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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2009

Gesundheitstreffpunkt West im Bremer Westen

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Der Gesundheitstreffpunkt West (GTP) engagiert sich seit 1985 im Bremer Westen. Schwerpunkt ist Gröpelingen, ein Stadtteil mit einem hohen Grad sozialer Benachteiligung. Der Stadteil Gröpelingen ist sowohl Programmgebiet des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ als auch des Bremer Programms „Wohnen in Nachbarschaften (WiN). Hier leben viele Arbeitslose, Kinderreiche, allein Erziehende sowie Menschen mit Migrationshintergrund und geringer Bildung.

Der GTP orientiert sich mit seinem ganzheitlichen, integrierten Handlungskonzept zur Gesundheitsförderung am Setting Stadtteil und dessen Wohnquartieren. Zentrale Ziele sind, neben der Entwicklung persönlicher Gesundheitskompetenzen von RatSuchenden, die Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten und die Unterstützung von Gemeinschaftsaktionen. Die Arbeitsschwerpunkte liegen in der stadtteilbezogenen Vernetzungstätigkeit, in bilateralen Kooperationen und im direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Zu Bewohnerinnen und Bewohnern sowie zu Anbietern des Stadtteils konnten in fast drei Jahrzehnten enge Kontakte mit tragfähigen Arbeitsstrukturen entwickelt werden. Das Wissen über die Lebenssituation und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner fließt in die Entwicklung gemeinsamer Aktivitäten zur Gesundheitsförderung ein. Die Vermittlung von Erkenntnissen aus der Gesundheitsförderung und Prävention ermutigt Akteure kooperierender Fachgebiete, den Aspekt Gesundheit in Angebote ihres jeweiligen Arbeitsbereichs zu integrieren.

Thematische Schwerpunkte des GTP liegen in der Familiengesundheit, der Gesundheitsförderung von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen sowie in der Sucht- und Gewaltprävention.


Kontakt

Frau Astrid Gallinger
Lindenhofstraße 53
28237 Bremen (Bremen)

Telefon: 0421 / 617079

E-Mail: info(at)gtp-west.de

Website: http://www.gtp-west.de


Projektträger

Gesundheitstreffpunkte e.V.
Gröpelinger Bibliotheksplatz
28237 Bremen


Hintergrund

Der Gesundheitstreffpunkt West (GTP) entstand 1985 im Rahmen der gemeindeorientierten Deutschen-Herz-Kreislauf-Präventions-Studie (DHP), die vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) in den Stadtbezirken Bremen West und Bremen Nord durchgeführt wurde. Das Wissen, dass Armut und Gesundheit sich gegenseitig negativ beeinflussen, gab den Anstoß diese Studie im Stadtbezirk Bremen West durchzuführen.

Seit Abschluss der Studie im Jahr 1990 wird die Arbeit des GTP unter der Trägerschaft eines gemeinnützig arbeitenden Vereins durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt aus Zuwendungen des Bremer Senats sowie aus Projektmitteln und Spenden. Zurzeit sind zwei Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter mit Teilzeitstellen im GTP angestellt.

Der Stadtteil Gröpelingen im Stadtbezirk Bremen West ist ein ehemaliges Hafen- und Arbeiterviertel. Viele Migrantinnen und Migranten ließen sich hier in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter nieder. 1970 lebten dort 40.888 Menschen, von denen 3,3 Prozent ausländischer Herkunft waren (Auskunft des Statistischen Landesamtes Bremen, 31.07.2008). Bis 1991 sank die Einwohnerzahl auf 35.733, gleichzeitig stieg der Anteil von Ausländerinnen und Ausländern auf 16,8 Prozent (Statistisches Landesamt, 2008a). Seitdem blieb die Einwohnerzahl annähernd konstant, der Ausländeranteil stieg auf derzeit 23,3 Prozent der Bewohnerschaft. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 38,1 Prozent (Stand 31.12.2007, Statistisches Landesamt Bremen, 2008b). Durch Werftschließungen in den 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre hat sich der Stadtteil grundlegend gewandelt. Die Zahl (Langzeit)-Arbeitsloser nahm deutlich zu. 2006 erreichte der Stadtteil Gröpelingen mit 28,3 Prozent die höchste Arbeitslosenziffer – also die Relation Arbeitsloser zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - in Bremen (Statistisches Landesamt, 2007). Im Benachteiligungsindex der Hansestadt Bremen, der bremische Ortsteile in eine Rangfolge nach dem Grad ihrer sozialen Benachteiligung einteilt, belegen drei von vier Ortsteilen des Stadtteils Gröpelingen die schlechtesten Ränge (Rang 2, 3, 4; Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Bremen, 2007). Jedes zweite Kind (56,3 Prozent) lebt in einer Hartz IV-Bedarfsgemeinschaft (Arbeitnehmerkammer, 2007).

Die Bevölkerung im Bremer Westen und dort vor allem die Bewohnerschaft benachteiligter Wohngebiete benötigt angesichts der dortigen Problemlagen wie hoher Arbeitslosigkeit, vieler Hartz IV-Haushalte, zahlreicher allein Erziehender und kinderreicher Familien sowie überdurchschnittlich hohem Anteil an Migrantinnen und Migranten besondere Unterstützung. Dies legt ein Vorgehen nahe, das Anbieter miteinander vernetzt und Strukturen verändern will.


Vorgehen

Von Beginn an orientierte sich der GTP auf die Settings Stadtteil und Wohnquartier. Aktivitäten in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung sind gezielt auf benachteiligte Wohnquartiere ausgerichtet. Zentrale Ziele sind, Einrichtungen im Stadtteil für Gesundheitsförderung bei der Quartiersbevölkerung zu gewinnen und die Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner zu einer gesunden Lebensführung zu motivieren. Beabsichtigt sind strukturelle Veränderungen des Umfeldes, die die Lebensbedingungen verbessern und die Gesundheit positiv beeinflussen, die so genannte Verhältnisprävention. Die Planung solcher Maßnahmen erfolgt nach der Feststellung eines konkreten Bedarfs im Wohnumfeld.

Das Konzept des GTP orientiert sich an der Ottawa-Charta (1986). Diese verbindet Gesundheitsförderung und Prävention mit Gemeinschaften und Lebenswelten, zu denen Stadtteile gehören, und sie baut auf den Wünschen und Ressourcen der Beteiligten, hier der Bewohnerschaft, auf. Der GTP berücksichtigt vor allem die Prinzipien der Beteiligung, des Befähigens und des Vermittelns und Vernetzens. Hierzu zählt die Beteiligung von Bürgerinnen, Bürgern und Anbietern an der Entwicklung und Gestaltung von Angeboten im Stadtteil, das Befähigen der Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, diese zu artikulieren und zu verwirklichen sowie das Vermitteln und Vernetzen zwischen Fachleuten, Institutionen und den Menschen im Stadtteil.

Zu den weiteren Prinzipien der Arbeit des GTP gehören ein niedrigschwelliger Zugang, Offenheit und Akzeptanz gegenüber Fragen und Wünschen Ratsuchender und gegenüber kooperierenden Einrichtungen. Zudem zeichnet sich die Arbeit des GTP durch hohe Zuverlässigkeit in der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnerinnen und -partnern sowie die Fähigkeit, Anregungen aufzunehmen und in die gemeinsame Arbeit mit anderen einzubringen, aus.

Der GTP setzt diese Prinzipien in individuellen Beratungen sowie in Kooperationsprojekten und Arbeitskreisen praktisch um. Zentral ist hier das \"Netzwerk Gesundheit im Bremer Westen\", das sich aus verschiedenen themenbezogenen Arbeitskreisen und Projektgruppen zusammensetzt. Der GTP unterstützt andere Träger bei der Entwicklung gesundheitsfördernder Angebote, kooperiert mit Fachgebieten und Professionen auch außerhalb des unmittelbaren Gesundheitssektors und vermittelt zwischen Bewohnerschaft und Anbietern, um gemeinsame Angebote zu entwickeln. Grundlage der erfolgreichen Arbeit ist der kontinuierliche Kontakt sowohl zu den Einrichtungen im Stadtteil als auch zu den Bürgerinnen und Bürgern.

In die Entwicklung neuer Angebote fließen Anregungen und Situationsanalysen von Kooperationspartnern oder von Mitgliedern der verschiedenen Arbeitskreise ein. Die Mitglieder der Arbeitskreise treffen gemeinsame Entscheidungen über das weitere Vorgehen. Unterarbeitsgruppen oder bilaterale Kooperationen bearbeiten einzelne Themen. Der GTP übernimmt dabei die Moderation der Arbeitsgruppen und verfolgt das Ziel, die Bedürfnisse möglichst vieler Mitglieder zu berücksichtigen und die verschiedenen Ansätze in die Aktivitäten der Arbeitskreise (AK) und Netzwerke einzubinden. Aus der Vielfalt der Sichtweisen entsteht ein kreatives, wertschätzendes Potential, dass sich einerseits auf die Zusammenarbeit und andererseits auf die Versorgungssituation im Bereich Gesundheitsförderung positiv auswirkt.


Good Practice in

Settingansatz

Der Gesundheitstreffpunkt West erreicht mit verschiedenen Aktivitäten und Kooperationspartnern unterschiedliche Ebenen stadtteilbezogener Settings. Die Aktivitäten richten sich kleinräumig auf einzelne Anlaufpunkte (dazu\"Spielplatz Bromberger Straße\") oder Wohngebiete (\"Stuhmer Straße\") im Ortsteil, auf Stadtteile insgesamt – wie Gröpelingen (\"Gröpelinger Sportmeile\") oder großräumig auf den Bremer Westen (\"Netzwerk Gesundheit\" ).

Wohngebiet im Ortsteil: Die Stuhmer Straße (Stadtteil Gröpelingen, Ortsteil Gröpelingen) liegt in einem Ortsteil mit einem ausgewiesenen besonderen Entwicklungsbedarf der Infrastruktur: sehr schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, wenig Einkaufsmöglichkeiten, ungepflegte Bausubstanz, viele \"vermüllte\" Ecken, kaum Treffpunkte und wenig nachbarschaftliche Bezüge.

Die Menschen sind hier häufig arbeitslos, leben in einfachen, engen Wohnverhältnissen, haben vielfach Suchtprobleme oder andere psychosoziale Belastungen. Viele allein erziehende, arbeitslose Mütter leben mit ihren Kindern dort. Oft bestimmt Perspektivlosigkeit den Lebensalltag dieser Menschen.

Das Amt für Soziale Dienste errichtete in diesem Wohngebiet ein Gemeinschaftshaus als Anlaufstelle und als Organisationsmittelpunkt für weitere Projekte. Daraus entstand die Idee einer \"Gröpelinger Elternschule\". Im Trägerverbund mit dem Sozialzentrum Gröpelingen, der Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (WaBeQ GmbHg) und Pro Arbeit e.V. plante der GTP eine Qualifizierungsmaßnahme für die dortigen Bewohnerinnen und Bewohner, insbesondere für allein erziehende Frauen. Der GTP übernahm das Qualifizierungsmodul \"Hauswirtschaftliche Grundqualifizierung\", für dessen Durchführung er weitere finanzielle Mittel einwarb.

Ziel der gesamten Maßnahme war es, die persönlichen Kompetenzen der Frauen zu stärken, damit sie ihren Erziehungs- und Familienalltag besser bewältigen können. Die soziale Integration der beteiligten Frauen sollte gefördert und Defizite in der Haushaltsführung und Erziehung sollten ausgeglichen werden.

Vor Beginn dieser Maßnahme befragten Mitglieder des Projektteams die Bewoh-nerinnen in der Umgebung des Gemeinschaftshauses nach ihren Interessen und Bedürfnissen. Außerdem beobachtete eine in das Projekt eingebundene professionelle Kinderbetreuung die Interaktionen zwischen Müttern und Kindern. Auf dieser Grundlage wurden gemeinsam mit den Müttern Verhaltensalternativen, die in das Erziehungsmodul der Qualifizierungsmaßnahme einflossen, entwickelt.

Der GTP bearbeitete die Themen Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit, preiswerte und gesunde Haushaltsführung, gemeinsame Mahlzeiten für den Familienalltag, stressfreie Mahlzeiten, ausgewogene Essensportionen für Kinder und Mütter sowie Gesundheitskunde für den Hausgebrauch. Eine qualifizierte Honorarkraft des GTP kaufte mit den Müttern zusammen ein, kochte mit ihnen und gestaltete mit ihnen den Esstisch. Zum Essen kamen die Kinder dazu. Die Vermittlung des grundlegenden Wissens zur Ernährung und die Erprobung von Verhaltensalternativen in der Kindererziehung waren in die Aktivitäten direkt eingebunden.

Der GTP hat sich nach der Etablierung des Projektes aus dieser Qualifizierungsmaßnahme zurückgezogen, steht dem Projektverbund jedoch weiter beratend zur Verfügung. Die \"Elternschule Gröpelingen\" setzt ihre Arbeit erfolgreich fort, mit dem Ziel, die Fähigkeiten und die soziale Integration der Mütter nach dem Empowerment-Prinzip weiter zu fördern und sie für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Anlaufpunkt im Ortsteil: Der \"Spielplatz Bromberger Straße\" entstand auf Initiative engagierter Anwohnerinnen, Anwohner und benachbarter Institutionen. Anlass war ein durch Dioxin verseuchter und daher gesperrter \"Bolzplatz\" auf einem etwa 7.750 Quadratmeter großen Gelände. Die Bürgerinnen und Bürger gründeten zusammen mit dem anliegenden Jugendfreizeitheim, der Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA und dem GTP Ende der 1980er-Jahre einen Verein mit dem Ziel, das Gelände zu sanieren und im Sinne der Bewohnerschaft nutzbar zu machen. Da im Ortsteil Spiel- und Bewegungsflächen fehlten, war es wichtig, ein begeh- und bespielbares Areal zu schaffen. Mit Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner ist die zweitgrößte Freizeitfläche im Bremer Westen entstanden. Ein parkähnlicher Spielplatz bietet Kindern, Jugendlichen und Eltern Bewegungs- und Kommunikationsräume. Die Vereinsmitglieder pflegen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen einen Teil des Platzes. Das Amt für Soziale Dienste fördert eine professionelle Wartung finanziell und ermöglicht auch die Anschaffung weiterer Spielgeräte. Offenbar trifft der Spielplatz die Bedürfnisse der Bewohnerschaft. Regelmäßige Veranstaltungen und ein jährliches Spielplatzfest fördern die Identifikation mit dem Platz, so dass es kaum mutwillige Beschädigungen dort gibt.

Das Projekt der \"Gröpelinger Sportmeile\" bewegt sich auf Stadtteilebene. Der GTP ist hier der verantwortliche Träger und Projektleiter, d.h. er moderiert die Projektgruppe, koordiniert die Aktivitäten der Kooperationspartner und übernimmt in Teilen die Öffentlichkeitsarbeit.

Die \"Projektgruppe Gröpelinger Sportmeile\" besteht aus zwei Sportvereinen, dem Ortsamt West, einer Jugendfreizeiteinrichtung, einem ehrenamtlichen Sportlehrer und dem GTP als koordinierende Einrichtung. Träger aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Gartenbau, Kultur, Soziales und Vertreterinnen und Vertreter aus der regionalen Politik unterstützen das Projekt aktiv. An der Wegführung der Bewegungsstrecke liegen außerdem mehrere Schulen, zwei Erlebnisfarmen, Sportstätten, Spielplätze und Kindertageseinrichtungen.

Eine vorausgegangene Bilanzierung von Bewegungs- und Sportmöglichkeiten im Stadtteil ergab, dass vorhandene Sport-, Bewegungs- und Spielangebote den Bewohnerinnen und Bewohnern kaum bekannt waren. Unter dem Motto \"Bewegen und Verbinden\" entstand daher die Idee, eine attraktive Lauf- und Bewegungsrunde im Stadtteil zu schaffen, die einzelne Bewegungsorte miteinander verbindet und die Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen und Nachmachen einlädt.

Bei der Planung und Gestaltung des Geländes beteiligten sich folgende Interessengruppen aktiv: Die Bildhauerwerkstatt in der nahegelegenen Justizvollzugsanstalt schuf verschiedene künstlerische Objekte mit Bewegungsanreizen. Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer passten die Strecke an die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen an. So entstand eine für Bremen einzigartige große behindertenfreundliche Fahrrunde für Handbiker. In einer Projektarbeit gestaltete eine Schulklasse ein Modell zum Streckenverlauf, das Ideen für verschiedene Bewegungsanreize für Kinder enthielt. Ein engagierter Sozialarbeiter motivierte suchtkranke Menschen aus dem Stadtteil zum Einbau eines Balancierbalkens für Kinder. Entstanden ist eine Landschaft von Spiel- und Bolzplätzen mit Balancier- und Sprunggeräten dazwischen, die noch weiter ausbaufähig ist. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können sich spielerisch und sportlich entfalten und ihre motorischen und sozialen Fähigkeiten erweitern. Die \"Gröpelinger Sportmeile\" ist leicht zugänglich und alle Bewohnerinnen und Bewohner können ihre Bewegungsflächen kostenlos nutzen. Sie animiert zum Mitmachen. Sportvereine können die von ihnen angebotenen Sportarten öffentlich präsentieren, und andere Einrichtungen wie Schulen können die Flächen für bewegungsaktivierende Projekte nutzen.

Integriertes Handeln

Das \"Netzwerk Gesundheit im Bremer Westen\", das seit 1989 existiert, ist die Basis einer intensiven, kontinuierlichen institutionellen Zusammenarbeit im Bremer Westen. Das Netzwerk besteht aus verschiedenen themenbezogenen Arbeitskreisen und Projektgruppen. Der GTP fördert diese Zusammenarbeit als unabhängiger Partner, er koordiniert das Netzwerk, indem er den Informationsaustausch und die Kooperationen zwischen den Teilnehmenden und den Arbeitsgruppen organisiert und die Ergebnisse in den Stadtbezirk und seine Stadtteile zurückfließen lässt. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten so mehr Informationen über Aktivitäten und Angebotsstrukturen im Bereich Gesundheit in ihrem Wohngebiet. Das Netzwerk ist ein Forum des regelmäßigen Austausches und Bindeglied zwischen vielen gesundheitlichen, sozialen, kulturellen und stadtteilorientierten Einrichtungen, Interessengruppen und Einzelpersonen. Seine besondere Stärke liegt in dem breiten Erfahrungs- und Wissenshintergrund derer, die an diesem Netzwerk mitwirken, circa 120 Einrichtungen und Initiativen sowie Einzelpersonen. Davon nehmen etwa 90 Träger aktiv an den Treffen und Aktivitäten des Netzwerkes teil. Die Organisationen kommen aus den Feldern Soziales (30 Prozent), Gesundheit/Sport (30 Prozent), Kultur und Kirche (10 Prozent), Politik (10 Prozent), Bildung (10 Prozent), Justiz und Inneres (5 Prozent), außerdem sind einzelne Bürgerinnen und Bürger (5 Prozent) beteiligt.

Die Arbeitsweise des Bündnisses richtet sich nach den vier Schritten des Public Health Action Cycles: analysieren, konzipieren, umsetzen und auswerten. Die Partnerinnen und Partner nehmen eine regelmäßige Bestandsaufnahme der drängenden Gesundheitsprobleme im Stadtteil vor. Gemeinsam entwickeln sie Lösungsvorschläge und Strategien und setzen diese praktisch um. Im Nachgang werden auftauchende Probleme wiederum analysiert und die angewandten Strategien auf ihre Nachhaltigkeit bewertet.

Die wissenschaftliche Evaluation eines Arbeitskreises (Knorr/Schmidt, 2006) verdeutlichte wesentliche Merkmale der gelingenden Netzwerkarbeit unter der Moderation des GTP. Hierzu zählen das gleichwertige Miteinander der beteiligten Institutionen und Personen, eine offene, wertschätzende Atmosphäre, eine konstruktive Kommunikation, in der die Beiträge der einzelnen AK-Mitglieder aufeinander Bezug nehmen, sowie die Orientierung der Diskussion auf einen Konsens. Weitere wichtige Kriterien sind der Austausch von Erfahrungen und Informationen, gegenseitige Beratung, gemeinsame Weiterbildung und Veranstaltungen, die Gestaltung gemeinsamer Produkte sowie die Nutzung des AKs als Mittlerinstanz in den Stadtteil hinein und zu den Zielgruppen. Der GTP fungiert darüber hinaus als verlässliche Koordination, die Impulse setzt und die Zusammenarbeit weiter entwickelt (Knorr/Schmidt, 2006).

Zur Zeit arbeitet das \"Netzwerk Gesundheit\" in fünf verschiedenen Bereichen: \"AG Mädchen\", AK \"Kinder und Jugendliche\", AK \"Älter werden\", \"Forum Gewaltprävention\", \"AG Bewegung - Projektgruppe: Gröpelinger Sportmeile\". Aktivitäten, die in diesen Arbeitszusammenschlüssen entstanden, waren 2007 die Planung eines Mädchenaktionstages, die Durchführung eines Aktionstages für Kinder und Jugendliche, die Herausgabe und der Vertrieb einer Broschüre \"Älter werden im Bremer Westen\", die Bearbeitung der Themen \"Kinderarmut\" und \"Armut im Alter\", die Vorbereitung und Durchführung der Eröffnung der \"Gröpelinger Sportmeile\" sowie die Mitgestaltung der Initiative Gröpelingen gegen Rassismus.

Nachhaltigkeit

Die nachhaltige Arbeitsweise des Gesundheitstreffpunkts West wird besonders in der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Trägern und Einzelpersonen sowie auf den verschiedenen Ebenen des Stadtbezirks und im Stadtteil deutlich. Dem GTP ist es gelungen, verlässliche Arbeitsstrukturen zu implementieren und die Träger über Jahre zu motivieren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die AK-Sitzungen und deren Aktivitäten freizustellen.

So trifft sich als ein Beispiel der AK \"Älter werden im Bremer Westen\" seit 1992 auf Initiative des GTP. Aus zahlreichen Einzelberatungen mit Seniorinnen und Senioren kannten die Teammitglieder des GTP die Probleme der älteren Bevölkerung. Sie luden daher 1992 verschiedene Berufsgruppen, Stadtteilpolitikerinnen und -politiker sowie ehrenamtlich tätige ältere Menschen zu einem Arbeitskreis ein. Der GTP band damit von Anfang an Vertreterinnen und Vertreter einer Zielgruppe aktiv in Entscheidungsstrukturen ein. Das Zusammentreffen von Betroffenen, von unterschiedlichen Professionen und Trägern führte zu einem Perspektivwechsel, aus dem sich neue Impulse für die Bearbeitung von Themen und Problemen ergeben. Träger, die einzelne Vorhaben vorstellen, erhalten eine direkte Rückmeldung aus der Zielgruppe und von anderen Trägern. Einzelne Aktivitäten sind unter unmittelbarer Einbindung von Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppe entstanden, wie die \"Gesundheitstage für SeniorInnen“ und der Beratungsführer \"Älter werden im Bremer Westen\".

Der GTP regte eine Evaluation und die Entwicklung eines Leitbildes für den Arbeitskreis an, die zu gewinnbringenden Auseinandersetzungen über Inhalte, Sichtweisen und Aktivitäten des Arbeitskreises führten und damit zu einer konstruktiven Entwicklung der gemeinsamen Arbeit. Zurzeit nehmen an den monatlichen Sitzungen circa 20 Personen teil.

Auf der Basis langjähriger Erfahrungen setzt der GTP mit seiner auf Gemeinschaft und Ressourcenorientierung ausgerichteten Arbeitsweise in verschiedenen Arbeitsfeldern auch immer wieder neue, innovative Akzente im Stadtteil mit neuen Strategien zur Lösung von Problemen. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt \"Sport auf der Straße\", das der GTP als Träger in Gröpelingen an drei Standorten anbietet. Hintergrund dafür waren fehlende offene und kostenlose Sportangebote für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren – meist mit Migrationshintergrund. Für diese Gruppe entwickelte der GTP ein offenes Fußballangebot, das nicht an bestehende (Vereins-)Strukturen gebunden ist. Dieses Projekt wird nun in Kooperation mit zwei Grundschulen sowie einem Jugendfreizeitheim getragen und weiterentwickelt. Mehrere junge Trainer – meist ebenfalls mit Migrationshintergrund – leiten die wöchentlichen Treffen. Im Durchschnitt nehmen 15 Kinder an den Trainingseinheiten teil (GTP, 2007). Mit Unterstützung von Schulen konnten zusätzlich Hallenplätze akquiriert werden, so dass nun das Training auch im Winter stattfinden kann. In Kooperation mit einem weiteren Jugendfreizeitheim und der Integrationsabteilung des Landessportbundes Bremen werden außerdem stadtteilübergreifende Turniere ausgetragen. Mit diesem Projekt setzt der GTP Impulse für die Bewegungskultur in Bremen auf dem Feld der Jugend- und Migrationsarbeit.

Ein weiteres Beispiel für innovative Strategien sind die Aktivitäten des GTP auf dem Vorplatz des neu bezogenen Büros in der Stadtteilbibliothek West. Nach ihrem Einzug im Jahr 2007 nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahr, dass es in der unmittelbaren Umgebung keine Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche gibt. Die Nutzung des Vorplatzes als Fußballplatz führt jedoch während der Öffnungszeiten der Bibliothek zu Problemen mit den Nutzerinnen und Nutzern sowie gelegentlich zu zerbrochenen Fensterscheiben. Die Teammitglieder kreieren Möglichkeiten für eine gesundheitsfördernde Belebung der Fläche. Sie entwickelten gemeinsam mit der Stadtbibliothek West Bewegungs- und Spielangebote für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren, sowohl auf dem Platz vor der Bibliothek wie in der Bibliothek. Die Kinder erhalten nun an drei Nachmittagen spielerische Angebote zum Lesen, zur Bewegung oder zum kreativen Gestalten.


Literatur

Arbeitnehmerkammer (Hrsg.) (2007). Bericht 2007. Schwerpunkt – Die soziale Spaltung der Stadt. Armut in Bremen. Bremen.

Broesskamp-Stone, U. (2004). Assessing Networks for Health Promotion. Frameworks and Examples. Münster: LIT-Verlag (Politik und Partizipation Bd. 2)

Gesundheitstreffpunkt West (2000). Gesundheitstreffpunkt Bremen-West. 10 Jahre Netzwerk \"Gesundheit im Bremer Westen\". Eigenvertrieb.

Gesundheitstreffpunkt West (2006). 20 Jahre Gesundheitstreffpunkt West. Jahresbericht 2005. Eigenvertrieb.

Gesundheitstreffpunkt West (2007). Jahresbericht 2006. Eigenvertrieb.

Gesundheitstreffpunkt West (2008). Jahresbericht 2007. Eigenvertrieb.

Knorr, K., Schmidt, S. (2006). Qualitätsentwicklung und Vernetzung in der Gesundheitsförderung. Der Arbeitskreis \"Älter werden im Bremer Westen\". Gesundheitsamt Bremen.

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Bremen. Bearbeitet von W. Denker (2007). Sozialindikatoren 2006. Volume 6. Aktualisierung der Sozialindikatoren. Bremen.

Statistisches Landesamt Bremen (Hrsg.) (2007). Ortsteile der Stadt Bremen 2007. Bremen. statistik.bremen.de (30.07.2008).



Statistisches Landesamt Bremen (Hrsg.) (2008a). Stadtteile der Stadt Bremen 2007 – Gröpelingen. Bremen. statistik.bremen.de (30.07.2008).



Statistisches Landesamt Bremen (Hrsg.) (2008b). Datenbank \"Bremen kleinräumig\". Informationen aus der amtlichen Statistik. Bremen. statistik.bremen.de (30.07.2008).


Laufzeit des Angebotes

Beginn: November 1985

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

Menschen in schwieriger sozialer Lage sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe, auch wenn sich das Angebot in erster Linie an alle richtet.

  • Personen in strukturschwachen Wohnregionen / Quartieren

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Altersgruppenübergreifend

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Jungen / Männer
  • Mädchen / Frauen

Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Stärkung der individuellen Bewältigungsressourcen (z.B. Life skills, Resilienz)
  • Soziale Teilhabe (Integration, Inklusion)
  • Stadtteil-/ Gemeinwesenarbeit, Nachbarschaftsnetzwerke

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Qualitätsentwicklung

Es ist bereits ein Ergebnisbericht vorhanden.

Das Vorgehen der Qualitätsentwicklung kann ganz unterschiedlich sein. Einiges haben Sie bereits genannt. Welches der folgenden Verfahren wenden Sie zusätzlich an?

Selbstevaluation

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind nicht in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

25.10.2016

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