Modellprojekt MARS: Männerschuppen erfolgreich erprobt
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift impulse 127 / 2025: https://www.gesundheit-nds-hb.de/fileadmin/Publikationen/Impulse/impulse-nr127-web.pdf
Viele Angebote der Gesundheitsförderung berücksichtigen die Bedürfnisse und Lebensphasen von Männern nur unzureichend. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Krankheitshäufigkeit, Inanspruchnahmeverhalten und soziale Einbindung im Alter. In einigen Ländern gibt es bereits Ansätze, die von älteren Männern genutzt werden.
Eine Graswurzelbewegung aus Australien
Männerschuppen (Men’s Sheds) sind öffentliche und häufig gemeinnützige Einrichtungen, in denen zumeist ältere Männer gemeinsamen Aktivitäten nachgehen und sich dabei gegenseitig unterstützen. Ziel der Männerschuppen ist es, das Wohlbefinden von Männern zu stärken und der sozialen Isolation im Alter entgegenzuwirken. Der Ansatz entstand in den 1990er Jahren in Australien als Konzept der gemeindebasierten Gesundheitsförderung und hat sich seitdem auch in anderen Ländern etabliert. In Europa sind Männerschuppen in Irland und Großbritannien weit verbreitet und in Dachverbänden organisiert.
Modellhafte Erprobung in Deutschland
Von April 2022 bis März 2025 wurde das bundesweit erste wissenschaftliche Modellprojekt zu Männerschuppen in Deutschland durchgeführt. Gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit, untersuchten die Universität Bremen und die LVG & AFS, ob Männerschuppen als Orte der Prävention und Gesundheitsförderung im kommunalen Setting ab 50 Jahren (MARS) geeignet sind. Im Rahmen des Projekts wurden insgesamt acht Männerschuppen in Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut und unterstützt.
Motivation, Aktivitäten und Effekte
Neben gemeinsamen Aktivitäten gehört der offene Austausch unter Männern zu den wichtigsten Beweggründen für eine Teilnahme. Die Teilnehmer legen ihre Aktivitäten selbst fest und organisieren sie eigenständig. Dazu zählen offene Gesprächsrunden, handwerkliche Projekte, eigens organisierte Computerkurse, Kartenrunden, Kochabende sowie verschiedene Ausflüge. In MARS hatten die Männerschuppen darüber hinaus die Möglichkeit gesundheitsbezogene Angebote zu realisieren. Zu den Maßnahmen zählten Erste-Hilfe-Kurse, ein Schwimmkurs, Schmerzprophylaxe, Physiotherapie und eine Beratung zu Gesundheitsangeboten im Stadtteil. In einem der Männerschuppen wurde eine sechsmonatige Gesundheitskampagne zur Gewichtsreduktion gestartet. Die Gesundheitsangebote wie auch die Männerschuppen selbst wurden von den Männern mehrheitlich als gesundheitsförderlich erlebt. Zudem tragen die Männerschuppen zu einer stärkeren sozialen Eingebundenheit bei und es können authentische Freundschaften entstehen.
Struktur und Nachhaltigkeit
Die meisten der MARS-Männerschuppen sind räumlich an kommunale Träger wie Bürger- oder Mehrgenerationenhäuser sowie Stadtteilzentren angebunden. Die verfügbaren Räumlichkeiten und Öffnungszeiten wirken sich auf die Gestaltung der Schuppen aus. Je nach Ausstattung lassen sich die Ideen der Teilnehmenden unterschiedlich gut umsetzen – teils erfordern sie kreative Anpassungen. Zudem unterscheiden sich die Männerschuppen in der Häufigkeit der Treffen, den Kommunikationswegen und der Organisationsform. Eine Ausnahme im Projekt bildet der Männerschuppen auf der Insel Poel. Als einzige Bottom-up-Initiative nutzen die Teilnehmenden eigene Räumlichkeiten, die sie eigenständig nach ihren Vorstellungen ausgestalten. Um die Männerschuppen langfristig zu betreiben, wurden die Teilnehmer befähigt, die Männerschuppen selbständig weiterzuführen. Dazu gehörten der Aufbau einer Struktur, die Anbindung an lokale Akteur:innen, sowie Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederwerbung, die frühzeitig vom Projektteam unterstützt wurden. Für die Vernetzung der teilnehmenden Männerschuppen dienten Vernetzungstreffen und ein gemeinsamer Newsletter.
Ausblick
Die Männerschuppen zeigen eindrucksvoll, dass Männergemeinschaften im Alter vielfältig, lebendig und gesundheitsfördernd sein können. Eine Handlungshilfe, die auf den Erkenntnissen des MARS-Projekts beruht, soll Interessierte künftig bei der Umsetzung eigener Männerschuppen unterstützen. Auch nach Projektabschluss stehen die Projektleitungen den bestehenden und künftigen Schuppen weiterhin begleitend zur Seite. Die Webseite des Projekts wird weiter gepflegt werden und neue Männerschuppen können sich in das Netzwerk eintragen lassen.