Bericht über die gesundheitliche Lage der Berliner Bevölkerung und das Gesundheitswesen 2006/2007 vorgestellt
Enger Zusammenhang zwischen gesundheitlicher und sozialer Lage deutlich
Die Gesundheit der Bevölkerung in Berlin habe sich in vielen Bereichen verbessert, wie Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher anlässlich der Vorstellung des Basisberichtes der Gesundheitsberichterstattung 2006/2007 mitteilt: So sei zum Beispiel die durchschnittliche Lebenserwartung weiter gestiegen. Berlinerinnen werden im Durchschnitt 82,0 Jahre alt, Berliner 76,7 Jahre. Das sei im Vergleich zu den neunziger Jahren bei Frauen ein Anstieg um rund drei und bei Männern um vier Jahre, wie Lompscher berichtete. In den Zahlen zeige sich jedoch auch, dass zwischen Lebenserwartung sowie gesundheitlicher und sozialer Lage ein enger Zusammenhang besteht. Dies werde deutlich in der Spannweite von 2,8 Jahren bei Frauen und 4,1 Jahren bei Männern zwischen den besser und schlechter gestellten Bezirken, so die Senatorin.
Die Untersuchung der Gesundheitsdaten der Berliner Bevölkerung legt beim aktuellen Bericht einen besonderen Schwerpunkt auf die soziale und gesundheitliche Lage von Migrant/innen. Wird nach Staatsangehörigkeit unterschieden, stellen Ausländerinnen und Ausländer in Berlin einen Anteil von 14 Prozent. Deutschen mit Migrationshintergrund (Aussiedler und Aussiedlerinnen, Eingebürgerte sowie in Deutschland Geborene, bei denen mindestens ein Elternteil unter die ersten drei Kategorien fällt) haben nochmals einen Anteil an der Bevölkerung von zehn Prozent. So hat insgesamt rund ein Viertel der Berliner Bevölkerung laut Bericht einen Migrationshintergrund.
Die Studie zeigt einen Unterschied zwischen Migrant/innen und der deutschstämmigen Bevölkerung sowohl hinsichtlich der sozialen Lage, wie auch hinsichtlich gesundheitlicher Indikatoren. So ist laut Bericht die Arbeitslosenquote von Ausländer/innen im Juni 2007 mit 37,4 Prozent im Vergleich zur Arbeitslosenquote der gesamten Berliner Bevölkerung von 18 Prozent sehr hoch und auch das Armutsrisiko liege bei den Migrant/innen meist über dem der deutschen Bevölkerung. Migration könne laut Bericht zudem einen erheblichen Einfluss auf Erkrankungsrisiken haben und durch sprachliche Barrieren den optimalen Zugang zur Gesundheitsversorgung verhindern.
Insgesamt zeigt der Bericht die Unterschiedlichkeit der sozialen Lebensbedingungen in ihrer Wirkung auf die Gesundheit. Zum Beispiel steht die Säuglingssterblichkeit in engem Zusammenhang mit der sozialen Lage. In den letzten Jahren hatten Säuglinge aus Bezirken mit negativen Sozialindizes durchweg höhere Sterberaten als Säuglinge aus Bezirken mit einer vergleichsweise guten Sozialstruktur, bei Ausländern liegt die Säuglingssterblichkeit sogar dreimal so hoch wie bei Deutschen. Ebenfalls in engem Zusammenhang zur Sozialstruktur steht auch das Tuberkuloserisiko. Hier haben Personen aus sozial benachteiligten Bezirken ein drei- bis viermal so hohes Infektionsrisiko wie Einwohner von Bezirken mit besserer sozialer Lage. Weiterhin haben laut Bericht Ausländer/innen gegenüber deutschen Männern und Frauen nach wie vor ein höheres Frühberentungsrisiko. Das höchste Risiko haben dabei Migrantinnen. Der häufigste Grund liegt bei ihnen vor allem in psychischen Erkrankungen wie Depressionen.
Beim Gesundheitsverhalten, das in ausgewählten Aspekten ebenfalls im Gesundheits- und Sozialbericht untersucht wird, verweisen die Autor/innen auf eine derzeit nicht zufrieden stellende Datenlage. Dennoch zeigt sich auch in diesem Bereich, dass Kinder nicht deutscher Herkunft im Vergleich zu Kindern deutscher Herkunft doppelt so häufig zum Beispiel von Übergewicht und Adipositas betroffen sind und zudem ein höheres Kariesrisiko aufweisen.
Der Bericht gibt neben der Analyse der sozialen und gesundheitlichen Daten auch einen Überblick über das Versorgungssystem in Berlin. Dieser benennt unter anderem Maßnahmen, die Migrant/innen den Zugang zur Gesundheitsversorgung erleichtern sollen. Als wichtiges Instrument der Sprach- und Kulturmittlung im Gesundheitswesen gehört dazu zum Beispiel der Gemeindedolmetschdienst, welcher von Gesundheit Berlin, der Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung in Berlin koordiniert wird.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.
In der Datenbank Gesundheitsprojekte lassen sich Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten recherchieren, welche unter anderem Hilfe für Migrant/innen mit schlechten Deutschkenntnissen anbieten und diese zum Beispiel beim Zugang zum Versorgungssystem unterstützen.
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Einige dieser Projekte sind bereits als Good Practice-Projekte identifiziert und können über diesen Link abgerufen werden.