DGB kritisiert hohes Verarmungsrisiko in Ostdeutschland
Fast zeitgleich mit dem am 15. Juli veröffentlichten Sozialbericht 2009 hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Zahlen und Daten zur sozialen Situation in Ostdeutschland bekannt gegeben. Nach Angaben des DGB-Arbeitsmarktexeprten Wilhelm Adamy ist das Verarmungsrisiko im Osten doppelt so hoch wie im Westen. 16,4 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind in Ostdeutschland auf Hartz IV angewiesen. Im Westen sind es 7,4 Prozent. Bei Alleinerziehenden sei sogar die Hälfte hilfebedürftig, in den alten Ländern seien es 38,5 Prozent.
Auch Kinder unter 15 Jahre hätten im Osten ein doppelt so hohes Armutsrisiko, so Adamy. So lebten 28 Prozent der Kinder unter 15 Jahre im Osten in Bedarfsgemeinschaften, die auf Hartz IV angewiesen sind, gegenüber 13 Prozent im Westen.
Ostdeutsche Erwerbslose sind noch stärker als im Westen von Hartz IV abhängig. Nur noch 28,1 Prozent werden dem DGB zufolge über die Arbeitslosenversicherung unterstützt, im Westen sind es 36,9 Prozent. Fast drei Viertel der Erwerbslosen im Osten erhalten also Leistungen nach Hartz IV, im Westen sind es 63,1 Prozent. Hintergrund dieser Zahlen ist der Fakt, dass beim Verlust eines sozialversicherten Jobs die Menschen im Osten laut DGB überdurchschnittlich häufig ohne Zwischenstopp in der Arbeitslosenversicherung direkt ins Hartz-IV-System fallen.
Indessen hat der Paritätische Wohlfahrtsverband eine Erhöhung der Hartz IV-Sätze gefordert. Nach Berechnungen des Verbandes müsste der Erwachsenen-Regelsatz um 26 Prozent angehoben werden, von derzeit 351 auf 440 Euro. Zudem fordert der Verband eine Neubemessung der Kinderregelsätze und ihre Anhebung um bis zu 36 Prozent je nach Altersstufe.
Der Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ befasst sich in diesem Jahr u.a. mit den Schwerpunkten Kindergesundheit und Arbeitslosigkeit, zu dem es auf dieser Website nun auch den neu eingerichteten Bereich „Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen“ gibt. Hier finden Interessierte zahlreiche Materialien und Informationen zu Netzwerken, Institutionen, Programmen und Veranstaltungen, die sich mit Arbeitslosigkeit und ihren sozialen und gesundheitlichen Folgen befassen.
Projekte zur Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen finden sich auch unter den über 1800 Projekten in der Praxisdatenbank und unter den mittlerweile 96 Good Practice-Projekten des Kooperationsverbundes.
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Arbeitslosigkeit - vor allem, wenn sie über längere Zeit andauert - ist häufig mit Beeinträchtigungen der Gesundheit verbunden, wie epidemiologische Studien belegen. Um gesundheitlichen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken, ist ein sektorenübergreifendes Engagement sinnvoll, in dem sowohl arbeitsmarktpolitische Maßnahmen als auch gesundheitsfördernde Ansätze Berücksichtigung finden. In dem BKK-Modellprojekt JobFit Regional ist diese Verknüpfung verwirklicht.