Webanalyse / Datenerfassung

Wir möchten diese Website fortlaufend verbessern. Dazu wird um Ihre Einwilligung in die statistische Erfassung von Nutzungsinformationen gebeten. Die Einwilligung kann jederzeit widerrufen werden.

Welcher Dienst wird eingesetzt?

Matomo

Zu welchem Zweck wird der Dienst eingesetzt?

Erfassung von Kennzahlen zur Webanalyse, um das Angebot zu verbessern.

Welche Daten werden erfasst?

  • IP-Adresse (wird umgehend anonymisiert)

  • Gerätetyp, Gerätemarke, Gerätemodell

  • Betriebssystem-Version

  • Browser/Browser-Engines und Browser-Plugins

  • aufgerufene URLs

  • die Website, von der auf die aufgerufene Seite gelangt wurde (Referrer-Site)

  • Verweildauer

  • heruntergeladene PDFs

  • eingegebene Suchbegriffe.

Die IP-Adresse wird nicht vollständig gespeichert, die letzten beiden Oktette werden zum frühestmöglichen Zeitpunkt weggelassen/verfremdet (Beispiel: 181.153.xxx.xxx).

Es werden keine Cookies auf dem Endgerät gespeichert. Wird eine Einwilligung für die Datenerfassung nicht erteilt, erfolgt ein Opt-Out-Cookie auf dem Endgerät, welcher dafür sorgt, dass keine Daten erfasst werden.

Wie lange werden die Daten gespeichert?

Die anonymisierte IP-Adresse wird für 90 Tage gespeichert und danach gelöscht.

Auf welcher Rechtsgrundlage werden die Daten erfasst?

Die Rechtsgrundlage für die Erfassung der Daten ist die Einwilligung der Nutzenden nach Art. 6 Abs. 1 lit. a der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Einwilligung kann auf der Datenschutzseite jederzeit widerrufen werden. Die Rechtmäßigkeit der bis zum Widerruf erfolgten Datenverarbeitung bleibt davon unberührt.

Wo werden die Daten verarbeitet?

Matomo wird lokal auf den Servern des technischen Dienstleisters in Deutschland betrieben (Auftragsverarbeiter).

Weitere Informationen:

Weitere Informationen zur Verarbeitung personenbezogener Daten finden sich in den Datenschutzhinweisen.

Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Sexualität als Problembereich im Gefängnis

Heino Stöver , Fachhochschule Frankfurt, Institut für Suchtforschung
24.06.2012

Mehrteilige Reihe: Gesundheitsförderung in Justizvollzugsanstalten, Teil 5

Die Gesundheitsrisiken in Justizvollzugsanstalten sind an­de­re als außerhalb der Ein­rich­tung­en. Über­pro­portional viele Infektionserkrankungen und ein hohes Suchtpotenzial las­sen sich bei den In­sas­sen fin­den. Dass die Um­set­zung einer ganzheitlichen Ge­sund­heits­för­de­rung für In­haf­tier­te ge­lin­gen kann, zeigt das kürz­lich als Good Practice-Beispiel aus­ge­zeich­ne­te Pro­jekt SPRINT. Ge­sund­heits­för­dern­de Jus­tiz­voll­zugs­an­stalten kön­nen einen wesentlichen Bei­trag zur Ver­min­de­rung so­zi­al bedingter Un­gleich­heit leis­ten.

Welche Probleme sich in Jus­tiz­voll­zugs­an­stalten zei­gen und was im Hinblick der Eta­blie­rung ge­sund­heits­för­dernder Strukturen in Jus­tiz­voll­zugs­an­stalten getan wer­den muss, zeigt die fünf­tei­li­ge Ar­ti­kel­se­rie von Prof. Dr. Heino Stöver (Fach­hoch­schu­le Frankfurt am Main) zum The­ma „Ge­sund­heits­för­de­rung in Haft“. Die einzelnen Teile der Serie erscheinen im zwei­wöchent­li­chen Rhyth­mus.

Sexualität als Problembereich im Gefängnis

Eine grundsätzliche Be­ein­träch­ti­gung der seelischen Ge­sund­heit männlicher und weiblicher Gefangener betrifft Grundbedürfnisse wie den Verlust sozialer Se­xu­a­li­tät mit den Fol­gen der Re­du­zie­rung auf Selbst­be­frie­digung, Ob­jek­ti­vie­rung des anderen Geschlechts und Sti­mu­la­ti­on gleichgeschlechtlicher Se­xual­kon­tak­te. Durch ei­ne Verobjektivierung des weiblichen, z. T. auch des männlichen Körpers in Form von Postern an den Zellenwänden und ei­ner starken Prä­senz sexualitätsbezogener Gesprächsinhalte drückt sich der entfremdete Um­gang mit den eigenen sexuellen Bedürfnissen aus. Der Objektstatus des se­xua­li­sierten Körpers reduziert wie­de­rum die eigene Empfindungsspanne und verleugnet die mit part­nerInbe­zo­gener Se­xu­a­li­tät assoziierten Bedürfnisse nach Nä­he, Ge­mein­sam­keit, Ent­span­nung, Be­frie­di­gung.

Das Di­lem­ma besteht in der Allgegenwärtigkeit von Se­xu­a­li­tät im All­tag und der stark eingeschränkten Be­frie­di­gung und letzt­lich erzwungenen Milieuanpassung sexueller Bedürfnisse. Daraus er­wach­sen Span­nung­en, Frustrationen, Aggressionen, sexualisierte Gewaltphantasien. Vorhandene Probleme mit diesem Di­lem­ma kön­nen nicht besprochen wer­den, weil we­der informelle noch offizielle Foren im Voll­zug zur Verfügung ste­hen. Zwar exis­tie­ren Modelle in Strafanstalten, die im Rahmen von Lang­zeit­be­su­chen auf ei­ne Er­mög­li­chung auch sexueller Kontakte un­ter (Ehe-)PartnerInnen zie­len (z. B. JVA Werl, JVA für Frauen Vechta) und lockerungsberechtigte Häftlinge kön­nen im Ur­laub sexuelle Kontakte ha­ben. Doch dies sind vereinzelte und isolierte Mög­lich­keit­en, partnerInnenorientierte Se­xu­a­li­tät zu le­ben. Neben der bedürfnisorientierten Sicht von Se­xu­a­li­tät in Haft stellt sich auch die Fra­ge nach dem Recht auf Er­fül­lung ei­nes Kinderwunsches für In­haf­tier­te und des­halb die Un­ter­stüt­zung sexueller Kon­takte zu ihren Partnern.

In Haft ist Sexualtät ein Tabu: Sym­bo­li­sie­rung­en sind all­ge­gen­wär­tig: „Unterschwellig scheint das ‚Verbot‘ der Aus­übung von Se­xu­a­li­tät nach wie vor als Teil der Stra­fe an­ge­se­hen zu wer­den“ (Schwer­mer 1995, 55). Weil Se­xu­a­li­tät in­di­vi­du­ell abgespalten wer­den muss und die The­ma­tik Se­xu­a­li­tät im Vollzug of­fi­zi­ell aus­ge­blen­det wird, fin­den al­le Formen gelebter sozialer Se­xu­a­li­tät verdeckt statt. Es gibt ei­ne Re­a­li­tät von gleichgeschlechtlicher Se­xu­a­li­tät, die in ei­nem homophobischen Kon­text kaum the­ma­ti­sier­bar ist. Der Geheimhaltungsdruck verstärkt sich vor al­lem dann, wenn die in Haft gelebten homosexuellen Kontakte nicht dem eigenen sexuellen Selbst­ver­ständ­nis „heterosexuell“ ent­spre­chen, was bei vielen In­haf­tier­ten der Fall sein wird, die in der Inhaftierungszeit in Er­man­ge­lung heterosexueller Mög­lich­keit­en homosexuelle Kontakte als „Not­lö­sung“ prak­ti­zie­ren.

Sozio-kulturelle Barrieren einer Zwangsheterosexualität als gesellschaftliche Nor­ma­li­tät und Ho­mo­pho­bie wir­ken in die­ser doppelten Re­a­li­tät der sexuellen Iden­ti­tät, die sich in der praktizierten Se­xu­a­li­tät im Vollzug nicht wiederfindet. Wenn diese „Not­lö­sung­en“ über lange Zeit zur Ge­wohn­heit sexueller Ak­ti­vi­tät wer­den, re­prä­sen­tie­ren sie Nor­ma­li­tät un­ter den In­haf­tier­ten, oh­ne offizielle An­er­ken­nung und Ver­ant­wor­tungs­über­nahme. So entwickelt sich Homosexualität als Dunkelfeld, wo Pro­sti­tu­ti­on z. B. zur Dro­gen­be­schaffung oder Vergewaltigungen stattfinden oh­ne of­fen als Re­a­li­tät anerkannt zu wer­den.

Gerade un­ter dem As­pekt „Infektionsschutz“ erhält die verdeckte gleichgeschlechtliche Se­xu­a­li­tät Re­le­vanz. Während weibliche Ho­mo­se­xualität als we­nig infektionsrisikobehaftet gilt, ist männliche Ho­mo­se­xua­li­tät auf­grund hochriskanter Sexualpraktiken aus infektionsprophylaktischer Sicht als möglicher Trans­mis­sions­weg zu be­wer­ten. Müller (1997, 356 f.) macht erhöhte HIV-Risiken für Männer aus, die ge­le­gent­lich mit Männern Sex haben, die auch auf an­de­re sexuell übertragbare Krank­heit­en an­zu­wen­den sind und ge­ra­de auch im Straf­voll­zug besondere Be­deu­tung er­lan­gen: „es findet kei­ne Iden­ti­fi­ka­ti­on mit den „schwulen Risiken“ der HIV-Infektion statt“. Deshalb wird das konkrete HIV-Risiko oft un­ter­schätzt oder negiert, ins­be­son­de­re bei Ju­gend­li­chen spie­len die Lust am Aben­teu­er und Un­ver­letz­lich­keits­phan­ta­sien ei­ne Rol­le.

Zum defizitären Selbst­be­wusst­sein kom­men Selbstablehnung, Selbsthass, starke Scham- und Schuld­ge­fühle hinzu, was dann die entscheidende Ur­sa­che für mangelnde Kommunikations- und Aus­hand­lungs­fähig­keit be­züg­lich Se­xu­a­li­tät ins­ge­samt und „Safer Sex“ im Besonderen sein kann. Dies führt mit hoher Wahr­schein­lich­keit zur verstärkten An­pas­sung an In­iti­a­ti­ven und Wünsche der Sexualpartner, z. B. nach dem „unsafen Sex“.

Selbst wenn ei­ne Zu­gäng­lich­keit zu Kondomen und wasserlöslichem Gleitmittel in der An­stalt ge­währ­leis­tet ist, was nicht durch­gän­gig selbst­ver­ständ­lich, kos­ten­los oder zu­min­dest kos­ten­güns­tig, nie­drig­schwel­lig, vertraulich und an­onym der Fall ist, lässt sich an­ge­sichts der abgespaltenen und häu­fig ver­leug­ne­ten Re­a­li­tät von gelebter Se­xu­a­li­tät von den einzelnen In­haf­tier­ten ein formulierter Be­darf an Kondomen nicht er­war­ten. Allein ein niedrigschwelliger und an­onymisierter Zu­gang zu Kondomen könnte den individuellen Kon­flikt mil­dern und ei­ne Annahmebereitschaft als Infektionsschutz stei­gern. Dieser Zu­gang ist je­doch in den meisten An­stalten nicht umgesetzt: vorwiegend sind Kondome beim Drogenberater, Seel­sor­ger, So­zi­al­ar­bei­ter, Sa­ni­tä­ter oder Kauf­mann er­hält­lich (in der Re­gel al­le zwei Wo­chen), oder sie sind beim Arzt verfügbar (setzt Arzttermin voraus). Vereinzelt wer­den Kondome auch beim Sozialdienst ausgelegt.

Knapp (1996, 371) zeigt auf, dass ein Drittel der von ihm befragten Gefangenen ei­ne Verfügbarkeit von Kondomen in den ih­nen selbst bekannten Justizvollzugsanstalten verneint (vgl. bestätigend europäische Über­sicht: Perkins 1998). Auch wenn das OLG Ko­blenz in NStZ 1997, 360 festgestellt hat, dass die Anstalten nicht zur kos­ten­losen Ab­ga­be von Kondomen verpflichtet sind, sollten Kondome zur Ver­mei­dung der Über­tra­gung von Infektions- und Geschlechtskrankheiten - wie in mehreren Anstalten prak­ti­ziert - an­onym, kos­ten­los und vor allem leicht zu­gäng­lich abgegeben wer­den (zust. Be­schluss des 12. Strafverteidigertages StV 1988, 275; Michels KJ 1988, 425); min­des­tens sollte den Gefangenen aber die Mög­lich­keit eingeräumt wer­den, Kondome un­be­o­bach­tet und preis­wert zu er­ste­hen (Sie­gel ZfStrVo 1989, 159, abl. Eberbach, in: Schünemann/Pfeiffer 1988, 254).

Literatur

Perkins, S. (1998): Access to Condoms for Prisoners in the European Union. National AIDS and Prison Forum. London

Zurück zur Übersicht
  • Vechta

    „Wie können wir gesund alt werden in einer vielfältigen Welt?“

    Tagung im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Neunten Altersbericht

    Die Tagung am 1. Oktober 2025 in Vechta ist Teil einer Veranstaltungsreihe des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) zum Neunten Altersbericht der Bundesregierung und findet in Kooperation mit der Universität Vechta statt.

    Bei der Veranstaltung sollen zentrale Ergebnisse des Neunten Altersberichts zum Thema Gesundheit und Versorgung vorgestellt und die entsprechenden Handlungsempfehlungen der Altersberichtskommission vor dem Hintergrund unserer vielfältigen Gesellschaft diskutiert werden. In drei Symposien besteht die Möglichkeit, spezifische Themen zur Gesundheitsförderung und Quartiersentwicklung, zur Versorgungssituation in Medizin und Pflege sowie zu den Wechselwirkungen von Wohnen, Mobilität und Gesundheit vertiefend zu besprechen.

    Infos zur Tagung und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier: https://www.neunter-altersbericht.de/gesundheit.

    Kategorie: Tagung
    Veranstalter: Deutsches Zentrum für Altersfragen
  • Berlin

    Barcamp Nachhaltigkeit und Klimaresilienz

    Zusammen stark durch heiße Zeiten - mit Ideen, die bewegen

    Der AWO Bundesverband und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) laden alle Interessierten herzlich zum Barcamp „Nachhaltigkeit und Klimaresilienz“ ein. Beide Organisationen setzen sich seit Jahren für eine klimagerechte und gesunde Zukunft ein – in der Wohlfahrtspflege und darüber hinaus.

    Die AWO hat bereits vor einigen Jahren beschlossen, dass sie mit ihren über 18.000 Einrichtungen vor dem Jahr 2040 klimaneutral werden möchte. Wir sind unglaublich stolz, dass das Thema in den letzten Jahren so an Fahrt aufgenommen und nicht zuletzt dank eurem Engagement bereits zu vielen spannenden Veränderungen in der AWO-Welt und darüber hinaus geführt hat. Projekte wie „klimafreundlich pflegen“, „Hitzeresiliente und Gesundheitsfördernde Lebens- und Arbeitsbedingungen in der stationären Pflege (HIGELA)“ und „KidZ - köstlich in die Zukunft“ waren dabei wichtige Impulsgeber.

    Anlässlich des Abschlusses der beiden letztgenannten Projekte, die AWO und KLUG gemeinsam durchführen und vom BKK Dachverband gefördert werden, wollen wir mit Euch über den Weg der Freien Wohlfahrtspflege zur Klimaneutralität und -resilienz sprechen sowie innovative Methoden und Ansätze aus euren Arbeitsbereichen kennenlernen.

    Hier zur Anmeldung.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband
  • Ludwigsburg

    Die gesunde Kommune von morgen

    Am 16.10.2025 findet der Fachtag „Die gesunde Kommune von morgen“ an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg statt.

    Es geht um die folgenden zentralen Fragen:
    Wie können Kommunen mit klimatischen Belastungen, dichter Bebauung und neuen Risiken wie Cyberangriffen oder großflächigen Stromausfällen umgehen? 

    Welche Verantwortung kommt dem Öffentlichen Gesundheitsdienst dabei zu? 

    Und wie lässt sich Resilienz lokal, konkret und wirkungsvoll verankern?

    Es werden Perspektiven aus Forschung, Verwaltung und Praxis zusammengetragen:
    Mit Beiträgen zur Katastrophenhilfeforschung, zu realen kommunalen Bedrohungslagen und zur strategischen Resilienzplanung.

    In Workshops wird vertiefend zu kinderfreundlicher Stadtentwicklung, digitalen Risiken, dem Community Readiness Assessment und zur Rolle des ÖGD in gesunder Stadt- und Gemeindepolitik gearbeitet.

    Programm, Teilnahmegebühr: 40€; Anmeldung bis 09.10.2025 möglich auf der Website.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft

… weitere Termine

Leitfaden zur Erstellung von Artikeln

Reichen Sie gern Ihren Artikel zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung bei der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes ein! Für die Erstellung eines Artikels finden Sie hier einen Leitfaden mit unseren formalen und inhaltlichen Anforderungen.  

Ansprechpersonen

Die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen Sie jederzeit hier.

Mit unserem News­letter immer aktuell informiert

Informationen über aktuelle Ent­wick­lung­en in der so­zi­al­la­gen­be­zoge­nen Ge­sund­heits­för­de­rung, neue An­ge­bo­te "Guter Pra­xis" so­wie über Ver­an­stal­tung­en, Wett­be­wer­be und Li­te­ra­tur zu diesem The­ma. Ent­wick­lung­en beim Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund und Neu­ig­keit­en auf der Internetplattform wer­den eben­falls vorgestellt.

nach oben