"Du lachst ja gar nicht mehr."
Ein Buchtipp
Auf dem Kooperationstreffen 2024 des Kooperationsverbunds Gesundheitliche Chancengleichheit hatte die Frage im Mittelpunkt gestanden, wie Rassismus krank macht. Dr. Tanja Gangarova stellte die Arbeit des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) vor, der Ursachen, Ausmaß und Folgen von Rassismus in Deutschland erforscht. Sie zeigte auf, dass Rassismus nicht nur eine Ideologie, sondern ein Strukturprinzip ist, das sich in Gesetzen, Institutionen und alltäglichen Praxen niederschlägt – mit gravierenden Folgen für die gesundheitliche Chancengleichheit.
Besonders deutlich wurde, dass Rassismus auf drei Ebenen wirkt: im alltäglichen Miteinander (Mikroebene), in Organisationen und Versorgungssystemen (institutionelle Ebene) und in den gesellschaftlichen Strukturen insgesamt (Makroebene). Diese Ebenen greifen ineinander und führen dazu, dass Menschen durch Diskriminierung belastet werden, schlechtere Zugänge zur Gesundheitsversorgung haben und langfristig ein höheres Risiko für Krankheit tragen.
Einen persönlichen und eindringlichen Zugang zu diesem Thema eröffnet das Buch von Mahssa Behdjatpour: »Du lachst ja gar nicht mehr. Wie Rassismus krank macht. Ein autoethnografischer Bericht«. In diesem Buch berichtet die Autorin ausführlich über ihre eigenen Erfahrungen und verknüpft diese mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien. Sie sucht nach Erklärungen und bietet Ansätze für Lösungen und Veränderungen.
Bereits als Kleinkind kam Mahssa Behdjatpour mit offenem und strukturellem Rassismus in Berührung. Ihre Eltern mussten Mitte der Achtziger Jahre aus dem Iran fliehen, Mahssa wurde 1992 in Hannover geboren. Das tägliche Leben war geprägt von kritischen Blicken, Vorurteilen und Ungerechtigkeiten.
Erschreckend oft wurde das Kind unberechtigt herabgewürdigt, angegriffen und klein gemacht. Von Erzieher*innen, Lehrer*innen und später auch von Lehrenden im Public Health-Studium.
Erst auf einer internationalen Schule in Tschechien wurden ihre Fähigkeiten und Neigungen erkannt. Während ihres Studiums in den Niederladen und in Deutschland schlug ihr weiter Rassismus entgegen. Sie fing an, sich zu wehren. Die Verletzungen und Traumata jedoch saßen tief und sie fühlte sich krank und unwohl. Sie entdeckte für sich die Kunst als therapeutisches Mittel und begann, über den Zusammenhang zwischen rassistischen Erfahrungen und Krankheit zu forschen. Zurzeit promoviert sie im Fachbereich Public Health, arbeitet journalistisch und setzt sich als Kinderbuchautorin mit sozialen Themen auseinander.
https://rotpunktverlag.ch/buecher/du-lachst-ja-gar-nicht-mehr