Im Vorfeld des Projekts wurden von Seiten des Fachbereichs Gesundheitsförderung des Landkreises Daten und Materialien gesichtet, um das Vorhaben der Bestandsaufnahme ausreichend zu begründen und zu belegen. Es wurden zum Vergleich u. a. Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg herangezogen, bundesweite Studien und Berichte sowie Sozialberichte von Kommunen und Landkreisen. Darüber hinaus fanden Gespräche mit Fachkräften auf regionaler und überregionaler Ebene statt (Universitäten, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Frauenbeauftragte, Jugendamt, Gesundheitsamt Tübingen u. a.). Dadurch fand eine Rückkoppelung in Bezug auf die Planung des Projektdesigns statt und es konnten Kooperationspartner und -partnerinnen gewonnen werden. Aus diesen Gesprächen heraus entstand die Projektplanungsgruppe. Um der Idee eines gemeinsamen Projekts näher zu kommen, wurden die Kooperationspartner und -partnerinnen von Anfang an in die Planung und Umsetzung des Projekts mit eingebunden. Bei der Auswahl der Mitglieder der Planungsgruppe wurde darauf geachtet, möglichst das ganze Feld der Fachinstitutionen zu beteiligen, die direkt oder indirekt mit Alleinerziehenden befasst sind. Daraus hat sich folgende „Planungsgruppe Gesundheitliche Lage von Alleinerziehenden und ihren Kindern im Rems- Murr-Kreis“ (im Folgenden Planungsgruppe) ergeben:
- Kreissozialamt: Sozialer Dienst,
- Kreisjugendamt: Beratung und Information für Alleinerziehende, Bezirkssozialdienst,
- Diakonische Bezirksstelle Backnang,
- Katholisches Bildungswerk Waiblingen,
- Verein Kinder- u. Jugendhilfe Backnang. e.V.: Beratungsstelle,
- Stadt Waiblingen: Frauenbeauftragte,
- Gesundheitsamt: Gesundheitsberichterstattung Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung.
Die Aufgaben der Planungsgruppe waren und sind sehr vielfältig:
- Beratung bei der Erstellung der Befragungsinstrumente,
- Multiplikation des Projekts,
- Kontaktherstellung zur Zielgruppe und weiteren Fachdiensten,
- Mitwirkung bei der Interpretation und Auswertung der Ergebnisse,
- Planung und Vorbereitung der Präsentation der Ergebnisse,
- Planung und Umsetzung von Maßnahmen.
Übergeordnetes Projektziel ist es, zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation Alleinerziehender und damit zu ihrer Gesundheitsförderung beizutragen. Dazu werden Angebote, Strukturen und Lebensbedingungen überprüft, verändert oder neu gestaltet. Die Vielfalt von Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten der Zielgruppe werden dabei einbezogen und beachtet, auch werden Bewältigungspotenziale gestärkt. Das Projekt lässt sich in folgende Phasen einteilen:
1. Entwickeln des Projektdesigns und der Befragungsinstrumente
Schriftliche Befragung von Institutionen
Mit dieser Erhebung wurde der Frage nachgegangen, welche Angebote es im Rems-Murr-Kreis für Alleinerziehende gibt und wie diese angenommen werden. Über diese Angebotsrecherche hinaus wurde eine Bewertung der Angebote sowie eine Einschätzung der Bedarfslage abgefragt.
Schriftliche Befragung von Alleinerziehenden
Mit dem Fragebogen an die Alleinerziehenden sollte deren Lebenslage möglichst umfassend erfasst werden. Zu Beginn des Fragebogens wurden die soziodemografischen Daten sowie die Situation zur Berufstätigkeit, Kinderbetreuung, zum Sorgerecht und finanzieller Versorgung erfragt. Im Weiteren ging es um Themenbereiche wie „Soziale Beziehungen“, „Belastung“, „Gesundheitliche Beschwerden und Befinden“ sowie „Gesundheitsverhalten allgemein“. Ein weiterer Abschnitt des Fragebogens beinhaltete die Einschätzung von Angeboten und die Abfrage des potenziellen Bedarfs. Drei offene Fragen zu allgemeinen Erwartungen an Institutionen, zum sozialen Umfeld und zu generellen Änderungswünschen bildeten den Schluss dieses Befragungsinstrumentes. Der Fragebogen wurde in die türkische Sprache übersetzt und an türkische Alleinerziehende verteilt. Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit zur Befragung wurde im Wesentlichen von der Planungsgruppe geleistet. Sie konnte an vielen Schnittstellen grundlegende Informationen zum Projekt transportieren. Nicht zuletzt spielten auch bestehende persönliche Kontakte zu Alleinerziehenden eine große Rolle. Die Befragung der Alleinerziehenden wurde durch ein begleitendes Preisausschreiben unterstützt. Die Befragten nahmen anonym an einer Verlosung teil.
2. Auswertung der Erhebungen
Die Resonanz auf die Befragung war mit einem Rücklauf von 30 % für einen derart aufwändigen Fragenkatalog sehr gut. Insgesamt wurden 684 Fragebogen ausgewertet. Die Rückmeldungen der Alleinerziehenden wurden in zentralen Ergebnissen zusammengefasst, welche sich in zwölf Themenbereichen widerspiegeln: von skeptischen Reaktionen der Umwelt (siehe Tabelle 1 und Abbildung 1) bis hin zu formulierten Erwartungen und Bedarfen bezüglich Unterstützungsangeboten.
Auf der Grundlage der zentralen Ergebnisse wurden von der Planungsgruppe folgende Handlungsschwerpunkte mit Empfehlungscharakter definiert:
- Kinderbetreuung,
- Finanzielle Situation,
- Beratungs- und Versorgungsangebote.
3. Entwicklung von Lösungsstrategien und Maßnahmen
Diese Handlungsempfehlungen wurden im Rahmen, das heißt den Alleinerziehenden und den Fachdiensten, einer Präsentation gemeinsam mit den zentralen Ergebnissen der Befragung den Befragten vorgestellt. In Arbeitsgruppen wurden gemeinsam entsprechend den Schwerpunktthemen Strategien und Maßnahmen erarbeitet und entwickelt. Im Folgenden werden exemplarisch die wichtigsten Ergebnisse einer dieser Arbeitsgruppen dargestellt:
4. Umsetzung und Anwendung der Maßnahmen
Als Vorgehensweise bei der Umsetzung der Handlungsempfehlungen empfahl die Planungsgruppe folgende Schritte:
- Vertiefung der vorliegenden Ergebnisse im Diskurs von Fachkräften und Alleinerziehenden im Rahmen der Ergebnispräsentation,
- Sammeln von Zielen und Maßnahmen in Arbeitsgruppen bei der Ergebnispräsentation, Weiterführung der Arbeitsgruppe unter Hinzuziehung von weiteren Fachkräften und Betroffenen,
- Planung und Umsetzung der Maßnahmen in den zuständigen Gremien und Fachbereichen.