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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2007

Fit und stark fürs Leben

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Das Projekt „Fit und stark fürs Leben“ ist ein Unterrichtsprogramm zur Persönlichkeitsförderung durch Gesundheitsförderung und Prävention in den Bereichen Gewalt, Aggression, Stress und Sucht. Das Projekt findet sowohl in Schulen als auch in Kindergärten statt. In den Schulen wird das Programm in den Klassen 1 und 2 und später darauf aufbauend in den Klassen 3 und 4 mit jeweils 20 Unterrichtseinheiten durchgeführt, wobei es auch möglich ist, mit dem zweiten Teil in der 3. oder 4. Klasse einzusteigen. Für weiterführende Schulen gibt es ein aufbauendes Programm für die Klassen 5 und 6 sowie 7 und 8.

Durch neue Spiel- und Lernformen sollen die Freude der Kinder am Lernen geweckt und die sozialen Beziehungen innerhalb der Klasse, das Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. Die „Igel-Igor-Stunden“ des Programms helfen den Kindern, Einfallsreichtum und Kreativität zu entwickeln und gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Igel Igor ist dabei die Figur, die durch die Unterrichtsstunden führt und alle Sachverhalte kindgerecht erläutert. In die Stunden sind auch Atem- und Entspannungsübungen sowie Fantasiereisen integriert, die den Kindern helfen, Ängste und Stress zu bewältigen und abzubauen.

Das Projekt unterstützt die Entwicklung von Lebenskompetenzen, dient der Persönlichkeitsstärkung von Schulkindern und leistet somit einen Beitrag zur frühzeitigen Prävention im Hinblick auf Aggressionsverhalten, Rauchen und Sucht sowie deren Folgeschäden.


Kontakt

Herr Olaf Neumann
Hans-Grade-Str. 83
39130 Magdeburg (Sachsen-Anhalt)

Telefon: 0391 / 7225401

E-Mail: kontakt(at)gs-fliederhof.bildung-lsa.de


Projektträger

Grundschule Am Fliederhof
Hans-Grade-Str. 83
39130 Magdeburg


Hintergrund

Angesichts von Alkohol- und Drogenkonsum sowie der Gewalt und Kriminalität bei Jugendlichen rückt die Persönlichkeits- und Gesundheitsförderung immer stärker in das Aufgabenfeld schulischer Erziehung. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt „Fit und stark fürs Leben“ für die 1. bis 8. Klassenstufe von Psychologen bzw. Psychologinnen und Pädagogen bzw. Pädagoginnen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und aus Dänemark entwickelt. Es soll Kinder bzw. Jugendliche befähigen, sich mit Problemen und alltäglichen Versuchungen auseinanderzusetzen und durch ein gestärktes Selbstbewusstsein entsprechend zu reagieren. Die Kinder bzw. Jugendlichen sollen einerseits durch das Projekt lernen, dem Gruppenzwang zu widerstehen und gegebenenfalls sogar „Nein“ zu sagen. Andererseits üben sie, sich ihre eigene Meinung zu bilden und diese vor anderen zu vertreten. Die in den einzelnen Klassenstufen erarbeiteten Fertigkeiten und Fähigkeiten werden als Lebenskompetenz zusammengefasst und stellen in der Suchtprävention einen starken Schutzfaktor dar. In verschiedenen Wirksamkeitsstudien von Aßhauer und Hanewinkel (zum Beispiel 1999, 2000, 2003) konnte gezeigt werden, dass sowohl das gesundheitliche Verhalten der Schüler und Schülerinnen als auch der Entwicklungsprozess in der Schulorganisation durch das Projekt verändert werden kann.

Die Grundschule „Am Fliederhof“ (ehemals Grundschule „Brunnenstieg“) setzt das Programm seit 1997 für die 1. bis 4. Klassen um. Dabei wurde auf die Gegebenheiten der Schule Rücksicht genommen und das Programm für die eigenen Unterrichtsstunden modifiziert. Es fördert durch individuell gestaltete Unterrichtsstunden die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler und Schülerinnen.


Vorgehen

Zur Umsetzung des Programms ist es notwendig, dass das gesamte Kollegium sich mit diesem Projekt identifiziert und Ideen für die Umsetzung bespricht. Nach dem Studium der vorhandenen Materialien wurden diese für den Einsatz an der Grundschule „Am Fliederhof“ überarbeitet. Die einzelnen Module, die in den Klassen 1 bis 8 behandelt werden sollen, bauen aufeinander auf. In jeder Klassenstufe werden 20 Unterrichtseinheiten für dieses Projekt verwendet.

In der 1. bis 4. Klasse üben die Kinder, sich selbst und ihren Körper stärker wahrzunehmen, den täglichen Stress durch Entspannungstechniken zu bewältigen und mit negativen Emotionen besser umzugehen. Auch die Angst vor dem Kommunizieren mit anderen soll genommen werden. Des Weiteren lernen die Kinder, Probleme selbstständig zu lösen sowie sich mit verschiedenen Situationen kritisch auseinanderzusetzen. In den 5. bis 8. Klassen werden die einzelnen Module aus den 1. bis 4. Klassen erneut aufgegriffen. Inhaltlich stehen jedoch Themen wie Rauchen, Werbung, Gruppenzwang, Liebe und Sexualität sowie Sucht im Vordergrund. Die Methoden, diese Ziele zu erreichen, sind sehr unterschiedlich. Einige Lehrer und Lehrerinnen setzen Entspannungsübungen, Lieder und Fantasiereisen ein, andere bevorzugen Rollenspiele und Spiele zur Körperwahrnehmung. Jede Lehrkraft kann die Unterrichtsstunden so gestalten, wie sie es für seine Klasse am Sinnvollsten hält. Dabei können zusätzlich eigene Materialien eingesetzt werden.

1997 war die Grundschule „Am Fliederhof“ eine von zwei Schulen aus Sachsen- Anhalt, die dieses Programm durchführte. Verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel die Landeskonferenz „Gesund leben lernen“ oder auch staatliche Fortbildungen und Regionalkonferenzen nutzte der Schulleiter, um das Programm anderen Schulvertretern vorzustellen und sie dafür zu begeistern. Inzwischen sind es ca. 80 Schulen in Sachsen-Anhalt, die das Programm in ihre Unterrichtsgestaltung einbeziehen.


Good Practice in

Settingansatz

Das Projekt wird im Setting Schule durchgeführt. Zur Umsetzung ist es notwendig, dass an der Schule Projektstrukturen aufgebaut werden bzw. vorhanden sind. Dazu gehören der Projektkoordinator bzw. die Projektkoordinatorin, das Projektteam und zeitweilige Arbeitsgruppen. Das Projektteam berät u. a. die Integration des Programms in die Schulentwicklungskonzeption, die Auswahl von Inhalten und Methoden, die Vorbereitung und Qualifizierung der Lehrkräfte sowie die Gestaltung von Lern- und Arbeitsbedingungen.

Schulen verfolgen unter anderem das Ziel, Kinder bzw. Jugendliche zu befähigen, selbstbewusst mit ihren körperlichen Signalen umzugehen und ihr eigenes Leben gesundheitsgerechter zu gestalten. Das Setting Grundschule hat die Möglichkeit, Menschen aus allen sozialen Schichten zu erreichen, was eine frühzeitige Prävention von Aggression, Rauchen und Sucht und eine Persönlichkeitsförderung der Kinder sinnvoll macht. Daneben wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, auch die Eltern und Geschwister zu erreichen. Die Schüler und Schülerinnen verbringen sehr viel Zeit in der Schule. Diese Zeit kann sehr gut genutzt werden, um Kinder zu gesundheitsförderlichen Lebensweisen anzuregen und sie im Umgang mit alltäglichen Herausforderungen besser zu befähigen. Durch die Implementierung des Programms „Fit und stark fürs Leben“ in den Unterricht kann es besser gelingen, Kinder zu einer gesünderen Lebensweise zu motivieren und ihnen mehr soziale Lebenskompetenzen zu vermitteln. So werden die Leitfiguren „Igel Igor“ in den Klassenstufen 1 bis 4 sowie „Tim und Lara“ in den Klassen 5 bis 8 von den Kindern als Vorbild angesehen. Durch Rollenspiele wird verbales und nonverbales Kommunikationsverhalten geübt. Dabei wird den Kindern ein vielfältiges Repertoire von Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung gestellt und ihr Gespür für Stimmungen und Gefühle anderer Personen geschult. Durch die Aufstellung von eigenen Verhaltensregeln für die „Igel-Stunden“ setzen sich die Kinder mit der Sinnhaftigkeit von Regeln und ihrer Einhaltung auseinander. Damit kann bereits im Grundschulalter bei den Kindern ein Grundverständnis für die in der Gesellschaft vorkommenden Regeln erzeugt werden.

„Fit und stark fürs Leben“ ist ein Programm der gesundheitsfördernden Grundschule „Am Fliederhof“. Seit Beginn der Umsetzung hat sich das Lehren und Lernen grundlegend verändert. Rings um das Programm sind Aktivitäten und Traditionen entstanden, die die Grundschule als einen Ort zum Wohlfühlen, aber auch als eine leistungsorientierte Bildungseinrichtung kennzeichnen. Dafür wurden mit der Einrichtung eines Gesundheitsstudios, eines Entspannungsraumes und eines Kochstübchens auch entsprechende Veränderungen in der Ausstattung der Grundschule vorgenommen.

Empowerment

Durch das Projekt „Fit und stark fürs Leben“ werden den Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen vermittelt, die ihre Persönlichkeitsentwicklung und damit ihre Lebenskompetenz fördern sollen. In jeder Klassenstufe werden 20 Unterrichtseinheiten für dieses Programm verwandt, um die Selbstwahrnehmung und das Einfühlungsvermögen der Kinder zu schulen. Die Schüler und Schülerinnen erfahren, welche Stärken und Schwächen sie selbst und andere haben, und wie sie diesen begegnen können. Sie lernen einen besseren Umgang mit negativen Gefühlen und Stresssituationen sowie Lösungsmöglichkeiten bei alltäglichen Problemen. Das Problem Angst wird ebenfalls mit den Kindern thematisiert, wobei verschiedene Bewältigungsformen dafür erarbeitet und erprobt werden. Außerdem werden sowohl kritisches und kreatives Denken eingeübt als auch Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit. Ab der Klassenstufe 3 werden außerdem Übungen zur Erhöhung der Standfestigkeit gegenüber dem Gruppendruck durchgeführt.

Grundlegende soziale Kompetenzen werden den Kindern durch die Erziehung im Elternhaus vermittelt. Um diesen Erziehungsprozess zu flankieren, haben Pädagogen und Pädagoginnen sowie Psychologen und Psychologinnen dieses Programm entwickelt. Allen Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, Grundlagen der sozialen Kompetenz zu erwerben, eigenverantwortlich zu handeln, Entscheidungen selbstbestimmt vertreten zu können sowie eigene Stärken zu entdecken und diese entsprechend zu nutzen.

Nachhaltigkeit

Die Grundschule „Am Fliederhof“ hat mit der Einführung dieses Programms 1997 begonnen. Nach der Erprobungsphase wurden die „Igel-Igor-Unterrichtseinheiten“ langfristig in den Stundenplan aufgenommen. Ein Ende ist bisher nicht geplant. Die sozialen Kompetenzen für die Persönlichkeitsentwicklung, die den Schülern und Schülerinnen in den 1. bis 4. Klassen vermittelt werden, sollen das weitere Leben der Schüler und Schülerinnen begleiten.

Dieses Programm wirkt sich nachhaltig auf die Schüler und Schülerinnen aus, indem sie folgende Handlungsweisen erlernen:
- vorausschauend denken,
- weltoffen und für neue Perspektiven zugänglich sein,
- interdisziplinär denken und agieren,
- Empathie, Engagement und Solidarität zeigen,
- sich und andere motivieren und
- individuelle und kulturelle Leitbilder reflektieren.

Aus den Erfahrungsberichten der Lehrer und Lehrerinnen der Grundschule „Am Fliederhof“ geht hervor, dass sich nach der Durchführung der ersten „Igel-Igor-Stunden“ in den Eingangsklassen sowohl positive Veränderungen im Verhalten der Kinder selbst als auch im Umgang miteinander ergeben haben. Insgesamt verbesserte sich demzufolge das gesamte Klassenklima. In den drei darauf folgenden Jahren wird die Leitfigur „Igel Igor“ immer wieder in die Unterrichtseinheiten eingebaut. Der positive Effekt ist bei den Kindern erneut sichtbar, denn bei den Schülerinnen und Schülern spiegelten sich positive Wirkungen zum einen bei der Beurteilung ihrer derzeitigen Klassengemeinschaft und zum anderen bei ihrer Einstellung zur Schule wider. Das Programm machte den Schülerinnen und Schülern und auch den Lehrenden gleichermaßen Spaß und lässt sich gut in den Schulalltag integrieren. Insbesondere konnte das aggressive Verhalten der Kinder spürbar reduziert werden.

Einschätzung des Schulleiters der Grundschule „Am Fliederhof“ zur Frage: Sind nun nach den „Igelstunden“ wirklich alle Kinder „Fit und stark fürs Leben“? – „Das muss sicherlich sehr differenziert betrachtet werden. Das reine Vermitteln von und Üben an den Lebenskompetenzbereichen macht nicht gleich alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse, schon gar nicht einer ganzen Schule so ,Fit und stark fürs Leben‘, dass sie in allen Situationen ihre eigene Meinung mitteilen und ,Nein‘ sagen können. Es bleibt immer noch schwer, den Versuchungen verschiedenster Genuss- und Suchtmittel (Alkohol, Zigaretten, Drogen) widerstehen zu können oder sich immer der Norm entsprechend zu verhalten. Festzuhalten bleibt, dass sich die Kinder und Jugendlichen durch das Programm gegenseitig besser kennen und verstehen gelernt haben. Darüber hinaus bekamen sie Strategien aufgezeigt, wie sie bestimmte Situationen im Leben einfach besser meistern können.“


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Mai 1997

Abschluss: kein Ende geplant


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 6 bis 10 Jahre
  • 11 bis 14 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Gewaltprävention
  • Stressbewältigung
  • Sucht

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Schule

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: Erfahrungsbericht


Stand

22.01.2008

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