Der Armuts- und Klimakrise in Bremen gemeinsam begegnen
6. Bremer Armutskonferenz
Am 3. März 2025 fand im Bremer Tabakquartier die 6. Bremer Armutskonferenz unter dem Titel „Der Armuts- und Klimakrise in Bremen gemeinsam begegnen“ statt. Rund 300 Teilnehmende aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Sozialverbänden, Initiativen sowie von Armut Betroffene diskutierten, wie soziale Ungleichheit und Klimafolgen in Bremen wirksam gemeinsam adressiert werden können. Die Veranstaltung wurde vom Initiativkreis der Bremer Armutskonferenz organisiert, an dem sich verschiedene Bremer Akteur:innen beteiligen und der je nach Thema um entsprechende Fachexpertise erweitert wird. Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Bremen an der LVG & AFS Nds HB e. V. übernimmt gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Bremen die Sprecher:innenfunktion im Initiativkreis der Bremer Armutskonferenz.
Bereits in den einleitenden Vorträgen wurde deutlich, dass die Klimakrise die Lebenslage vieler einkommensschwacher Menschen in Bremen verschärft. Besonders in dicht bebauten Quartieren mit hohem Versiegelungsgrad, wenig Grünflächen und schlechter Gebäudedämmung steigt die Belastung: Im Sommer kommt es zu gesundheitsgefährdender Hitze, während im Winter hohe Heizkosten für schlecht isolierte Wohnungen zu einer zusätzlichen finanziellen Bürde werden. Steigende Energiepreise, zunehmende Extremwetterereignisse und mangelnde Anpassung der Infrastruktur treffen vor allem diejenigen, die am stärksten von Armut betroffen sind, obwohl sie zugleich am geringsten zur Erderwärmung beitragen.
Themenforen – Lösungsansätze für sozial gerechte Lösungsansätze
In sechs thematischen Foren erarbeiteten die Teilnehmenden Lösungsansätze für die Bereiche Wohnen, Stadt- und Quartiersentwicklung, Mobilität, Energie- und Wärmewende, Ernährung sowie die sozial gerechte Umsetzung des 1,5-Grad-Ziels.
Beim Thema Wohnen wurde betont, wie wichtig bezahlbarer, gut gedämmter Wohnraum ist, der sowohl Energie spart als auch vor Hitze schützt. Die Stadt- und Quartiersentwicklung müsse stärker auf Umweltgerechtigkeit achten, indem öffentliche Räume begrünt, Schattenplätze geschaffen und Flächen entsiegelt werden. Auch der Ausbau eines bezahlbaren, barrierefreien Nahverkehrs sowie sichere Radwege wurde als wesentlicher Beitrag zu sozialer und ökologischer Mobilität hervorgehoben.
Im Forum zur Energie- und Wärmewende ging es darum, die Umstellung auf erneuerbare Energien sozialverträglich zu gestalten. Programme wie Gebäudesanierungen oder CO₂-Bepreisung sollten so ausgelegt werden, dass sie Menschen mit geringem Einkommen nicht benachteiligen, sondern unterstützen. Bei der Ernährung stand die Frage im Mittelpunkt, wie eine gesunde und nachhaltige Versorgung auch für Menschen mit wenig Geld erreichbar wird – etwa durch Frischeküchen in Schulen und Kitas, lokale Versorgungsinitiativen oder die Förderung regionaler Produkte. Schließlich wurde im Forum zur sozial gerechten Umsetzung des 1,5-Grad-Ziels gefordert, dass Klimabewegungen und Umweltverbände soziale Fragen stärker in ihre Strategien integrieren, damit Menschen mit knappen Ressourcen nicht ausgeschlossen werden.
Forderungspapier: Sozialcheck, Strukturwandel & Monitoring
Zentrales Ergebnis der Konferenz war das verabschiedete Forderungspapier, das im Anschluss der Veranstaltung gemeinsam mit der Umweltsenatorin diskutiert wurde. Es enthält mehrere Kernempfehlungen. Erstens soll ein Sozialcheck für alle Klimaschutzmaßnahmen eingeführt werden, um sicherzustellen, dass Menschen mit geringen Einkommen von Programmen profitieren und nicht zusätzlich belastet werden. Zweitens müsse der Schwerpunkt stärker auf strukturelle Veränderungen gelegt werden: Statt allein auf individuelles Verhalten (etwa beim Energiesparen oder bei der Ernährung) zu setzen, sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die klimafreundliches Leben für alle ermöglichen. Drittens wurde ein verbessertes Monitoring angeregt, das kleinräumig soziale, gesundheitliche und umweltbezogene Daten zusammenführt, um besonders verletzliche Gruppen frühzeitig zu erkennen.
Darüber hinaus forderten die Teilnehmenden zielgruppenspezifische Ansätze, die die besonderen Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen, älteren Menschen, Menschen mit Behinderungen und Wohnungslosen berücksichtigen. Schließlich müsse Klimapolitik ressortübergreifend verstanden werden: Neben Umwelt- und Energiepolitik sollten auch die Bereiche Soziales, Bildung, Gesundheit, Verkehr, Bau und Wirtschaft aktiv eingebunden werden, um Synergien zu schaffen und widersprüchliche Maßnahmen zu vermeiden.
Gemeinsame Verantwortung für eine klimagerechte Stadt
Die 6. Bremer Armutskonferenz hat eindrücklich gezeigt, dass soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz untrennbar miteinander verbunden sind. Klimapolitische Strategien, die die Perspektive benachteiligter Bevölkerungsgruppen konsequent einbeziehen, sind Voraussetzung für eine nachhaltige Transformation. Es gibt in Bremen bereits gute Ansätze, doch sie müssen ausgebaut, finanziell gesichert und systematisch umgesetzt werden. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller gesellschaftlichen Akteure kann es gelingen, Armut zu bekämpfen und gleichzeitig eine klimagerechte Zukunft für alle Menschen in der Stadt zu gestalten.