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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2008

SIGNAL

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Auf der Basis wissenschaftlicher Untersuchungen, die sich in der Beobachtung des Klientel im täglichen Umgang bestätigen, zeichnen sich sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien in der Regel durch gravierenden Bewegungsmangel aus, häufig begleitet von ungesunder Ernährung und mangelnder gesundheitlicher Vorsorge. Das Projekt setzt auf die Fähigkeit, in der Kindheit gesundheitsförderliche Verhaltensmuster zu prägen.

„SIGNAL“ 2004 bis 2006 beschreibt eine Initiative zur Entwicklung von Gesundheitskompetenz von Kindern und Erwachsenen eines sozial benachteiligten Stadtteils, dem Wormser Nordend. Durch abgestimmte Maßnahmen und gesundheitsfördernde Aktionen für Kinder und Erwachsene werden relevante Inhalte und Themen zur Entwicklung von Gesundheitskompetenz in Familien transportiert bzw. durch gemeinsames Erleben nachhaltige Lernerfahrungen initiiert. Die nachhaltige Wirkung auf gesundheitsförderliches Verhalten wird durch die partizipative Grundhaltung gegenüber den Zielgruppen in der Planung und Durchführung der Angebote weiter gestärkt.

Die bisherigen Ergebnisse der Projektarbeit zeigen sich beispielsweise in der ständigen Präsenz des Themas „Bewegung, Ernährung und Vorsorge“ im Stadtteil. Bewegungsangebote für Kinder und Eltern werden positiv angenommen und aktiv gefordert.

Eltern kümmern sich bewusster darum, welche Nahrungsmittel ihre Kinder zu sich nehmen, die Themen Rauchen und Alkoholkonsum werden oft zwischen Eltern und Kindern diskutiert. Die Kooperationsbeziehungen mit Ärzten und Ärztinnen, Krankenkassen und Vereinen konnten neu auf- und ausgebaut werden.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Nicole Bach
Am Holzhof 67
67547 Worms (Rheinland-Pfalz)

Telefon: 06241 / 43873

E-Mail: spiel-lernstube(at)caritas-worms.de

Website: http://www.caritas-worms.de


Projektträger

Caritasverband Worms e.V.
Am Holzhof 67 / Radgrubenweg 1
67547 Worms


Hintergrund

Die Einwohneranzahl im Stadtteil beträgt ca. 2400, davon ca. 590 unter 18 Jahre, das sind ca. 24% (in Worms insgesamt ca. 18%). Etwa 500 Menschen haben eine ausländische Staatsangehörigkeit (20,6% der Bevölkerung, in Worms insgesamt 11%). Bei den Familien, die im Nordend wohnen, handelt es sich vorrangig um deutsche, türkische und amerikanische Familien sowie um Spätaussiedlerfamilien.
Die Infrastruktur im Stadtteil ist unzureichend. Es fehlen Ärzte, Banken, Poststellen, Freizeitstätten, Spielplätze für Jugendliche und zentrale Gemeinschaftsräume. Dennoch ist die Fluktuation im Stadtteil insgesamt eher gering.

Der Stadtteil besteht aus mehreren Wohnquartieren, die teilweise durch Bahnlinien und eine Bundesstraße voneinander getrennt sind. Durch ungünstige Verbindungen ergeben sich teilweise lange Wegstrecken zu Institutionen wie Grundschule, Hauptschule und Kindergärten sowie zu den Einkaufsmöglichkeiten.

Im Stadtteil verdichten sich gesamtgesellschaftliche Problemlagen und Entwicklungen wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsnotstände, mangelnde gesellschaftliche Teilhabe und Perspektivlosigkeit, die sich auf die Entwicklungs- und Bildungschancen der Bewohner - vor allem der Kinder - nachteilig auswirken. Die soziale Benachteiligung der Kinder und Familien wird durch die fehlende Infrastruktur, räumliche Isolation und Stigmatisierung des Gebietes verstärkt.
Der Caritasverband Worms e.V. hat im Wormser Nordend an zwei Standorten Einrichtungen zur gemeinwesenorientierten Arbeit aufgebaut: die Spiel- und Lernstube Nordend im Wohngebiet „Am Holzhof“ ist eine Kontakt- und Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren und deren Eltern. Mit dem Ladengeschäft „Stadtteilbüro Nordend“ besteht ein weiterer Standort für Erwachsene.

Die Spiel- und Lernstube Nordend befinden sich am äußersten Rand der Siedlung in einem Schlichtbau für obdachlos eingewiesene Personen. Die Wohnungen sind geringsten Standards, die einzige Wasserstelle in den Wohnungen befindet sich in der Küche, es existieren weder Bad noch Dusche. Nach mehreren räumlichen Erweiterungen und einer grundlegenden Renovierung verfügt die Spiel- und Lernstube Nordend nun über vier Wohnungen mit insgesamt 180 qm. Das Außengelände mit ca. 300 qm ist ungünstig geschnitten und bietet nur bedingt die Möglichkeit für Großgruppen- oder Ballspiele.

Die Spiel- und Lernstube besteht an ihrem jetzigen Standort seit 1984, zuvor bereits ab 1974 im Wohngebiet „In den Trumpen“. Die stadtteiloffene Einrichtung arbeitet mit dem Ziel, der sozialen Benachteiligung der Kinder und Familien durch sozialpädagogische Hilfen entgegenzuwirken und die schulische und soziale Integration der Kinder zu fördern. Das Team aus sozialpädagogischen Fachkräften (2,5 Planstellen und eine Planstelle im Berufspraktikum) wird unterstützt durch einen Zivildienstleistenden, eine Kraft im Freiwilligen Sozialen Jahr und durch Honorarkräfte.

Die Angebote gliedern sich in die Hausaufgabenhilfe in Kleingruppen mit individuellen Förderplänen und integrierter Sprachförderung, die freizeitpädagogischen Maßnahmen im Rahmen des Offenen Treffs und der Ferienprogramme sowie die Elternarbeit. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund beträgt je nach Angebot zwischen 50 % und 60%.
Ergänzend zu den Angeboten der Spiel- und Lernstube Nordend arbeitet das Stadtteilbüro Nordend ebenso mit und für die Menschen des Nordends. Die Arbeit bewegt sich auf verschiedenen Handlungsebenen: Durchführung von psychosozialer Beratung bei rechtlichen, sozialen und persönlichen Fragestellungen, bei Fragen im Umgang mit Behörden, Formularhilfen, Ladenservice, Durchführung von soziokulturellen Veranstaltungen im Stadtteil (Stadtteilfest, Weihnachtsmarkt), Durchführung von Stadtteilangeboten (Stadtteilfrühstück), Sanierungsbegleitung, Entwicklung und Umsetzung eines niedrigschwelligen medizinischen Versorgungsangebotes für obdach- und wohnungslose Menschen.

Im Rahmen der Ausschreibung des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums für innovative soziale Projekte entwickelten Spiel- und Lernstube und Stadtteilbüro aus bereits praktizierten einzelnen Angeboten im Bereich der Gesundheitsförderung und weiteren Angebotsideen ein vernetztes, ganzheitliches Konzept. Dieses Programm wurde mit dem Innovationspreis „Sozial aktiv“ des Landes Rheinland-Pfalz prämiert.

Auf der Basis der institutionalisierten Arbeit der beiden Einrichtungen, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern und den ansässigen Institutionen anerkannt sind, bot es sich an, den Aspekt der Gesundheitsförderung in die Arbeit weiter zu integrieren und zu stärken. Der zweite Armutsbericht der Stadt Worms 2005 stützt die Arbeit flankierend. Ansatzpunkte für die Arbeit im Bereich der Gesundheitsförderung waren u.a. folgende Beobachtungen:
Familien nehmen Vorsorgeuntersuchungen wenig in Anspruch, Kinder sehen Bewegung nicht als adäquate Alternative zu dem vorhandenen erhöhten Medienkonsum, Kinder kommen zur Hausaufgabenhilfe oft ohne Mittagessen, Kinder bringen bei Ausflügen keine oder wenig nahrhafte Verpflegung mit, Kinder kennen viele Obst- und Gemüsesorten nicht, Kinder wachsen oft in einem gesundheitsgefährdenden Umfeld auf (Tabak- und Alkoholkonsum der Eltern, emotionale Vernachlässigung).

Die Spiel- und Lernstube Nordend und das Stadtteilbüro Nordend entwickelten ein Programm mit drei Schwerpunkten:
1. Schwerpunkt: Bewegungsförderung für Kinder, Erwachsene und Familien
2. Schwerpunkt: Änderung des Ernährungsverhaltens
3. Schwerpunkt: Stärkung der Vorsorge


Vorgehen

Die Spiel- und Lernstube Nordend und das Stadtteilbüro Nordend bieten über SIGNAL im Rahmen der freizeitpädagogischen Maßnahmen, der Eltern- und Familienarbeit sowie im Rahmen von Veranstaltungen im Stadtteil gesundheitsfördernde Maßnahmen an. Diese Maßnahmen sind alle niedrigschwellig, an der Lebenssituation der Zielgruppe orientiert und darauf ausgerichtet nachhaltig auf gesundheitsförderliches Verhalten hinzuwirken. Bei der Umsetzung hat die jeweilige Zielgruppe grundsätzlich die Möglichkeit eigene Interessen und Bedürfnisse einzubringen und die Angebote mit zu gestalten. Die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und die unbedingte Wertschätzung der Menschen sind die Basis für das Erreichen und die aktive Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Umsetzung gelingt mit den zahlreichen Kooperationspartnern.

1. Schwerpunkt Bewegungsförderung
Am Beispiel „Klettern im In- und Outdoorbereich und Hippotherapie“, mit den zentralen Zielen wie Aufbau von Vertrauen, Kooperieren innerhalb der Gruppe, Übernahme von Verantwortung, Grenzerfahrungen und Steigerung der körperlichen Fitness. Weitere Animation zur Bewegungsförderung erfolgt durch die Nutzung des Hartplatzes des in der Nachbarschaft gelegenen Sportvereins. Im städtischen Schwimmbad finden im Rahmen des normalen Badebetriebs in Kleingruppen Schwimmkurse statt.

Für Erwachsene werden Bauchtanz, Tai Chi, Radtouren, Schwimmen und Bowling angeboten. Ziele sind hier die Entdeckung von neuen Fähigkeiten für sich und bei anderen, sinnvolle Freizeitgestaltung und der eigenverantwortliche Umgang mit der Gesundheit. Die Bewegungsangebote ermöglichen auch die Steigerung des körperlichen Wohlbefindens, welche einen Ansporn zur regelmäßigen sportlichen Aktivität bieten. Nicht zuletzt entwickeln die Erwachsenen dadurch eine Vorbildfunktion für die Kinder.

Die Angebote für die Familien umfassen jährliche Familienwochenenden, Ausflüge und Fahrradtouren in Naherholungsgebiete und gemeinsames Klettern. Dabei geht es um die gemeinsam gestaltete Zeit, Erholung, Erleben der eigenen Rollen und der Verantwortung dafür, Spaß an Bewegung und gesunder Ernährung. Grenzerfahrung und Vertrauensarbeit insbesondere beim Klettern runden diesen Aspekt ab.

2. Schwerpunkt Ernährungsverhalten
Angebote für die Kinder sind Koch- und Backnachmittage, die wöchentliche Organisation eines Kioskbetriebs und ein regelmäßiges Ferienfrühstück. Für die Erwachsenen findet einmal im Monat ein Stadtteilfrühstück statt, zum Teil auch als Internationales Frühstück, thematisch gestaltete Kochaktionen und Infoveranstaltungen zu gesunder Ernährung. Gemeinsame Aktionen für Kinder und Erwachsene sind das Familienfrühstück, die gemeinsame Versorgung bei den Freizeitangeboten und Fahrten sowie der Betrieb des Stadteilcafés. Die Zielsetzung dieser Aktivitäten besteht darin, andere Ernährungsweisen kennen zu lernen und sich der Verantwortung für die eigene Gesundheit bewusst zu werden.

3. Schwerpunkt: Vorsorge stärken
Zu diesem Bereich gehören Informationsveranstaltungen über gesunde Ernährung und Impfungen bei Kinderkrankheiten ebenso wie die Beteiligung an der Wormser Suchtwoche mit Aktionen zu Alkohol- und Tabakkonsum. Diese Veranstaltungen sind in die regelmäßigen Aktivitäten integriert, so dass die Hemmschwelle der Beteiligung sehr niedrig ist.

Aus dem Bedarf der nachgewachsenen Erwachsenengeneration, die aus der Arbeit mit der Spiel- und Lernstube Nordend entstanden ist, wurde auch eine Schwangerengruppe angeboten.
Neben diesen bewährten Schwerpunkten im präventiven Bereich besteht ein großer Bedarf an einem Angebot der ärztlichen Versorgung. Mit mehreren Ärztinnen und Ärzten wird ab 2008 eine wöchentliche Sprechstunde im Stadtteil aufgebaut. Damit sollen frühzeitig Zugänge zum Gesundheitssystem erschlossen und der Chronifizierung von Erkrankungen vorgebeugt werden.


Good Practice in

Niedrigschwellige Arbeitsweise

Der Arbeitsansatz der Spiel- und Lernstube des Caritasverbandes zeichnet sich durchgängig durch niedrigschwelliges Vorgehen aus, dies gilt ebenso für die gesundheitsfördernden Angebote im Projekt „SIGNAL“.

Viele Angebote erfolgen im offenen Treff ganz ohne Anmeldeformalitäten. Wer von den Kindern mitmachen möchte weiß, dass es genügt, einfach rechtzeitig da zu sein. Zusätzliche Angebote werden über eine direkte Ansprache der Kinder und Eltern sowie Aushänge in der Einrichtung und einschlägigen „Treffpunkten“ in der Siedlung bekannt gemacht. Darüber hin-aus funktioniert die „Mund-zu-Mund-Propaganda“ sehr gut.

Bei Aktivitäten, die nur begrenzte Teilnahmemöglichkeiten haben, liegen Listen aus, in die sich Interessierte eintragen können. Beiträge werden direkt bei den Veranstaltungen eingesammelt und - wenn nötig - auch ohne diskriminierende Wirkung Zahlungsaufschub gewährt bzw. erlassen.

Für die Kinder und Eltern ist grundsätzlich klar, dass es im Rahmen des offenen Treffs täglich wechselnde Angebote gibt, die alle Kinder nutzen können. Keiner wird abgewiesen, solange die Regeln für das Miteinander eingehalten werden. Die Angebotspalette wird an den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder orientiert und in der Regel mit diesen auch besprochen und anlassbezogen vorbereitet.
Aktivitäten für die ganze Familie werden zeitlich so geplant, dass alle Interessierten daran teilnehmen können. Das Familienfrühstück findet grundsätzlich am Wochenende statt, wobei darauf geachtet wird, dass keine weiteren Angebote anderer Institutionen im Stadtteil parallel stattfinden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen des Caritasverbandes im Nordend sind für die Bewohnerinnen und Bewohner Ansprechpartner. Alle Fragen und Anliegen werden wertschätzend aufgenommen. Es wird entsprechend informiert oder weitere Unterstützungsmaßnahmen vermittelt, wenn diese nicht in der Einrichtung möglich sind. Bei Bedarf werden die nötigen Angebote auch in der Spiel- und Lernstube ausgerichtet. In Einzelfällen werden die Menschen auch bei schwierigen Gängen zu Behörden begleitet.

Zur Überwindung von Hemmschwellen werden so auch erste Kontakte zu Beratungsangeboten geschaffen. Die Schwangerenberatung und Geburtsvorbereitung wird zunächst im vertrauten Raum des Stadtteilbüros Nordend angeboten, um den Schritt in die entsprechenden Beratungsstellen für die Betroffenen zu erleichtern.

Nachhaltigkeit

Die Spiel- und Lernstube Nordend und das Stadtteilbüro Nordend sind feste Institutionen im Stadtteil, die aufgrund ihrer Präsenz seit 1973 und der breiten Akzeptanz bei den Bewohnerinnen und Bewohnern gute Voraussetzung für eine kontinuierliche und nachhaltige Arbeit mitbringt.

Die Kombination aus den festen Hausaufgabengruppen, dem offenen Angebot an freizeitpädagogischen Maßnahmen in Verbindung mit gezielten Beratungs- und Weiterbildungsangeboten für die Eltern ermöglicht die Vertiefung der Themen wie der Gesundheitsförderung. Über die Verzahnung und gegenseitige Verstärkung des Wirkungsgrades und -kreises der Angebote wird es ermöglicht, nachhaltige Veränderungen in Gang zu setzen und Verhaltensmuster auszubilden.

Beispielhaft ist die Veränderung der Essgewohnheiten bei Festen, die sich darin ausdrückt, dass mitgebrachte und vor Ort zubereitete Speisen immer mehr zu der Kategorie „Gesunde, leckere Speisen“ zu zählen sind, die auch gerne von Kindern und Erwachsenen gegessen werden.

Das Thema „Nichtrauchen“, das in den Angeboten für die Jugendlichen ebenso wie in den Familien- und Elternangeboten aufgegriffen wurde, wirkte insofern, dass bei gemeinsamen Feiern nicht geraucht wird und dass auch Bewohnerinnen in der Schwangerschaft ganz selbstverständlich das Rauchen aufgegeben haben.
Der zweimal wöchentlich stattfindende Cafébetrieb im Stadteilbüro Nordend ist ein weiteres Indiz für die Schaffung nachhaltiger Strukturen. Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner war es, einen Treffpunkt auch für Erwachsene einzurichten, wozu sich das Stadteilbüro Nordend als Standort im Stadtteilzentrum mit geeigneten Räumlichkeiten anbot. Zur Vorbereitung des Cafébetriebs konnten interessierte Frauen einen Back- und Hygienekurs bei einer Konditorin besuchen, wo sie neben Rezepten und Backanleitungen die nötigen Arbeitsschritte und Richtlinien zum Betrieb eines Cafés erlernten. Mit der anfänglichen Begleitung durch eine Mitarbeiterin im Stadteilbüro Nordend organisieren nun drei Frauen inzwischen wöchentlich selbstständig den kompletten Betrieb. Darüber hinaus bietet dieser Treff eine weitere niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit zum Stadtteilbüro Nordend mit seinen vielfältigen Unterstützungsangeboten, mit denen sich die Besucherinnen und Besucher des Cafés ganz zwanglos vertraut machen können.

Die beständigen und erfolgreichen Anstrengungen zur Finanzierung der Angebote wie in SIGNAL spielen bei der nachhaltigen Wirkung der Angebote eine wichtige Rolle. Neben der institutionellen Förderung und dem finanziellen Engagement des Trägers werden über gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Form von Pressearbeit und Berichterstattung in den örtlichen Gremien - ebenso wie über gut gepflegte Kontakte zu Spenderinnen und Spendern in örtlichen und regionalen Organisationen und Zusammenschlüssen - die nötigen Mittel zusammengetragen. Der finanzielle Spielraum ermöglicht die fortwährende Weiterentwicklung und Erweiterung der Angebotspalette.

Partizipation

Im Rahmen des offenen Treffs organisieren die Kinder (6-14 Jahre) unter Begleitung einer/s Mitarbeiters/einer Mitarbeiterin der Spiel- und Lernstube Nordend den Kioskbetrieb. Sie stellen selbst das Angebot zusammen und erledigen den Einkauf dafür. Gemeinsam werden die Preise nach den vereinbarten Richtlinien festgelegt. So sind entsprechend die frischen Produkte wie Obst, Gemüse und Milchprodukte am günstigsten und die Süßigkeiten am teuersten. Das Angebot wird jeweils durch selbst hergestellte Produkte aus dem offenen Angebot, wie z.B. dem Backangebot, ergänzt. Die Kinder verwalten zu zweit die Kasse. Dies beinhaltet auch, dass sie bei Bedarf ein Kreditvolumen für die Kunden verwalten und die Verantwortung für die Rückzahlung mit übernehmen. Die Beteiligung der Kinder und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen stärken das Selbstbewusstsein und das eigenverantwortliche Handeln der Kinder. Die Produktpalette wird zwar durch die vereinbarte Preisstruktur mit gesteuert, aber auch diese wurde mit den Kindern gemeinsam erarbeitet. Nach anfänglichem Zögern der „Kunden“ beim Kauf von gesunden Nahrungsmitteln steigt die Nachfrage immer mehr. Die Kinder sind quasi „auf den Geschmack gekommen“. In der gemeinsamen Aktion lernen die Kinder, ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse zu erkennen, zu entwickeln und arbeiten mit daran, sie zu erfüllen. Die Herausforderungen, sich auch mit den Wünschen und Bedürfnissen der anderen auseinanderzusetzen bieten Raum, ein Gefühl für die Bedeutung eines Konsens zu entwickeln, Konflikte auszutragen, eigene Interessen durchzusetzen und auch eigene Bedürfnisse gelegentlich zurückzustellen.


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Januar 2004

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Personen mit niedrigem beruflichen Status (z.B. ungelernte Arbeiter/-innen)
  • Personen mit sehr niedrigem Einkommen (z.B. Personen im Niedriglohnsektor, Personen mit niedrigen Rentenbezügen)
  • Personen mit niedriger Schulbildung (z.B. Personen ohne qualifizierten Schulabschluss)
  • Personen mit gesundheitsbelastenden und / oder prekären Arbeitsbedingungen
  • Personen in strukturschwachen Wohnregionen / Quartieren

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Altersgruppenübergreifend

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

Kooperationspartner: Deutscher Alpenverein Sektion Worms, Sportjugend Rheinland-Pfalz, Volkshochschule Worms, Reiterhof Worms, Pestalozzi-Grundschule, Liebfrauengemeinde, AOK, DRK, AK Impfwesen Rheinland-Pfalz, Caritas Zentrum St. Elisabeth Worms, Hebamme, Verein „Klasse 2000“, Ärzte.

Finanzierungspartner: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Aktion Mensch, Sportjugend Rheinland-Pfalz, „Netzwerk Leben“, private Sponsoren.


Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Ernährung
  • Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen
  • Stärkung sozialer Kompetenzen
  • Stadtteil-/ Gemeinwesenarbeit, Nachbarschaftsnetzwerke

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Kindertageseinrichtung / Kindertagespflege
  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune
  • Familie

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: Dokumentationen von Mikroprojekten

Es ist kein Ergebnisbericht vorhanden.

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

30.03.2015

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