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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

"Gemeinsame Gesundheitsförderung für Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland (GgLiQ)"

24.11.2023

Von Bewegung bis Sensibilisierung: Gemeinsame Initiativen für die Gesundheit von Menschen mit Migrationsgeschichte. Das Projekt „Gemeinsam für ein gesundes Leben: Gesundheitsförderung für und mit Menschen mit Migrationshintergrund im Quartier“ des Paritätischen Gesamtverbands

In Deutschland sind Menschen mit Migrationsgeschichte oftmals besonderen gesundheitlichen Herausforderungen ausgesetzt. Zur Bewältigung dieser Hürden hat der Paritätische Gesamtverband das Projekt „Gemeinsam für ein gesundes Leben: Gesundheitsförderung mit und für Menschen mit Migrationshintergrund im Quartier" (GgLiQ) initiiert. Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Begleitevaluation). Finanzielle und inhaltliche Unterstützung erhält das Projekt von den gesetzlichen Krankenkassen, vertreten durch den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), den BKK Dachverband e. V., den IKK e.V., die KNAPPSCHAFT und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.

Das zentrale Anliegen des Projekts GgLiQ ist die gezielte, nachhaltige Gesundheitsförderung von und für Menschen mit Migrationsgeschichte in Quartieren, im Einklang mit den Vorgaben des § 20a SGB V. Dabei sind sechs Mitgliedsorganisationen des Paritätischen aus verschiedenen Bundesländern aktiv beteiligt. Mithilfe von partizipativen Ansätzen haben sie gesundheitliche Bedürfnisse und Zugangsbarrieren bei diversen in den Quartieren ansässigen Communities identifiziert, z. B. von Kindern mit Migrationshintergrund bis hin zu älteren Personen mit Migrationserfahrung. Dementsprechend sind die Maßnahmen und Aktivitäten, die auf Basis dieser Bedarfsanalysen entwickelt und umgesetzt wurden und werden, sehr vielfältig. Im Folgenden drei Beispiele:

  • Duha e. V. in Mannheim: In der kulturell vielfältigen Stadt Mannheim hat der Duha e. V. festgestellt, dass viele im Quartier Rheinau lebende Frauen mit türkischem Migrationshintergrund unter Bewegungsmangel leiden, welcher nicht nur physische, sondern auch psychosoziale Auswirkungen hat. Die Frauen finden kaum präventive und gesundheitsförderliche Angebote, die v. a. ihre religiösen Bedürfnisse angemessen berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund hat die Organisation im Rahmen des GgLiQ eine modular aufgebaute Maßnahme entwickelt, die von einer Physiotherapeutin muttersprachlich angeleitet wird. Diese umfasst zum einen die Wissensvermittlung (z. B. Einführung in das Thema Bewegung und Gesundheit, Herz-Kreislauf-System, Muskel-Skelett-System, Stoffwechsel) sowie die Durchführung von verschiedenen Übungseinheiten (z. B. Lockerungs- und Dehnübungen, Ausdauertraining, Walken, Ballspiel). Zum anderen bietet das Angebot den Teilnehmenden eine vertrauensvolle Atmosphäre, da die Frauen unter sich bleiben und untereinander oder der Physiotherapeuten austauschen können. Diese Maßnahme stieß im Quartier auf so große Resonanz, dass sogar mehr Frauen daran teilnehmen wollten als ursprünglich geplant. Dennoch stehen Duha e. V. noch einige Herausforderungen bevor: etwa die Suche nach einem großen Raum, der die Herstellung einer geschützten Atmosphäre ermöglicht, oder die Suche nach weiteren geeigneten Referentinnen und Workshopleiterinnen, die die Bedarfe der Teilnehmenden sensibel in den Blick nehmen.

 

  • Ezidische Akademie in Hannover: Die Ezidische Akademie in Hannover hat erkannt, dass viele frisch in Deutschland angekommene Migrant*innen in ihrer ersten Zeit nach der Ankunft erheblichen Stressoren ausgesetzt sind. Um diese herausfordernden Anfangsphasen zu erleichtern, plant die ezidische Akademie im Rahmen des GgLiQ-Projekts eine Reihe von Workshops anzubieten, die auf den Abbau von Stress und die Förderung des allgemeinen Wohlbefindens abzielen. Ein besonderes Merkmal bei einer ihrer Maßnahmen ist der Einsatz der Photovoice-Methode, bei der die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Gefühle durch Fotos und Erzählungen ausdrücken können, wodurch Sprachbarrieren teilweise überwunden werden können. Zusätzlich plant die Akademie Gesprächsgruppen zur Stressbewältigung und Autogenes Training anzubieten. Hier erlernen Migrant*innen verschiedene Techniken der Selbstentspannung. Durch Autosuggestion werden sie befähigt, aktiv Einfluss auf ihre körperlichen und psychischen Prozesse zu nehmen. Dies erweitert nicht nur ihre Bewältigungsstrategien, sondern unterstützt auch das allgemeine Wohlbefinden und stärkt die Resilienz gegenüber Stressoren. Obwohl die Ezidische Akademie ursprünglich Maßnahmen im Quartier Hainholz entwickelte und probeweise durchführte, führten diverse Herausforderungen in den letzten Monaten dazu, dass die erforderlichen Strukturen nicht mehr verfügbar waren. Deshalb entschied sich die Akademie für eine Verlagerung ihrer Aktivitäten in das Quartier Hannover-Mitte. Dort profitiert sie von einer engen Vernetzung mit anderen Akteur*innen, was es ihr ermöglicht, eine für die Maßnahmenumsetzung erforderliche Struktur aufzubauen und zielgerichtet auf die spezifischen Bedürfnisse der im Quartier lebenden Migrant*innen einzugehen. Als Vorbereitung für die Umsetzung dieser Maßnahmen wurden zunächst Probeangebote durchgeführt, welche innerhalb der adressierten Community auf eine große Resonanz stießen.

 

  • Verband binationaler Familien in Leipzig: Leipzig zeichnet sich als siebtgrößte Stadt Deutschlands durch ein lebendiges Netzwerk von Akteur*innen im Bereich Migration und Gesundheit aus. In diesem dynamischen Umfeld setzt sich der Verband binationaler Familien im Rahmen des Projekts GgLiQ mit diversen gesundheitsfördernden Initiativen für Menschen mit Migrationsgeschichte im Leipziger Osten ein. Ihre Maßnahmenpalette ist breit gefächert: Sie organisieren Workshops (z. B. muttersprachliche Interkulturelle Naturführungen), um die Gesundheitskompetenz von Betroffenen zu stärken und führen Netzwerktreffen mit verschiedenen Akteur*innen des Quartiers durch. Trotz der hohen Aktivität im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung in Leipzig hat der Verband festgestellt, dass viele Fachkräfte im Migrationsbereich noch nicht ausreichend für die migrationsbedingten gesundheitlichen Belange von Migrant*innen sensibilisiert sind. Daher verfolgt der Verband das Ziel, diese Fachkräfte weiterzubilden und für gesundheitliche Belange und Zugangsbarrieren von Menschen mit Migrationshintergrund zu sensibilisieren, und legt den Fokus darauf, rassismuskritische Perspektiven zu fördern und interkulturelle Kompetenzen auszubauen. Sie haben zudem erkannt, dass trotz der engen Vernetzung der verschiedenen Akteur*innen die vorhandenen Ressourcen oft nicht optimal genutzt werden. Deshalb bieten sie Räume für den Austausch und die Zusammenarbeit an, um die vorhandenen Ressourcen zu bündeln und diese zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit für Menschen mit Migrationsgeschichte effektiver einzusetzen.

Die vielfältigen gesundheitlichen Herausforderungen, mit denen Menschen mit Migrationsgeschichte konfrontiert sind, erfordern ein ebenso vielfältiges Spektrum an Lösungsansätzen, welche die jeweiligen Lebenswelten in den Blick nehmen und den Bedürfnissen und Lebensumständen der Betroffenen gerecht werden. Wie die vorgestellten Organisationen und ihre Initiativen deutlich machen, ist eine pauschale Herangehensweise in der Gesundheitsförderung nicht zielführend. Vielmehr ist von Bedeutung, eine Sensibilität für die jeweiligen Bedarfe unter Berücksichtigung kultureller Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie für die sozialen und regionalen Besonderheiten zu entwickeln, um mithilfe partizipativer Initiativen und Vernetzung nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. In der Zeit, in der die Vielfalt der Gesellschaft zunimmt, bleibt eine differenzierte, bedarfsorientierte Gesundheitsförderung nicht nur eine ethische Verpflichtung, sie ist auch ein Schlüssel zu einer inklusiveren und gesünderen Gesellschaft für alle.

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  • 04.12.2025

    Berlin

    Partizipation im Setting Pflege – Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung gestalten

    Fachtagung PfleBeO

    Am 04. Dezember 2025 findet in Berlin die PfleBeO-Fachtagung statt zum Thema: Partizipation im Setting Pflege – Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung gestalten.

    Pflegeeinrichtungen sind Lebens- und Arbeitsorte zugleich. Die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen, die dort leben und arbeiten, stehen gleichermaßen im Fokus einer zukunftsorientierten gesundheitsförderndern Organisationsentwicklung. Die Veranstaltung biete Impulse aus Praxis und Wissenschaft, stellt erfolgreiche Beteiligungsprozesse vor und lädt zum Austausch darüber ein, wie eine gesundheitsfördernde Organisationskultur entstehen kann, die Vielfalt schätzt, Ressourcen stärkt und Mitgestaltung ermöglicht. Im Zentrum dieser Tagung steht die Frage, wie Partizipation und Mitgestaltung in Pflegeeinrichtungen gelingen können. Denn gesundheitsfördernde Veränderungen entfalten ihre Wirkungen besonders dann, wenn die gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt werden.

    Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Weitere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: PfleBeO (Pflegeeinrichtungen - Bewegungsfreundliche Organisationen)
  • Berlin

    Engagiert. Inklusiv. Ankommen.

    Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung

    Der Verein KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. richtet im Rahmen der Veranstaltungen zum 15-jährigen Vereinsjubiläum den Fachtag "Engagiert. Inklusiv. Ankommen: Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung" aus. Die Veranstaltung bringt internationale Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft zusammen, ebenso wie Akteur*innen aus Initiativen, Selbstorganisationen und migrantischen Communities. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen und tragfähige Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Ein zentrales Thema des Fachtags ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und Behinderung.

    Neben Fachvorträgen und Impulsen im Plenum werden auch fünf parallel stattfindende Workshops für kleinere Diskussionsrunden angeboten. Das Programm des Fachtages, weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.
  • Berlin

    Gesundheitsziele Konferenz 2025: Health in All Policies - Kooperation als Erfolgsfaktor

    Am 8. Dezember 2025 laden wir Sie herzlich in die Landesvertretung Brandenburg in Berlin ein, um gemeinsam die Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland zu gestalten. Die Konferenz bringt wichtige Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammen, um neue Impulse für eine stärkere Verankerung von Gesundheit in allen Politikbereichen zu setzen. Dazu hält Ilka Wölfle (DSV Europa) einen Impuls zum Health in All Policies Ansatz im internationalen Vergleich. Außerdem wird der "Public Health Index - Gesundheitsschutz im internationalen Vergleich" des AOK-Bundesverbandes vorgestellt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gäst*innen zur Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland. 

    Zudem erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Arbeitsschwerpunkte des Forums Gesundheitsziele zu den Themen Einsamkeit, Gesundheit rund um die Geburt und die Aktualisierung der bisherigen Gesundheitsziele. Die Veranstaltung klingt bei einem Get-Together mit leichtem Catering aus und bietet Raum für Vernetzung und vertiefende Gespräche.

    Den Link zur Anmeldung finden Sie hier .

    Veranstalter: GVG e.V.

… weitere Termine

Leitfaden zur Erstellung von Artikeln

Reichen Sie gern Ihren Artikel zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung bei der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes ein! Für die Erstellung eines Artikels finden Sie hier einen Leitfaden mit unseren formalen und inhaltlichen Anforderungen.  

Ansprechpersonen

Die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen Sie jederzeit hier.

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