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Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit

Kinderarmut flächendeckend mit den Netzwerken der Frühen Hilfen begegnen

07.11.2024

Ein Praxisbeispiel aus der Region Hannover

Kinderarmut – ein vielschichtiges Problem und die Bedeutung der Frühen Hilfen

„Kinder, die in Armut leben, leben nicht einfach nur in Armut. Sie haben schlechtere Bildungschancen, sie sind keine Vereinsmitglieder, die können nicht ins Kino gehen, sie fahren nicht in den Urlaub oder die Ferienfreizeit, sie besitzen keine Konsole, kein Handy, kein Internet und keine Markenschuhe. Sie frieren, bekommen kein Taschengeld, sie übernehmen zu viel Verantwortung, sie essen nicht einmal am Tag warm, sie feiern ihren Geburtstag nicht und gehen auch nicht zu den Geburtstagen anderer, weil sie kein Geschenk kaufen können und sind häufiger psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Und: sie schämen sich.“ (Ninia la Grande, Workbook für die Armutssensible Praxis, Region Hannover 2024)

Kinderarmut ist ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema und kann sich auf die körperliche und geistige Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Bildungschancen von Kindern auswirken und langfristige Konsequenzen haben. Die Folgen von Kinderarmut sind schwerwiegend.

Es gelingt oft nicht, den familiären Armutskreislauf – später im Erwachsenenalter – zu durchbrechen. Doch Fachkräfte, die Familien begleiten, können dazu beitragen, mögliche Folgen des frühkindlichen Aufwachsens in Armut abzumildern und durch Stärkung von Ressourcen schützende Resilienz zu fördern.

Die Frühen Hilfen leisten mithilfe ihrer Netzwerke einen großen Beitrag zu dieser Armutsprävention. Eltern und ihre Kinder werden schon in den ersten Lebensjahren mit armutsbewussten Angebotsstrukturen erreicht: So nehmen die Frühen Hilfen eine wichtige kompensatorische Rolle bezüglich der Armutsfolgen ein.

Umsetzung in der Region Hannover

Ziel war es, einen vielschichtigen und breitgefächerten Überblick über die Ist-Situation von Kindern und Familien mit geringem Einkommen in der Region Hannover deutlich zu machen und die Fachkräftelandschaft für das Thema zu sensibilisieren und zu informieren.

Die Frühen Hilfen der Region Hannover haben das Thema Kinderarmut thematisch aufgegriffen und in sechs zentralen „To-Do´s“ bearbeitet:

1. Angebote und Einrichtungen armutssensibel gestalten/Frühe Förderung–Angebote für alle

Da das Leben in Armut neben vielfältige Folgen häufig mit negativen Gefühlen wie Ausgrenzung und Scham verbunden ist, erweist sich eine armutsbewusste Arbeitsweise in den Frühen Hilfen von hoher Relevanz. Angebote sollten für eine möglichst armutssensible Ausrichtung an den Lebensrealitäten und Bedarfen von armutsbetroffenen Familien orientiert sein.

2. Qualifizierung von Fachkräften

Die Sensibilisierung von Fachkräften stellt eine grundlegende Schlüsselkompetenz für eine armutsbewusste Ausgestaltung der Frühen Hilfen dar. Um eine armutssensible Haltung zu entwickeln, ist es wichtig, sich mit persönlichen Berührungspunkten und Perspektiven zum Thema Armut auseinanderzusetzen. So lassen sich stereotypische Deutungsmuster hinterfragen und der professionelle Blick für das individuelle Erleben von Armut wird geöffnet.

3. Netzwerke stärken–Kooperationsqualität erhöhen

Gepflegte interne und externe Vernetzung und der dadurch gewonnene Austausch und das Wissen können die Arbeit von Fachkräften erleichtern und entlasten sowie die Qualität der Unterstützungsleistungen für Familien erhöhen. Wird die Lots*innenfunktion innerhalb der Frühen Hilfen verbessert, so können Fachkräfte Familien in Armutslagen nötige Informationen vermitteln und als Vertrauenspersonen den Zugang zu geeigneten Unterstützungsangeboten erleichtern.

4. Partizipation von Kindern und ihren Eltern

Partizipation ist eine Voraussetzung für Teilhabe, jedoch können durch das Leben in Armut die individuellen Teilhabechancen von Familien und Kindern stark eingeschränkt sein. Insbesondere wenn Armut die Möglichkeiten der selbstbestimmten Lebensgestaltung begrenzt, können partizipativ gestaltete Angebote eine Chance für armutsbetroffene Familien bieten, Selbstwirksamkeitserfahrungen (unabhängig von finanziellen Mitteln) zu machen.

5. Informationen für Fachkräfte und Eltern sind leicht zugänglich

Das Koordinierungszentrum Frühe Hilfen – Frühe Chancen verfolgt das Ziel, Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten während der ersten Lebensjahre von Kindern flächendeckend Fachkräften und Familien bekannt und niedrigschwellig zugänglich zu machen. Dieses Ziel konkretisiert sich in strategischen Maßnahmen der Informationsweitergabe und Vernetzung sowie in einer crossmedialen Zielgruppenansprache.

So werden zielgruppenrelevante Informationen mithilfe der digitalen Angebotsübersicht und Webseite ANNE hilft, in klassischen Printflyern und Veröffentlichungen des Koordinierungszentrums oder über den Internetauftritt der Frühen Hilfen gestreut. Weitergehend werden Informationen und Angebote über den Familienblog und dem Podcast Chancenreich geteilt, um über zeitgemäße, digitale und niedrigschwellige Formate möglichst viele Eltern und Fachkräfte gleichermaßen zu erreichen

Und es gibt noch so viel mehr

Allen Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut liegt die zentrale Erkenntnis zugrunde, dass sowohl die Abmilderung der Armutsauswirkungen als auch die präventive Arbeit gegen künftige Armut untrennbar mit der Haltung der Fachkräfte verbunden sind. Eine armutssensible Haltung ist der Schlüssel für den Erfolg von Unterstützungsmaßnahmen. Besonders wichtig ist dabei der Dreiklang aus Wissen, Haltung und Handlung, der in der Armutsforschung als wesentlicher Ansatz zur Überwindung von Armutsspiralen gilt.

Workbook für die Armutssensible Praxis

Dieser Dreiklang wird auch im Workbook für die armutssensible Praxis widergespiegelt, das als interaktives Arbeitsheft speziell für Fachkräfte im Rahmen der Frühen Hilfen entwickelt wurde. Das Workbook fasst die zentralen Erkenntnisse, Best-Practice-Beispiele und Ergebnisse aus der Arbeit zum Thema Kinderarmut zusammen und bietet konkrete Handlungsanweisungen für den Berufsalltag. Zudem ermöglicht die interaktive Gestaltung des Workbooks den Fachkräften, eigene Erfahrungen und Erkenntnisse einzutragen, persönliche Reflexionen anzuregen und praxisnahe Lösungen für spezifische Herausforderungen zu finden.

Die umfassende Herangehensweise, die das Workbook vermittelt, zielt darauf ab, die Fachkräfte nicht nur zu befähigen, die Folgen von Armut kurzfristig abzumildern, sondern auch nachhaltige Veränderungen zu bewirken, indem sie sich aktiv an der Schaffung von armutsbewussten Strukturen beteiligen. Dabei wird deutlich, dass es nicht nur um die Verbesserung einzelner Lebensumstände geht, sondern um eine grundlegende gesellschaftliche Transformation, die mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit für alle Kinder und Familien ermöglicht.

Interesse geweckt? Das Workbook kostenfrei unter fruehe-hilfen@region-hannover.de bestellen!

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  • Hannover

    Wohl.Fühlen in herausfordernden Zeiten

    Präventionsimpulse für die teil- und vollstationäre Pflege

    Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und neuer gesundheitlicher Herausforderungen gewinnen Gesundheitsförderung und Prävention in Pflegeeinrichtungen mehr denn je an Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen zu verbessern, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, den Pflegebedarf zu reduzieren und können das Gesundheitssystem entlasten.

    Im Mittelpunkt der Fachtagung stehen innovative Ansätze für Prävention und Gesundheitsförderung in der teil- und vollstationären Pflege. Freuen Sie sich auf praxisnahe Impulse und interaktive Workshops zu aktuellen Themen wie Selbstfürsorge und Stressmanagement im Pflegealltag sowie den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und Nachhaltigkeit. Weitere Schwerpunkte sind Ernährung, Gewaltprävention, Bewegung und die Stärkung des psychosozialen Wohlbefindens.

    Eingeladen sind Pflege- und Betreuungskräfte, Leitungs- und Führungskräfte, Praxisanleitende, Auszubildende, Studierende, Träger und alle weiteren Interessierten.

    Die Veranstaltung bildet den Abschluss des Projekts Wohl.Fühlen – Klima und Gesundheit, einer Kooperation der LVG & AFS, der BARMER und der Hochschule Hannover.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Landesvereinigung für Gesundheit und Alademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
  • Berlin

    Public Health in Krisen und Katastrophen

    Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Public Health e.V.

    Krisen und Katastrophen nehmen immer mehr Einfluss auf unseren Alltag, egal ob Pandemien, Hitzewellen, Überschwemmungen, geopolitische Konflikte oder Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Diese und vergleichbare Ereignisse stellen eine Bedrohung für das Leben und die Gesundheit breiter Bevölkerungsgruppen dar. Angesichts dessen steht Public Health - als Wissenschaft und Praxis - vor der gewaltigen Aufgabe, unsere gemeinsame Lebensgrundlage und die Gesundheit der Bevölkerung auch unter zunehmend unsicheren Bedingungen zu schützen und zu erhalten. Gemeinsam wollen wir überlegen, welche Strukturen, Strategien und Kompetenzen erforderlich sind, um aktuellen und zukünftigen Krisenlagen im Gesundheitswesen qualifiziert begegnen zu können. 

    Das ausführliche Programm und Informationen zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Jahrestagung
    Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V.
  • 18.03.2026

    online

    Difu-Dialog

    Kommunale Hitzevorsorge – Strategien, Partner, Praxisbeispiele

    Mit fortschreitendem Klimawandel steigen auch die gesundheitlichen Risiken von Hitzewellen in Deutschland. Besonders gefährdet sind vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke und sozial Benachteiligte. Hitzevorsorge und Hitzeschutz beschäftigen viele Kommunen, denn städtische Hitzeinseln verschärfen die Belastung. Maßnahmen auf individueller, kommunaler und gesamtgesellschaftlicher Ebene sind zwingend notwendig, um Städte langfristig lebenswert zu erhalten. Doch wo stehen die Kommunen in Deutschland bei diesem Thema und wie können sie sich auf Hitzewellen vorbereiten? Welche Akteur:innen sind bei der Umsetzung von Maßnahmen wichtige Partner:innen? Und welche guten Beispiele und Learnings gibt es aus Deutschland und Europa?

    Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.

    Kategorie: Veranstaltung
    Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik

… weitere Termine

Leitfaden zur Erstellung von Artikeln

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Ansprechpersonen

Die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit erreichen Sie jederzeit hier.

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