Rückblick auf den Workshop „Armutssensibilität in der Gesundheitsversorgung“
Landesprogramm Integrierte Gesundheitszentren - Rückblick auf den Workshop „Armutssensibilität in der Gesundheitsversorgung“
Der zweite Fachworkshop im Rahmen des Berliner Landesprogramms Integrierte Gesundheitszentren fand am 20.11.2025 statt. Der Workshop zum Thema Armutssensibilität wurde von Claire Horst vom Projekt MitWirkung – Perspektiven für Familien gehalten. Unterstützt wurde sie dabei durch die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Berlin. Gemeinsam führten sie durch den Workshop. Die Teilnehmenden kamen aus den integrierten Gesundheitszentren und den entsprechenden Bezirksämtern (Organisationseinheit Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination).
Zu Beginn wurden Daten zur Armut von Kindern und Jugendlichen vorgestellt. In Berlin sind 23,3 % der Kinder armutsgefährdet[1]. Das ist fast jedes vierte Kind. Es wurde deutlich gemacht, dass Armut weit mehr bedeutet als Einkommensarmut. Im Sinne des Lebenslagen-Ansatzes umfasst Armut das Risiko von Unterversorgung in verschiedenen Bereichen von materiellen Ressourcen über Bildung und Gesundheit bis hin zu sozialen Ressourcen und Netzwerken. Die gesundheitlichen Folgen können gravierend sein: Kinder in Armutslagen erleben Ausgrenzung, haben einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung und ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen[2]. Zudem ist Armut ein Risikofaktur für eine verkürzte Lebenserwartung. Da die integrierten Gesundheitszentren auch weitere Altersgruppen erreichen, wurde im Verlauf des Workshops ein Transfer auf andere von Armut betroffene Zielgruppen vorgenommen.
Der Workshop orientierte sich an den drei Ebenen armutssensiblen Handelns Wissen, Haltung, Handeln. Er verband theoretische Impulse mit praktischen Arbeitseinheiten zur Übertragung auf das eigene Arbeitsfeld.
Im Mittelpunkt stand dabei nicht nur die individuelle Ebene, etwa die Reflexion der eigenen Haltung im Kontakt mit armutsbetroffenen Menschen, sondern auch die organisationale und strukturelle Perspektive. Zentral dabei waren die Fragen „Wie können wir uns als Organisation so entwickeln und aufstellen, dass wir armutssensibel arbeiten? Was bieten wir an, was fehlt? Wie sprechen wir an, wen sprechen wir an? Welche Sprache nutzen wir? Wie beteiligend arbeiten wir? Welche Barrieren gibt es und wie gehen wir mit ihnen um?“
Der Workshop bot einen vertrauensvollen Austausch und wertvolle Impulse. Er zeigte zugleich, wie viel in den vier Berliner integrierten Gesundheitszentren bereits passiert und wo weitere gemeinsame Schritte möglich sind, um gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Menschen in Armutslagen in Berlin zu stärken.
[1] Bertelsmann-Stiftung (2023): Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland unter Nutzung von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder
[2] ISS: Langzeitstudie zur Lebenssituation und Lebenslage von (armen) Kindern
Langzeitstudie zur Lebenssituation und Lebenslage (armer) Kinder: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.
Bertelsmann-Stiftung (2023): Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland unter Nutzung von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder