung von Kinderunfällen behandelt.
Der Praxisteil des Kurses umfasst Hospitationen in einer Kita, den Besuch lokaler Beratungs-einrichtungen, Bibliothek, Sportvereine und anderer Freitzeiteinrichtungen für Familien im Kiez.
Nach Abschluss des Kurses treffen sich die Stadtteilmütter wöchentlich, begleitet und koordiniert durch die Kursleiterin. In den Gruppentreffen werden die Besuchsanfragen aufgeteilt, Erfahrungen ausgetauscht, Fragen geklärt und weitere relevante Themen gemeinsam bearbeitet.
Die Stadtteilmütter besuchen jede Familie an 10 vorher telefonisch vereinbarten Terminen. Bei den 2-stündigen Gesprächen wird jeweils ein Thema mit Hilfe der Materialien aus der Tasche behandelt. Die Entlohnung der Tätigkeit der Stadtteilmütter ist ein wichtiger Aspekt des Projektes, da dies die besondere Verantwortung und Wertschätzung dieser Arbeit unterstreicht. 180,- € pauschal für 10 Besuche in einer Familie beträgt das Honorar, anspruchsberechtigte Frauen können über ein extra vom Jobcenter Neukölln bereitgestelltes ÖBS-Kontingent die Arbeit auch im Rahmen einer 15monatigen Maßnahme tun. Gleichzeitig leisten die Stadtteilmütter ein hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement, da viele ihrer Tätigkeiten (Sitzungen, Vernetzungs- und Werbungsarbeit) nicht entlohnt werden.
Die Kontakte zu den Familien entstehen durch persönliche Ansprache der Stadtteilmütter in ihrer unmittelbaren persönlichen Umgebung sowie durch vermittelnde Beratungsstellen (z.B. Schwangerenberatung, Kita oder Migrationsfachdienste) und Infohandzettel, die in Arztpraxen, Geschäften, Moscheen und behördlichen Einrichtungen aufgehängt werden.
Seit Juni 2008 besuchen 140 Stadtteilmütter aus 9 Quartiersmanagementgebieten Frauen mit Kindern unter 6 Jahren und schwangere Frauen in ihrem Wohnumfeld. Um die nachhaltige Erreichung der besuchten Familien sicher zu stellen, ist der Aufbau bzw. Kontakt zu einem regelmäßigen Elterntreffangebot im Kiez mit weiteren niedrigschwelligen Informations-, Freizeit und Gruppenangeboten wichtig, in welchen die Stadtteilmütter die besuchten Mütter und Väter einladen.
Eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung in den Quartiersgebieten vor Ort, (mit den Quartiersbüros und den Quartiersbeiräten, Kindertagesstätten, Grundschulen, Nachbarschaftszentren, Jugendamtseinrichtungen, Migrantenorganisationen u.a.) gewährleisten den Zugang zu interessierten Frauen für die Stadtteilmütterbesuche.
Durch eine begleitende Evaluation in 2007 und 2008 wird die systematische Überprüfung der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Arbeitsansatzes sichergestellt.

Finanzierung:
Finanziert wird das Pilotprojekt durch das Bezirksamt Neukölln und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Kosten der ÖBS-Maßnahme trägt die Agentur für Arbeit.

Träger:
Der Träger des Projektes ist das Diakonische Werk Neukölln-Oberspree e.V. (DWNO).
Seit vielen Jahren ist die Integration von Einwanderern und ihren Familien ein wichtiger Schwerpunkt des Leistungsspektrums des DWNO, eine Vielzahl von Trägereigenen Beratungsdiensten unterstützen die Arbeit der Stadtteilmütter fachlich und durch Vermittlung von interessierten Frauen und Familien.


Kontakt

Frau Maria Macher
Karl-Marx-Str. 83
12040 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 902394185

E-Mail: stadtteilmuetter(at)sis.diakoniewerk-simeon.de


Projektträger

Diakonisches Werk Neukölln-Oberspree e.V.
Rübelandstr. 9
12053 Berlin


Laufzeit des Angebotes

Beginn: September 2006

Abschluss: Dezember


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Migrant/-innen in schwieriger sozialer Lage
  • Schwangere in schwieriger sozialer Lage

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 18 bis 29 Jahre
  • 30 bis 49 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Mädchen / Frauen

Schwerpunkte des Angebotes

  • Elternschaft / Schwangerschaft
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Stand

07.11.2011

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