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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2012

Sport- und Bewegungsangebote für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Das Pilotprojekt "Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen" wurde im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik im Handlungsbereich „Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren –Soziale Stadt“ in der Zeit von April 2009 bis Juni 2012 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördert.

Das Projekt zielte darauf ab, Kinder und Jugendliche – insbesondere aus sozial benachteiligten Lebensverhältnissen – Sport- und Bewegungsangebote nachhaltig zu offerieren, um für Gesundheitsförderung zu aktivieren, Sport- und Bewegungsbarrieren außerhalb der Vereinsstruktur abzubauen und niedrigschwellige Sport- und Bewegungszugänge zu ermöglichen. Konzeptionell folgte das Projekt den Ansätzen der Sozialraumorientierung und berücksichtigt dabei auch die Interessen und Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil (vgl. Vorgehen).

Das Institut für Sportwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin war in der Pilotphase für die Projektkoordination verantwortlich. Zum Selbstverständnis des Instituts gehört die aktive Mitgestaltung nachhaltiger sport- und bewegungsräumlicher Strukturen. Insofern war es wichtig, Netzwerke aufzubauen und die Ressourcen des Quartiers zu berücksichtigen (vgl. Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung). Für die Umsetzung des Projektes standen während der gesamten Laufzeit mit dem Bezirksamt Lichtenberg von Berlin sowie dem Sportverein Pfefferwerk e.V. wichtige Kooperationspartner zur Seite. Nach Ende der Projektlaufzeit wird der Triathlon als integrative Veranstaltung vom Sportverein Pfefferwerk e.V. weitergeführt. Das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin ist weiterhin als Schirmherr in die Veranstaltung involviert. Darüber hinaus werden weiterhin Teilprojekte aus der Pilotphase weitergeführt (z.B. Sport- und Bewegungsangebote, Ausbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleiter).

Das Pilotprojekt stand unter der Schirmherrschaft des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Herrn Wolfgang Thierse.


Kontakt

Herr Sebastian Braun
Unter den Linden 6
10119 Berlin (Berlin)


Weitere Ansprechperson

Frau Katarina Prchal
Unter den Linden 6
10119 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 209346106

E-Mail: katarina.prchal(at)staff.hu-berlin.de


Weitere Ansprechperson

Herr Jörg Zwirn
Paul-Heyse-Str. 29
10407 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 67300160

E-Mail: zwirn(at)pfeffersport.de


Projektträger

Humboldt-Universität zu Berlin, Phil. Fakultät IV, Institut für Sportwissenschaft, Sportsoziologie
Unter den Linden 6
10119 Berlin


Hintergrund

Die Projektgebiete Alt-Hohenschönhausen und Neu-Hohenschönhausen gehören neben Wartenberg, Falkenberg, Malchow, Lichtenberg, Friedrichsfelde, Karlshorst, Rummelsburg und Fennpfuhl nach der Bezirksfusion 2001 in Berlin zum Stadtbezirk Lichtenberg. Im gesamten Bezirk leben 262.192 Einwohner (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Juni 2011). Das Durchschnittsalter liegt bei 47,2 Jahren. 7,9 Prozent der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den West-Berliner Bezirken sehr gering – allerdings ist es der höchste Anteil im Berliner Osten. Zusätzlich variiert die Anzahl der Migrantinnen und Migranten zwischen den verschiedenen Ortsteilen: So weisen im nördlich gelegenen Hohenschönhausen nur gut 3,5 Prozent einen Migrationshintergrund auf, während dies im südlichen Ortsteil Lichtenberg bei rund 25 Prozent der Einwohner der Fall ist. Die größte Gruppe aus nichtdeutschen Herkunftsländern stellen Menschen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion dar, viele von ihnen Aussiedlerinnen und Aussiedler. Die zweitgrößte Gruppe bilden Südostasiaten, vor allem Vietnamesen (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2011). Rund 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Lichtenberger Gymnasien haben vietnamesische Wurzeln. Der Anteil Alleinerziehender mit einem bzw. mehreren Kindern im Haushalt liegt in Lichtenberg mit 28 Prozent bzw. 9 Prozent neben Marzahn-Hellersdorf mit 26 Prozent bzw. 10 Prozent am höchsten; am niedrigsten dagegen sind die Zahlen in Steglitz-Zehlendorf mit 15 Prozent bzw. 4 Prozent. Der häufigste Bildungsabschluss im Bezirk Lichtenberg ist der Volks-/Hauptschulabschluss mit 25,2 je Hundert der Bevölkerung (Wert für ganz Berlin: 23). Personen ohne beruflichen Bildungsabschluss bilden mit 22,1 je Hundert die zweitstärkste Gruppe (Berlin: 26,7). Die dritte Gruppe (21,7 je Hundert gegenüber 30,4 im Berliner Durchschnitt) setzt sich aus Personen mit (Fach-)Hochschulreife zusammen. Personen mit einem (Fach-)Hochschulabschluss sind im Bezirk Lichtenberg mit 12,8 je Hundert (Berlin: 17,4) am seltensten vertreten. Der Vergleich mit den anderen Berliner Stadtbezirken verweist Lichtenberg bezüglich der Verteilung der Bildungsabschlüsse in das untere Mittelfeld der Gesamtstadt (Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, 2010).

Die Lebensbedingungen der Menschen in den Projektgebieten Alt-Hohenschönhausen und Neu-Hohenschönhausen sind sehr unterschiedlich. So ist die Struktur in Abhängigkeit vom jeweiligen Sozial- und Planungsraum äußerst heterogen – sowohl hinsichtlich der sozioökonomischen Situation und kulturellen Wurzeln der Bewohnerinnen und Bewohner als auch hinsichtlich des baulichen Bestandes und der sozialen Infrastruktur. Alt-Hohenschönhausen ist mehr von Einfamilienhäusern und Neu-Hohenschönhausen mehr von Plattenbausiedlungen geprägt. Die nördlich gelegene Großsiedlung (Neu-Hohenschönhausen-Nord und -Süd) weist problematischere soziale Lagen auf als die südlich gelegenen Einfamilienhaussiedlungen in Alt-Hohenschönhausen. Neu-Hohenschönhausen ist gekennzeichnet durch eine auffallend hohe Anzahl von Menschen, die Transferleistungen entsprechend SGB II, III und XII erhalten. Hier liegt der Anteil in den einzelnen Planungsräumen zwischen 9,6 und 14,8 Prozent und damit über dem Berliner Durchschnitt von 9,4 Prozent. Die Existenzsicherungsleistungen für unter 15-Jährige, gemessen an der Gesamteinwohnerzahl unter 15 Jahren, liegen in den Planungsräumen Hohenschönhausen-Nord zwischen 47 und 61,3 Prozent und damit weit über dem Berliner Durchschnitt von 37,4 Prozent. Vor diesem Hintergrund beziehen sich die Interventionen des Projekts zur Gesundheitsförderung hauptsächlich auf Neu-Hohenschönhausen-Nord und -Süd (Res urbana GmbH, Berlin, 2010).

Im Auftrag des Senators für Bildung, Jugend und Sport des Bundeslandes Berlin führte die Universität Osnabrück zwischen Juli 2006 und September 2007 unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Wopp ein Forschungsvorhaben zur kommunalen Sportentwicklungsplanung durch. Ein Ergebnis der modellhaft durchgeführten Sportentwicklungsplanung für den Pilotbezirk Lichtenberg war, dass das Sportengagement der Bevölkerung mit ca. 72 Prozent der Befragten überdurchschnittlich hoch ist. Rund 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie regelmäßig Sport ausüben. Zudem machte die Erhebung deutlich, dass die männlichen Befragten im Durchschnitt sportaktiver als die weiblichen sind. Frauen bevorzugen vorrangig Angebote aus den Bereichen Wellness, Entspannung (z.B. Yoga), Fitness und Gymnastik, während Männer in jüngeren Jahren eher Teamsportarten und wettkampforientierte Sportformen wählen und in älteren Jahren verstärkt Ausdauersport treiben. Ballspiele haben bei den Frauen keine Bedeutung (Wopp et al., 2008).

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik (www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de) ist eine Initiative mehrerer öffentlicher Institutionen der Bundesrepublik Deutschland. Sie beteiligt sich an der inhaltlichen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Programms der Sozialen Stadt und überträgt damit den integrierten Ansatz einer ressortübergreifenden Kooperation auch auf weitere Handlungsfelder. Ihr Ziel ist, die Städte und Regionen in Deutschland entsprechend den Aussagen der Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt zu stärken. Zu diesem Zweck hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sechs Handlungsfelder definiert, in denen Förderung und Diskussionen zusammengeführt werden sollen (BMVBS 1).

Das Institut für Sportwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin hatte mit dem Projekt „Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ im Themenfeld „Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren – Soziale Stadt“ den Zuschlag erhalten. Die Bewerbung folgte dem Selbstverständnis des Instituts für Sportwissenschaft der HU Berlin nachhaltige sport- und bewegungsräumliche Strukturen auf kommunaler, bezirklicher, bundesweiter und europäischer Ebenen aktiv mitzugestalten. Während des Bewerbungsverfahrens war das Institut für Sportwissenschaft selbst im Bezirk Hohenschönhausen ansässig.

Das Projekt „Sozial integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ griff gezielt auf das Rahmenprogramm der Sozialen Stadt zurück und sprach in der Umsetzung und Gestaltung des Projektes insbesondere folgende Teilaspekte an:
- sozio-ökonomische Probleme wie (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen, Armut in Verbindung mit niedrigem Bildungsstatus und gesundheitlichen Beeinträchtigungen;
- nachbarschaftliche Probleme wie Konzentration benachteiligter Haushalte (unter anderem mit Migrationshintergrund), Fortzug einkommensstärkerer Haushalte, Fehlen von Zusammengehörigkeitsgefühl, Spannungen im Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, soziale Konflikte, geringe Einwohnerinitiative, Perspektivlosigkeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Vandalismus und Kriminalität; Imageprobleme/Negativimage (vgl. Soziale Stadt, 1999).

Die Förderung von sozial benachteiligten Stadtquartieren ist für die Konzeption der „Sozialen Stadt“ grundlegend. Im Handlungsfeld „Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren“ wurde der Rahmen der Sozialen Stadt erweitert. Durch ein verbindendes Element (in dem Fall einen „Sozial integrativen Triathlon“) sollte der sozialen Segregation entgegen gewirkt werden, in dem Stadtteile mit unterschiedlichen sozioökonomischen wie soziodemographischen Merkmalen gemeinsam agieren.


Ziele und Zielgruppen

Im Zentrum der Sport- und Bewegungsangebote stehen die Zielgruppen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Berlin-Hohenschönhausen im Alter von 10 bis 18 Jahren. Das Angebot richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Haushalten, aus Integrierten Sekundarschulen und Förderschulen mit Schwerpunkt Lern- und geistige Entwicklung sowie aus Jugendfreizeiteinrichtungen. Im Sinne der Inklusion werden neben sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen auch Menschen mit Behinderungen durch das Projekt unterstützt.

Neben den marginalisierten Kindern und Jugendlichen wurden in der Ausrichtung des Triathlons auch ressourcenstarke Bewohnerinnen und Bewohner und Familien angesprochen. Damit unterscheidet sich das Pilotprojekt von anderen stadtpolitischen Interventionen, deren Fördermaßnahmen in erster Linie nur auf sozial problematische Nachbarschaften abzielen. Das Projekt verband, integrierte und aktivierte die unterschiedlichen Gruppen für den Sozialraum.

Das zentrale Ziel des Projektes „Sozial integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ bestand darin, mit Hilfe eines niedrigschwellig zugänglichen Sportevents in einer modernen und populären Sportart (hier dem Triathlon) den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gelegenheitsstrukturen für sportliche und außersportliche Partizipation und auch bürgerschaftliches Engagement zu eröffnen. Zentrale Ziele des Projektes in der Pilotphase waren:
- die soziale Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und das soziale Zusammenleben zu verbessern,
- die Bildungsangebote zu verbreitern und zu optimieren und
- die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen zu aktivieren und zu unterstützen.

Sport- und Bewegungsangebote dienten dazu, auf den Triathlon vorzubereiten und andere Bewegungsstrukturen außer der traditionellen Vereinsstruktur insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vorzuhalten. Das Projekt umfasste geschlechterspezifische Sport- und Bewegungsangebote. Insbesondere für Mädchen und junge Frauen wurden geschützte Räume geschaffen, da diese nachweislich in Sportvereinen und in Bezug auf ihr Sport- und Bewegungsengagement unterrepräsentiert sind. Auch in Jugendfreizeiteinrichtungen dominieren in der Regel eher die männlichen Besucher als die Mädchen und jungen Frauen (vgl. Vorgehen). Ausgewählte Studien, wie die KIGGS-, WIAD- und HBSC-Studie zeigen, dass die sportliche Aktivität mit zunehmendem Alter häufig abnimmt, Mädchen vermehrt aus Sportvereinen austreten und auch im Sportunterricht weniger aktiv sind. Mädchen und junge Frauen brauchen daher ein Sport- und Bewegungsangebot, das ihren Bedarfen und ihrer Lebenswelt entspricht.


Vorgehen

Den Rahmen zur Umsetzung des Projektes „Sozial integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ bildeten die folgenden vier Module:
- Modul „Organisation und Durchführung eines Sozial integrativen Triathlons“
- Modul „Netzwerkarbeit“
- Modul „Sport- und Bewegungsangebote für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche“
- Modul „Ausbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern“

Alle Module griffen ineinander und ermöglichten die Umsetzung einer Gesamtkonzeption des „Sozial integrativen Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“.

Höhepunkte des Projektes „Sozial integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ sind die seit 2009 einmal im Jahr stattfindenden Triathlonevents, die eine große öffentliche Aufmerksamkeit erzielen. Während der Projektlaufzeit erhöhte sich die Zahl der Teilnehmenden von 78 im Jahr 2009 auf über 240 im Jahr 2011. Vor dem Hintergrund des beschriebenen tiefgreifenden demographischen, ökologischen und sozialen Wandels in den ausgewählten Stadtteilen (vgl. Hintergrund) ermöglicht der jährliche Triathlon Beteiligungsformen für Engagement und Partizipation und bietet damit Identifikationspotential für den eigenen Bezirk. Die Attraktivität des Quartiers wird mit solch einem Event erhöht. Neben den direkten lokalen Kooperationspartnern (vgl. Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung) werden die Bewohnerschaft sowie ortansässige Unternehmen in den Triathlon eingebunden und so Potentiale zivilgesellschaftlichen Engagements im Quartier eröffnet.

Der Triathlon wird als offener Lauf für alle Interessierten angeboten. Daraus ergibt sich eine heterogene Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, der durch drei verschiedene Läufe begegnet werden soll. Folgende Streckenlängen und Staffelvarianten werden angeboten:
- 100m Schwimmen – 2,5 km Radfahren – 1,2 km Laufen (auch in Staffeln absolvierbar)
- 250 m Schwimmen – 3,5 km Radfahren – 1,2 km Laufen (Schülertriathlon)
- 250 m Schwimmen – 3,5 km Radfahren – 1,2 km Laufen (Volkstriathlon)

Seit dem Jahr 2010 steht zusätzlich ein Ragazzi-Lauf (Kinder unter 6 Jahren) zur Auswahl.

Der Triathlon wird mit Unterstützung von Sponsorengeldern umgesetzt. Während des Triathlon unterstützen ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, die meist aus dem Gebiet Hohenschönhausen kommen, die einzelnen Stationen rund um den Triathlon (Auf- und Abbau, Wasserbereich, Wechselzone, Rad- und Laufstrecke, Versorgung u.v.m.).

Die eigentliche Projektarbeit aber findet zwischen den Triathlonevents statt. Großer Wert wird auf den Aufbau von Vernetzungsstrukturen gelegt, die die Einbindung relevanter Stadtteilakteure in die Organisation und Durchführung des Events ermöglichen (vgl. Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung).

Insbesondere für die Einrichtung von Sport- und Bewegungsangeboten für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche nutzte das Institut für Sportwissenschaft der HU Berlin die Studierenden des Faches Sportwissenschaft als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren des Projekts. Im Rahmen eines Blockseminars wurden zwischen 20 und 35 Studierende für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen qualifiziert. Im Sommersemester 2012 fand der siebte Durchgang des Programms statt. Im theoretischen Teil des Seminars erwerben die Studentinnen und Studenten erforderliche Kompetenzen zum Thema Gesundheit und Sport, machen sich mit dem Projektgebiet, mit Sozialraumanalysen, der Problematik von Soziallagen, kulturellen Besonderheiten, Geschlechtsspezifika und der Jugendhilfelandschaft vertraut und entwickeln erforderliche Kompetenzen, um in ausgewählten Handlungsfeldern bedarfsgerechte, sozialraumorientierte Sport- und Bewegungsangebote umzusetzen. Darüber hinaus werden Bewegungs- und Gesundheitskonzepte insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche besprochen und für das Projektgebiet entwickelt. Im Praxisteil des Seminars werden die erworbenen Kenntnisse in Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulen des Bezirks umgesetzt und einrichtungsbezogene Handlungskonzepte zu den Themen Sport, Bewegung und Gesundheit konzipiert. So konnten während der Projektlaufzeit am Sonderpädagogischen Förderzentrum und an der Gutenberg-Schule (Sekundarschule) zwei Arbeitsgemeinschaften außerhalb des Curriculums aufgebaut werden. An der Gutenberg-Oberschule konnte ein niedrigschwelliges Sport- und Bewegungsangebot (hauptsächlich Trendsportarten) für ein Schuljahr für 8 bis 12 Schülerinnen und Schüler vorgehalten werden. Auch im Sonderpädagogischen Förderzentrum konnte eine Arbeitsgemeinschaft installiert werden, die insbesondere im Vorfeld auf die Teilnahme am Triathlon vorbereitet (Rollstuhlsport, Übungen für die Wechselzonen während des Triathlons) und fest in den Ganztagsbetrieb integriert ist. Im Laufe der Projektzeit konnten anfangs drei 7. Klassen und später drei 7. und 8. Klassen das Angebot wahrnehmen. Über die Projektlaufzeit wird das Sport- und Bewegungsangebot für ca. 12 Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft durchgeführt.

Um positiv auf den Triathlon einzustimmen, werden zuerst leicht zugängliche Trendsportarten wie beispielsweise Flag-Football, Takeshi oder Parcours angeboten. Dieses spannende und abwechslungsreiche Angebot soll den Kindern und Jugendlichen Spaß an der Bewegung vermitteln. Nach einiger Zeit werden die Trendsportangebote mit klassischen Ausdauer-, Bewegungs- und Koordinationsangeboten verbunden. Damit werden die Kinder und Jugendlichen an den jährlich stattfindenden Triathlon herangeführt und zur Teilnahme motiviert. Für die Kinder und Jugendlichen besteht die Möglichkeit, sich als Staffel am Triathlon zu beteiligen, wobei dann Laufen, Schwimmen und Fahren auf jeweils eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer verteilt wird. In den Schulen wurde teilweise schon in den Arbeitsgemeinschaften der Triathlon als Staffel geübt.

In die Vorbereitung und Durchführung des integrativen Triathlons werden die Studierenden der Humboldt-Universität direkt eingebunden. Sie übernehmen die Ansprache der Kinder und Jugendlichen als Zielgruppe des Triathlons und bieten in den Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen im Stadtteil Sport- und Bewegungsangebote an, bei denen ebenfalls diverse Themen rund um Sport, Bewegung und Gesundheit angesprochen werden. In der vorlesungsfreien Zeit wird das Angebot vom Sportverein Pfeffersport e.V. abgesichert. Im Wintersemester 2012/13 wird das Seminar „Sport- und Bewegungsangebote“ weiterhin angeboten und in Abstimmung mit ausgewählten Jugendfreizeiteinrichtungen umgesetzt.

Um die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen bewerten zu können, wurde in Kooperation des Projektes „Sozial integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ mit dem Seminar „Motorische Defizite im Kindes- und Jugendalter (Psychomotorik)“ in 2010 bei den 8. Klassen der Gutenberg-Oberschule in Hohenschönhausen der Deutsche-Motorik-Test (DMT) (http://www.sport.uni-karlsruhe.de/dmt) durchgeführt und gleichzeitig wurden die 8. Klassen zum „Aktivitätsniveau“ mittels eines Fragebogens befragt. Zeitgleich wurden Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen der John -F.- Kennedy Oberschule (gymnasiale Stufe) in Zehlendorf nach dem Aktivitätsniveau befragt, um beide Schulen, die sich in sozial recht unterschiedlich strukturieren Gebieten befinden, vergleichen zu können. Im Rahmen zweier Seminare am Institut für Sportwissenschaft werteten die Studierenden die Ergebnisse aus.

Die Ergebnisse zeigten, dass Mädchen sich signifikant weniger sportlich betätigen als Jungen. Mädchen aus dem Einzugsgebiet Hohenschönhausen waren zudem signifikant mehr übergewichtig bis stark übergewichtig (11,5 Prozent und 7,7 Prozent) als Schülerinnen aus der John-F.-Kennedy-Oberschule (3,7 Prozent und 1,7 Prozent). Auch zeigten sich Unterschiede im Sportengagement beider Schultypen bzw. Einzugsgebiete. Gefragt, wie oft sportlich aktiv die Schülerinnen und Schüler in der letzten Woche für mindestens eine Stunde am Tag waren, gaben 79,2 Prozent der Gutenberg-Mädchen an, mindestens 0 bis 2 Tage in der Woche aktiv zu sein. Dagegen gaben nun 42,6 Prozent der John-F.-Kennedy-Oberschule an 0 bis 2 Tage in der Woche aktiv zu sein. Des Weiteren wurde festgestellt, dass viele Mädchen starke Einschränkungen in ihren motorischen Fähigkeiten und in der Körperkoordination aufweisen. Vor diesem Hintergrund ist die Einbindung des Mädchensportzentrums Pia Olymp, der als ein starker und vor allem zuverlässiger Kooperationspartner in Hohenschönhausen über vielerlei personelle und sachliche Ressourcen verfügt, in das Projekt von hoher Bedeutung.

Bei Pia Olymp beschränkt sich der Zugang auf Mädchen und junge Frauen. Dort können die sozialen und geschlechtsspezifischen Bedingungen dieser Zielgruppe berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist Pia Olymp Teil der lokalen Freizeitorganisation „Verein Kietz für Kids Freizeitsport e.V.“. Damit ergeben sich enge Kontakte zu andere Freizeitsportangeboten, die durch den Freizeitsportverein unterstützt werden. Pia Olymp fungiert als Schnittstelle für die Mädchen anderer Jugendfreizeiteinrichtungen, in dem sie in den lokalen Gremien (z.B. Gemeinwesenarbeit, Arbeitskreis Jugendfreizeiteinrichtungen, AG 78, usw.) für die Sport- und Bewegungsangeboten und für die Teilnahme am jährlichen Triathlon werben. Die Teilnahme am Triathlon ist ein internes Projekt der Mädchensporteinrichtung geworden. Neben der Motivierung zur Teilnahme begleitet die Einrichtung die Gestaltung eigener Plakate für den Triathlon.

Insgesamt wurde das Sportangebot von den Mädchen der Einrichtung gut angenommen. Die Kinder und jungen Frauen waren zwischen 5 und 20 Jahren alt und kamen hauptsächlich aus dem Einzugsgebiet Neu Hohenschönhausen. Einige der Mädchen besuchen die Förderschule im Bezirk. Zu Pia Olymp kommt regelmäßig ein fester Stamm von 12 bis 20 Mädchen. Perspektivisch kann Pia Olymp ein Partner sein, um mädchenbezogene Bewegungs- bzw. Gesundheitsförderung dauerhaft im Sozialraum zu etablieren.

Ein weiterer Partner aus dem Kinder- und Jugendfreizeitbereich (bzw. der Kinder- und Jugendhilfe) für die Etablierung und Umsetzung von Sport- und Bewegungsangeboten und die aktive Teilnahme beim Triathlon ist das Holzwurmhaus. Hier werden insbesondere vor allem Lückekinder und junge Erwachsene begleitet.

Seit dem Sommersemester 2010 werden während der Vorlesungszeit die Sport- und Bewegungsangebote in den Jugendfreizeiteinrichtungen durch Studierende (bei Pia Olymp ausschließlich durch Studentinnen) im 14-tägigen Rhythmus angeboten. In der vorlesungsfreien Zeit werden die Bewegungsangebote vom Sportverein Pfefferwerk e.V. abgesichert.

Das Institut für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin begleitete wissenschaftlich das Projekt (DMT, Aktivitätsfragebogen, Vergleich mit anderen Schulformen und Bezirken) und evaluiert Teilbereiche der Projektarbeit (z.B. Befragung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, Befragung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Befragung der Sponsoren der jährlichen Triathlons). Somit können auch Erkenntnisse für die Übertragbarkeit auf andere Stadtteile gewonnen werden.


Good Practice in

Nachhaltigkeit

Der „Sozial-integrative Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ verbindet Sport mit sozialraumorientierter sozialer Arbeit und gestaltet Quartiersentwicklung auf innovative Weise. Es ist eines der wenigen Projekte, die den Brückenschlag von Stadtentwicklung und Gesundheitsförderung konzeptionell in der Zielsetzung des Projektes verankert haben. Im Projekt sind vor allem Elemente der Gesundheitsförderung wie etwa Stärkung der Lebensqualität, Familienfreundlichkeit, Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner und Chancengleichheit in den konzeptionellen Ansätzen vertreten. Damit ist das Projekt beispielgebend für das Programm der Nationalen Stadtentwicklungspolitik.

Das Projekt geht neue Wege: weg von klassischen Sportart-Konzepten hin zu Sport und Bewegung außerhalb von Sporthallen. Hierbei werden neue Bewegungsräume, vor allem in der Natur, erschlossen. Das Gebiet Hohenschönhausen bietet dafür viele Naturräume, die als Bewegungsräume erobern und zu gestalten sind. Die Kinder und Jugendlichen sollen lernen, dass für die sportliche Betätigung nicht immer ein High-Tech-Gerät benötigt wird, sondern oftmals eine grüne Wiese ausreicht. Das Projekt zeigt Perspektiven auf, wie sich jeder, auch im Alltag, selbst organisieren kann. Ein Beispiel ist die bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebte Ballsportart Flag Football, wo die Verteidigung einen ballführenden Spieler dadurch stoppt, dass sie ihm ein Fähnchen (Flag) aus dem Gürtel zieht. Flag Football kann auf einer öffentlichen Wiese gespielt werden, es braucht keine Spielfeldbegrenzung, denn die ganze Wiese ist Spielfeld.

Insbesondere mit der Umsetzung eines Triathlons für Kinder und Jugendliche in Berlin-Hohenschönhausen konnte ein niedrigschwelliger Zugang zu einer in der Regel sehr komplexen und anspruchsvollen Sportform eröffnet werden. Die Teilnahme jeder Altersgruppe (2,5 bis 77 Jahre), von Familien und Menschen mit Behinderung hat gezeigt, dass Sport jenseits der Vereinsstrukturen Menschen zusammenführen kann. Ein gemeinsames Event, das unabhängig von den sozialen Strukturen sozialraumübergreifend angeboten wird, ermöglicht eine Imagehebung und Identifikation mit dem Stadtteil.

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Projekts wurde während der Projektlaufzeit auf vier Ebenen an der Verstetigung des Triathlons mit seinen zentralen Zielstellungen kontinuierlich gearbeitet.
- Implementierung eines Projektseminars am Institut für Sportwissenschaft, um die Sport- und Bewegungsangebote weiter aufrecht zu erhalten und Studierenden den Transfer von Theorie und Praxis sicherzustellen;
- Schaffung einer sektorenübergreifenden Netzwerkstruktur in den Stadtteilen, um die jährliche Organisation im Sinne einer „Event-Tradition“ gewährleisten zu können;
- Verbesserung des Stadtteil-Images durch eine berlinweite Öffnung des Triathlons;
- Entwicklung eines Leitfadens zur Durchführung eines „Sozial integrativen Triathlons“ in sozial benachteiligten Stadtquartieren

Um die Sport- und Bewegungsangebote nachhaltig zu etablieren, werden sich auch nach Beendigung der Projektphase die Jugendfreizeiteinrichtungen an dem Triathlon beteiligen. Die hier für die Zielgruppe bekannten Hallenzeiten bleiben bestehen, die Kinder und Jugendlichen von den Jugendfreizeiteinrichtungen informiert und begleitet. Darüber hinaus haben sich im Stadtteil Strukturen der Sport- und Bewegungsförderung wie der Lauftreff oder die Arbeitsgemeinschaften im Förderzentrum etabliert.

Settingansatz

Das Projekt „Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ ist im Rahmen des Programms Soziale Stadt in einen quartiersbezogenen Kontext eingebunden. Konzeptionell folgt das Projekt den Ansätzen der Sozialraumorientierung und stellt den konsequenten Bezug zu den Interessen und den Wünschen der Menschen in den Vordergrund. Dabei wird auf die lokalen Strukturen und Netzwerke (vgl. den Abschnitt Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung) und die sozialräumlichen Ressourcen des Quartiers zurückgegriffen. In dem Rahmen bezieht das Projekt verschiedene Settings, z.B. Schule, Jugendhilfeeinrichtungen und sozialen Wohnumfeld, ein. Gesundheitsförderung im sozialen Wohnumfeld ist für die Stadtentwicklung bedeutend, weil hier Ressourcen aufgedeckt und genutzt werden (z.B. durch die Netzwerkarbeit im Projekt, der Einsatz von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern während des Triathlons), um so eine erkennbare eigene Identität und Gemeinschaft im Wohnumfeld herzustellen.

Der Triathlon trägt dazu bei, die unterschiedlichen Ressourcen der Stadtteile Alt-Hohenschönhausen-Nord, Alt-Hohenschönhausen-Süd, Neu-Hohenschönhausen-Nord und Neu-Hohenschönhausen-Süd zu bündeln und für die gesamte lokale Bevölkerung nutzbar zu machen. Grundlegende Philosophie des Projekts ist, dass die verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Quartier aktiv handelnd Kompetenzen (Life Skills) zur Wahrnehmung ihrer eigenen gesundheitsbezogenen Interessen erwerben.

Die Erfahrungen im Projekt zeigen, dass die Kinder und Jugendlichen an ihren Kiez sehr gebunden sind und ihn nur selten verlassen. Vor diesem Hintergrund ist es für die Umsetzung des Projekts wichtig, insbesondere die Sport- und Bewegungsangebote in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zu bringen. Das Sport- und Bewegungsangebot erfolgt einerseits im Setting der Jugendfreizeiteinrichtung oder der Schule und anderseits im Lebensraum der Kinder und Jugendlichen, um:
- niedrigschwellige Zugänge zu Sport- und Bewegungsangeboten zu ermöglichen,
- Sport- und Bewegungsangebote auf die Bedarfe und die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen abzustimmen (z.B. geschlechtsspezifische Angebote oder auch Bewegung für Förderschülerinnen und Förderschüler),
- Spiel- und Bewegungsräume im eigenen Quartier zu erobern,
- Partizipation zu aktivieren (in dem z.B. eigene Bewegungsspiele kreiert werden oder die Kinder und Jugendlichen ihre Lebensräume vorstellen) und
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, selbst und gemeinschaftlich für ihre Bewegungszeit zu sorgen.

Durch diese Form der Partizipation wird die Eigenfähigkeit gestärkt und die Kinder und Jugendlichen für ihr subjektives Verständnis von Gesundheit sensibilisiert und in ihrem gesundheitsbewussten Handeln gestärkt.

Integriertes Handeln

Das Projekt ist im Sinne eines integrierten Handlungskonzeptes im Stadtteil Hohenschönhausen mit anderen Akteuren vernetzt. Das integrierte Handlungskonzept trägt zu einer systematischen Verzahnung von Akteuren aus Staat, Markt und Zivilgesellschaft bei. Dabei geht das Projekt ressourcenerschließend vor und strebt an, die freien und öffentlichen Träger der Projektquartiere sowie ansässige Gewerbe in die Organisation, Durchführung und Finanzierung des Triathlons einzubinden.

In das Kooperationsprojekt wurden neben dem Institut für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, das Bezirksamt Lichtenberg, die Stadtteilmanagements und der Sportverein Pfefferwerk e.V. eingebunden. Auf der operativen Ebene bildeten die Stadtteilmanagements mit ihren umfangreichen Erfahrungen und Wissensbeständen über Strukturen und Bedarfe besonders wichtige Partner, die dem Projekt direkten Zugang zur Stadtteilarbeit und zu weiteren relevanten Akteuren eröffnen. Mit dem Sportverein Pfefferwerk e.V. hat das Projekt einen im Freizeit- und Breitensport erfahrenen Partner, der vor dem Hintergrund der quantitativen und qualitativen Veränderungen in der Sport- und Bewegungskultur adäquat auf die Bedürfnislagen und Erwartungen der Bevölkerung an ein solches Projekt einzugehen vermag und die unterschiedlichen sozialen wie heterogenen Zielgruppen (vgl. Ziele und Zielgruppen) in das Projekt integrieren kann.

Für den „Sozial-integrativen Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ war die Vernetzung mit freien und öffentlichen Trägern wesentlich, um vor allem die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil zu erreichen. Die Schulen, die Jugendfreizeiteinrichtungen und bezirklichen Gremien (z.B. Gemeinwesenarbeit, Kiezbeirat, AG 78, usw.) fungierten als Netzwerkknotenpunkte etwa im Hinblick auf Informationsverbreitung sowie Mobilisierung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie Helferinnen und Helfern. Insgesamt sollten vier Kooperationen mit Schulen aufgebaut werden. Entstanden sind Arbeitsgemeinschaften an zwei Schulen, zum einen am Sonderpädagogischen Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Autismus bis hin zu körperlicher, emotionaler und sozialer Entwicklung und zum anderen an einer Sekundarschule, der Gutenberg-Schule. Über die Arbeitsgemeinschaften werden die Kinder und Jugendlichen auf den Triathlon vorbereitet (vgl. Abschnitt Vorgehen). Dabei wurden Studierende aktiv eingebunden (z.B. die Sport- und Bewegungsangebote oder in der Ausrichtung des Triathlon selbst).

Da in Berlin-Hohenschönhausen Mädchen und junge Frauen in den Sportvereinen signifikant unterrepräsentiert sind, hat sich zudem die Zusammenarbeit mit den Jugendfreizeiteinrichtungen als sehr erfolgreich erwiesen. So konnte das Mädchensportzentrum Pia Olymp als Kooperationspartner für das Projekt gewonnen werden. Im Zusammenhang mit dem Triathlon wurden dadurch niedrigschwellige Sport- und Bewegungsangebote im Zwei-Wochen-Rhythmus für Kinder und Jugendliche eingerichtet.

Für Übungsleiterinnen und Übungsleiter und Trainerinnen und Trainer der Sportvereine, Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulen wurde ein Fortbildungskonzept entwickelt, um zum einen Einrichtungen zu Multiplikatoren für niedrigschwellige Sport- und Bewegungsangeboten auszubilden und andererseits auch diese meist ehrenamtlich arbeitenden Akteure in den Triathlon einzubinden. Die erste Schulung (Januar 2012) erfolgte mit über 30 Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit aus dem Bezirk Lichtenberg. Das Repertoire bewegte sich zwischen klassischen Sportarten, Trendsportarten, Kooperationsspielen und erlebnispädagogischen Spielen. Alle Spiele und ihre Umsetzung wurden in Hinsicht auf jugendspezifische Besonderheiten vorgestellt (heterogene Gruppen). Ebenso wurde darauf geachtet, Spiele zu wählen, die einen hohen Aufforderungscharakter und einen geringen Materialaufwand haben.

Als besondere Vernetzungsstruktur sei an dieser Stelle der BALL e.V. genannt. Dies ist ein seit Januar 1992 bestehender, gemeinnütziger Verein, der im Auftrag verschiedener Berliner Senatsverwaltungen, regionaler Agenturen für Arbeit und bezirklicher Jobcenter als freier Träger von Maßnahmen der Arbeitsförderung tätig ist. Der Verein ist in Lichtenberg-Hohenschönhausen in wichtige Gremien wie die Gemeinwesenarbeit, den Kiez-Beirat und den Kiez-Treff eingebunden und unterstützt damit das Projekt, um Nachhaltigkeit sicherzustellen.

Um perspektivisch den Triathlon mehr an Akteure im Projektgebiet zu binden, wurde während der Projektlaufzeit (ab 2011) ein Runder Tisch „OrankeOpen“ eingerichtet. Der „Runde Tisch“ soll im Vorfeld des Triathlons die verschiedenen Aktivitäten der Partner bündeln und für den Triathlon organisieren, insofern ist der „Runde Tisch“ eine temporäre Einrichtung. Er ist offen für alle im Projektgebiet tätigen Akteure sowie für alle Anwohnerinnen und Anwohner. Ziel ist es unter anderem:
- die Partner miteinander bekannt zu machen,
- die einzelnen Ressourcen zu erfassen und zu bündeln und
- die Öffentlichkeit zu informieren und gegebenenfalls in die Vorbereitung einzubeziehen.

Wichtig für den Aufbau von Vernetzungsstrukturen war Frau Christina Emmrich (Die Linke), die als damalige Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg (jetzt Stadträtin für Jugend und Gesundheit) Hinweise zur Kontaktaufnahme mit möglichen Kooperationspartnern gab. Darüber hinaus sicherte sie die Unterstützung aus den einzelnen Ressorts, Einrichtungen und Gremien der Bezirksverwaltung für das Projekt. Die Arbeitsgemeinschaft an der Gutenberg-Oberschule wurde mit finanzieller Unterstützung des Bezirks eingerichtet.

Hervorzuheben ist, dass die Vernetzung über die Pilotphase erhalten blieb und der Triathlon als Kooperationsveranstaltung des Sportvereins Pfefferwerke e.V. und des Bezirksamtes Lichtenberg von Berlin weiter stattfindet. Das Institut für Sportwissenschaft hat sich vorerst bereit erklärt, die Studierende weiterhin für die Sport- und Bewegungsangebote auszubilden und stellt ein Lehrauftrag dafür zur Verfügung. Die Koordination der Sport- und Bewegungsangebote erfolgt in ehrenamtlicher Tätigkeit über Frau Katarina Prchal.


Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)

Das Projekt „Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen“ trägt dazu bei, über die Begleitung und Teilnahme von Kindern und Jugendlichen am Triathlon eine Identifizierung mit dem eigenen Quartier und damit eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Grundvoraussetzung für den Erfolg des Projekts ist, dass die Kinder und Jugendlichen dort angesprochen werden, wo sie leben. So sollten insbesondere die Sportstätten vor Ort genutzt werden, da andernfalls manche Kinder und Jugendliche die Angebote nicht mehr wahrnehmen – so die Projekterfahrungen. Zudem muss bei einem sozialraumorientierten Projekt immer auch bedacht werden, dass jeder soziale Raum ein Eigenleben führt, welches immer wieder das Projekt stören oder gefährden kann. So mussten beispielsweise nach der Umstrukturierung der Ressorts in Hohenschönhausen (in dem Fall Stadtteilmanagement) neue Vereinbarungen mit den neuen Statteilmanagerinnen und Statteilmanager getroffen werden. Weiterhin wurde aus fiskalischen Gründen ein Kooperationsprojekt (U.S.O. (Unabhängig. Sportorientiert. Offen) – Projekt der mobilen Jugendarbeit; URL: www.kietzfuerkids.de/uso.html) geschlossen. Damit fiel ein wichtiger Multiplikator im Bezirk Hohenschönhausen aus und neue Partner mussten gefunden werden.

Für die Planung eines sozialraumorientierten Projekts ist es wichtig, zunächst einen genauen Überblick über den sozialen Raum und die soziale Lage der Bewohnerinnen und Bewohner zubekommen. Im Rahmen des „Sozial-integrativen Triathlons Berlin-Hohenschönhausen“ wurde im Vorfeld eine wissenschaftliche Analyse (Sozialraumanalyse, Auswertung Sportentwicklungsplan) vom Institut für Sportwissenschaften der Humboldt-Universität vorgenommen. Diese brachte wichtige Erkenntnisse: Beispielsweise wurde deutlich, dass geschlechtsspezifische Sport- und Bewegungsangebote entwickelt und hierfür geeignete Kooperationspartner gewonnen werden müssen.

Erfolgversprechend für die Organisation und Durchführung eines „Sozial integrativen Triathlons“ ist der Aufbau von Vernetzungsstrukturen. Hierfür müssen verlässliche und starke Kooperationspartner gewonnen werden. Potenzielle Träger, die das Projekt finanziell, materiell oder personell unterstützen, sollten ebenfalls genau analysiert werden, um ein Abspringen während des Projekts zu vermeiden. Neben starken Kooperationspartnern ist es auch wichtig, verlässliche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu gewinnen, die hinter der Idee des Projekts stehen.

Im Verlaufe des Projekts hat sich gezeigt, dass Migrantinnen und Migranten sowie Aussiedlerinnen und Aussiedler gar nicht oder nur schwer mit dem Projekt erreicht werden konnten. Die Gruppe der Migrantinnen und Migranten ist im Berliner Vergleich (Berliner Durchschnitt 43,1 Prozent Kinder/Jugendliche mit Migrationshintergrund) im Projektgebiet mit durchschnittlich 23,3 Prozent unterrepräsentiert. Die größte Gruppe bilden Aussiedlerinnen und Aussiedler, die sich vor allem in ihrer Community bewegen und kein Interesse an Außenkontakten gezeigt haben. Ein Gespräch wurde von diesen Jugendlichen abgelehnt. Es gelang lediglich, die Flyer für die Teilnahme und Werbung für den Triathlon in Russisch als auch in Vietnamesisch zu drucken und in die einzelnen Gremien (AG 78, Gemeinwesenarbeit usw.) zur Weitergabe durch die Einrichtungen zu geben.


Literatur

Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2011). Statistischer Bericht. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand in Berlin. 2. Quartal, 2011. Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsstand, Geborene und Gestorbene, Wanderungen. URL: www.statistik-berlin-brandenburg.de/Publikationen/Stat_Berichte/2011/SB_A1-1_A2-4_q02-11_BE.pdf (Stand: 19.01.2012).



Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2010). Einwohner sowie Personen mit Migrationshintergrund im Bezirk Lichtenberg am 31.12.2010 – Übersicht. URL: www.berlin.de/imperia/md/content/balichtenberghohenschoenhausen/buergerservice-gemeinwesen/migrationsdaten_mit_altgr_2010_dezember.pdf (Stand: 19.01.2012).



Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) (1). Nationale Stadtentwicklungspolitik. Schwerpunktthemen - Inhaltliche Profilierung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. URL: www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/cln_032/nn_251562/DE/NationaleStadtentwicklungspolitik/Schwerpunktthemen/schwerpunktthemen__node.html (Stand: 19.01.2012).



Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) (2). Nationale Stadtentwicklungspolitik. Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen. URL: www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/cln_032/nn_457184/Content/Projekte/triathlon.html (Stand: 19.01.2012).



Bundestransferstelle Soziale Stadt. Soziale Stadt. URL: www.sozialestadt.de (02.08.2012)

Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen (FoSS), Universität Karlsruhe. Deutscher Motorik-Test 6-18 (DMT 6-18). URL: www.sport.uni-karlsruhe.de/dmt (Stand: 19.01.2012).



Res urbana GmbH, Berlin (2010.) Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010. Fortschreibung für den Zeitraum 2008 bis 2009. Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. Referat I A. URL: www.bfwberlin.de/fileadmin/user_upload/lfw_landesverbaende/LFW_BB/Dokumente/Daten___Fakten/MonitoringSozialeStadtentwicklung2010_Kurzfassung.pdf (Stand: 19.01.2012).



Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz; Referat Gesundheitsberichterstattung, Epidemiologie, Gemeinsames Krebsregister, Sozialstatistisches Berichtswesen, Gesundheits- und Sozialinformationssysteme (2010). Gesundheitsberichterstattung Berlin. Spezialbericht. Sozialstruktur und Kindergesundheit. Ein Atlas für Berlin auf Basis der Einschulungsuntersuchungen 2007/2008. URL: www.berlin.de/imperia/md/content/sen-statistik-gessoz/gesundheit/spezialberichte/gbe_spezial_2011_1_ssak0708.pdf (Stand: 19.01.2012).



Sportsoziologie Berlin. Sozial-integrativer Triathlon Berlin-Hohenschönhausen. URL: www.sportsoziologie-berlin.de/projekte/sozialintegrativer%20Triathlon.html (Stand: 19.01.2012).



Statistik Berlin-Brandenburg (2010). Statistischer Bericht. Melderechtlich registrierte Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2010. URL: www.berlin1.de/stadtinfos/ortsteile-in-zahlen/article66990/Karlshorst-Rummelsburg-und-Friedrichsfelde-Ortsteil-in-Zahlen.html (Stand: 19.01.2012).



Wopp, C. (2008). Sportentwicklungsplanung im Pilotbezirk Berlin-Lichtenberg. Osnabrück, 18.06.2008. URL: www.sport.uni-osnabrueck.de/sportundgesellschaft/Pdfs/Sportentwicklungsplanung%20fuer%20Berlin-Lichtenberg.pdf (Stand: 19.01.2012).



Wopp, C. (2008). Sportentwicklungsplanung in Berlin. Endbericht. Osnabrück, 26.06.2008. URL: www.sport.uni-osnabrueck.de/sportundgesellschaft/Pdfs/BerlinEndbericht.pdf (Stand: 19.01.2012).


Laufzeit des Angebotes

Beginn: April 2009

Abschluss: März


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 6 bis 10 Jahre
  • 11 bis 14 Jahre
  • 15 bis 17 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Jungen / Männer
  • Mädchen / Frauen

Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: halbjährige Sach- und Zwischenberichte


Stand

08.05.2015

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