Grundlage: „Wohnverwandschaften“
Kennzeichnend für das Leben und Wohnen im Hochhaus in der Bugginger Straße ist das Konzept der „Wohnverwandtschaften“, das im Rahmen der Bewohnerbeteiligung entwickelt wurde und das Ziel hat, die neue Hausgemeinschaft bereits vor Einzug aufzubauen und zu unterstützen. Seit Oktober 2009 begann die Quartiersarbeit damit, den Interessentinnen und Interessenten im Rahmen von „Baustellengesprächen“ eine Musterwohnung zu zeigen und für das Konzept zu werben. Mehr als 300 Interessierte nutzten das Angebot, an 15 Terminen die Wohnungen zu besichtigen, Fragen zu stellen, Änderungsvorschläge zu machen und potenzielle Nachbarinnen und Nachbarn kennen zu lernen.
Ein wichtiger Meilenstein war die „Stockwerksbörse“ im Oktober 2010. Rund 100 potentielle Mieterinnen und Mieter trafen sich an 16 „Stockwerks-Tischen“. Die Teilnehmenden konnten sich an ihre „Wunschwohnung“ setzen und die möglichen Stockwerksnachbarinnen und -nachbarn kennen lernen. Moderatorinnen und Moderatoren begleiteten das Kennenlernen und den Austausch über Wünsche und Erwartungen an die zukünftige Nachbarschaft. Am Ende der Veranstaltung stand ein Belegungsplan, auf dem die Teilnehmenden sich für ihre jeweiligen Wunschwohnungen eintragen konnten. Dieser Plan war die Grundlage für die endgültige Belegung der Wohnungen durch die Freiburger Stadtbau GmbH.
Kurz vor der Einzugsphase (März bis Mai 2011) lud die Quartiersarbeit alle Mieterinnen und Mieter zu separaten Stockwerkstreffen ein. So konnten sich die künftigen Nachbarinnen und Nachbarn bereits vor dem Einzug kennen lernen. Es wurden Ideen für gemeinsame Aktivitäten gesammelt und eine kleine Tauschbörse entwickelt. Jedes Stockwerk wählte eine/n Stockwerkssprecherin bzw. Stockwerksprecher, die sich ca. alle sechs Wochen treffen und Anregungen / Anliegen der Bewohner/innen über die Quartiersarbeit an die Sprecherräte und den Vermieter weitergeben.
Bedarfsbestimmung und Vorbereitung des Aktivplatzes
Das Projekt „Gesund und fit 50+“ kann auf diesen Strukturen aufbauen. Es begann im Sommer 2010 mit einer Umfrage unter den Interessent/innen, die in die sanierten Wohnungen des Hochhauses einziehen sollten. Die Umfrage zur Neugestaltung des „Gartens“ hinter dem Hochhaus wurde im Rahmen von Bürgerversammlungen durch die Quartiersarbeit und Studierende der Evangelischen Fachhochschule Freiburg durchgeführt. Das Votum war eindeutig: Kein Rasen, kein Kinderspielplatz, sondern ein Senioren-Aktivplatz sollte auf der Grünfläche hinter dem Hochhaus in der Bugginger Straße entstehen. Bewegungselemente sollten den vielen älteren Mieterinnen und Mietern Raum geben, sich im Freien zu treffen und gemeinsam bewegen zu können. Umfragen bei Bürgerversammlungen zeigten weiterhin den Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner, dass der Senioren-Aktivplatz fachlich angeleitet werden soll. Vor diesem Hintergrund wurden Sportmentorinnen und Sportmentoren ausgebildet.
Eine Planungsgruppe aus Quartiersarbeit, Bewohnerschaft und örtlicher Sportgruppe unter Beteiligung eines Lehrers für Gesundheitssport erarbeitete daraufhin das Rahmenkonzept „Gesund und fit 50+“. Im Zuge der Recherche besichtigte die Planungsgruppe auch eine Anlage in Karlsruhe und erarbeitete einen Entwurf, wie eine entsprechende Umsetzung vor Ort aussehen könnte.
Aufbau des Aktivplatzes und Schulung von Sportmentor/innen
Nach Finanzierungszusage der Freiburger Stadtbau GmbH, auf deren Gelände der Platz liegt, wurden in einem ersten Schritt zwei Geräte angeschafft und der Platz hergerichtet. Sponsoren finanzierten zwei weitere Geräte. Im September 2011 wurde der Senioren-Aktivplatz offiziell eingeweiht. Mit den vorhandenen Geräten können die Bewohnerinnen und Bewohner die Schulterbeweglichkeit trainieren oder auf einer Bank mit vorgeschalteten Pedalen im Sitzen Fahrradfahren. Um die Kommunikation zu fördern sind die Geräte so angeordnet, dass die Nutzer/innen sich während der Übungen unterhalten können. Beobachtungen zeigen, dass bisher der Senioren-Aktivplatz meist in Gemeinschaft (zwei und mehr Personen) genutzt wird und damit zur Pflege freundschaftlicher und nachbarschaftlicher Beziehungen beiträgt. Wenn weitere Sponsoren gefunden sind, sollen weitere Geräte angeschafft werden.
Begleitend zur Einrichtung des Aktivplatzes wurde in Zusammenarbeit mit dem Lehrer für Gesundheitssport der Sportgruppe Weingarten ein Ausbildungskonzept für Bewegungs-Mentorinnen und -Mentoren erarbeitet. Jüngere sportliche Frauen oder Männer bieten als Sportmentorinnen und Sportmentoren verschiedene Sport- und Bewegungsübungen an (vgl. hierzu Abschnitt „Multiplikatorenkonzept“).
Zusätzlich zu den Angeboten der Sportmentorinnen und Sportmentoren bietet die Quartiersarbeit im Stadtteil regelmäßig Veranstaltungen und Kurse zu gesundheitsrelevanten Themen an. Es finden regelmäßig beispielsweise verschiedene Informationsabende zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Bewegung, Kommunikation und geistige Fitness im Alter statt. Mit Unterstützung des Gesundheitsamtes organisierte die Quartiersarbeit 2012 vier saisonale Kochnachmittage unter Anleitung einer Ernährungsberaterin. Im Herbst 2012 fand der erste Gesundheitstag auf dem Else-Liefmann-Platz im Zentrum von Weingarten-West statt. Für die Planungen sind die Quartiersarbeit, die Volkshochschule Freiburg e.V. und das Gesundheitsamt verantwortlich. Ziel und Zweck des Erlebnistages „Gesundheit“ waren neben Informationen zum Projekt die Bekanntmachung der Sportmentorinnen und Sportmentoren. Im Zentrum der Informationsstände war Platz für wechselnde Schnuppersequenzen der bisher ausgebildeten Sportmentorinnen, an denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Freiburger Stadtteils Weingarten beteiligen konnten. Der zweite Gesundheitstag fand im September 2013 statt.
Gemeinsam mit dem Nachbarschaftstreff der Diakonie Südwest nutzt die Quartiersarbeit die Räume des Quartierstreffs im Erdgeschoss des Hauses, die auch der Bewohnerschaft als Bewohnertreff zur Verfügung stehen. Die Angebote des Nachbarschaftstreffs (Offenes Café, Mittagstisch, Frauen-Sprach-Treff u.a.) werden auch von Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern genutzt. Familienfeste können ebenfalls in den Räumen stattfinden. Außerdem haben die Bewohnerinnen und Bewohner bereits eigene Aktivitäten entwickelt: beispielsweise gehören dazu eine internationale Kochgruppe und Feste im Jahreslauf. Die Bewegungsangebote und -kurse sowie der Seniorenaktivplatz sind direkt vor Ort, im Garten bzw. im Erdgeschoss des Hauses, angelegt.