Bundesärztekammer: "Illegale" brauchen Zugang zum Gesundheitssystem
Aus Anlass des 60. Jahrestages der Verabschiedung der UN-Menschenrechtsdeklaration hat der Menschenrechtsbeauftragte und Vizepräsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank-Ulrich Montgomery, einen Zugang für Menschen ohne Papiere zum Gesundheitssystem gefordert.
Für Ärzte sei es entsetzlich zu sehen, wie viele der Patienten mit unklarem Aufenthaltsstatus aus Angst vor Entdeckung sehr spät, manche sogar zu spät einen Arzt konsultierten, so Montgomerey. „Der optimale Zugang zum Gesundheitssystem ist ein Menschenrecht“, sagte er.
Der Berliner Senat prüft nach Medienberichten derzeit, ob es künftig anonyme Krankenscheine für illegal in Berlin lebende Menschen geben kann. Mit diesen Krankenscheinen könnten sich papierlose Kranke behandeln lassen, das Honorar des Arztes wäre außerdem garantiert. Bevor sich der Senat jedoch für dieses Modell ausspreche, müssten Rechts- und Haushaltsfragen geklärt werden, so Gesundheitsstaatssekretär Benjamin Immanuel Hoff gegenüber der tageszeitung. Zudem sei über den Gesundheitszustand der Illegalisierten wenig bekannt (siehe zu diesem Thema auch die Meldung vom 08.10.2008).
In Berlin leben rund 100.000 Papierlose, bundesweit sind es nach Schätzungen eine Million. Ihnen ist der Zugang zum Gesundheitssystem versperrt, da Kostenträger juristisch verpflichtet sind, Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus, die medizinisch behandelt werden, zu melden. Aus Angst vor einer Registrierung und Abschiebung gehen viele Papierlose nicht zum Arzt, selbst wenn sie schwer krank sind.
Im Moment werden Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus in Berlin von verschiedenen Initiativen anonym medizinisch behandelt. Die Initiativen finanzieren sich über Spenden. Viele dieser Initiativen sind auch in unserer Praxisdatenbank enthalten:
Büro für medizinische Flüchtlingshilfe in Berlin
Beispiele guter Praxis...
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Gesundheitsförderung für Migrant/innen von pro familia Bonn
Das Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge in Thüringen (Jena), getragen von REFUGIO Thüringen