Studie über Migrant/innen: Die soziale Lage ist für die Lebenssituation wichtiger als die Herkunft
Nach einer nun veröffentlichten und vom Deutschen Caritasverband und anderen Organisationen beauftragten Studie haben die meisten hier lebenden Migrant/innen eine hohe Leistungsbereitschaft und streben nach Erfolg. Unter den Migrant/innen gibt es eine große Vielfalt an Einstellungen und Lebensstilen. Befragt nach der Inanspruchnahme sozialer Dienste, wird deutlich, dass für Migrant/innen bei der Nutzung von Beratungsstellen die soziale Notlage, nicht die Herkunft entscheidend ist. Für die repräsentative Studie vom Heidelberger Institut Sinus Sociovision wurden in den Jahren 2006 bis 2008 2072 Personen befragt.
Im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung weisen die Einwanderer und ihre Kinder zwar einige Besonderheiten auf, aber es gibt auffallende Parallelen: Auch unter Migrant/innen gibt es eine breite bürgerliche Mitte sowie intellektuelle, modern eingestellte Milieus. Und auch die Einstellung der Migrant/innen in schwierigen sozialen Verhältnissen unterscheidet sich nicht völlig von der deutschen „Unterschicht“.
Dass nicht die Herkunft, sondern die soziale Lebenslage bestimmend für die Lebenssituation ist, zeigen etwa die Befragungsergebnisse bezüglich der Nutzung von Beratungsstellen. Demnach kennen fast alle Befragten Beratungsstellen wie die Sucht- oder Schwangerenberatung. Den Beratungsstellen, die sie ausschließlich bei Fragen zu Integration und Migration unterstützen, messen sie mit 36 Prozent die geringste Wichtigkeit bei. Die Suchtberatung halten aber 47 Prozent für sehr wichtig.
Dieses Ergebnis kann ein Indiz dafür sein, dass sich die Menschen immer weniger als Migrant/innen oder zu integrierende Personen verstehen. Stattdessen brauchen sie Hilfe etwa als von Sucht Betroffene oder als Schwangere. Allerdings, so die Caritas in einer Einschätzung dieser Ergebnisse, gebe es vor allem ältere Menschen mit einfacher Schulbildung, für die die Unterstützung der Migrationsdienste und die muttersprachliche Beratung wichtig sei, um überhaupt Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie unter http://www.caritas.de/57940.html.
Die Praxisdatenbank enthält zahlreiche Projekte, über die etwa ältere Migrant/innen und solche mit geringen Deutschkenntnissen Hilfe und Unterstützung erhalten können. Dabei berücksichtigen die Angebote die besonderen Problemlagen und lebensweltlichen Hintergründe der Migrant/innen durch eine niedrigschwellige und integrative Struktur. Beispiele solcher Angebote sind:
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Nachbarschaftsheim St Pauli Hamburg)
Signal (Worms)
Steps (Herford)