Verbände kritisieren Situation sozial benachteiligter Kinder und fordern mehr Geld und Chancengleichheit
Dem Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zufolge zeigt der jüngst vorgestellte 13. Kinder- und Jugendbericht, wie stark sich die Benachteiligung armer Kinder in den Bereichen Bildung und Gesundheit auswirkt. "Es muss endlich die Politik alarmieren, dass immer mehr Kinder aus armen und bildungsfernen Familien immer öfter auch unter körperlichen und seelischen Krankheiten leiden", so der AWO-Bundesvorsitzende Rainer Brückers. Der Bericht zeige, dass arme Kinder häufiger übergewichtig seien und öfter Nachteile in ihrer sprachlichen und motorischen Entwicklung zeigten (siehe zum Bericht auch die Aktuelle Meldung vom 29.05.2009).
Die AWO fordert im "Bündnis Kindergrundsicherung" eine monatliche Absicherung für alle Kinder in Höhe von 500 Euro, um darüber eine Chancengleichheit aller Kinder sicherzustellen. Das Bündnis wird u.a. vom Deutschen Kinderschutzbund, der GEW, dem Zukunftsforum Familie und dem Vorsitzenden der Kommission für den Kinder- und Jugendbericht, Professor Heiner Keupp, unterstützt.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte in einem Pressegespräch am Donnerstag, die Hartz IV-Regelsätze für Kinder und Jugendliche zu erhöhen. Bereits nach dem Urteil des Bundessozialgerichts Anfang des Jahres hatte der Verband moniert, dass die Regelsätze sich nicht nach dem Bedarf richteten und gefordert, sie sollten für Kinder und Jugendliche je nach Altersgruppe um bis zu 40 Prozent angehoben werden.
Kritik an der Situation sozial benachteiligter Kindern in Deutschland übten auch das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutsche Caritas-Verband. „In Deutschland leben zwei Millionen Kinder unter der Armutsgrenze, und für die war von staatlicher Seite in den vergangenen Jahren nie genug Geld da“, sagte der Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik jüngst gegenüber Medien. Wenn für die Wirtschaft jetzt plötzlich unvorstellbare Summen lockergemacht würden, sei das „ganz klar ein Widerspruch“.
Auf ihrem Jahresempfang Mitte Mai forderte der Deutsche Caritas-Verband Investitionen in Bildung und Arbeitsplätze. Wenn Kinder aus sozial benachteiligten Familien nicht „befähigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, wird das Problem der sich verfestigenden Armut, der Ausgrenzung und der Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen“, so Caritas-Präsident Peter Neher.
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Angesichts der Gesundheitsprobleme von Kindern aus sozial benachteiligten Familien gewinnt die Gesundheitsförderung dieser Altersgruppe immer mehr an Bedeutung. Das Projekt „Gesund groß werden“ in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren aus benachteiligten Verhältnissen - und hier insbesondere Aussiedler- und Migrantenkinder - anzusprechen und durch ein vielfältiges Angebot gesundheitsförderlicher Maßnahmen einen Beitrag zur gesunden Entwicklung dieser Personen- und Altersgruppe zu leisten.
Für sozial benachteiligte Kinder bietet die Praxisdatenbank auf www.gesundheitliche-chancengleicheit.de noch viele andere gesundheitsförderliche Good Practice-Projekte und andere Projekte an. Recherchierbar sind sie in einem Datenpool von rund 1800 Projekten.