Berliner Gesundheitsbericht zu Suiziden : Zusammenhang zwischen Suizidrate und sozialer Lage
In dem jüngsten von der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz vorgelegten Gesundheitsbericht zur Suizidhäufigkeit ist bei den 20- bis unter 40-Jährigen ein Zusammenhang von Suizidrate und den jeweiligen sozialen Bedingungen erkennbar. Personen, die an einer Depression leiden, weisen dabei das mit Abstand höchste Suizidrisiko auf. Genau an dieser Stelle setzt das Berliner Bündnis gegen Depression an, das von Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ als Good Practice-Projekt ausgezeichnet worden ist.
In Berlin starben 2005 mehr als 400 Menschen durch Selbstmorde, das sind fünf mal mehr als durch Verkehrsunfälle. Während die Zahl der Selbsttötungen seit Mitte der neunziger Jahre insgesamt rückläufig ist, konstatiert der Bericht eine um über 30 Prozent angestiegene Suizidrate unter in Berlin lebenden Personen mit Migrationshintergrund. Die Suizidrate innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe liegt dabei aber nach wie vor unter der der deutschen Population.
Im Beobachtungszeitraum von 1996 bis 2005 hätten die 20- bis unter 40-jährigen Frauen und Männer aus den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte die mit Abstand höchste Selbstmordrate, so der Bericht. Die genannten Bezirke weisen in Berlin auch die weitaus ungünstigsten Sozialindizes auf. Ein steigendes Suizidrisiko bei gleichzeitiger Verschlechterung der sozialen Rahmenbedingungen wird am Beispiel des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf sichtbar. (Zur Veränderung der Sozialstruktur vgl. Sozialstrukturatlas Berlin 2003). Demgegenüber würden Frauen und Männer aus den Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick das niedrigste Suizidrisiko verzeichnen. Gleichzeitig haben diese Bezirke von allen Berliner Bezirken die günstigsten sozialen Bedingungen.
Ausgehend von der Tatsache, dass Personen, die an einer Depression leiden, das mit Abstand höchste Suizidrisiko aufweisen, scheinen sozial ungünstige Verhältnisse die Gefahr einer Selbsttötung noch zu verstärken. Der Bericht fordert daher Präventionsmaßnahmen für suizidgefährdete Personen zu verstärken, die infolge psychosozialer und nicht selten sozioökonomischer Belastungen an psychischen Krankheiten leiden wie Angst- und Anpassungsstörungen oder bei denen Suchtdiagnosen gestellt wurden.
In Berlin hat sich 2005 ein Netzwerk formiert, um über das Thema Depression aufzuklären, die Erkrankung zu enttabuisieren und verstärkte Unterstützungsangebote zu organisieren. Dr. med. Meryam Schouler-Ocak, Leiterin vom "Berliner Bündnis gegen Depression" sieht die Arbeit des Bündnisses durch den Gesundheitsbericht bestätigt: „Die Depressionsprävention, -erkennung und -behandlung ist ein ganz entscheidender Beitrag zur Suizidprävention.“
Mehr zum Good Practice-Projekt „Berliner Bündnis gegen Depression“ erfahren Sie hier.
Den Gesundheitsbericht der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz als PDF zum Download gibt es hier.