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Angebotsdarstellung

Ungeplant schwanger - wie geht es weiter? Ein Modellprojekt zur ärztlichen Aufklärung in Schulen

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Aufbau, Durchführung und Evaluation einer Unterrichtseinheit im Rahmen ärztlicher Präventionsveranstaltungen in Schulen. Verknüpfung von Primär- und Sekundärprävention

Hintergrund

Jugendliche sollen nicht nur wissen, wie man ungewollte Schwangerschaft sehr sicher verhüten kann, sondern auch, wie es weiter geht, wenn Verhütung nicht klappt.

Dabei müssen Ängste, Konfliktsituationen, Befürchtungen und entsprechende Lösungswege zum Thema "Ungewollte/ungeplante Schwangerschaft" thematisiert werden. Denn laut Untersuchung der BZgA sieht die Mehrzahl von Teenagern eine Schwangerschaft in ihrem Alter als "Katastrophe" an.
Im vertraulichen Gespräch von Schülerinnen und Schülern mit ÄGGF-Ärztinnen werden entsprechend oft große Befürchtungen im Zusammenhang mit ungewollter Schwangerschaft geäußert. Dies sind sowohl diffuse, wie auch konkrete Sorgen und Fragen, die Jugendliche zu Hause und im Unterricht oft nicht stellen würden.

Bei eingetretener Schwangerschaft und entsprechender familiärer Konfliktsituation zeigt sich dann, dass gerade hier kein verankertes Wissen vorliegt und dem entsprechend auf keine ?Rezepte? zur Situationskontrolle oder Herstellung von Handlungssicherheit zurückgegriffen werden kann.

Ärztinnen der ÄGGF kennen aus ihrer klinisch-praktischen Erfahrung hier sehr unterschiedliche emotionale Situationen. Diese reichen vom relativ einfachen Ambivalenzkonflikt, wie er bei fast jeder Schwangeren vorkommt, bis hin zu schwerwiegenden existentiellen Gewissensnöten, die nicht selten Verheimlichung, Verdrängung oder Verleugnung der Schwangerschaft nach sich ziehen1, 2 .

Aufgrund (realer oder phantasierter) Befürchtungen vor Ablehnung oder Bestrafung kommt es oft zu Suizidgedanken.3

Erfahrungen aus ärztlicher Prävention in Schulen
Laut Rahmenkonzept zur Sexualaufklärung besteht der primärpräventive Auftrag zur Schwangerschaftskonfliktvermeidung in erster Linie in der Vermeidung ungewollter Schwangerschaften.4

Im Idealfall wissen Jugendliche über Information durch die Eltern, Sexualaufklärung in der Schule, manchmal durch Arztkontakt sowie aus den Medien bereits, welches die besten Verhütungsmittel sind, bevor sie sie akut benötigen. Auch kennen sie nominell als Notfallverhütung die "Pille danach". Oft liegen dann aber zwischen Information, anwendbarem Wissen und Erwerb der Mittel und dann wieder zwischen Erwerb und rechtzeitiger und richtiger Anwendung viele Hürden.5, 6

Ein großer Erfolg zeigt sich in der niedrigen Anzahl derer, die beim ersten Geschlechtsverkehr nicht verhüten. Die Rate hat sich von 2005 (15%) auf aktuell 8% nahezu halbiert. Allerdings achten ein Drittel der Jungen und ein Viertel der Mädchen im Langzeitverlauf nicht immer genau auf Verhütung.7

Das hier beschriebene Projekt unterstützt die Umsetzung des Rahmenkonzepts der BZgA4 in die Praxis. Die Materialien der BZgA www.sexualaufklaerung.de und das Jugendportal Loveline sowie www.schwanger-unter-20.deder BZgA sind hierbei wichtige Hilfen.

Damit diese Inhalte aber auch zielführend ankommen, aufgenommen, verstanden und letztendlich auch umgesetzt werden können, braucht es (nicht nur bei Heranwachsenden) die vorherige Erklärung durch kompetente, empathische, weltanschaulich neutrale und fachlich akzeptierte Menschen.

Gegenüber Ärztinnen in Schulen werden regelmäßig viele Nachfragen und Erklärungsbedarf geäußert, denen mit professioneller Distanz und gleichzeitig großer Empathie begegnet werden muss, um diese essentiellen Informationen "nahe genug zu bringen." 8, 9 Im Notfall oder in emotional aufgewühlten Situationen schaffen es viele Betroffene sonst oft nicht, nach solchen Informationen zu suchen, sie zu verstehen und danach zu handeln.

Lernziele u.a.:

1. Primärprävention
Mädchen und Jungen sollen
- den Zyklus, die fruchtbaren Tage sowie Befruchtung verstehen
- Möglichkeiten und Wirkweise der Verhütung von Schwangerschaft und deren Sicherheit inkl. der Notfallverhütung kennen
- praktische Antworten zu Erreichbarkeit von Verhütungsmitteln sowie
- Umgang mit Verhütungsfehlern erarbeiten
- Broschüren/Flyer erklärt und ausgegeben bekommen

2. Verknüpfung von Primär- und Sekundärprävention
Mädchen (und Jungen) sollen mit Unterstützung der Ärztin
- das Thema "Ungeplant schwanger ? wie geht es weiter ?" erarbeiten
- Nächste Schritte (Schwangerschaftstest, Frauenarzt: genaue Diagnose, Feststellung Schwangerschaftsalter) kennen
- Möglichkeiten der Unterstützung im Fall einer ungewollten Schwangerschaft kennen und erinnern
- Beratungsstellen in ihrer Umgebung und übliche Verfahrensweisen kennen
- das niedrigschwellige Unterstützungsangebot über das kostenlose Hilfetelefon "Schwangere in Not ? anonym und sicher" unter der Rufnummer 0800 40 40 020 kennen
- Möglichkeiten der Entscheidungsfindung kennenlernen
a) Entscheidung: Kind austragen
1. behalten und mit Unterstützung groß ziehen
2. auf die Welt bringen (in Pflege bzw.) zur Adoption geben
b) Schwangerschaftsabbruch (wann, wie, Kosten, rechtliche Aspekte)
- Handlungsmodelle anhand von Fall-Beispielen aus der Praxis erarbeiten
- Möglichkeiten der Unterstützung erklärt bekommen
- Anonyme Geburt und Babyklappe vs. Vertrauliche Geburt (auch rechtliche Aspekte) erklärt bekommen

Maßnahme

Ärztinnen der ÄGGF e.V. unterstützen (nahezu bundesweit) mit ihrem ganzheitlichen umfassenden Konzept die Informationskampagnen der BZgA durch Einbettung des Themas "Ungeplant schwanger ? wie geht es weiter?" in die Lebenswirklichkeit Heranwachsender und in weitere zugehörige lebensnahe, praktische, präventive Themen (wie STI, Impfen, allg. Gesundheitsförderung etc.)

Setting

- 90-minütige ärztliche Gesprächs- und Informationsveranstaltung in der Schule
- im Klassenverband, koedukativ und/oder Mädchen allein
- semistandardisiert, alters- und entwicklungsgerecht, über 1 ? 2 Schuljahre
Inhalt
- Verpflichtendes Schwerpunkt-Thema: Ungewollte/unbeabsichtigte Schwangerschaft ? Wie kann es weiter gehen?
- inhaltlich wesentlich orientiert am Wissensstand und -bedarf in der Altersstufe
- unter Einbezug individueller Themen, Fragen und Sorgen
- mit Weitergabe von Adressen der regionalen zuständigen Schwangerschaftsberatungsstellen sowie Informationsmaterialien
- Motivieren der Schulen, mit den Klassen eine Beratungsstelle aufzusuchen oder eine Beraterin in den Unterricht einzuladen.

Fazit

Sicheres Wissen und Handlungskompetenz in vertraulicher, leistungsfreier und nicht direktiver Atmosphäre erworben, ist die Basis für Handlungssicherheit in Krisensituationen. Hiernach erst werden Flyer und Broschüren zum Thema gern und zielführend angenommen.5, 6 Heranwachsende müssen erfahren ? am besten in einer Lebensphase, in der sie vom Thema berührbar aber noch nicht selbst von der Situation betroffen sind ? dass Schwangerschaften immer wieder ungewollt und nicht geplant vorkommen.7 Gleichzeitig sollen sie wissen, wie und wo es dann einfach und schnell Zugang zu Rat und Hilfe gibt.

Diese Wissensvermittlung sollte mit Kompetenz und Empathie geschehen. Gerade in einer Zeit, in der sich junge Menschen natürlicherweise von den bisherigen "Autoritäten" in ihrem Leben unabhängig machen möchten und abgrenzen, sind Ärztinnen (und Ärzte) mit ihrer Schweigepflicht als kompetente, neutrale, aber empathische Beraterinnen und Wissensvermittlerinnen mit vielfältiger Erfahrung in diesen Fragen hoch akzeptiert.8

Die Zweckbestimmung der Konfliktvermeidung des SchKG wird hierbei ärztlicherseits mit unterstützt durch Information, Motivation und Kompetenzförderung.4

In der begleitenden Evaluation soll geprüft werden, inwieweit es gelungen ist, die genannten Lern-Ziele zu erreichen.

Literatur
[1] Jenkins A, Millar S, Robins, J: Denial of pregnancy ? a literature review and discussion of ethical and legal issues. Journal of the Royal Society of Medicine. J R Soc Med 2011 104: 286
[2] Wessel J, Endrikat J, Buscher U.: Frequency of denial of pregnancy: results and epidemiological significance of a 1-year prospective study in Berlin. Acta Obstet Gynaecol Scand 2002;81:1021?7
[3] Klapp, C: Dudenhausen JW: Case Report: Betreuung und Geburtsleitung bei verheimlichter Schwangerschaft einer Minderjährigen mit schwersten psychosozialen Verwicklungen im interkulturellen Konflikt. Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PO_7_8DOI: 10.1055/s-2005-923224
[4] BZgA: Rahmenkonzept zur Sexualaufklärung -in Abstimmung mit den Bundesländern, 2012
[5] Klapp C: Schwangerschaft bei jungen Mädchen. Zentralbl Gynäkol 125: 209 ? 217, 2003
[6] Klapp C, Gille G, Layer C, Thomas C: Der präventiv ? ärztliche Blick auf Risiken in der Sexualität junger Mädchen . Psychomed, 17. Jahrgang, Heft 3: 132 ? 139, 2005
[7] BZgA: Jugendsexualität, Fokus Verhütung. Sonderauswertung der repräsentativen Studie Jugendsexualität 2010
[8] Gille G: Prävention mit Mädchen in Schulen. Frauenarzt 45 Nr. 8, 774 ? 776,2004
[9] Gille G.:, Hinzpeter B., Klapp C, Layer C:Der Kinderwunsch Jugendlicher zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ärztliche Gespräche mit jungen Mädchen in Schulen. Reproduktionsmed Endokrinol 8(2) 2011

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Barbara Dr. Paetzel
ÄGGF
Pickhuben 2
20457 Hamburg (Hamburg)

Telefon: 04041919490

E-Mail: paetzel(at)aeggf.de


Weitere Ansprechperson

Frau Christine Dr. Klapp
Pickhuben 2
20457 Hamburg (Hamburg)

Telefon: 04041919490

E-Mail: klapp(at)aeggf.de


Projektträger

Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung
Pickhuben 2
20457 Hamburg


Laufzeit des Angebotes

Beginn: April 2015

Abschluss: März


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 11 bis 14 Jahre
  • 15 bis 17 Jahre
  • 18 bis 29 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Jungen / Männer
  • Mädchen / Frauen
  • Andere Geschlechter

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Lehrpersonal

Sozialarbeiter


Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

Landesverband Pro Familia Berlin: Irina Theisen, Dipl. Psych.

Sozialdienst der Charité


Schwerpunkte des Angebotes

  • Elternschaft / Schwangerschaft
  • Sexualität (Sexualaufklärung und -pädagogik); sexuelle Identität (Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche Menschen)

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Schule
  • Sonstiges: v.a. Haupt-, Gesamt- und Realschulen (sozialkompensatorisch)

Qualitätsentwicklung

Was machen Sie, um die Qualität Ihres Angebotes weiterzuentwickeln?

fortlaufende Weiterentwicklung und Aktualisierung der Curricula und der didaktischen Materialien; Teilnahme an Fortbildungen und Kongressen, verpflichtende Jahrestagung für alle durchführenden Ärztinnen und Ärzte, Fachliteratur in der Datenbank, Durchführungen von Seminaren für Neumitglieder, Feedback-Bögen zur Selbstevaluation der Ärztinnen und Ärzte, Hospitationen, Mentorings und Supervisionen der Neumitglieder zur Qualitätssicherung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Online-Datenbank, in der jede Intervention protokolliert werden muss; statistische Auswertung; Präsentation der Ergebnisse bei der Jahrestagung

Es ist bereits ein Ergebnisbericht vorhanden.

Titel des Berichts bzw. Kurzbeschreibung: Evaluation Ungeplant schwanger ? wie geht es weiter? Ein Modellprojekt zur ärztlichen Aufklärung in Schulen

Quelle der Veröffentlichung/URL: https://www.forschung.sexualaufklaerung.de/projekt/ungeplant-schwanger-wie-geht-es-weiter-ein-modellprojekt-zur-aerztlichen-aufklaerung-in-schulen/abstract/

Das Vorgehen der Qualitätsentwicklung kann ganz unterschiedlich sein. Einiges haben Sie bereits genannt. Welches der folgenden Verfahren wenden Sie zusätzlich an?

Erläuterung

Es steht in der Datenbank ein Feedback-Bogen zur Verfügung, der nach der Intervention ausgeteilt werden kann.

Erläuterung

Die Stichprobe wurde durch die ÄGGF konsekutiv aus den Schulen rekrutiert, die der ÄGGF gegenüber ein Interesse an der Veranstaltung signalisiert hatten. Angestrebt wurde eine Stichprobengröße von 100 Veranstaltungen bzw. Klassen. Um den 'Therapeutinnen- effekt' einzugrenzen und aus logistischen Gründen wurden 11 Ärztinnen mit ausreichend hoher Veranstaltungsfrequenz aus verschiedenen Bundesländern (Berlin, Schleswig- Holstein, Bayern und Nordrhein-Westfalen) als Studienärztinnen ausgewählt, sodass jede dieser Ärztinnen ca. 10 Veranstaltungen in die Studie einbringen sollte.

Insgesamt erklärten 19 Schulen mit 106 Klassen und potentiell 2.502 erreichbaren Schülerinnen und Schülern ihre Beteiligung an der Studie. Tabelle 1 beschreibt diese Ausgangsstichprobe der eingeschlossenen Schulen und Klassen.
Die meisten Klassen kommen aus Gesamt-, Gemeinschafts- oder Sekundarschulen, die am stärksten vertretenen Klassenstufen sind die 9. und 10. Jahrgänge. Rund drei Viertel der Klassen stammen aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen. Die elf beteiligten Ärztinnen brachten zwischen 5 und 15 Klassen ein, im Schnitt waren es 9,6 Klassen.
Nach Anmeldung der jeweiligen Schule erfolgte die Randomisierung der Klassen innerhalb der Schule, insgesamt verteilten sich die 106 Klassen zu gleichen Teilen (jeweils 53 Klassen) auf IG und KG. Auf Ebene der potentiell in diesen 106 Klassen erreichbaren Schülerinnen und Schüler ergab sich ebenfalls eine annähernde Gleichverteilung: In den 53 Klassen der IG waren 1.261 Schülerinnen und Schüler, in den 53 Klassen der KG 1.241 Schülerinnen und Schüler.
Daten aus der ersten Befragung liegen von N=1.855 Personen vor, aus der zweiten Befragung von N=1.523 Personen. Für N=1.467 Schülerinnen und Schüler lagen Daten aus beiden Befragungen vor, die einander zugeordnet werden konnten.
Folgende Variablen wurden bei den Schülerinnen und Schülern über anonyme Fragebögen erfasst:
- Wissen zu Verhütung, Fruchtbarkeit/Befruchtung und Periode, zu Indikationen zum Besuch der Frauenärztin/des Frauenarztes sowie zu rechtlichen Aspekten der Schwangerschaft bei Minderjährigen
- Wissen zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten bei ungeplanter Schwangerschaft, Wissen um das Angebot der vertraulichen Geburt
- Selbstwirksamkeitserleben in der vorgestellten Situation einer ungeplanten Schwangerschaft
- soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, sozioökonomischer Status)
- als Kovariaten: sexuelle Aktivität inkl. Verhütungsverhalten, Kinderwunsch
- zusätzlich direkt nach der Veranstaltung: Akzeptanz und Bewertung der Veranstal-
tung und der vermittelnden Ärztin, direkte Veränderungsmessung über eine Einschätzung des Lernzuwachses
Um eine Verknüpfung der Daten aus den unterschiedlichen Messzeitpunkten unter Wahrung der Anonymität zu ermöglichen, wurde bei jedem/r Teilnehmenden auf dem Fragebogen ein selbstgenerierter siebenstelliger Code erfasst. Diese Prozedur wurde getestet (11), in verschiedenen Studien des Antragstellers eingesetzt (12-18) und mehrfach durch Ethikkommissionen, Datenschutzbeauftragte und Kultusbehörden geprüft und befürwortet.
Der Fragebogen wurde in enger Abstimmung mit der ÄGGF entwickelt und an einer Stichprobe von 124 Schülerinnen und Schülern auf Verständlichkeit, Schwierigkeit und Trennschärfe vorgetestet.

2.4 Vorgehen
Zur Studie wurden das Votum der Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (Kennzeichen RH 022016 vom 14. März 2016) und (unter Maßgabe der jeweiligen in den Schulgesetzen festgeschriebenen Vorschriften zur Durchführung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben an Schulen) die Genehmigungen der zuständigen Kultusbehörde eingeholt. Zudem wurde die Studie in das Deutsche Register Klinischer Studien eingetragen (DRKS-ID: DRKS00010943).
Interessierte Schulen erhielten von der ÄGGF-Ärztin eine schriftliche Information über Inhalt und Ablauf der Studie und eine Vorlage zur Genehmigung der Studie durch die Schulleitung. Bei dieser Genehmigung wurden für die einzuschließenden Klassen die Bezeichnung, Größe und Name der Klassenleitung erfasst. Auf Basis dieser Angaben erfolgte im IFT- Nord die Randomisierung der beteiligten Klassen in der jeweiligen Schule, wobei ggf. nach Klassenstufe stratifiziert wurde.
Die Schulen erhielten sodann in entsprechender Stärke vorbereitete Elterninformationen inkl. einer Einverständniserklärung der Eltern für minderjährige Schülerinnen und Schüler. Bei vorliegender Widerspruchserklärung der Eltern (bzw. fehlender Zustimmung in Bayern) sowie bei einem Widerspruch der/des Jugendlichen selbst wurden keine Daten bei der jeweiligen Person erhoben. Die Dokumentation der Widersprüche verblieb bei der Lehrkraft.
Die Studienärztinnen wurden jeweils vom IFT-Nord mit den Materialien für die Umsetzung der Befragungen in der Schule versorgt. Die Datenerhebungen fanden zu einem zwischen Ärztin und Schule vorab vereinbarten Termin unter Anleitung durch die Ärztin im Klassenverband statt. Durch dieses Vorgehen, in welches die Lehrkräfte nicht involviert waren, wird die Qualität der Datenerhebung gesteigert sowie sichergestellt, dass die Datenerhebung anonym erfolgt. Dies wiederum sollte die Motivation der Schülerinnen und Schüler, sich an der Erhebung zu beteiligen, steigern sowie zur Vermeidung sozial erwünschter Antworttendenzen beitragen. Nach der Befragung legte die Ärztin die ausgefüllten Fragebögen in einen Umschlag, verschloss diesen und sandte nach Abschluss aller Befragungen in der jeweiligen Schule die Unterlagen zurück an das IFT-Nord.

2.5 Auswertung
Zur Beschreibung der Stichprobe und für die Analysen zur Akzeptanz der Maßnahme wurden absolute und relative Häufigkeiten sowie Maße der zentralen Tendenz bestimmt. Eine Attritionsanalyse untersuchte den Ausfall im Studienverlauf, wobei insbesondere über Interaktionseffekte mit der Gruppenbedingung mögliche selektive Ausfälle analysiert wurden.
Auswirkungen der Intervention auf die Ergebnisindikatoren wurden, je nach Messniveau der abhängigen Variablen (kategorial vs. kontinuierlich) in logistischen oder linearen Regressionen über die Bestimmung der Interaktionsterme Gruppe x Zeit überprüft, wobei die hierarchische Struktur der Daten durch den Einsatz von Mehrebenenmodellen (Ebene der Klasse und des Individuums) berücksichtigt wurde (19-21). Zur Kontrolle des Einflusses möglicher Kovariaten wurden zusätzlich zu den Modellen, in die nur die Gruppenbedingung und der Zeitpunkt als Prädiktoren eingingen, adjustierte Modelle mit den Kovariaten Alter, Geschlecht, Schultyp, subjektiver sozioökonomischer Status, Migrationshintergrund, Religionszugehörigkeit, Kinderwunsch, Beziehungsstatus sowie bisherige und geplante sexuelle Aktivität berechnet.
Um mögliche unterschiedliche Auswirkungen in einzelnen Untergruppen zu untersuchen, wurden für die potentiellen Moderatorvariablen Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund Regressionsanalysen mit der Interaktion Gruppe x Zeit x Moderator durchgeführt.
Alle Analysen wurden mit dem Programm Stata 14 durchgeführt. Beobachtete Signifikanzniveaus < 0,05 wurden als statistisch signifikant bewertet.

Welche Methoden werden bei der externen Evaluation angewendet?

Es wurde eine Cluster-randomisierte Wartekontrollgruppen-Studie mit zwei
Messzeitpunkten und zwei Untersuchungsarmen realisiert, wobei die IG direkt nach der ersten Erhebung an der Intervention teilnahm, während die KG die Intervention zeitlich versetzt und erst nach der zweiten Erhebung erhielt.
Die Randomisierung erfolgte auf Klassenebene innerhalb der Schule, d. h. Studienschulen nahmen mit mindestens zwei Klassen einer Jahrgangsstufe teil und diese wurden per Zufall der IG oder KG zugeteilt.
Die erste Erhebung, Messzeitpunkt 1 (MZP 1), erfolgte in der IG direkt vor der Intervention, die zweite Erhebung, MZP 2, mindestens 2 und maximal 4 Wochen nach der Intervention in der IG sowie direkt vor der Intervention in der KG. Zusätzlich wurden die Schülerinnen und Schüler jeweils direkt im Anschluss an die Intervention zur Akzeptanz der Maßnahme befragt.Der Test auf Effekte der Intervention erfolgte über den in IG und KG erwarteten differentiel- len Verlauf von MZP 1 zu MZP 2.

Wer führt die die externe Evaluation des Angebotes durch?

IFT-Nord (Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung)

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

10.07.2019

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