Signifikanter Zusammenhang zwischen Stillhäufigkeit und Sozialstatus
Kinder von Müttern aus sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen werden signifikant seltener gestillt. Dies ist ein Ergebnis des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Insgesamt wurden lediglich 22,4 Prozent der an KiGGS teilnehmenden Kinder sechs Monate lang voll gestillt. Eine Stillzeit von sechs Monaten sei jedoch der Zeitraum, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesichts der gesundheitlichen Vorteile des Stillens empfiehlt. Dies begründe laut der Autoren von KiGGS die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stillförderung und Unterstützung bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam vor kurzem auch eine Studie des Bayrischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Schutz vor Magen- Darm und Atemwegsinfektionen, ein positiver Einfluss auf den Fettstoffwechsel und ein geringeres Risiko für Übergewicht beim Kind sowie eine Förderung der Rückbildung der Gebärmutter, Schutz vor Brustkrebs und Diabetes mellitus Typ 2 bei der Mutter sind laut LGL gesundheitliche Vorteile des Stillens. Zudem entstehe auch eine ganz besondere Bindung zwischen Mutter und Kind. Unter Berufung auf Empfehlungen der WHO und der Nationalen Stillkommission beim Bundesinstitut für Risikobewertung lege dies laut LGL eine Ermutigung von Müttern zum Stillen nahe.
Die Studie „Stillverhalten in Bayern“ des LGL befragte 3822 Mütter kurz nach der Geburt und anschließend nach zwei, vier, sechs und neun Monaten. Vor allem ältere und besser ausgebildete Mütter zeigten eine höhere Bereitschaft zur Beteiligung an der Studie. Kurz nach der Geburt lag die Stillquote bei 90 Prozent, nach sechs Monaten war sie jedoch auch hier auf 26 Prozent abgesunken. Dies sei doppelt so hoch wie nach einer Untersuchung von 1997/98. Dennoch sei das Ergebnis nicht zufrieden stellend.
Um das Stillen zu fördern sei es wichtig, die Gründe für Nicht-Stillen oder frühes Abstillen zu erfahren. Laut Ergebnisse der LGL sind die Ursachen meist Stress, Erwerbstätigkeit, Rauchen sowie Stillprobleme. Aber auch Risikofaktoren wie eine negative oder indifferente Einstellung des Partners zum Stillen oder fehlende Informationen können zu Nicht-Stillen oder kurzer Stilldauer führen. Insbesondere bei Raucherinnen und Frauen mit niedrigem Bildungsstand sei frühes Abstillen häufiger zu beobachten. Damit kommt die Studie der LGL zu ähnlichen Ergebnissen wie die KiGGS-Studie und leitet die Unterstützung von sozial Schwächeren als zentrales Handlungsfeld ab.
In der Datenbank Gesundheitsprojekte lassen sich Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten recherchieren, welche insbesondere „Frühe Hilfen“ anbieten. In diesen Projekten finden Mütter während der Schwangerschaft und nach der Geburt Unterstützung.
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Zum Beispiel die Good Practice-Projekte Lenzgesund in Hamburg und Steps in Herford sowie das Projekt Schutzengel in Hamburg. Diese Projekte zeichnen sich beispielsweise durch niedrigschwellige Arbeitsweise oder den Settingansatz aus und sind deshalb besonders geeignet, die Zielgruppe der sozial Benachteiligten zu erreichen.