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Logo vom Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit und Site-Slogan: Aktiv für Gesundheit und Chancengleichheit (Link zur Startseite)

Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit

Gesundheitliche Chancengleichheit in Deutschland verbessern und die Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Gruppen unterstützen - das sind die Leitziele des bundesweiten Kooperationsverbundes. Dem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiierten Verbund gehören 75 Organisationen an. Der Verbund fördert vorrangig die Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung und die ressortübergreifende Zusammenarbeit. Die zentrale Aktivität der Koordinierungsstellen in den Bundesländern ist die Begleitung kommunaler Prozesse, insbesondere über den Partnerprozess "Gesundheit für alle".

Wer durch Ar­mut oder an­de­re schwierige Lebens­um­stän­de benachteiligt ist, hat in Deutsch­land ein dop­pelt so hohes Erkrankungs­risiko und ei­ne um bis zu zehn Jahre geringere Lebens­erwartung als Men­schen aus bes­ser gestellten Bevölkerungs­schichten. Ins­be­son­de­re so­zi­al benach­teiligte Kinder und Jugend­liche sind stärkeren gesund­heitlichen Be­lastungen aus­ge­setzt, wie der Kinder- und Jugend­gesundheits­survey (KiGGS) be­legt. Die schicht­abhängigen Unter­schiede be­tref­fen nach­weislich den Gesundheits­zustand, das Ge­sund­heits­ver­hal­ten und die In­an­spruch­nah­me von Vorsorge­untersuchungen.

Hintergründe, Daten und Materialien

Der Kooperationsverbund und seine Aktivitäten. Ein Selbstdarstellungsvideo von 2012, 11:30 Minuten lang

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Artikel

11.05.2015

HELPS - Wohnbedürfnisse älterer Menschen beachten

Jonas Scholze, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.

Schlagwörter:Kommunen, Qualitätsentwicklung, Soziale Stadt, Stadtentwicklung, Ältere

1. Sie haben kürz­lich die Handlungsempfehlung „Gemeinsam für ein altersgerechtes Quar­tier. Handlungs­anregungen für die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Akteuren zur tragfähigen alters­ge­rechten Quar­tiers­entwicklung“ publiziert. Was dür­fen die Le­se­rin­nen und Le­ser da­rin er­war­ten?

Mit der er­freu­lich stei­gen­den Le­bens­er­war­tung wäch­st auch die Zahl äl­ter­er und hilfs­be­dürf­ti­ger Men­schen. Um das selbst­be­stimm­te Le­ben im Al­ter so lang wie mög­lich in der eigenen Woh­nung oder dem Eigen­heim zu er­mög­li­chen, reicht es nicht mehr aus, le­dig­lich in Ge­bäu­de zu in­ves­tie­ren. Neben Wohn­raum und Wohn­um­feld sind alters­ge­rechte Mobi­lität, Nah­ver­sor­gung, adäquate Pflege- und Be­treu­ungs­an­ge­bote so­wie gut er­reich­bare Ge­mein­schafts­ein­richt­ungen wich­tig. Zen­tra­le Hand­lungs­ebene für ei­ne Bün­del­ung der not­wen­di­gen An­ge­bo­te ist da­her das Quar­tier als ge­misch­ter und mul­ti­funk­tion­aler Le­bens­raum und Identi­fi­ka­tions­ort. Diese Auf­ga­be kann aber nicht al­lein durch die Kom­mu­ne oder Woh­nungs­unter­nehmen ge­tra­gen wer­den, son­dern es be­darf der Ver­ste­tigung von Ko­opera­tions­mo­del­len, um zu­künf­tig durch Sy­ner­gie­effek­te und den da­raus ent­ste­hen­den Kos­ten­vorteilen die fi­nan­ziel­len Her­aus­for­der­ungen meis­tern zu kön­nen. Mit den Hand­lungs­em­pfeh­lun­gen möchten wir zei­gen, wel­che Vor­tei­le sich für den Ein­zel­nen aus der Zu­sam­men­ar­beit er­ge­ben und wel­che Rol­le je­der in ei­nem Zu­sam­men­spiel zwi­schen Kom­mu­nen, Woh­nungs­unter­nehmen, Ser­vice­dienst­lei­stern und ehren­amt­lich Tätigen im Quar­tier ein­neh­men kann. Uns ist es wich­tig ei­ne breite An­zahl unter­schied­licher Ak­teu­rin­nen und Ak­teu­re für neue und inte­grierte Hand­lungs­an­sätze zu sen­si­bi­li­sie­ren.

2. Wie kön­nen Wohnungsbaugesellschaften über die reine bauliche Ge­stal­tung hinaus einen Bei­trag zum altersgerechten Quar­tier leis­ten?

Neben der baulichen An­pas­sung­en im direkten Wohnumfeld (Wege, Treppen, Be­leuch­tung), kön­nen Wohn­ungs­unter­nehmen einen enorm wichtigen Bei­trag durch zusätzliche An­ge­bo­te in der Be­stands­ent­wick­lung für die Stär­kung des so­zialen Zu­sammen­haltes schaffen. Dazu zäh­len bei­spiels­wei­se die Ein­rich­tung von Gemein­schafts­räumen, Nach­bar­schafts­cafés oder die Pla­nung ei­nes Ärzte­hauses beim Neu­bau. Die Be­geg­nungs­räume bie­ten Chan­cen für Kon­tak­te, aus de­nen so­ziale Netz­werke mit großem Hilfe- und Unter­stütz­ungs-Potential für die Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner ent­ste­hen kön­nen.

3. In Deutsch­land sind mitt­ler­wei­le ei­ne Vielzahl von Quartiers­ansätzen und inno­vativen Wohn­formen zu fin­den. Zur Verstetigung erfolgreicher Modell­pro­jekte for­dern Sie in der Hand­lungs­empfehlung, solche Kon­zepte in die allgemei­ne Hand­lungs­praxis zu in­te­grie­ren. Wie kön­nen hierfür relevante Ak­teu­rin­nen und Akteure sensi­bilisiert und gewonnen wer­den?

Um relevante Ak­teure zu ge­win­nen und zu sen­si­bi­li­sie­ren sollte ei­ne mög­lichst frühzeitige Ein­bin­dung al­ler bei der Er­stel­lung ei­nes gemeinsamen Leit­bildes so­wie den da­rauf­fol­gen­den Kon­zep­tions- und Planungs­prozess er­fol­gen. Dies betrifft so­wohl die orts­an­sässigen Service­dienst­leister der Sozial­wirt­schaft so­wie Wohn­ungs­unter­nehmen aber auch die An­wohn­en­den selbst. Ein ge­mein­sames Leit­bild er­mög­licht es, die Mo­ti­va­ti­on und Ziel­stel­lung­en der einzelnen Part­ner vor Ort einzu­schätzen und zu be­rück­sich­ti­gen. Es empfiehlt sich hierbei, auf be­reits vorhandene Netz­werke zurück­zugreifen. Insbesondere das Ver­trau­en der schwerer zu erreichenden Ziel­grup­pe der privaten Eigen­heim­be­sitzen­den kann durch den Ein­satz ei­nes Quartiers­managers oder die Ein­bin­dung von lokalen Verbands­strukturen, gewonnen wer­den. Den ersten Schritt muss nicht im­mer die Kom­mu­ne ma­chen, als neu­tra­ler und für al­le hin sicht­barer Ak­teur nimmt diese je­doch ei­ne wichtige Ko­or­di­na­tions­rolle ein.      

4. Die Le­bens­la­gen der Bevölkerungs­gruppe der älteren Menschen ge­stal­ten sich sehr heterogen. Wie kön­nen ins­be­son­de­re ältere Menschen in schwieriger sozialer La­ge (bspw. chro­nisch kranke ältere Menschen, ältere Menschen mit Migrations­hintergrund, allein­stehende ältere Menschen) bei der Ge­stal­tung alters­gerechter Quartiere mit einbezogen wer­den?

Ein mögliches In­stru­ment ist die Sozial­raum­analyse, mit deren Hilfe die im Quar­tier vorhan­denen sozialen und kulturellen An­ge­bo­te bzw. Potentiale sichtbar gemacht und für die weitere Ent­wick­lung genutzt wer­den kön­nen. Dadurch entsteht ein differenziertes Bild über die pflegerische und sonstige Ver­sorgungs­situation für ältere Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner im Quar­tier, auf die­ser Ba­sis kann dann  ein bedarfs­gerechter Hilfemix etabliert wer­den. Denn: Damit die richtigen Ziele und Maß­nah­men in der altersgerechten Quar­tiers­ent­wicklung formuliert wer­den kön­nen, müs­sen sich diese ganz klar an den Bedürf­nissen der Be­woh­ner­schaft ori­en­tie­ren. Daher ist es wich­tig, diesen auf Augen­höhe zu begegnen und ih­re Wünsche und Vorstellungen als Grund­la­ge zu neh­men, um da­rauf­hin passgenaue Lösungswege zu er­ör­tern.

Die Fragen stellte Maria Nicolai

Mit Un­ter­stüt­zung einer Expertengruppe un­ter der Lei­tung von Ing­rid Matthäus-Meier hat der Deut­sche Verband für Wohnungswesen, Städ­te­bau und Raum­ord­nung e.V. im Rahmen des EU-geförderten Projektes HELPS in den Hand­lungs­empfeh­lun­gen „Gemeinsam für ein altersgerechtes Quar­tier“ innovative Kooperationsmodelle in der Quar­tiersarbeit zusammengestellt.
Das Do­ku­ment kann kos­ten­frei unter folgendem Link bezogen wer­den: Handlungsempfehlungen.
Weitere Informationen zum EU-Projekt HELPS so­wie weiteren Praxisbeispielen fin­den Sie hier.     

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