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Angebotsdarstellung

Archiv

Good Practice

Veröffentlichung: 2007

Impflückenschließung in Grundschulen in Sachsen-Anhalt

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Mädchen bei der Impfung (c) LVG Sachsen-Anhalt e.V.

Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen der Gesundheitsämter Sachsen- Anhalts wurde festgestellt, dass etliche Kinder Impflücken aufweisen bzw. über keinen altersgerechten Impfstatus verfügen. Die Daten von 2002 belegen, dass die Durchimpfungsraten in einigen Regionen und bei ausgewählten Impfungen weit unter 50 % liegen. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig. Ein Grund für das mangelnde Impfverhalten liegt u. a. in der Tatsache, dass sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Rahmen der Problemvielfalt, von der sie betroffen sind, dem Impfen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken.

Um insbesondere Kindern mit diesem Hintergrund gleichberechtigte Gesundheitschancen zu eröffnen und deren Familien bei der Umsetzung zu unterstützen, wurde das Projekt „Aufsuchende Impflückenschließung in Grundschulen“ konzipiert.

Ziele des Projekts sind:
- Beteiligung möglichst vieler Grundschulen und Kinder,
- Prüfung und ggf. Herstellung eines altersgerechten Impfstatus bei den beteiligten Kindern,
- Schließung von Impflücken,
- Erprobung eines „aufsuchenden“ Angebots als Problemlösungsansatz zur Steigerung der Erreichbarkeit von (benachteiligten) Zielgruppen.

Die mitwirkenden Grundschulen lagen in Stadtteilen, die von einem hohen Anteil von Armut, Migration oder/und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Das Projekt unterstützt eines der fünf Gesundheitsziele des Landes Sachsen- Anhalt, das das „Erreichen eines altersgerechten Impfstatus bei über 90 % der Bevölkerung“ beinhaltet.

Im Zuge der Projektdurchführung konnten die Raten der Tetanus-Diphtherie- Impfung von 87,7 % auf 94 %, der Masern-Mumps-Röteln-Impfung von 78,4 % auf 83,5% und der Keuchhusten-Impfung von 95,9 % auf 97,9% angehoben werden.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Sabrina Lippe
Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V.
Schwiesaustr. 11
39124 Magdeburg (Sachsen-Anhalt)

Telefon: 0391 288683-0

E-Mail: sabrina.lippe(at)lvg-lsa.de

Website: https://www.lvg-lsa.de/


Projektträger

Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V., BKK Landesverband Ost
Schwiesaustr. 11
39124 Magdeburg


Hintergrund

Schutzimpfungen schützen vor Infektionserkrankungen, indem sie Immunität erzeugen. Sie zählen zu den effektivsten und kostengünstigsten Präventionsmaßnahmen.

In der Vergangenheit stellten Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache dar. Anfang des 20. Jahrhunderts starben zum Beispiel weltweit etwa 20 Millionen Menschen bei einer Influenza-Pandemie. 1900 starben bei einer Einwohnerzahl von 58 Millionen allein in Deutschland noch 65 000 Kinder an Keuchhusten, Diphtherie und Scharlach.

Mit der Verbesserung der hygienischen, sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen in den Industrienationen gingen zahlreiche Infektionskrankheiten drastisch zurück. Dazu trugen in hohem Maße auch die Schutzimpfungen bei.

Chronisch-degenerative Krankheiten bestimmten zunehmend das Mortalitätsgeschehen. Die Morbidität durch Infektionskrankheiten spielt aber weiterhin eine große Rolle. Lange Zeit glaubte man, die Infektionskrankheiten in den Industrienationen besiegt zu haben. Damit einher ging ein Absinken der Vorsorgebemühungen. Die Gefährlichkeit dieser Krankheiten wurde aus dem Bewusstsein vieler Menschen verdrängt. Die Forschung setzte andere Prioritäten.

Unterschiedliche Faktoren bedingen das Auftreten neuer Infektionsgefahren und begünstigen die Wiederkehr alter. Zu diesen Faktoren gehören u. a. Armut, Umweltveränderungen, die Ausweitung und Zunahme von Handelsaktivitäten, Migration, eine höhere Mobilität großer Bevölkerungsgruppen sowie neue Formen kriegerischer Auseinandersetzung (Bioterrorismus). Diese weckten die Aufmerksamkeit für Infektionskrankheiten erneut.

2002 musste die WHO in ihrem Jahresbericht konstatieren, dass weltweit Infektionskrankheiten mit 25 % immer noch an zweiter Stelle der Todesursachenstatistik stehen. In den Industrienationen sind noch ca. 5% der Todesfälle durch Infektionskrankheiten bedingt. Ihre Häufigkeit und Schwere haben wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit einer Bevölkerung.

Schutzimpfungen weisen neben dem Individualschutz auch einen Kollektivschutz auf und stehen in einem sehr günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Deutschland weist – obwohl es die WHO-Ziele in Bezug auf das Impfen unterstützt – noch unzureichende Durchimpfungsraten zum Beispiel gegen Masern, Mumps und Röteln und eine uneinheitliche Präventionspolitik auf. Im Gegensatz zur Bundesrepublik war das Impfwesen in der DDR ausschließlich in öffentlicher Hand. Eine Impfpflicht sorgte für sehr hohe Impfraten.

Nach der Wiedervereinigung sanken die Durchimpfungsraten in den neuen Ländern deutlich ab. Das Projekt „Aufsuchende Impflückenschließung in Grundschulen“ versucht, dem entgegenzuwirken und insbesondere Kindern aus sozial benachteiligten Verhältnissen einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitschancen zu ermöglichen.

Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen der Gesundheitsämter Sachsen- Anhalts wurde festgestellt, dass etliche Kinder Impflücken aufweisen bzw. über keinen altersgerechten Impfstatus verfügen. Die Daten von 2002 belegen, dass die Durchimpfungsraten in einigen Regionen und bei ausgewählten Impfungen weit unter 50 % liegen. Die Ursachen hierfür sind sehr vielschichtig. Ein Grund für das mangelnde Impfverhalten liegt u. a. in der Tatsache, dass sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Rahmen der Problemvielfalt, von der sie betroffen sind, dem Impfen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken. Oft wird das rechtzeitige Impfen auch einfach vergessen.

Um insbesondere Kindern mit diesem Hintergrund gleichberechtigte Gesundheitschancen zu eröffnen und deren Familien bei der Umsetzung zu unterstützen, wurde das Projekt „Aufsuchende Impflückenschließung in Grundschulen“ von der Landesvereinigung für Gesundheit und dem Landesamt für Verbraucherschutz konzipiert und gemeinsam mit dem BKK Landesverband Ost und dem Arbeitskreis Impfen initiiert.

Folgende Ziele standen dabei im Mittelpunkt:
- Beteiligung möglichst vieler Grundschulen und Kinder,
- Prüfung und ggf. Herstellung eines altersgerechten Impfstatus bei den beteiligten Kindern,
- Schließung von Impflücken,
- Erprobung eines „aufsuchenden“ Angebots als Problemlösungsansatz zur Steigerung der Erreichbarkeit von (benachteiligten) Zielgruppen.

Das Projekt unterstützt darüber hinaus eines der fünf Gesundheitsziele des Landes Sachsen-Anhalt, das das „Erreichen eines altersgerechten Impfstatus bei über 90 % der Bevölkerung“ beinhaltet.


Vorgehen

Für die Umsetzung des Projekts „Aufsuchende Impflückenschließung an Grundschulen“ wurden auf der Grundlage der Daten der Schuleingangsuntersuchung 2002 Regionen identifiziert, die erhebliche Impflücken aufweisen. Das traf auf die Stadt Halle und die Landkreise Weißenfels und Aschersleben/ Staßfurt zu. Betrachtet wurden in erster Linie die erste Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie und die zweite Masern-, Mumps-, Rötelnimpfung, darüber hinaus die Keuchhustenimpfung. Die Durchimpfungsraten für die genannten Regionen und Impfungen stellten sich dar, wie in Tabelle 2 gezeigt .
89 Grundschulen, 309 Haus- und 44 Kinderärztinnen bzw. -ärzte sowie drei Gesundheitsämter sind in den identifizierten Regionen tätig. Sie wurden über das Projekt informiert und zum Mitmachen aufgefordert. Nach der Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen und der Mitwirkung oben genannter Personen bzw. Institutionen vereinbarten die Kinder- und Hausärztinnen bzw. -ärzte individuell mit den durch die regionalen Gesundheitsämter zugeteilten Schulen ein bis zwei Impftermine. Die Schulen informierten mithilfe verschiedener Aufklärungsmaterialien die Eltern und baten um Unterstützung des Vorhabens. An zwei Tagen zwischen Mai und August 2004 berieten die Ärztinnen und Ärzte in den Räumlichkeiten der Grundschulen Eltern und Kinder zu den Impfungen, kontrollierten die Impfausweise und schlossen – die schriftliche Einverständniserklärung der Eltern der Grundschülerinnen und -schüler vorausgesetzt – ggf. vorhandene Impflücken. Darüber hinaus bekamen die Eltern das Angebot, im Vorfeld telefonisch Kontakt mit den Ärztinnen und Ärzten aufzunehmen und sich beraten zu lassen.

An dem Projekt beteiligten sich 37 Grundschulen, 13 Kinderärztinnen bzw. -ärzte und elf Hausärztinnen bzw. -ärzte sowie die drei betroffenen Gesundheitsämter. 1047 Kinder wurden untersucht, 662 Impflücken konnten geschlossen werden. Die Durchimpfungsraten erhöhten sich, wie in Tabelle 3 gezeigt.

Die Ärztinnen und Ärzte dokumentierten die Art und die Anzahl der durchgeführten Impfungen sowie den altersgerechten Impfstatus aller untersuchten Kinder und leiteten diese an die regionalen Gesundheitsämter zur Auswertung weiter. Die Einzelauswertungen der Gesundheitsämter wurden vom Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt zu einer Gesamtauswertung zusammengeführt und im Dezember 2004 in einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Posterausstellung gab einen schnellen Überblick über Ziele, Vorgehensweise, Beteiligung und Ergebnisse des Projekts sowie Handlungsempfehlungen für Nachnutzerinnen und -nutzer.

Die Erfahrungen und Erkenntnisse sowie die Schwierigkeiten bei der Projektumsetzung werden derzeit in einem Bericht aufgearbeitet, der allen Landkreisen und kreisfreien Städten Sachen-Anhalts sowie bundesweit interessierten Regionen zur Verfügung gestellt werden soll.


Good Practice in

Integriertes Handeln

Zur Realisierung des Projekts wurden alle unmittelbar und mittelbar betroffenen Akteurinnen und Akteure aus Politik, Verwaltung und Praxis einbezogen, u. a. die Krankenkassen, die Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung, die regionalen Gesundheitsämter, das Landesamt für Verbraucherschutz, die Mitglieder des Arbeitskreises Impfen sowie die Schulen. Sie beteiligten sich mit ihrem Wissen und mit ihren Möglichkeiten an dem Projekt und konnten so voneinander lernen.

Lehrkräfte sowie die Eltern der Grundschülerinnen und -schüler haben sich durch dieses Projekt mit dem Thema Impfen erstmalig oder erneut auseinandergesetzt, wurden über die Impfstoffe aufgeklärt und bekamen Fragen zu möglichen Impfkomplikationen beantwortet. Dieses erworbene Wissen kann zum Beispiel an andere Schulklassen oder Pädagoginnen/Pädagogen bzw. an Freundinnen und Freunde sowie Bekannte weitergegeben werden.

Durch die Einbeziehung der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer Sachsen-Anhalts konnten rechtliche Rahmenbedingungen für die Impfaktionen abgestimmt und entsprechend reagiert werden. Zu klären waren u. a. wettbewerbsrechtliche Fragestellungen, die Impftätigkeit der Ärztinnen und Ärzte außerhalb ihrer Praxis, die Modalitäten der Abrechnung der Impfstoffe und Ähnliches mehr. Die Krankenkassen wurden über das Projekt informiert und konnten Einsicht in die Konzeption nehmen. Einige Kassenvertreterinnen und -vertreter halfen bei der konzeptionellen Vorbereitung und unterstützten diese mit ihren Erfahrungen. Die Impfleistung der Ärztinnen und Ärzte wurde über die Versichertenkarten der Kinder abgerechnet.

Die regionalen Gesundheitsämter waren die zentralen Akteure vor Ort, bei ihnen lag die Zuweisung der Ärztinnen und Ärzte an die Schulen sowie die Auswertung der erhobenen Daten. Im Vorfeld beteiligten sie sich mit ihren Erfahrungen an der Konzepterstellung. Teilweise übernahmen sie auch selbst Impftermine an ausgewählten Schulen. Die Aktion trug u. a. dazu bei, dass Kontakte zwischen Gesundheitsamt und Grundschulen wieder auflebten bzw. vertieft wurden.

Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt identifizierte auf Grundlage der Schuleingangsuntersuchungen 2003 die „Problem“-Regionen und wählte – auf der Basis des altersgerechten Impfstatus – die zu kontrollierenden Impfungen aus. Es erstellte die Auswertungsbogen und erarbeitete gemeinsam mit der Landesvereinigung für Gesundheit das Konzept und den Projektplan. Außerdem war es für die Auswertung der Daten zuständig.

Die Landesvereinigung führte neben der Konzeptentwicklung und Akquise von Projektmitteln das Projektmanagement durch. Sie koordinierte die Tätigkeiten der beteiligten Akteurinnen und Akteure, fasste die Erkenntnisse zusammen, zeichnete sich für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und übernahm die Aufbereitung der aus dem Projekt hervorgehenden Medien.

Niedrigschwellige Arbeitsweise

Die Nichtinanspruchnahme von Impfangeboten kann viele Gründe haben. Eine Aufgabe bei der Projektkonzipierung war, durch ein möglichst niedrigschwelliges Vorgehen die Beteiligung bzw. Inanspruchnahme zu fördern. Folgende Gründe könnten für die Nichtinanspruchnahme von Impfungen sprechen:
- mangelndes oder einseitiges Wissen über Infektionsgefahren und Vorsorgemöglichkeiten,
- mangelndes Wissen über die Leistungen der GKV,
- fehlende Organisationskompetenz,
- fehlende Begleitstrukturen,
- Praxisgebühr,
- der Weg zum Arzt bzw. zur Ärztin,
- Desinteresse,
- andere Alltagssorgen, insbesondere Arbeitslosigkeit,
- beruflicher Stress und wenig (Frei-)Zeit,
- Impfgegnerschaft.

Aufgrund dieser möglichen „Hürden“ entstand die Idee einer aufsuchenden Lösung an einem Ort, der durch die Zielgruppe gut besucht wird: der Schule. Der „leichtere“ Zugangsweg, die „Bring-“ statt „Kommstruktur“ warf jedoch auch Probleme auf, die es zu lösen galt. Zu klären waren hierfür zum Beispiel neben den organisatorischen und rechtlichen Fragestellungen die Information und Aufklärung von Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern sowie die Gewährleistung des Einverständnisses der Erziehungsberechtigten.

Eine rechtzeitige und gute Information der Schulleitung und der mitwirkenden Klassenlehrerinnen und -lehrer war eine der Grundvoraussetzungen für das Gelingen. Die Eltern wurden ebenfalls frühzeitig in die Aktion einbezogen und mit persönlichen Anschreiben über das Projekt sowie über das Impfen und die Möglichkeit einer Beteiligung ihres Kindes aufgeklärt. Die Freiwilligkeit der Teilnahme, die Option von zwei Terminen zur Inanspruchnahme, die Option der ausschließlichen Statusprüfung sowie die zeitliche Entlastung – die Eltern mussten lediglich den Impfausweis heraussuchen und eine Einverständniserklärung unterschreiben und brauchten nicht zum Termin mitkommen – erleichterten vielen Eltern die Entscheidung, das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Die Lehrkräfte wurden in diesem Prozess als Vertrauenspersonen von den Eltern wahrgenommen. Ihre positive Einstellung vermittelte sich den Eltern ebenso wie das „geschlossene“ Auftreten von Schulleitung, niedergelassenem Arzt bzw. niedergelassener Ärztin und Gesundheitsamt. Einige Eltern nutzten auch die Möglichkeit, sich im Vorfeld telefonisch von Arzt bzw. Ärztin beraten zu lassen.

Das Projekt kann und soll das Regelangebot der Impfung über niedergelassene Haus- und Kinderärztinnen bzw. -ärzte nicht unterlaufen, es kann aber dazu beitragen, schnell umfangreiche Impflücken bei einer definierten Zielgruppe zu schließen. Darüber hinaus erreicht es auch soziale Gruppen, die ansonsten schwer erreichbar sind. Das gelang durch folgende Standards:
- Das Angebot war nicht stigmatisierend, sondern offen für „jedermann“ angelegt.
- Keine Wartezeiten beim Arzt bzw. bei der Ärztin, da Termine pro Klasse vergeben und den Eltern mitgeteilt wurden.
- Geringe Formalitäten (lediglich Einverständniserklärung) waren notwendig.
- Der Arzt bzw. die Ärztin nahm sich Zeit für die Beantwortung der Fragen der Eltern (mehr als in der Praxisroutine möglich).
- Die Schule des Kindes war ein bekannter Ort für die Zielgruppe – das erleichterte die Wahrnehmung des Angebots.
- Die mitwirkenden Grundschulen bzw. die jeweiligen Elternhäuser lagen in Stadtteilen, die von einem hohen Anteil von Armut, Migration oder/und Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Laut einer Einschätzung der mitwirkenden Ärztinnen und Ärzte ließen mehr sozial benachteiligte Familien ihre Kinder in der Schule impfen, als es im Kontext der ärztlichen Praxen üblich ist.

Das Projekt ist eine gute Möglichkeit, allen erreichten Kindern in Bezug auf ihren Impfschutz gleiche Chancen zu bieten. Impfschutz ist Individual- und Kollektivschutz, bei entsprechender Durchimpfungsrate profitieren auch die Kinder, die nicht erreicht werden konnten. Die Durchimpfungsrate sollte für den Kollektivschutz bei über 90 % der Bevölkerung gewährleistet sein, in der benannten Zielgruppe wurde dieses Ziel für zwei von drei Impfungen durch das Projekt erreicht.

Dokumentation und Evaluation

Die Projektdokumentation umfasst Struktur- und Prozessqualität wie auch die Ergebnisdarstellung. Alle Aktivitäten wurden durch Protokolle dokumentiert. Die strukturellen Rahmenbedingungen des Vorhabens wurden festgelegt, im Prozess angepasst und optimiert und auf ihre Tauglichkeit geprüft. Außerdem wurden sie regelmäßig analysiert und dokumentiert. Die bei Projektbeginn formulierten Ziele wurden operationalisiert und zum Projektende einer Bewertung unterzogen. Insbesondere während des Projekts auftretende Schwierigkeiten sowie die Aussagen der beteiligten Personen und Institutionen zu dem Projekt wurden schriftlich dokumentiert. Für die Erfassung der Impfdaten wurden einheitliche Formblätter genutzt und eine entsprechende Auswertung durchgeführt. Alle Daten wurden zusammengeführt und unter den Zielkriterien bewertet. Diese Ergebnisse wurden in diversen Formen aufbereitet:
- Konzept,
- Materialsammlung inklusive aller Protokolle,
- Datenauswertung,
- Presseinformation,
- Posterserie,
- Projektbericht,
- Handlungsempfehlungen.


Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)

Das Projekt „Aufsuchende Impflückenschließung in Grundschulen in Sachsen-Anhalt“ konnte die Impfraten der Kinder erfolgreich erhöhen, was insbesondere durch die aufsuchende Vorgehensweise gelang. Auch die Koordination des Vorhabens durch die ortsansässigen Gesundheitsämter in den ausgewählten Regionen hat sich im besonderen Maße bewährt. Diese konnten ggf. auftretende Probleme vor Ort schnell, unbürokratisch und zuverlässig lösen. Ferner ist durch eine Befragung von Ärztinnen und Ärzten deutlich geworden, dass die Einbeziehung der Kassenärztlichen Vereinigung als Kooperationspartner die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Ärztinnen und Ärzte sich an dem Vorhaben beteiligen.

Trotzdem musste festgestellt werden, dass insgesamt weniger Ärztinnen bzw. Ärzte und Schulen positiv auf das Angebot der aufsuchenden Impfungen reagierten als erwartet. Die Impfaktionen in den Schulen können nur ein ergänzendes, kurzfristiges Angebot sein, da der Aufwand für die Ärztinnen bzw. Ärzte recht hoch ist. Das lag vor allem auch daran, dass nie alle Kinder einer Schule alle nötigen Unterlagen dabei hatten (Einverständnis der Eltern, Impfausweis etc.). Ein realistisches Ziel wäre es, pro Einrichtung mindestens drei Termine anzusetzen, um vorhandene Impflücken zu schließen. Ein weiterer Aspekt, der im Projektverlauf überraschte, war der erhebliche Zeitaufwand zur Klärung rechtlicher Aspekte vor Beginn des Projektes. Die Genehmigung zur Durchführung des Vorhabens in den Schulen über das Kultusministerium dauerte ca. 3 Monate.

Zusammenfassend können auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen folgende Empfehlungen ausgesprochen werden:
- Um den organisatorischen Aufwand möglichst klein zu halten, beginnen Sie mit dem Vorhaben zunächst nur in einer Region/Stadt.
- Schließen Sie Kooperationsverträge mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Gesundheitsämtern. Diese können Impfärzte bzw. -ärztinnen benennen.
- Schenken Sie dem jeweiligen Rechtsrahmen im Vorfeld besondere Beachtung.
- Nutzen Sie Checklisten, wo Ärzte bzw. Ärztinnen abhaken können, was alles benötigt wird.
- Wählen Sie Schulen aus, die wirklich teilnehmen wollen und Sie dann auch unterstützen (z.B. bei der Bereitstellung von Räumlichkeiten, Waschbecken, Austeilen der Anschreiben an die Eltern usw.).


Laufzeit des Angebotes

Beginn: November 2003

Abschluss: Dezember 2005


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

Menschen in schwieriger sozialer Lage sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe, auch wenn sich das Angebot in erster Linie an alle richtet.

  • Personen in strukturschwachen Wohnregionen / Quartieren

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 6 bis 10 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Prävention von Infektionskrankheiten (Impfen)
  • Stadtteil-/ Gemeinwesenarbeit, Nachbarschaftsnetzwerke
  • Integrierte / sektorenübergreifende Versorgung

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Schule

Qualitätsentwicklung

Es ist bereits ein Ergebnisbericht vorhanden.

Titel des Berichts bzw. Kurzbeschreibung: Impflückenschließung in Grundschulen in Sachsen-Anhalt

Quelle der Veröffentlichung/URL: LVG Sachsen-Anhalt e.V.

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

17.04.2024

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