Aktueller Bericht zu Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf die Entwicklungschancen von Kindern in Bremen erschienen
Gesundheitsförderung in benachteiligten Lebenslagen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und muss politisch als ressortübergreifende Querschnittsaufgabe akzeptiert werden - dies ist ein Ergebnis des Berichtes ‚Gefährdete Kindheit’, der vom Gesundheitsamt Bremen herausgegeben wurde und jetzt erschienen ist. Der Bericht bezieht sich auf die Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen des Schulärztlichen Dienstes Bremen zwischen 1998 und 2005 und wertet sie hinsichtlich ihrer Relevanz für Teilhabechancen in den Lebenslagebereichen „soziokulturelle Teilhabe“ und „gesundheitliche Versorgung“ aus.
Laut dem Bericht haben die Armutslagen in Deutschland insgesamt sowie die Armutsquote unter Kindern deutlich zugenommen. In Bremen lag zum Beispiel die Sozialhilfequote im Jahr 2004 unter Kindern und Jugendlichen bei 19,7 Prozent. Dagegen bezogen 2006 fast 30 Prozent der Bremer Kinder unter 15 Jahren Sozialgeld nach SGB II und das mit steigender Tendenz.
Der Bericht geht von einem Lebenslagenansatz aus, der Armut als ein multidimensionales Problem der Unterversorgung in verschiedenen Bereichen versteht (zum Beispiel Gesundheit, Wohnen, Bildung). Die Ergebnisse belegen einen Trend zunehmender sozialer und räumlicher Polarisierung, die Zunahme von Ausgrenzungsgefahren und insbesondere hinsichtlich der gesundheitlichen Lebenslagen einen deutlichen Unterschied zwischen Kindern aus benachteiligten Wohnvierteln und denen aus privilegierten Gebieten. Die Kinder aus benachteiligten Verhältnissen weisen sowohl höhere Gesundheitsrisiken, als auch soziale Benachteiligung auf. So finden sich in den benachteiligten Vierteln ein Anstieg von Familien mit einem allein erziehenden Elternteil um 25 Prozent, eine überproportionale Zunahme von Sprachauffälligkeiten um 22,7 Prozent sowie ein Anstieg des Anteils übergewichtiger Kinder auf 13,6 Prozent bei einer nahezu gleich bleibenden Gesamtprävalenz von 10,5 Prozent.
Um die Kinder in den benachteiligten Stadtteilen mit Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention zu erreichen, so resümiert der Bericht, ist ein integriertes Gesundheitsförderungskonzept mit Hilfe der Hauptakteure aus Jugendhilfe, Gesundheit und Bildung erforderlich sowie ein Paradigmenwechsel von einer reaktiven zu einer präventiven Kinder- und Jugendgesundheitsförderung.
Der Bericht ‚Gefährdete Kindheit’ ist auf den Seiten des Gesundheitsamtes Bremen als PDF (630 KB) verfügbar.
In der Datenbank Gesundheitsprojekte sind verschiedene Angebote und Projekte verzeichnet, die sich mit Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Kindern befassen. Eine Auswahl finden Sie hier.
Ein Bericht zur Kindergesundheit in Berlin, der ebenfalls besonders auf soziale Benachteiligung eingeht ist vor kurzem erschienen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.