Kinder- und Jugendärzte: Medizinische Versorgung von sozial benachteiligten Kindern gefährdet
Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien sind bei den medizinischen Vorsorgeleistungen weiterhin benachteiligt. Das stellte Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf dem diesjährigen Herbst-Seminar-Kongresses des BVKJ in Bad Orb fest. Hartmann forderte „eine umgehende Beendigung der Zweiklassenmedizin im Bereich der Kindervorsorgeuntersuchungen!“
Der BVKJ-Präsident verwies darauf, dass Privatversicherte vom 2. Lebensjahr an bis zum 14. Lebensjahr einen Anspruch auf jährliche Vorsorgeuntersuchungen hätten. Demgegenüber hätten gesetzlich krankenversicherte Kinder z.B. im Alter von 6 bis 11 Jahren keinerlei Anspruch auf entsprechende Untersuchungen. Auch führe die Nicht-Erstattung der Kosten für nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Jugendlichen ab dem vollendeten 12. Lebensjahr unverändert zu einer schlechteren Versorgung ärmerer Bevölkerungsgruppen, da sie sich diese Medikamente oft nicht leisten könnten.
Um Kindesmisshandlungen und -vernachlässigungen künftig besser erkennen bzw. vorbeugen zu können, fordert der Verband verbindliche Vorsorgeuntersuchungen für jedes Kind. Der Gesetzgeber will die Kassen zum 01.01.2009 verpflichten, allen bei ihnen versicherten Kindern Einladungen zu den Kindervorsorgen zu schicken. Der BVKJ begrüßt diese Gesetzesinitiative.
Besorgt zeigte sich der Verband darüber, dass in Deutschland eine Generation von „vergessenen Kindern“ heranwachse, um die sich niemand kümmere. Diese mangelnde familiäre Förderung und Zuwendung sei auch eine Form von Misshandlung und Vernachlässigung, die etwa zu massiven Spracherwerbsstörungen führen könne. Diese Kinder seien körperlich und geistig gesund zur Welt gekommen, ihre Eltern - häufig aus bildungsfernen, armen Milieus, teilweise mit Migrationshintergrund - seien jedoch nicht in der Lage, sich angemessen mit ihnen zu beschäftigen.
Für ein gesundes Aufwachsen von Kindern setzen sich bundesweit auch zahlreiche Initiativen und Projekte ein, deren Angebote interessierte Nutzer in unserer Datenbank finden. Einige Beispiele:
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Sozialräumliche Angebote für Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf
Das Statement des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Internet