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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Fit for Work-Tagung beschreibt Wege zum Erfolg

Michael Bellwinkel , ehem. GKV Spitzenverband, BKK Bundesverband; bis 2019 Mitglied des Beratenden Arbeitskreises des Kooperationsverbundes
17.10.2011

Träger müssen Umsetzungshürden abbauen und Ressourcenstärkung bringt mehr als Bewerbungsdruck

Ob bei der Bewertung des bislang Erreichten, bei der Bilanzierung der Erfolge der verfügbaren Maßnahmen oder Beschreibung der noch zu lösenden Probleme,  in den Vorträgen und Diskussionen auf der 8. Tagung des DNBGF-Forums „Arbeitsmarktintegration und Gesundheitsförderung“ am 12. Oktober in Essen herrschte weitgehend Einigkeit in der Bestandsaufnahme. In einem Satz zusammengefasst:  Der heutige Stellenwert der Gesundheitsförderung für Arbeitslose ist deutlich größer, als noch vor fünf Jahren  zu erwarten war, die konkreten Programme und Maßnahmen führen dazu, dass sich die Teilnehmer gesünder fühlen und selbstbewusster werden, und für einen breiteren Einsatz dieser Programme ist es notwendig,  dass die potenziellen Kostenträger gemeinsam die Hürden aus dem Weg räumen, die sich aus dem Nebeneinander verschiedener Zuständigkeiten und Rechtskreise ergeben.

Grundsätzliche Einigkeit herrschte auch zu Erkenntnissen, die manche in der öffentlichen Diskussion zu hörenden Fehl- und Vorurteilen widersprechen:

  • Längst nicht alle Langzeitarbeitslose müssen motiviert oder gar durch Sanktionen in Bewegung gebracht werden, wie Arne Bethmann vom IAB der Bundesagentur für Arbeit anhand einer Befragung zeigte; ein großer Teil ist mindestens 20 Stunden die Woche aktiv, in Fortbildungsmaßnahmen, in der Familienarbeit (als Betreuungsperson für Kinder oder Ältere) oder als geringfügig Beschäftigte
  • Ein nicht genau spezifizierter Teil der Arbeitslosen hat, oft aus gesundheitlichen Gründen, keine realistische Chance auf eine Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt; für diese Personen, so Dr. Carsten Linnemann, Arbeitsmarktexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, müsse ein „anderer Arbeitsmarkt“ eröffnet werden, der diesen Personen „sofort eine sinnstiftende Tätigkeit“ eröffnet
  • Die „soziale Hängematte“ ist eine Randerscheinung, so wurden in NRW, wie Johannes Pfeiffer, Geschäftsführer Grundsicherung in der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit bei einer Million Leistungsempfänger nur 29 000 Sanktionen verhängt; mehr und härtere Sanktionen seien nicht nötig, aber ganz könne man auf dieses Instrument nicht verzichten
  • Eine „menschenwürdige Arbeitslosigkeit“ erreiche man jedoch, so der Sozialethiker Dr. Gottfried Schweiger von der Universität Salzburg, nicht durch Druck und starre Erwartungen. Damit Arbeitslose ihre vorhandenen Potentiale entdecken und entwickeln können und das auch als Chance sehen, müsse man ihnen die „Freiheit zur Wahl“ geben und im Dialog mit ihnen nach neuen Wegen suchen. Die Betroffenen brauchen zudem Sicherheit und eine Lebensqualität, zu der auch die Übernahme sozialer Verantwortung gehört.

Angesichts der weitgehenden Übereinstimmung zu Ausgangslage und Zielen der Gesundheitsförderung für Arbeitslose wie für Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen standen in den Diskussionen und Workshops Fragen der praktischen Umsetzung im Mittelpunkt. Ein Themenfeld war hier die Frage von Zuständigkeiten und Organisation, sowohl in Bezug auf Trägerschaft und Finanzierung wie im konkreten „Geschäft“ mit den BA-Kunden.  

In seiner Einführung verwies  Dr. Carsten Stephan vom  BKK Bundesverband darauf, wie wichtig eine klare Arbeits- und Aufgabenteilung sei und dass dafür auch eine gemeinsame Sprache gefunden werden müsse; die von der BA nun hoch gewichtete „Gesundheitsorientierung“ beispielsweise entspreche eben nicht der Gesundheitsförderung, wie sie von der GKV entwickelt wird. Allerdings zeigte er sich optimistisch, dass solche Probleme wie die Frage „wer zahlt für was“ im Konsens geklärt werden können.  Auf operativer Ebene wurde unter anderem diskutiert, ob und inwieweit die Mitarbeiter der BA „Gesundheitskompetenz“ erlangen können oder sollen und wie der Austausch der an der Betreuung beteiligten Menschen und Institutionen aussehen sollte.

Die Podiumsdiskussion, an der neben Dr. Stephan die Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas (SPD) und Dr. Carsten Linnemann (CDU) sowie Johannes Pfeiffer von der BA teilnahmen, bestätigte nochmals den Eindruck, dass es einen grundsätzlichen Dissens zum Thema offenbar nicht mehr gibt. Nicht nur, weil auch die SPD-Gesundheitspolitikerin die Meinung vertrat, dass es manche Arbeitslose gäbe „die sich weigern von Duisburg Nord nach Duisburg Süd“ zu pendeln, die man ohne Sanktionen nicht in Bewegung bringen könne; und nicht nur, weil auch der CDU-Arbeitsmarktexperte die Meinung vertritt, dass „die Menschen grundsätzlich Arbeit wollen“. Wichtiger waren die strategischen Perspektiven, die vom Podium aus aufgezeigt wurden: Man müsse ehrlich genug sein um anzuerkennen, dass für einige hunderttausend Arbeitslose die Reintegration in den normalen Arbeitsmarkt illusorisch sei, und man müsse sich bei allen Arbeitslosen mehr darauf konzentrieren, ihre Stärken herauszuarbeiten.

Vor allem aber wurde, weil gesundheitliche Probleme in der Arbeitslosigkeit ja immer eine Vorgeschichte haben, unisono nach deutlich mehr Prävention gerufen, im betrieblichen Bereich wie in den anderen Settings. So stellte Bärbel Bas heraus, wie wichtig es sei, ein schlüssiges und finanziell ausreichendes Präventionskonzept „von Anfang an“ auf den Weg zu bringen, während Dr. Linnemann und Johannes Pfeiffer die Rolle der Arbeitgeber betonten: BGF, so Dr. Linnemann, sei nun einmal eine unternehmerische Aufgabe, oder, wie Johannes Pfeiffer  ausdrückte: Der Arbeitgeber muss „gute Arbeit“ für seine Mitarbeiter sicherstellen.

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  • 04.12.2025

    Berlin

    Partizipation im Setting Pflege – Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung gestalten

    Fachtagung PfleBeO

    Am 04. Dezember 2025 findet in Berlin die PfleBeO-Fachtagung statt zum Thema: Partizipation im Setting Pflege – Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung gestalten.

    Pflegeeinrichtungen sind Lebens- und Arbeitsorte zugleich. Die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen, die dort leben und arbeiten, stehen gleichermaßen im Fokus einer zukunftsorientierten gesundheitsförderndern Organisationsentwicklung. Die Veranstaltung biete Impulse aus Praxis und Wissenschaft, stellt erfolgreiche Beteiligungsprozesse vor und lädt zum Austausch darüber ein, wie eine gesundheitsfördernde Organisationskultur entstehen kann, die Vielfalt schätzt, Ressourcen stärkt und Mitgestaltung ermöglicht. Im Zentrum dieser Tagung steht die Frage, wie Partizipation und Mitgestaltung in Pflegeeinrichtungen gelingen können. Denn gesundheitsfördernde Veränderungen entfalten ihre Wirkungen besonders dann, wenn die gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt werden.

    Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Weitere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: PfleBeO (Pflegeeinrichtungen - Bewegungsfreundliche Organisationen)
  • Berlin

    Engagiert. Inklusiv. Ankommen.

    Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung

    Der Verein KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. richtet im Rahmen der Veranstaltungen zum 15-jährigen Vereinsjubiläum den Fachtag "Engagiert. Inklusiv. Ankommen: Kulturelle Teilhabe und freiwilliges Engagement als Schlüssel zur Integration für Menschen mit Fluchtgeschichte und Behinderung" aus. Die Veranstaltung bringt internationale Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft zusammen, ebenso wie Akteur*innen aus Initiativen, Selbstorganisationen und migrantischen Communities. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen und tragfähige Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Ein zentrales Thema des Fachtags ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und Behinderung.

    Neben Fachvorträgen und Impulsen im Plenum werden auch fünf parallel stattfindende Workshops für kleinere Diskussionsrunden angeboten. Das Programm des Fachtages, weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Fachtagung
    Veranstalter: KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.
  • Berlin

    Gesundheitsziele Konferenz 2025: Health in All Policies - Kooperation als Erfolgsfaktor

    Am 8. Dezember 2025 laden wir Sie herzlich in die Landesvertretung Brandenburg in Berlin ein, um gemeinsam die Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland zu gestalten. Die Konferenz bringt wichtige Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammen, um neue Impulse für eine stärkere Verankerung von Gesundheit in allen Politikbereichen zu setzen. Dazu hält Ilka Wölfle (DSV Europa) einen Impuls zum Health in All Policies Ansatz im internationalen Vergleich. Außerdem wird der "Public Health Index - Gesundheitsschutz im internationalen Vergleich" des AOK-Bundesverbandes vorgestellt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gäst*innen zur Zukunft der Präventionslandschaft in Deutschland. 

    Zudem erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Arbeitsschwerpunkte des Forums Gesundheitsziele zu den Themen Einsamkeit, Gesundheit rund um die Geburt und die Aktualisierung der bisherigen Gesundheitsziele. Die Veranstaltung klingt bei einem Get-Together mit leichtem Catering aus und bietet Raum für Vernetzung und vertiefende Gespräche.

    Den Link zur Anmeldung finden Sie hier .

    Veranstalter: GVG e.V.

… weitere Termine

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