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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2007

Zukunft für Kinder in Düsseldorf - Hilfen für Kinder und Familien in Risikolagen

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Im Jahr 2005 veranstaltete die Düsseldorfer Gesundheitskonferenz die Fachtagung „Neue Wege in der Prävention – Zukunft für Kinder in Düsseldorf“. Diese Fachtagung war der Auftakt zur Implementierung des Präventionsprogramms.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche medizinische und psychosoziale Risiken ermittelt, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen beteiligt sind. Ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist auch, dass zwischen der gesundheitlichen Situation von Kindern und den materiellen Lebensbedingungen der Eltern eine Wechselwirkung besteht. Sozial benachteiligte Kinder - und besonders Kinder mit einem allein erziehenden Elternteil - sind in besonderer Weise von Armut bedroht und haben damit schlechtere Chancen auf eine ausreichende Gesundheitsversorgung und eine positive soziale und schulische Entwicklung.
Um Gesundheitsrisiken von Menschen in sozialen Risikolagen entgegen zu wirken, gilt es, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu schaffen und eine größtmögliche Chancengleichheit auf ein gesundes Leben herzustellen. Dies geschieht durch die Bündelung und Vernetzung der Düsseldorfer Angebote und Institutionen mit dem Ziel, Eltern und ihren Kindern möglichst früh (also vor und/oder direkt nach der Geburt) geeignete Hilfen für eine gute gesundheitliche und psychosoziale Entwicklung anzubieten. Das Betreuungsangebot ist interdisziplinär angelegt. Es integriert medizinisches, psychosoziales und entwicklungspsychologisches Wissen und trägt als ganzheitliches Betreuungsprogramm in diesem Sinne langfristig zur Optimierung der Entwicklungschancen der Düsseldorfer Kinder bei. Das Programm ist im Juni 2005 als Projekt „Zukunft für Kinder in Düsseldorf“ gestartet und seit 2007 als Regelangebot in der Düsseldorfer Hilfelandschaft verankert.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Renate Hoop
Willi-Becker-Allee 10
40200 Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen)

Telefon: 0211 / 8996950

E-Mail: zukunft-fuer-kinder(at)stadt.duesseldorf.de

Website: http://www.duesseldorf.de/gesundheitsamt/kinder_und_jugendliche/zukunft_fuer_kinder/


Projektträger

Landeshauptstadt Düsseldorf, Geschäftsstelle Düsseldorfer Gesundheitskonferenz
Kölner Str. 180
40227 Düsseldorf


Hintergrund

Bundesweit steigt die Zahl der Kinder, die in problematischen Lebensverhältnissen aufwachsen. Mit Sorge muss der Anstieg der Fälle von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch von Kindern und die daraus ggf. resultierenden häufig gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Langzeitfolgen registriert werden. Faktoren wie Armut, Krankheit und Migrationshintergrund sowie Probleme in der Erziehung bedingen sich gegenseitig und können beträchtliche Risiken für eine Entwicklungsstörung der betroffenen Kinder darstellen.
Um negative soziale und gesundheitliche Folgen sowohl für Eltern als auch für Kinder zu reduzieren, sind professionelle Unterstützungsangebote notwendig. Hier blickt die Stadt Düsseldorf auf eine lange Tradition zurück, da bereits in den zurückliegenden Jahren von verschiedenen Seiten – wie beispielsweise von der Kinderschutzambulanz am Evangelischen Krankenhaus, vom Kinderneurologischen Zentrum, dem Sozialpädiatrischen Dienst und durch die Gesundheitsberichterstattung – die Frage der Sicherheit von Kindern und ihrer Entwicklung aufgegriffen wurde.


Vorgehen

Die Düsseldorfer Gesundheitskonferenz rief eine Arbeitsgruppe ins Leben, um die bereits bestehenden Überlegungen und Initiativen zusammenzuführen. In dieser Arbeitsgruppe, die vom Jugendamt und Gesundheitsamt moderiert wird, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Jugendhilfe, der Gesundheitshilfe, den Geburts- und Kinderkliniken, niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte, Hebammen, Wohlfahrtsverbände und andere für die gesundheitliche und soziale Versorgung verantwortliche Institutionen Düsseldorfs vertreten. An der Planung und
Entwicklung des Programms waren weiterhin die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitäts-Klinikums Ulm und die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beteiligt.
Die Arbeitsgruppe begleitet und unterstützt das Programm „Zukunft für Kinder\", das durch eine frühzeitige individuelle Hilfeplanung, Förderung und Betreuung bei sozial und/oder benachteiligten Kindern dazu beiträgt, drohende Langzeitdefizite zu kompensieren. Dabei wurde insbesondere die Notwendigkeit einer multiprofessionellen Betreuung gesehen, um die unterschiedlichen Aspekte der (beeinträchtigten) Entwicklung der Kinder adäquat erfassen und diese in geeigneter Weise fördern zu können, ohne Kind und Eltern dabei zu überfordern. Das Programm ist niedrigschwellig angelegt und hat eine aufsuchende Arbeitsstruktur.
Das Jugend- und das Gesundheitsamt haben gemeinsam die Aufgabe der Koordination übernommen, sind jedoch in einem Netzwerk mit weiteren Partnern verbunden. Zentrale Kooperationspartner in diesem Zusammenhang sind:
- die Geburts- und Kinderkliniken
- die LVR - Kliniken der Heinrich-Heine-Universität
- die freiberuflichen (Nachsorge-)Hebammen
- niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte, Frauenärztinnen und Frauenärzte,
- sozialpädiatrischen Zentren sowie Spezialambulanzen von Kinderkliniken und anderen Fachkliniken,
- Einrichtungen zur Förderung von Motorik (Krankengymnastinnen und Krankengymnasten,
Egotherapeutinnen und Ergotherapeuten) und Sprache (Logopädinnen und Logopäden),
- Einrichtungen zur Frühförderung,
- Wohlfahrtsverbände sowie Gesundheitsamt und Jugendamt mit speziellen Angeboten der
psychosozialen Familienberatung und Familienbildung,
- Kindergärten und Kindertagesstätten mit speziellen Förderangeboten.
Entscheidend für den Programmerfolg ist der Zugang zum Hilfesystem. Um möglichst frühzeitig und systematisiert Kinder in Risikolagen erkennen und unterstützen zu können ist die Anmeldung entweder aus der Geburtssituation heraus oder bereits während der Schwangerschaft oberstes Ziel. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig. Für die Anmeldung ist eine Einverständniserklärung der Eltern/Mutter, mit der einer Datenfreigabe verbunden
ist, erforderlich. Durch den Datenschutzbeauftragten des Landes NRW wurden die datenschutzrelevanten Regelungen als vorbildlich eingestuft (vgl. Link auf den 9. Datenschutzbericht der …..)

Für das Programm wurde ein Anmeldebogen entwickelt, in den u. a. medizinische Diagnosen zum Kind analog der ICD10-Codierung eingetragen werden können. Ein weiterer Abschnitt beinhaltet klassische sozialmedizinische Diagnosen zur Mutter; darüber hinaus ist die Weitergabe zusätzlicher Informationen mittels Freitext möglich.
Der ausgefüllte Anmeldebogen und die unterschriebene Einverständniserklärung werden schließlich an die sogenannte Clearingstelle des Programms weitergeleitet. Diese Clearingstelle wurde eigens für das Programm „Zukunft für Kinder“ eingerichtet. Aufgabe der Clearingstelle ist es, während der ersten (ein bis drei) Lebensjahre für Kinder in Lebenslagen mit einem erhöhten medizinischen und/oder sozialen Risiko sowie für deren Mutter/Eltern im individuellen Fall das optimale Gelingen einer koordinierten Nach- bzw. Vorsorge sicherzustellen.
Bei Verdacht auf Vorliegen relevanter sozialer und/oder medizinischer Risikolagen wird als Mindestziel ein Besuchskontakt mit Mutter/Eltern angestrebt. Entweder wird ein Erstkontakt mit Mutter/Eltern in der Klinik vereinbart oder es wird nach der Entlassung zeitnah ein Hausbesuch angeboten. Die vorliegenden sozialen und medizinischen Daten bestimmen, durch welche Berufsgruppe der Erstkontakt gestaltet wird. Im Ergebnis dieses Kontaktes wird gemeinsam mit der Mutter bzw. den Eltern über eine Fortsetzung von Hausbesuchen beraten und entschieden.
Weiterhin wird zusammen mit den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Klärung vorgenommen, ob, wann und welche weiteren Hilfen für erforderlich gehalten werden und welche Bereiche Träger dieser Hilfemaßnahmen sein sollen.
Die Clearingstelle ist außerdem Anlaufstelle für Eltern, die mit ihren Fragen oder Sorgen Beratung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Clearingstelle erhalten können. Ziel dieser Beratung ist die Förderung von elterlichen Ressourcen, Problemlösungskompetenz und Gesundheitsbewusstsein.
Auch für Personen, die im Verlauf von Schwangerschaft und Geburt über ihre berufliche Tätigkeit in Kontakt mit Neugeborenen und deren Familien kommen, ist die Clearingstelle ein Unterstützungsangebot. Oft lässt sich nicht mit hinreichender Gewissheit entscheiden, ob die zukünftige Entwicklung eines Kindes als besonders gefährdet anzusehen ist. Auch hier können Hinweise zur situationsbezogenen Einschätzung gegeben und ggf. das geeignete Vorgehen gemeinsam abgestimmt werden.

Angebote im Einzelnen
Die Angebote für Kinder und deren Eltern gründen in ihrem Ansatz auf den Grundprinzipien von Beratung, Begleitung, Förderung, Aktivierung, Entlastung und schließlich Therapie. Zur Erhöhung der Akzeptanz von Angeboten sind diese ressourcenorientiert angelegt und werden auch dementsprechend kommuniziert. Eine Auswahl von konkreten Angeboten - auf die das Gesundheitsförderungsprogramm in Düsseldorf bei Bedarf zurückgreifen kann - fokussiert primär auf das Kind, andere richten sich überwiegend an die Erziehungsberechtigten und weitere nehmen beide in den Blick:
Angebote für das Kind/die Kinder:
- Kinderkrankenpflege, ambulant; Krankengymnastik, Ergotherapie,
- heilpädagogische Maßnahmen (zum Beispiel Frühförderung, Kindertageseinrichtung mit
spezialisierter Förderung),
- Familienbildung (zum Beispiel Spielgruppe, Kind-/Eltern-Gruppe).
Angebote für Mutter/Eltern und Kind(er)
- Hebamme, Nachsorge; Kinderkrankenpflege, ambulant,
- vor Ort individuelle Beratung, Unterstützung und Aktivierung in Lebensfragen,
zum Beispiel: Sozialpädiatrischer Dienst, „Flexible Hilfen\", Familienaktivierungsmanagement „FAM\",
- Förderung elterlicher Kompetenz anhand bewährter Förderungskonzepte, zum Beispiel
Entwicklungspsychologische Beratung für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern (EpB)
- Unterstützung bei der Durchsetzung berechtigter Ansprüche,
- Kostenbeteiligung bei Muttermilchpumpe, Spezialnahrung und Hilfsmittelversorgung (zum Beispiel Brille, Rollstuhl, Pflegebett etc.),
- ungeklärter Status der Krankenversicherung des Kindes,
- Anerkennung einer Pflegestufe und/oder von Schwerbehinderung,
- gesundheitlich nicht tragbare Wohnungssituation, zum Beispiel Behinderung von Kind und/oder
Mutter/Eltern.
- zu geringe Wohnfläche, ungenügende Beheizbarkeit, Strom- bzw. Wasserabschaltung bei
unbezahlten Rechnungen,
- fehlende Sicherheit, zum Beispiel bauliche Mängel, hohe soziale Gefährdung durch das unmittelbare Umfeld (Drogen, Gewalt, Prostitution).
Angebote für Mutter/Eltern
Entlastung:
- Anforderungen im Alltag (vor allem bei der Erziehung und im Haushalt), Termine und
Untersuchungen:
- Hilfestellung bei Schwierigkeiten im Rahmen der Terminvergabe
- Begleitung zu Untersuchungen, Ämtergängen und anderen Erledigungen
- bei inhaltlichen/sprachlichen Verständnisschwierigkeiten Nachbesprechung von Befunden und
Schlussfolgerungen,
Eigene seelische Belastungen:
- offene Ansprache dieser belastenden Empfindungen, gemeinsame Suche nach Auswegen:
- positive (medizinische und/oder psychosoziale) Veränderungen möglich: bei Mutter/Eltern?
Oder außerhalb der Familie?
- Aufzeigen verschiedener Entwürfe für das künftige gemeinsame Leben von Mutter/Eltern und Kind
- Möglichkeiten zur gelegentlichen Betreuung betroffener Kinder in der häuslichen Situation, zum
Beispiel durch andere Bezugspersonen als Mutter/Eltern oder ggf. durch Vermittlung und
Finanzierung anderer Betreuungspersonen (bei entsprechender sozialmedizinischer bzw.
psychosozialer Indikation),
- Betreuung/Unterbringung von betroffenen Kindern in Tageseinrichtung/Tagespflege oder über einen
längeren Zeitraum in Dauerpflege,
- Kur (für Mutter/Eltern).

Das „Grüne Heft\"
Das „Grüne Heft\" stellt innerhalb des Gesundheitsförderungsprogramms ein wesentliches Instrument dar, um für alle angemeldeten Kinder während des ersten Lebensjahres einen verbesserten Standard bezüglich der Häufigkeit der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und der Zuverlässigkeit bei der Wahrnehmung dieses Angebots zu gewährleisten.


Good Practice in

Integriertes Handeln

Schon der Titel „Zukunft für Kinder in Düsseldorf\" macht deutlich, dass verschiedenste Einrichtungen und damit verbunden auch die jeweiligen professionellen Angebote in der Stadt vernetzt werden, um den vielschichtigen Lebenslagen der Zielgruppe gerecht werden zu können. Dementsprechend erfolgte die Entwicklung des Programms interdisziplinär und institutionsübergreifend.
Deutlich wird diese Zusammenarbeit auch in der Clearingstelle: als zentrales Steuerungsinstrument ist diese eine eigenständige städtische Institution, in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Gesundheitsamt, ein Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin sowie Kinderkrankenschwestern und eine Sozialarbeiterin, in der Funktion einer Stabsmitarbeiterin, vom Jugendamt tätig sind. Der Austausch unter den Programmpartnern in regelmäßigen Arbeitstreffen ist selbstverständlich und ebenso zu nennen wie die Sensibilisierung und Einbindung der verschiedenen wichtigen Berufsgruppen von Gynäkologinnen und Gynäkologen,
Hebammen, Kinderärztinnen und Kinderärzten, Erziehern/Erzieherinnen, Logopädinnen/Logopäden sowie Fachkräften aus den Bereichen Krankengymnastik, Sozialpädagogik, Sozialarbeit und weiterer Partnerinnen und Partnern. Einbezogen in die Arbeit und die Anmeldesystematik von „Zukunft für Kinder“ sind die vielfältigen Institutionen im Gesundheits- und Jugendhilfebereich, die rundum vor und nach der Geburt eines Kindes mit der Versorgung und Betreuung der Familie betraut sind.
Individuelle Beratung und Unterstützung werden gekoppelt mit fundierten Gruppenprogrammen, medizinischen Hilfen mit psychosozialer Begleitung, Elementen der Gesundheitsförderung mit Maßnahmen der Prävention. Erst durch diese intensive und auf Dauer angelegte Zusammenarbeit wird die umfassende Versorgung der Zielgruppe ermöglicht.

Nachhaltigkeit

Das Gesundheitsförderungsprogramm ist bereits in der Entwicklung neue Wege gegangen, indem die
institutionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Jugend- und Gesundheitsamt sowie die Einbettung in das Gremium der Düsseldorfer Gesundheitskonferenz elementarer Programmbestandteil ist. Ebenfalls innovativ war die Vorgehensweise, die sukzessiv weitere Institutionen, Disziplinen und Handlungsprogramme zusammenführte. Dies hat zur Folge, dass das Programm auf breiter kommunaler Ebene getragen und nicht zuletzt dadurch auch die
Nachhaltigkeit gesichert wird. Innovativ ist zudem, dass kinderärztliche Vorsorgeuntersuchungen für angemeldete Kinder im ersten Lebensjahr einmal im Monat und somit in größerer Zahl als beim Vorsorgeprogramm „Gelbes Heft“ stattfinden. Das „Grüne Heft\" enthält zu jeder Vorsorgeuntersuchung (insgesamt sind es zwölf) eine Karte, auf der der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin die jeweilige Vorsorgeuntersuchung dokumentiert. Durch eine
Rücklaufkontrolle dieser vom Arzt bzw. von der Ärztin an das Gesundheitsamt zurückgesandten Karten wird sichergestellt, dass die im Projekt vorgesehenen Besuche in der Arztpraxis tatsächlich stattgefunden haben. Bleiben diese Karten wiederholt aus, erinnert das Gesundheitsamt die Eltern durch ein Anschreiben oder geht den Gründen in besonderen Fällen durch telefonische Nachfrage bzw. durch einen Hausbesuch einer Kinderkrankenschwester nach.

Belege für Wirkungen und Kosten

Wird die Chance der Prävention ausgelassen, können später komplexe medizinische und soziale Schädigungen drohen, die sich häufig als nicht mehr umkehrbar erweisen. Die hieraus erwachsenden andauernden Leiden der betroffenen Kinder und Familien bedeuten einen erheblichen Verlust an Lebensqualität, die schlimmstenfalls mit der Trennung der Eltern, einer Heimunterbringung des Kindes und letztlich in die Auflösung der familiären Strukturen münden kann und damit erhebliche
Kosten verursacht werden. Obwohl diese Negativentwicklung nicht zwangsweise einsetzen muss, ist davon auszugehen, dass das Vernetzungsprogramm Einspareffekte erzielen kann, da in der Regel frühzeitig Risikolagen erkannt werden und versucht wird, mit geeigneten Interventionen gegenzusteuern. Gemessen an den Kosten, die eine intensive Unterstützung bzw. das
Eingreifen des Jugendamtes in dem Fall nach sich zieht, wenn das Kindeswohl gefährdet ist und es zu den oben dargestellten Negativentwicklungen kommt, ist ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis durch den umfassenden und präventiven Ansatz von „Zukunft für Kinder in Düsseldorf\" gegeben.
Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die benötigten Programmgelder im Vergleich zu der Wirksamkeit dieser Maßnahme geringer sind. Es wird zudem versucht, die Arbeitsfelder stärker aufeinander abzustimmen und durch die optimierte Zusammenarbeit effektivere Interventionen zu ermöglichen.

Dokumentation und Evaluation

Mit der Etablierung des Präventionsprogramms fiel die Entscheidung, das Programm im Hinblick auf die Wirkungen zu evaluieren. Der bewusste Schwerpunkt wurde auf die Betrachtung der systematischen Kooperation der Gesundheitshilfe und der Jugendhilfe gelegt. Evaluiert wurden die im Rahmen des Programms durch Gesundheitshilfe und Jugendhilfe gemeinsam betreuten Fälle. Ziel war die Überprüfung der Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität und festzustellen, welche Wirkungen durch die frühzeitige, systematische, individuelle Hilfeplanung, Förderung und Betreuung bei den Zielgruppen erreicht werden. Die Evaluation erfolgte im Rahmen eines Forschungsauftrages in der Zeit von Februar 2007 bis Dezember 2008 durch PD Dr. Ute Ziegenhain und Prof. Jörg M. Fegert von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm.

Neben der Fallevaluation wurden eine Vernetzungsanalyse der am Präventionsprogramm beteiligten Institutionen zur Qualität und Zufriedenheit mit den Kooperationsstrukturen und eine telefonische Befragung der teilnehmenden Eltern zu Ihren Erfahrungen und Ihrer Zufriedenheit mit der Begleitung durchgeführt.

Zusammenfassend wird im Abschlußbericht dargestellt, dass es gut gelungen ist, den Zugang zu den Familien zu frühen Hilfen über die Anmeldung aus der Geburtssituation oder bereits während der Schwangerschaft über ein geregeltes Verfahren zu erreichen. Das Spektrum der Hilfen wurde in der Anzahl der Angebote erweitert, Als erfreulich wird dokumentiert, dass die eingesetzten Hilfen trotz verbesserungsfähiger Durchführung im diagnostischen Bereich spezifisch zugeschnitten und passgenau ausgewählt wurden.
In Bezug auf die Prozess- und Ergebnisqualität kann eine klare Steigerung gegenüber der Ausgangssituation vor der Etablierung des Präventionsprogramms wahrgenommen werden.
Auf der Ebene der Fachkräfte im Netzwerk wird die Kooperation als unterstützend und entlastend erlebt und die Verbindung der unterschiedlichen Kompetenzen und der Interdisziplinarität zu einer ganzheitlichen Sicht des Kindes als Chance in der Zusammenarbeit gesehen.

Die teilnehmenden Eltern haben dem Präventionsprogramm eine gute Bewertung erteilt und benennen, dass sie größtenteils von der Teilnahme profitieren konnten und die Kooperation der Fachkräfte als gut erlebt haben.
Neben der hohen Beteiligung der Eltern an der Befragung gab es auch kritische Meinungen, so dass von einem realitätsgerechten Spektrum an Äußerung auszugehen ist.

Insgesamt konnte ein bemerkenswert hoher Grad an Kooperation und Vernetzung zwischen allen beteiligten Professionen und Institutionen erreicht werden, der weiter gepflegt und intensiviert werden sollte. Die Strukturqualität des Netzwerkes wird als hoch eingeschätzt, die Düsseldorfer Gesundheitskonferenz als zentrales Koordinations- und Steuerungsgremium und die gemeinsame Steuerungsverantwortung von Gesundheitsamt und Jugendamt in der Umsetzung der alltäglichen Arbeit zeugen von einer gesicherten Organisationsstruktur. Das Netzwerk versteht sich als „lernendes System“


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Juni 2005

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

Menschen in schwieriger sozialer Lage sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe, auch wenn sich das Angebot in erster Linie an alle richtet.

  • Menschen in sozial schwieriger Lage: Säuglinge und Kleinkinder bis 5 Jahre

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Unter 1 Jahr
  • 1 bis 3 Jahre
  • 4 bis 5 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

Geburtskliniken

Kinderkliniken

Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen

niedergelassene Kinderärzte

freie und öffentlicher Jugenhilfeträger


Schwerpunkte des Angebotes

  • Elternschaft / Schwangerschaft
  • Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Familie
  • Häusliches Umfeld

Qualitätsentwicklung

Was machen Sie, um die Qualität Ihres Angebotes weiterzuentwickeln?

gemeinsame Fachtagungen und Fortbildungen
gemeinsame Fallsupervisionen

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Amtsinterne Dokumentationsbögen
Printmedien (z. B. Elternflyer und Handouts)
Schlüsselprozesse, Flußdiagramme und Internetauftritt.

Quelle der Veröffentlichung/URL: Evaluationsbericht 2007, HrsG. PD Dr. Ute Ziegenhain, Prof. Dr. Jörg M. Fegert.

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

24.05.2018

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