Neben verhaltensorientierten Maßnahmen versucht das Projekt, auch die Gesundheit der Zielgruppe über die Gestaltung ihrer Lebenswelten positiv zu beeinflussen. Das Projekt zielt im Rahmen seiner Interventionen auf die Institutionen und Verbände, mit denen behinderte Frauen in ihrem täglichen Leben in Kontakt kommen, um somit die Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe behinderter Frauen zu erhöhen. So wurde beispielsweise im Rahmen der Veranstaltung „Erwerbsarbeit trotz Handicap“ die Arbeitgeberseite darüber informiert, wie die Integration von schwerbehinderten Menschen in den Betrieb gelingen kann und welche begleitenden Hilfen und Unterstützungen es gibt. Gleichzeitig berichteten zwei Frauen mit Behinderungen über ihre Erfahrungen bei Bewerbungen, im Vorstellungsgespräch und im Arbeitsleben. Durch die Veranstaltung „Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung“ sollen auf der anderen Seite behinderte Frauen ermutigt werden, sich professioneller bzw. anders zu bewerben und im Rahmen ihrer Bewerbung selbstbewusster und offensiver mit ihrer Behinderung umzugehen.
Kommunikation, Kontakte finden, gemeinsame Freizeitangebote, die vorhandenen Möglichkeiten nutzen können – all das kristallisierte sich bei der Befragung als zentrale Wunschliste heraus. Daher ist es ein wesentliches Ziel, vorhandene Kulturangebote für die Zielgruppe zu erschließen, das heißt sie so umzugestalten, dass sie von der Zielgruppe wahrgenommen werden können. Hier sei zum Beispiel eine Stadtführung erwähnt oder die Führung hinter die Kulissen des Stuttgarter Balletts in langsamerem Tempo und auf Wegen, die von Rollifahrerinnen und gehbehinderten Frauen genutzt werden können. Diese spezielle Führung soll zudem in das normale Angebot der beteiligten Veranstalter integriert werden und somit generell behinderten Menschen den Zugang ermöglichen. Die Durchführung von regulären VHS-Veranstaltungen in den Räumen von Lilith ist eine weitere Möglichkeit, Frauen mit Behinderungen den Zugang zu erleichtern. Gemeinsame Feste (Italienischer Abend, Sommerfest im Stadtteil) in den Räumlichkeiten von Lilith, offen für Menschen mit und ohne Behinderungen, tragen zu einer Öffnung in den Stadtteil hinein bei. Die Beteiligung des „Sarah e.V.“, dem Ort für Frauenkultur in Stuttgart, als Projektpartnerin erschließt der Zielgruppe den Zugang zu diesem Bereich und verstärkt beim Sarah e.V. die Bereitschaft, behinderten Künstlerinnen Auftritts- oder Ausstellungsmöglichkeiten zu schaffen.
Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projekts eine Befragung der städtischen Ämter zum Thema Barrierefreiheit vorgenommen. Barrieren wurden in der bereits erwähnten Bedarfserhebung von der Zielgruppe als ein wichtiger Bereich benannt. Im Rahmen der Befragung wurden nicht barrierefreie städtische Einrichtungen identifiziert. Die Ergebnisse werden in die Verwaltung und in den politischen Raum hinein transportiert und sollen zu konkreten Verbesserungen hinsichtlich der Barrierefreiheit der Institutionen beitragen.
Ziel ist es, bei den angesprochenen städtischen Ämtern, Institutionen, Vereinen und Verbänden einen Reflexionsprozess anzustoßen, in dessen Rahmen diese sich auch langfristig verstärkt mit den Bedürfnissen der Zielgruppe auseinander setzen. So wurde durch die Erhebung der Bedarf einiger Ämter nach Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen deutlich. In Zusammenarbeit mit der Schwerbehindertenvertretung der Landeshauptstadt und dem Lilith werden geeignete Workshops entwickelt. Weitere ähnlich gelagerte Angebote, mit denen die Strukturen in den Lebenswelten der Frauen nachhaltig verbessert werden, sollen folgen. Im Ergebnis soll die Erreichbarkeit bzw. Zugänglichkeit (auch im übertragenen Sinne) der jeweiligen Angebote überdacht werden. Darüber hinaus sollen behinderte Frauen durch konkrete Ansprache zur Teilnahme ermutigt werden.