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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Zeit und Gesundheit als Faktoren gelingenden Familienlebens

Katherine Bird , Bundesforum Familie
22.08.2012

Ein Projekt des Bundesforums Familie

Das Bundesforum Fa­mi­lie (BFF) setzt sich für die Be­rück­sich­ti­gung familienrelevanter Belange in al­len gesellschaftlichen und politischen Gestaltungsbereichen ein. Zu diesem Zweck sind im Bundesforum Fa­mi­lie Organisationen mit unterschiedlichsten Schwer­punkten versammelt, die auf Pro­jektbasis je­weils zu ei­nem inhaltlichen Schwer­punkt zu­sam­men­ar­bei­ten. Von 2010 bis 2011 war der Schwer­punkt „Zeit und Ge­sund­heit als Faktoren gelingenden Fa­mi­lienlebens“.

Erster An­satz­punkt für das Pro­jekt war die WHO-Ge­sund­heitsdefinition und die da­rauf aufbauende Ottawa-Charta, die Ge­sund­heits­för­de­rung als ei­nen Pro­zess beschreibt, in dem al­le Menschen befähigt wer­den, ihr körperliches, seelisches und soziales Wohl­be­fin­den zu stär­ken.

Zweiter An­satz­punkt war der 13. Kinder- und Jugendbericht, der zum ersten Mal die Themen Ge­sund­heits­för­de­rung und gesundheitsbezogene Prä­ven­ti­on beinhaltete. Der Be­richt unterstrich mit sei­ner salutogenetischen Per­spek­ti­ve die unterschiedlichen Verwirklichungschancen von Kin­dern und Ju­gend­li­chen, eigene Res­sour­cen zu nut­zen und aufzubauen.

Bei der Be­ar­bei­tung des Themas orientierten sich die Mitglieder des BFF an den Prinzipien der Selbst­be­stim­mung, Eigenverantwortung, Befähigung und Gleich­be­rech­ti­gung. Somit leistet das Pro­jekt ei­nen Bei­trag zur Stär­kung der Kompetenz, ein  gesundheitsförderndes Leben in Fa­mi­lien zu füh­ren und da­mit die alltägliche Lebensbewältigungskompetenz von Fa­mi­lien ver­bessert - auch von de­nen in prekären Lebenslagen.

Während des Pro­jektes sind auch die strukturellen Hindernisse zur Ver­wirk­li­chung ei­nes Höchstmaßes an Ge­sund­heit in und mit Fa­mi­lien sichtbar ge­wor­den. Das Nebeneinander der verschiede­nen Unterstützungs- und Leis­tungs­systeme verhindert die flächendeckende Verbreitung von praxiserprobten Maß­nah­men und muss drin­gend überwunden wer­den. Daher wirbt das BFF für ei­ne neue zeitgerechte Ba­lan­ce zwi­schen pri­vater, familialer so­wie öffentlicher Ver­ant­wortung und stellt mit sei­nen Pro­jektergebnissen Grund­ele­men­te ei­nes zukünftigen Ge­sund­heits­för­der­kon­zep­tes vor.

Die Grundelemente eines zukünftigen Gesundheitsförderkonzeptes

Die Ge­währ­leis­tung von Ge­sund­heitschancen für al­le Kinder und Ju­gend­li­che bedeutet, dass Ge­sund­heit nur im Kon­text von Bil­dung, Teil­ha­be, Befähigungskompetenz, In­te­gra­ti­on und Inklusion so­wie so­zial­öko­no­mi­scher La­ge be­trach­tet wer­den kann. Diese Zu­sam­men­hän­ge zwin­gen zu ei­nem grund­le­gen­den Pa­ra­dig­men­wech­sel in der Wahr­neh­mung öf­fent­li­cher Ver­ant­wor­tung für ge­sun­des Le­ben und vor al­lem für das ge­sun­de Auf­wach­sen ei­nes jeden jun­gen Men­schen in der Fa­mi­lie.

Die Fo­kus­sie­rung auf das „Er­mög­li­chen“ von Ge­sund­heit und das ge­sun­de Auf­wach­sen jun­ger Men­schen lenkt den Blick auf die Fa­mi­lie. In den öf­fent­li­chen Dis­kur­sen wird die Fa­mi­lie häu­fig idea­li­siert und als „na­tür­li­cher“ Ga­rant für das ge­sun­de Auf­wach­sen von Kin­dern und Ju­gend­li­chen dar­ge­stellt. Ver­mehrt ge­rät sie aber auch un­ter Ge­ne­ral­ver­dacht, un­zu­läng­lich Sor­ge für ge­sun­de Le­bens­füh­rung zu tra­gen. Es ist not­wen­dig, sie vor al­lem als zent­ra­len Ort für die Ver­wirk­li­chung und ak­ti­ve Mit­ge­stal­tung ge­sund­heits­för­der­li­cher Le­bens­be­din­gung­en und Kom­pe­ten­zen in den Blick zu neh­men.

Der zentrale Ort für die För­de­rung familiengerechter und ge­sund­heits­för­der­li­cher Le­bens­be­din­gung­en ist das un­mit­tel­ba­re Le­bens­um­feld von Kin­dern und Fa­mi­lien: wo sie woh­nen, ar­bei­ten, ler­nen, spie­len, zur Schule ge­hen, Ge­mein­schaft le­ben, Frei­zeit ge­stal­ten, Kul­tur er­fah­ren usw. Die Ge­stal­tung „ge­sund­heits­för­der­li­cher So­zial­räu­me“ ist die sys­te­ma­tische Per­spek­ti­ve für ge­sun­des Auf­wach­sen und für Ge­sund­heit in und mit Fa­mi­lien. Dahinter steht ei­ne komplexe Verantwortung, die sich nicht in kom­mu­na­ler Politik er­schöpft. Vielmehr müs­sen auch bundes- und landespolitische Steu­e­rung­en und In­ves­ti­tio­nen zum Ab­bau struk­tu­rel­ler Stand­ort­män­gel und zu­gleich zur Qua­li­fi­zie­rung und Mo­der­ni­sie­rung re­gio­na­ler und lo­ka­ler Lebenswelten er­fol­gen.

Die nachfolgenden Zen­tra­len Aus­sa­gen des Projektes stel­len Grundelemente ei­nes zu­künf­ti­gen Ge­sund­heitsförderkonzeptes dar:

  • Alle Fa­mi­lien brau­chen För­de­rung. Fa­mi­lie zu le­ben ist ei­ne komplexe Leis­tung, die jede und je­der für sich ler­nen muss. Alle Fa­mi­lien brau­chen manch­mal Rat oder Un­ter­stüt­zung. Es soll ein Kli­ma geschaffen wer­den, in­dem es selbst­ver­ständ­lich ist, För­de­rung zu su­chen und zu be­kom­men.
  • Öffentliche Verantwortung für Förderung verstetigen, verbindlicher machen und vernetzter wahrnehmen. Damit Fa­mi­lien die För­de­rung be­kom­men, die sie brau­chen, bedarf es einem umfassenden Fördersystem. Nicht nur ist die Ge­sund­heits­för­de­rung in der Kinder- und Jugendhilfe son­dern auch als gleichwertige Säu­le im Gesundheitsleistungssystem zu stär­ken. Vernetzung und Kooperationen sind ressort-, institutionen- und ebenenübergreifend anzulegen.
  • Perspektivenwechsel heißt Regelstrukturen verändern. Vielfältige Formen und Zugänge der Ge­sund­heits­för­de­rung sind als Be­stand­teil ganzheitlicher, auf die Lebenswelt bezogener Konzepte anzustreben. Veränderungen der Regelstrukturen sollen langfristige Kooperationen und Vernetzungen nach­hal­tig un­ter­stüt­zen und kurzfristige „Projektitis“ über­win­den.
  • Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verlangt ein umfassendes Gesundheitsförderkonzept. Der Schwer­punkt der Ge­sund­heits­för­de­rung ist zu verlagern von der individualisierenden Verhaltensprävention hin zu strukturellen Veränderungen, die zur Schaf­fung positiver materieller, sozialer so­wie sozialkultureller Le­bens­be­din­gung­en bei­tra­gen. Der Kern ei­nes entsprechenden Förderkonzepts wä­re in einem „Gesundheitsfördergesetz“ zu re­a­li­sie­ren.
  • Frühzeitiger und nachhaltiger fördern statt pathologisieren und medikalisieren. Die medikamentöse Be­hand­lung von Auf­fäl­lig­keit­en ist in vielen Fällen ei­ne unzureichende Ant­wort auf die Problem, die Kinder und ih­re Fa­mi­lie heute zu be­wäl­ti­gen haben. Nötig ist ei­ne Ge­sund­heits­för­de­rung, die lebensverlaufsorientiert altersspezifische Entwicklungsressourcen aufbaut.
  • Schule als Ort der Bildung und Gesundheit für alle Kinder gestalten. Ge­sund­heit­liche Probleme bei Kin­dern neh­men ab dem Schuleintritt stark zu. Zu den strukturellen Ursachen gehört ein Schul­sys­tem, das do­mi­nant auf Aus­le­se und nicht kon­se­quent auf För­de­rung aller Kinder ausgerichtet ist. Wichtig sind stattdessen Wert­schät­zung vorhandener Stär­ken und die För­de­rung wirksamer Bewältigungsstrategien der betroffenen Kinder, Ju­gend­li­chen und Fa­mi­lien.
  • So­zi­al­raum zum zentralen Ort nachhaltiger Ge­sund­heits­för­de­rung für al­le und mit al­len ma­chen. Zu fra­gen ist: wie kann das Um­feld von Kin­dern und Fa­mi­lien gesundheitsförderlich, anregungsreich und partizipativ gestaltet wer­den? Siedlungs-, wohnungsbau- und infrastrukturpolitische Konzepte kön­nen der zunehmenden sozialen Se­gre­ga­ti­on in den Kom­mu­nen entgegenwirken und So­li­da­ri­tät und aktive Mitwirkung der Fa­mi­lien und Kinder an den Lebensweltgestaltungen stär­ken.
  • Zeit als wesentlichen Fak­tor wirksamer Ge­sund­heits­för­de­rung be­ach­ten. Zeitmangel, Zeitdisparitäten und Zeitkonflikte so­wie direkter Zeit­druck auf Kinder be­ein­träch­ti­gen die Chan­cen auf gesundes Leben und Aufwachsen. Maß­nah­men sind so­wohl auf den relevanten strukturellen Ebe­nen der Arbeits- und Öffnungszeiten anzusetzen wie auch auf der Ebe­ne der För­de­rung individueller Kompetenzen im Um­gang mit Zeit.
  • Über­win­dung von Ar­mut und prekären Le­bens­la­gen ist Grundvoraussetzung für nachhaltige Ge­sund­heits­för­de­rung. Eine „Kindergrundsicherung“, bestehend aus einem Mix monetärer und realer Transfers wie dem kostenfreien Zu­gang zu den elementaren Bildungs-, Betreuungs- und Förderleistungen so­wie zu Kultur- und Freizeitangeboten, ist in diesem Zu­sam­men­hang von grundlegender Be­deu­tung.
  • Fachliche und wissenschaftliche Fundierungen aus­bau­en und stärker vernetzen. Mit Blick auf den Querschnittscharakter der Ge­sund­heits­för­de­rung müs­sen die einschlägigen Fachbereiche stärker auf­ei­nan­der bezogen und mit­ei­nan­der vernetzt wer­den. Effektive, nach­hal­tig wirkende Gesundheitsförderkonzepte las­sen sich nur auf der Grund­la­ge kontinuierlicher For­schung be­grün­den. Daher ist u.a. der Aus­bau der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts als Längsschnitt- und zu­gleich als Lang­zeit­stu­die er­for­der­lich.

Die Pro­jekt­ergebnisse wurden von drei Arbeitsgruppen und ei­nem wissenschaftlichen Bei­rat er­ar­beitet. Zwei Veröffentlichungen sind entstanden: die Zu­sam­men­fas­sung „Ge­sund­heit für al­le - Zen­tra­le Aus­sa­gen des Pro­jektes“ und die Bro­schü­re „Ge­sund­heit für al­le - in und mit Fa­mi­lien. För­de­rung, Hil­fe, Schutz.“ (Beide Bro­schü­ren kön­nen Sie hier down­loa­den.)

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  • Berlin

    Engagiert. Inklusiv. Ankommen.

    Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung

    Der Verein KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. richtet im Rahmen der Veranstaltungen zum 15-jährigen Vereinsjubiläum den Fachtag "Engagiert. Inklusiv. Ankommen: Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung" aus. Die Veranstaltung bringt internationale Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft zusammen, ebenso wie Akteur*innen aus Initiativen, Selbstorganisationen und migrantischen Communities. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen und tragfähige Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Ein zentrales Thema des Fachtags ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und Behinderung.

    Neben Fachvorträgen und Impulsen im Plenum werden auch fünf parallel stattfindende Workshops für kleinere Diskussionsrunden angeboten. Das Programm des Fachtages, weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.
  • Berlin

    Gesundheitsziele Konferenz 2025: Health in All Policies - Kooperation als Erfolgsfaktor

    Am 8. Dezember 2025 laden wir Sie herzlich in die Landesvertretung Brandenburg in Berlin ein, um gemeinsam die Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland zu gestalten. Die Konferenz bringt wichtige Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammen, um neue Impulse für eine stärkere Verankerung von Gesundheit in allen Politikbereichen zu setzen. Dazu hält Ilka Wölfle (DSV Europa) einen Impuls zum Health in All Policies Ansatz im internationalen Vergleich. Außerdem wird der "Public Health Index - Gesundheitsschutz im internationalen Vergleich" des AOK-Bundesverbandes vorgestellt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gäst*innen zur Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland. 

    Zudem erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Arbeitsschwerpunkte des Forums Gesundheitsziele zu den Themen Einsamkeit, Gesundheit rund um die Geburt und die Aktualisierung der bisherigen Gesundheitsziele. Die Veranstaltung klingt bei einem Get-Together mit leichtem Catering aus und bietet Raum für Vernetzung und vertiefende Gespräche.

    Den Link zur Anmeldung finden Sie hier .

    Veranstalter: GVG e.V.
  • Hannover

    Wohl.Fühlen in herausfordernden Zeiten

    Präventionsimpulse für die teil- und vollstationäre Pflege

    Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und neuer gesundheitlicher Herausforderungen gewinnen Gesundheitsförderung und Prävention in Pflegeeinrichtungen mehr denn je an Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen zu verbessern, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, den Pflegebedarf zu reduzieren und können das Gesundheitssystem entlasten.

    Im Mittelpunkt der Fachtagung stehen innovative Ansätze für Prävention und Gesundheitsförderung in der teil- und vollstationären Pflege. Freuen Sie sich auf praxisnahe Impulse und interaktive Workshops zu aktuellen Themen wie Selbstfürsorge und Stressmanagement im Pflegealltag sowie den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und Nachhaltigkeit. Weitere Schwerpunkte sind Ernährung, Gewaltprävention, Bewegung und die Stärkung des psychosozialen Wohlbefindens.

    Eingeladen sind Pflege- und Betreuungskräfte, Leitungs- und Führungskräfte, Praxisanleitende, Auszubildende, Studierende, Träger und alle weiteren Interessierten.

    Die Veranstaltung bildet den Abschluss des Projekts Wohl.Fühlen – Klima und Gesundheit, einer Kooperation der LVG & AFS, der BARMER und der Hochschule Hannover.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Landesvereinigung für Gesundheit und Alademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.

… weitere Termine

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Reichen Sie gern Ihren Artikel zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung bei der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes ein! Für die Erstellung eines Artikels finden Sie hier einen Leitfaden mit unseren formalen und inhaltlichen Anforderungen.  

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Die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen Sie jederzeit hier.

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Informationen über aktuelle Ent­wick­lung­en in der so­zi­al­la­gen­be­zoge­nen Ge­sund­heits­för­de­rung, neue An­ge­bo­te "Guter Pra­xis" so­wie über Ver­an­stal­tung­en, Wett­be­wer­be und Li­te­ra­tur zu diesem The­ma. Ent­wick­lung­en im Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund und Neu­ig­keit­en auf der Internetplattform wer­den eben­falls vorgestellt.

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