Nationale Kooperation für Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten unterzeichnet
Am 12. November 2003 fand in Köln die feierliche Unterzeichnung einer Erklärung über die nationale Kooperation zur Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten zwischen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Bundesvereinigung für Gesundheit e. V. und allen 15 Landesvereinigungen für Gesundheit in Köln statt. Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, der Bundesärztekammer und des BKK-Bundesverbandes begleiten und unterstützen die Unterzeichnung dieses in der Bundesrepublik einmaligen Kooperationsverbunds. Ziel ist eine verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Menschen.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, so Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass es viele Facetten sozialer Benachteiligung gibt. Es können Menschen mit niedrigem Einkommen, niedriger Schulbildung oder niedriger Stellung im Beruf ungünstigere Gesundheitschancen haben. Bereits im Kindes- und Jugendalter zeigt sich eine höhere Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit bei sozial Benachteiligten. Aber auch gesundheits-relevante Verhaltensweisen sind ungünstiger, z.B. rauchen Jugendliche desselben Alters als Berufsschüler zu 53 Prozent, als Gymnasiasten zu 37 Prozent. Früherkennungsuntersuchungen, insbesondere ab U7 und Impfungen werden von sozial benachteiligten Familien seltener wahrgenommen. Insgesamt, so Dr. Raimund Geene, Geschäftsführer von Gesundheit Berlin e.V., sterben arme Menschen im Vergleich zu reichen im Durchschnitt sieben Jahre früher, und sie haben in jeder Lebensphase ein mindestens doppelt so hohes Risiko, schwer zu erkranken, zu verunfallen oder von Gewalt betroffen zu sein. Gesundheitsförderung sei hier, wie internationale Erfahrungen belegen, eine wichtige Strategie zum Abbau der Ungleichheit. Es gebe zwar eine Anzahl von Einzelmaßnahmen, dennoch fehle es oft an geeigneten Zugangswegen und einer integrierten systematischen Förderung.
Vor diesem Hintergrund verfolgt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung differenzierte, zielgruppenspezifische Strategien der Ansprache schwer erreichbarer Gruppen wie z.B. Migrantinnen und Migranten, Menschen mit besonders niedrigem Bildungsniveau oder aus sozial schwierigen Familienverhältnissen. Seit dem Jahr 2001 unterstützt die BZgA zudem verstärkt die Entwicklung von Handlungsgrundlagen durch den Aufbau einer bundesweiten, stets aktuellen Datenbank, die zur Internetplattform mit zahlreichen Service-Angeboten weiterentwickelt wird. Diese Datenbank steht seit August 2003 unter www.datenbank-gesundheitsprojekte.de online und gibt einen differenzierten Überblick über inzwischen 2.600 Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten.
Bereits seit vielen Jahren arbeiten die Bundes- und Landesvereinigungen, Landeszentralen und Landesarbeitsgemeinschaften für Gesundheitsförderung an einer Stärkung und Vernetzung der regionalen Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention. Sie verstehen sich dabei als Zusammenschluss der Akteure im Land und binden gleichermaßen Kammern, Sozialkassen, Landesministerien, den Öffentlichen Gesundheitsdienst, Wissenschaft, Krankenhäuser und Betriebe, Sozial- und Wohlfahrtsverbände, freie Träger, Selbsthilfe- und Verbraucherverbände und viele weitere Akteure ein. Beispielhaft für diese Aktivitäten sind der jährlich stattfindende Kongress “Armut und Gesundheit” in Berlin sowie der landesweite Arbeitskreis “Armut und Gesundheit” in Niedersachsen.
Durch die Verknüpfung der bundesweiten und länderbezogenen Initiativen wird es zu einer substantiellen Stärkung der Gesundheit sozial Benachteiligter in Deutschland kommen.
Weitere Informationen und den Text der Kooperationserklärung finden Sie hier.