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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Macht Arbeitslosigkeit krank?

Jutta Flerlage , Frauengesundheit in Tenever, FGT
21.11.2011

Erfahrungen aus dem Good-Practice-Projekt "Frauengesundheit in Tenever" in Bremen

Gespräche mit teilnehmenden Frauen im Pro­jekt „Frauengesundheit in Tenever“ brin­gen zum Aus­druck, dass nicht Mi­gra­ti­on an sich krank macht, son­dern die Le­bens­be­din­gung­en der Fa­mi­lien vor Ort. Ge­sund­heit­liche Be­las­tung­en ent­ste­hen durch Ar­mut, durch Diskriminierungserfahrungen und mangelnde Integrationschancen, durch geringe Bil­dung und eingeschränkte Deutschkenntnisse.

Armut in Tenever

Das Leben der Mehr­heit der BewohnerInnen ist gekennzeichnet durch soziale Be­nach­tei­li­gung und be­son­ders belastende Lebensgeschichten. Laut Sozialindex des Bre­mer Sozialressorts ist Tenever der am meisten benachteiligte Stadt­teil, vor allem in den Bereichen Bildungsbeteiligung, Ent­mi­schung, Konfliktpotential so­wie Erwerbs- und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se. Der An­teil von Kin­dern mit elterlichem Sozialhilfe- oder ALG-II-Bezug liegt bei knapp 60 Pro­zent, zum Vergleich der Gesamtbremer Durch­schnitt liegt bei 30 Pro­zent. Tenever ist der kinderreichste Stadt­teil und es ist keine Seltenheit, dass Frauen hier fünf bis zehn Kinder haben.

Ressourcen: Psychosoziale Beratung

Es gibt im­mer mutige Frauen, die die Vorreiterrolle über­neh­men und so an­de­re Frauen mit­zie­hen. Eine hat z.B. gesagt, „Im Koran steht nicht, dass Frauen nicht Rad fah­ren sollen!“ So hat sie auch an­de­re überzeugt, sich zu trau­en und Rad fah­ren zu ler­nen.

Mit­ar­bei­te­rin­nen des Frauen­gesund­heits­treffs Tenever ach­ten be­son­ders da­rauf, dass die Mäd­chen sich nicht nur in ih­re jeweilige kulturelle Grup­pe zu­rück­zie­hen, son­dern wei­ter in der Aus­ei­nan­der­set­zung mit der Mehr­heits­ge­sell­schaft blei­ben. Sie wer­den ermutigt, sich für ih­re Belange einzusetzen. Einige Mäd­chen der Grup­pe ge­hen auch als Ehrenamtliche in den Stadt­teil und helfen Bedürftigen, z.B. Älteren bei den Einkäufen und be­glei­ten sie zu Ärzten, oder sie un­ter­stüt­zen Allei­nerziehende bei der Kinderbetreuung. Außerdem un­ter­stüt­zen sie sich ge­gen­sei­tig mit ei­ner Haus­auf­ga­ben­hilfe und ori­en­tie­ren sich ge­mein­sam be­züg­lich ih­rer Be­rufs­wahl und Aus­bil­dungs­platz­suche.

Be­ra­tung­en ge­hö­ren zum Alltagsgeschäft im Frauengesundheitstreff. Häufig kom­men die Frauen ein­fach und bit­ten um Un­ter­stüt­zung bei ei­nem Problem. Das zeigt, wie viel Vertrau­en hier über die Jahre aufgebaut wurde. Denn oh­ne ei­ne lange und einfühlende Beziehungsarbeit würden die Frauen das Be­ra­tungsangebot nicht an­neh­men. Eine afghanische Frau berichtet, dass sie neun Jahre gebraucht hat, um ge­nü­gend Vertrau­en aufzubauen, um heute ei­ne Grup­pe von zwölf Frauen und ih­ren Fa­mi­lien für ei­nen monatlichen Aus­tausch zu­sam­men zu be­kom­men.

Aber auch soziale und rechtliche Fra­gen, die an entsprechende Be­ra­tungsstellen wei­tervermittelt wer­den oder Unsicherheiten und Aus­ei­nan­der­set­zung­en mit Schulen fin­den in der psychosozialen Be­ra­tung Raum.

Armut - Auswirkungen auf die Familien

Wie be­reits eingangs gesagt, lebt jede zwei­te zugewanderte Fa­mi­lie in Tenever von So­zi­al­leis­tun­gen, in der Re­gel Hartz IV. Besonders die Frauen mit vielen Kin­dern sind hier in hohem Maße gefordert, mit we­nig Geld die Fa­mi­lie zu er­näh­ren. Um al­le sauber und or­dent­lich einzukleiden, den Kin­dern die Schulsachen zu kau­fen und Klassenausflüge zu er­mög­li­chen, wird häufig vom Mund abgespart. Viele Fa­mi­lien mit Asylbewerberstatus be­kom­men noch mal 30 bis 35 % we­niger als Hartz IV. Wie sie da­mit über­le­ben, ist wirk­lich ei­ne Kunst und ei­ne hohe Leis­tung der Frauen, die für die Haushaltskasse zu­stän­dig sind.

Zu den finanziellen Sor­gen die­ser Fa­mi­lien kom­men noch die Ängste, abgeschoben zu wer­den und der Druck, ei­ne Ar­beit fin­den zu müs­sen, die die Fa­mi­lie ei­gen­stän­dig finanziert. Oft sind die Fa­mi­lien auf gegenseitige Un­ter­stüt­zung von Verwandten und Be­kann­ten an­ge­wie­sen.

Oft fra­gen Leute, wa­rum die Frauen denn so viele Kinder be­kom­men. Dafür gibt es meh­re­re Gründe: Für ei­ni­ge Frauen bzw. Paare ist Kin­der­reich­tum der einzige Reich­tum, den sie hier er­rei­chen kön­nen und hat kul­tu­rell ei­nen hohen Stel­len­wert. Die da­mit einhergehende Vorstellung ist auch die eigene Absicherung im Al­ter über die Kinder.

Aber manch­mal ist es auch ein finanzielles Problem, dass die Frauen die Verhütungsmittel schlicht nicht bezahlen kön­nen. Daher be­grü­ßen wir die Kam­pa­gne von ProFamilia, die den Ge­setz­ge­ber aufgefordert hat, Verhütungsmittel für Frauen und Männer, die von Transferleistungen le­ben, kos­ten­frei zu vergeben bzw. in den Hartz-IV-Satz mit aufzunehmen.

Und so manche Eltern kön­nen den The­a­ter­be­such oder die Klassenfahrt des vierten oder sechsten Kindes nicht mehr bezahlen. Dann schä­men sie sich, dies öf­fent­lich vor den anderen Eltern zu sa­gen und es ent­ste­hen Missverständnisse da­rü­ber, dass Eltern ihren Kin­dern Ausflüge verbieten würden. Dieses trägt zu den Vorurteilen bei, wenn die LehrerInnen hier nicht auf­merk­sam und zu­ge­wandt sind. In ei­nem konkreten Fall konnte der falsche Verdacht ei­ner Leh­re­rin durch ein längeres Ge­spräch aus dem Weg geräumt wer­den und ei­ne Lö­sung über den unterstützenden Elternverein gefunden wer­den.

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  • Hannover

    Wohl.Fühlen in herausfordernden Zeiten

    Präventionsimpulse für die teil- und vollstationäre Pflege

    Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und neuer gesundheitlicher Herausforderungen gewinnen Gesundheitsförderung und Prävention in Pflegeeinrichtungen mehr denn je an Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen zu verbessern, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, den Pflegebedarf zu reduzieren und können das Gesundheitssystem entlasten.

    Im Mittelpunkt der Fachtagung stehen innovative Ansätze für Prävention und Gesundheitsförderung in der teil- und vollstationären Pflege. Freuen Sie sich auf praxisnahe Impulse und interaktive Workshops zu aktuellen Themen wie Selbstfürsorge und Stressmanagement im Pflegealltag sowie den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und Nachhaltigkeit. Weitere Schwerpunkte sind Ernährung, Gewaltprävention, Bewegung und die Stärkung des psychosozialen Wohlbefindens.

    Eingeladen sind Pflege- und Betreuungskräfte, Leitungs- und Führungskräfte, Praxisanleitende, Auszubildende, Studierende, Träger und alle weiteren Interessierten.

    Die Veranstaltung bildet den Abschluss des Projekts Wohl.Fühlen – Klima und Gesundheit, einer Kooperation der LVG & AFS, der BARMER und der Hochschule Hannover.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Landesvereinigung für Gesundheit und Alademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
  • Berlin

    Public Health in Krisen und Katastrophen

    Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Public Health e.V.

    Krisen und Katastrophen nehmen immer mehr Einfluss auf unseren Alltag, egal ob Pandemien, Hitzewellen, Überschwemmungen, geopolitische Konflikte oder Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Diese und vergleichbare Ereignisse stellen eine Bedrohung für das Leben und die Gesundheit breiter Bevölkerungsgruppen dar. Angesichts dessen steht Public Health - als Wissenschaft und Praxis - vor der gewaltigen Aufgabe, unsere gemeinsame Lebensgrundlage und die Gesundheit der Bevölkerung auch unter zunehmend unsicheren Bedingungen zu schützen und zu erhalten. Gemeinsam wollen wir überlegen, welche Strukturen, Strategien und Kompetenzen erforderlich sind, um aktuellen und zukünftigen Krisenlagen im Gesundheitswesen qualifiziert begegnen zu können. 

    Das ausführliche Programm und Informationen zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Jahrestagung
    Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V.
  • 18.03.2026

    online

    Difu-Dialog

    Kommunale Hitzevorsorge – Strategien, Partner, Praxisbeispiele

    Mit fortschreitendem Klimawandel steigen auch die gesundheitlichen Risiken von Hitzewellen in Deutschland. Besonders gefährdet sind vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke und sozial Benachteiligte. Hitzevorsorge und Hitzeschutz beschäftigen viele Kommunen, denn städtische Hitzeinseln verschärfen die Belastung. Maßnahmen auf individueller, kommunaler und gesamtgesellschaftlicher Ebene sind zwingend notwendig, um Städte langfristig lebenswert zu erhalten. Doch wo stehen die Kommunen in Deutschland bei diesem Thema und wie können sie sich auf Hitzewellen vorbereiten? Welche Akteur:innen sind bei der Umsetzung von Maßnahmen wichtige Partner:innen? Und welche guten Beispiele und Learnings gibt es aus Deutschland und Europa?

    Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik

… weitere Termine

Leitfaden zur Erstellung von Artikeln

Reichen Sie gern Ihren Artikel zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung bei der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes ein! Für die Erstellung eines Artikels finden Sie hier einen Leitfaden mit unseren formalen und inhaltlichen Anforderungen.  

Ansprechpersonen

Die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen Sie jederzeit hier.

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Informationen über aktuelle Ent­wick­lung­en in der so­zi­al­la­gen­be­zoge­nen Ge­sund­heits­för­de­rung, neue An­ge­bo­te "Guter Pra­xis" so­wie über Ver­an­stal­tung­en, Wett­be­wer­be und Li­te­ra­tur zu diesem The­ma. Ent­wick­lung­en im Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund und Neu­ig­keit­en auf der Internetplattform wer­den eben­falls vorgestellt.

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