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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Kita mit Biss

Gudrun Rojas , Stadt Brandenburg an der Havel, Fachbereich Jugend, Soziales und Gesundheit
08.11.2015

Interview mit Frau Dr. Gudrun Rojas

„Kita mit Biss“ ist ein intersektorales Präventionsprogramm zur Förderung der Mundgesundheit und Vermeidung der frühkindlichen Karies. Im Interview berichtet Frau Dr. Gudrun Rojas von Erfolgsfaktoren des Programmes und erklärt, wie dieses Programm Bestandteil präventiver zahnmedizinischer Betreuungsstrategien werden kann.

Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ wurde anlässlich des Deutschen Zahnärztetages 2015 mit dem PRÄVENTIONSPREIS „Frühkindliche Karies“ der Bundeszahnärztekammer und CP GABA ausgezeichnet. Nicht nur in Brandenburg auch in anderen Bundesländern verzeichnen Sie Interesse an diesem Programm. Was macht „Kita mit Biss“ so erfolgreich?

Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ kommt aus der Pra­xis und ist für die Pra­xis gemacht. Es ist ein Ernährungs- und Aufklärungsprogramm mit den Zielen, die Mundgesundheit zu för­dern, die Frühkindliche Ka­ri­es zu vermeiden und einen mundgesundheitsförderlichen Kita-Alltag zu schaffen. Zahnmedizinisches Know-how, pädagogisches Wissen so­wie das Miteinander auf Augenhöhe und die kontinuierliche Be­glei­tung die­ses Programmes, das in die gruppenprophylaktische Be­treu­ung gem. § 21 SGB V eingebunden wer­den kann, sind wichtige Erfolgsfaktoren.

Der An­teil der Kinder mit kariesfreien Gebissen steigt und da­mit verbunden ist ein Rück­gang der Frühkindlichen Ka­ri­es. Das spricht sich in Kitas, Zahnärztlichen Diensten und regionalen Arbeitsgemeinschaften der Gruppenprophylaxe herum, denn Fort­bil­dung­en, Ta­gung­en und Berichte in zahnmedizinischen so­wie pädagogischen Fachzeitschriften grei­fen das The­ma auf und auch die Internetseite www.brandenburger-kinderzaehne.de informiert über das Programm.

Sei­nen Ur­sprung hat das Pro­gramm in Frankfurt (Oder): Das Team des Zahnärztlichen Dienstes in Frankfurt (Oder) nahm vor 10 Jahren die steigende Tendenz der Frühkindlichen Ka­ri­es zum An­lass, um mit Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­hern präventive Stra­te­gien zu ent­wi­ckeln. Diesem Trend ent­ge­gen zu wir­ken und die Mundgesundheit der Kinder zu för­dern so­wie ein mundgesundheitsförderliches Um­feld in der Kita zu schaffen, waren die Ziel­stel­lung­en. So entstanden praktikable Handlungsleitlinien für den zahnfreundlichen Kita-Alltag zu dem u. a. der zuckerfreie Vormittag mit ei­nem zahngesunden Früh­stück, ei­ne kauintensive Obst- oder Gemüse-Zwischenmahlzeit und ungesüßten Getränke ge­nau­so da­zu ge­hö­ren, wie das frühzeitige Abgewöhnen der Nuckelflasche bei klei­nen Kin­dern, die schon aus der Tas­se trin­ken kön­nen. Das Unterstützen und Begleiten des täglichen Zähneputzens ist na­tür­lich eben­falls ein Be­stand­teil.

Inzwischen ist das Pro­gramm auf ganz Bran­den­burg ausgeweitet worden und es neh­men 377 Kitas teil. Auch an­de­re Bundesländer haben In­te­res­se das Präventionsprogramm umzusetzen und kön­nen da­zu die entwickelten und praxiserprobten Materialien nut­zen. Entschließt sich ei­ne Kita das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ umzusetzen, verpflichtet sich das Kita-Team da­zu mit ei­ner Bei­tritts­er­klä­rung und erhält ein Zertifikat. In der Kita gut sichtbar an­ge­bracht zeigt es, dass gesundheitsbezogene Qualitätsstandards eingehalten wer­den. Das Pro­gramm erfreut sich hoher Ak­zep­tanz bei den Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­her, Kin­dern und Eltern.

Gerade in strukturschwächeren Regionen mit einer höheren Dichte an Problemlagen ist Milchzahnkaries unter Kindern stark verbreitet. Inwiefern kann „Kita mit Biss“ hier entgegen wirken?

Ge­sund­heit und soziale La­ge sind eng mit­ei­nan­der verbunden, wie u. a. Da­ten der Ge­sund­heitsberichterstattung und ei­ne Stu­die der Uni­ver­si­tät Je­na und des Brandenburgischen Ge­sund­heitsministeriums zei­gen (Bundesgesundheitsblatt 55, 1504 -1511).  Diese Stu­die be­legt den Zu­sam­men­hang zwi­schen Frühkindlicher Ka­ri­es klei­ner Kinder und da­mit assoziierten Risikofaktoren. Hauptursache für das Entstehen der Frühkindlichen Ka­ri­es ist die nächtliche Ga­be der Nuckelflasche. Hier gilt es anzusetzen und das Ge­sund­heitsverhalten der Eltern so­wie Verhältnisse zu be­ein­flus­sen.

Möglichst viele Kinder und ih­re Eltern kön­nen im Setting Kita erreicht wer­den. Unabhängig von ih­rer sozialen La­ge wer­den Kinder in die regelmäßige gruppenprophylaktische Be­treu­ung einbezogen. Die Verhältnis- und Verhaltensprävention des Programmes „Kita mit Biss“ leistet ei­nen weiteren Bei­trag zum ge­sun­den Aufwachsen so­wie zur gesundheitlichen Chan­cen­gleich­heit aller Kinder.

Sie setzen mit Ihrem Programm in einer wesentlichen Lebenswelt der Kinder an: Der Kita. Inwieweit gelingt Ihnen die Einbindung der Eltern bzw. wie kann es gelingen, dass die Vielzahl an Maßnahmen und Anregungen auch zu Hause Anwendung finden?

Die Ba­sis des Programms ist gelingende Elternarbeit. Zahnärzte wer­den einbezogen und in­for­mie­ren an­läss­lich thematischer Elternnachmittage bzw. -abende. Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­her sprechen die Eltern auf die Fort­set­zung der Um­set­zung der Handlungsleitlinien in häuslicher Um­ge­bung an. Hierfür wurde ein Fly­er erarbeitet, der die wichtigsten Informationen für Eltern bereithält. Dieser Fly­er wird je­der „Kita mit Biss“ kos­ten­frei zur Verfügung gestellt und hat sich ins­be­son­de­re bei den Aufnahmegesprächen mit den Eltern be­währt. Er ist in deutscher, polnischer, russischer und türkischer Spra­che er­hält­lich. Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­her be­rich­ten, wie sich das von den Eltern zubereitete Früh­stück für die Kinder verändert und zu Kindergeburtstagen so­gar Obst- und Gemüsespieße mitgegeben wer­den.

Das Projekt wird als ein intersektorales Präventionsprogramm beschrieben und Sie selbst sind Mitglied des Steuerungskreises im Bündnis Gesund Aufwachsen in Brandenburg. Wie knüpft das Programm an andere Aktivitäten zum gesunden Aufwachsen an?

Das Thematisieren der Mundgesundheit klei­ner Kinder in diesem Gesundheitszieleprozess hat ei­ne intersektorale Zu­sam­men­ar­beit mit Gy­nä­ko­lo­gin­nen und Gynäkologen, den Netzwerken Ge­sun­de Kinder und Ge­sun­de Kita so­wie den Familienhebammen mit sich gebracht. Die Mundgesundheitsziele 2020 neh­men auch die Jüngsten in den Fo­kus und zielorientierte Herangehensweisen so­wie Maß­nah­men wurden vereinbart. Allen ist klar, gesunde Zähne sind für die Sprach­ent­wick­lung, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Äs­the­tik und vor allem die Er­näh­rung der Kinder wich­tig. Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ wurde in den Pro­zess einbezogen. Die gewonnenen Er­fah­rung­en haben der Ent­wick­lung von Betreuungsstrategien für Kleinkinder und der Gruppenprophylaxe ins­ge­samt Impulse ge­ge­ben und da­zu geführt, dass gruppenprophylaktische Maß­nah­men im Land Bran­den­burg seit 2010 ab dem 1. Milch­zahn umgesetzt wer­den.

Im neuen Präventionsgesetz wird der G-BA verpflichtetet, näheres zur Ausgestaltung der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen zur Vermeidung frühkindlicher Karies zu regeln. Inwiefern bieten sich hier Chancen zur Förderung der Mundgesundheit?

Die Auf­nah­me weiterer zahnärztlicher Früherkennungsuntersuchungen in die Kinder-Richtlinien ist ein Schritt, um pa­ral­lel zu den settingorientierten Maß­nah­men Eltern auch in­di­vi­du­ell in der Zahnarztpraxis auf Maß­nah­men zur Mundgesundheitsförderung anzusprechen. Beide Maß­nah­menpakete sind glei­cher­ma­ßen be­deut­sam, wer­den je­doch auf­grund struktureller Ge­ge­ben­heit­en nicht gleich finanziert. Ich würde mir deut­lich mehr En­ga­ge­ment aller Be­tei­lig­ten in die Rich­tung der effektiven und effizienten settingorientierten Maß­nah­men wün­schen um Erreichtes nach­hal­tig zu si­chern und weitere Verbesserungen zu er­zie­len. Zahnmedizinische Prä­ven­ti­on verlangt im­mer am Ball zu blei­ben, denn ein Nachlassen ist sehr schnell mit einem An­stieg der Ka­ri­es und ihrer Folgeerkrankungen verbunden. Kontinuierliche aufsuchende Basismaßnahmen haben einen be­son­ders hohen Stel­len­wert.

Die Fragen stellte Lea Winnig

Mit dem „PRÄVENTIONSPREIS Frühkindliche Karies“ der Bundeszahnärztekammer und CP GABA, den Initiatoren der „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ wurden angewandte Präventionskonzepte und Projekte ausgezeichnet, die sich in der täglichen Praxis nachweislich bewährt und zu messbaren Verbesserungen geführt haben. Die Ergebnisse sollen bundesweit umsetzbar und dazu geeignet sein, junge Eltern und Erziehungsberechtigte für ein verbessertes Ernährungs- und Mundhygieneverhalten zu sensibilisieren und zur Umsetzung zu motivieren.

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  • Berlin

    Engagiert. Inklusiv. Ankommen.

    Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung

    Der Verein KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. richtet im Rahmen der Veranstaltungen zum 15-jährigen Vereinsjubiläum den Fachtag "Engagiert. Inklusiv. Ankommen: Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung" aus. Die Veranstaltung bringt internationale Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft zusammen, ebenso wie Akteur*innen aus Initiativen, Selbstorganisationen und migrantischen Communities. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen und tragfähige Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Ein zentrales Thema des Fachtags ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und Behinderung.

    Neben Fachvorträgen und Impulsen im Plenum werden auch fünf parallel stattfindende Workshops für kleinere Diskussionsrunden angeboten. Das Programm des Fachtages, weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.
  • Berlin

    Gesundheitsziele Konferenz 2025: Health in All Policies - Kooperation als Erfolgsfaktor

    Am 8. Dezember 2025 laden wir Sie herzlich in die Landesvertretung Brandenburg in Berlin ein, um gemeinsam die Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland zu gestalten. Die Konferenz bringt wichtige Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammen, um neue Impulse für eine stärkere Verankerung von Gesundheit in allen Politikbereichen zu setzen. Dazu hält Ilka Wölfle (DSV Europa) einen Impuls zum Health in All Policies Ansatz im internationalen Vergleich. Außerdem wird der "Public Health Index - Gesundheitsschutz im internationalen Vergleich" des AOK-Bundesverbandes vorgestellt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gäst*innen zur Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland. 

    Zudem erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Arbeitsschwerpunkte des Forums Gesundheitsziele zu den Themen Einsamkeit, Gesundheit rund um die Geburt und die Aktualisierung der bisherigen Gesundheitsziele. Die Veranstaltung klingt bei einem Get-Together mit leichtem Catering aus und bietet Raum für Vernetzung und vertiefende Gespräche.

    Den Link zur Anmeldung finden Sie hier .

    Veranstalter: GVG e.V.
  • Hannover

    Wohl.Fühlen in herausfordernden Zeiten

    Präventionsimpulse für die teil- und vollstationäre Pflege

    Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und neuer gesundheitlicher Herausforderungen gewinnen Gesundheitsförderung und Prävention in Pflegeeinrichtungen mehr denn je an Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen zu verbessern, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, den Pflegebedarf zu reduzieren und können das Gesundheitssystem entlasten.

    Im Mittelpunkt der Fachtagung stehen innovative Ansätze für Prävention und Gesundheitsförderung in der teil- und vollstationären Pflege. Freuen Sie sich auf praxisnahe Impulse und interaktive Workshops zu aktuellen Themen wie Selbstfürsorge und Stressmanagement im Pflegealltag sowie den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und Nachhaltigkeit. Weitere Schwerpunkte sind Ernährung, Gewaltprävention, Bewegung und die Stärkung des psychosozialen Wohlbefindens.

    Eingeladen sind Pflege- und Betreuungskräfte, Leitungs- und Führungskräfte, Praxisanleitende, Auszubildende, Studierende, Träger und alle weiteren Interessierten.

    Die Veranstaltung bildet den Abschluss des Projekts Wohl.Fühlen – Klima und Gesundheit, einer Kooperation der LVG & AFS, der BARMER und der Hochschule Hannover.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Landesvereinigung für Gesundheit und Alademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.

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