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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2006

connect - Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien - Kooperation und Vernetzung

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Kinder, die mit suchtkranken Eltern(-teilen) aufwachsen, leiden häufig unter einer Vielzahl von psychischen, sozialen und körperlichen Belastungen; die Gefahr, dass sie selber eine Suchterkrankung entwickeln oder psychosomatisch erkranken, ist erhöht. Kommt zu der Suchterkrankung der Eltern noch ein Aufwachsen in Armut (niedriges Bildungsniveau der Eltern, materielle Unterversorgung, Arbeitslosigkeit, Migration, Leben in einem Stadtteil mit Entwicklungsbedarf etc.) hinzu, sind die Kinder überdurchschnittlich großen körperlichen, seelischen und sozialen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Präventives und gesundheitsförderndes Handeln zu einem möglichst frühen Zeitpunkt ist für diese Kinder besonders wichtig. Das Projekt „Connect“ zielt auf eine arbeitsfeldübergreifende Zusammenarbeit. Nicht nur Sucht- bzw. Beratungseinrichtungen arbeiten sozialraumorientiert enger zusammen, sondern in einem Verbund kooperieren verbindlich alle Einrichtungen miteinander, die „rund um das Kind und die Familie“ aktiv sind. Dazu zählen Kindertagesstätten ebenso wie Hebammen, Erziehungsberatungsstellen oder auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und viele andere.

Die Bedarfe der Professionellen werden erhoben, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden qualifiziert, und mithilfe von Fortbildungen, Workshops und Fallbesprechungen wird die sektorenübergreifende Zusammenarbeit gefördert. Die Professionellen werden für das Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ sensibilisiert, erhalten Qualifikation und werden Teil eines unterstützenden Netzwerks. Auf frühzeitige Anzeichen von Belastungen der Kinder kann zukünftig durch die Entwicklung einer „Kultur des Hinschauens“ professionell und vernetzt reagiert werden.

Das Modellprojekt hat folgende wichtige Ergebnisse erzielt: das Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ ist in der Region präsent. 30 Kooperationspartner aus den Bereichen rund um das Kind und seine Familie konnten auf der Basis eines Kooperationsvertrages zur verbindlichen Zusammenarbeit motiviert werden. Es ist gelungen, ein neues Instrument – eine unbürokratische kollegiale Fallberatung unter regelhafter Einbeziehung der Kompetenz aus der Suchthilfe – zu entwickeln und strukturell zu verankern.

Dank der Unterstützung der Akteurinnen und Akteure aus der bezirklichen Jugendarbeit ist es gelungen, den Kooperationsverbund über die Projektphase (August 2003 bis August 2005) hinaus zu erhalten. Die Arbeit ist an die regionale sozialräumliche Angebotsentwicklung angebunden, Fallberatung und Koordination sind als Regelangebot in der Modellregion übernommen. Die Regelungen für die Weiterarbeit sind Bestandteil des Kooperationsvertrages.
NEU: Im Jahr 2008 soll der Nachbarstadtteil Lurup in die Kooperationsvereinbarung einbezogen werden.


Kontakt

Frau Irene Ehmke
Repsoldstr. 4
20097 Hamburg (Hamburg)

Telefon: 040.2849918-0

E-Mail: ehmke(at)sucht-hamburg.de


Projektträger

Sucht.Hamburg gGmbH
Repsoldstr. 4
20097 Hamburg


Hintergrund

Das Modellprojekt „Connect – Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien – Kooperation und Vernetzung“ wurde im Hamburger Stadtteil Osdorf (Sozialraum 15) angeboten. Die Gesamtkoordination des zweijährigen Modellprojekts (Laufzeit August 2003 bis August 2005) lag beim Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen. Die regionale Koordination wurde von der Vereinigung Pestalozzi e.V. – einem Jugendhilfeträger mit unterschiedlichen (koordinierenden) Angeboten – vor Ort durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt durch Zuwendungen der Behörde für Soziales und Familie, der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG) und aus Spenden.

Osdorf befindet sich im Bezirk Altona und zählt zu den Stadtteilen, die im letzten Gesundheitsbericht (Stadtdiagnose 2, April 2001) als Stadtteile mit schlechter sozialer Lage identifiziert wurden.

Die Modellregion Osdorf umfasst als Kerngebiet die Wohnsiedlung Osdorfer Born und das so genannte Born-Center; charakteristisch für die Siedlungen sind Wohnblocks mit sechs bis 17 Geschossen. Im Sozialraum Osdorf sind 18,8 % der Bevölkerung unter 18 Jahren, was den Hamburger Durchschnittswert um 2,8 Prozentpunkte übersteigt. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohnerin oder Einwohner ist geringer als im Hamburger Mittelwert. Von den Wohnungen sind 40,7 % (2003) Sozialwohnungen. (Im Vergleich dazu: Der Anteil im Bezirk Altona beträgt 16,5 %.) Der Anteil der nichtdeutschen Bürger und Bürgerinnen zeigt keine auffallenden Unterschiede zum Hamburger Durchschnittswert.

Bei Betrachtung der Sozialstruktur fällt auf, dass 7,9 % der Bevölkerung (2003) ihren Lebensunterhalt über Sozialhilfe bestreiten (der Hamburger Durchschnittswert beträgt 7,0 %) und die Arbeitslosenquote bei Personen im erwerbsfähigen Alter (März 2004) bei 7,5 % liegt (Hamburger Durchschnittswert 7,3 %).

Innerhalb des sozialen Brennpunkts Osdorf existieren Straßenzüge, die von einigen dort tätigen Professionellen als „Ghetto“ angesehen werden: Hier leben Familien auf besonders beengtem Sozialwohnraum mit geringer Wohnqualität. Diese Familien sind verstärkt durch Suchtmittelmissbrauch belastet.

Nach Aussagen der Professionellen vor Ort lebt jedes fünfte Kind in Osdorf in einer suchtbelasteten Familie. Einige Fachkräfte aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe schätzen den Anteil der Hilfe suchenden suchtbelasteten Familien auf ca. 70 % ihrer Gesamtklientel. Die familiäre Situation hat vielfache Auswirkungen auf die gesunde Entwicklung der Kinder.

Kinder aus suchtbelasteten Familien sind in höherem Maße Gewalt und Vernachlässigung ausgesetzt und haben selbst ein erhöhtes Risiko, Suchterkrankungen oder andere psychische bzw. psychosomatische Störungen zu entwickeln. Der Familienalltag wird geprägt durch wechselhaftes und unberechenbares Verhalten der Eltern oder des konsumierenden Elternteils. Betroffene Kinder übernehmen oft Aufgaben, die ihrem Alter nicht entsprechen, und geraten schnell in emotionale Isolation. Die Belastungen und Entwicklungseinschränkungen dieser Kinder sind vielfältig. Mit dem Ziel, die Sucht der Eltern zu verheimlichen, machen diese Kinder alles, um zu „funktionieren“ und nicht aufzufallen. Dies führt dazu, dass ihre Probleme, trotz extremer Überforderung der Kinder, selten frühzeitig wahrgenommen und nicht vor dem Hintergrund der Suchtproblematik eingeordnet werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kita und Schule fühlen sich ratlos und sind nur wenig in das System weiterführender Hilfen eingebunden. Im Bereich der Suchthilfe hingegen steht die Suchtbehandlung der Erwachsenen im Vordergrund, ihre Rolle als Vater oder Mutter wird selten erfragt und in die Therapie einbezogen. Die Hamburger Basisdatendokumentation im Suchtbereich e.V. (Bado) veröffentlichte erstmals 2002, wie viele Klientinnen und Klienten mit Kindern im ambulanten Versorgungssystem behandelt wurden. Seitens der hier zuständigen Gesundheitsbehörde wurde angesichts der hohen Anzahl Handlungsbedarf formuliert. Es wurde erkannt, dass die Hilfe für Kinder häufig zwischen verschiedenen Zuständigkeitsschranken auf der Strecke bleibt. Das Hilfesystem ist nicht in der Lage, den erhöhten Risiken der Kinder adäquat zu begegnen. Dieses Fazit – formuliert anlässlich einer Tagung des Hamburger Arbeitskreises „Kinder aus Suchtfamilien“ im Jahr 2002 – bildete die Basis für die Entwicklung des Projekts „Connect“. Dabei sollte es nicht darum gehen, neue Angebote für die Zielgruppe zu entwickeln, sondern die vorhandenen Hilfen durch Zusammenwirken der Einrichtungen effektiver zu machen. Dies sollte in einer Modellregion beispielhaft entwickelt und durchgeführt werden.

Das Projekt „Connect“ zielte darauf, Fachkräfte aus den Bereichen medizinische Versorgung, Geburts-, Jugend- und Suchthilfe, aus Kita, Schule und Stadtteil zu sensibilisieren und zu unterstützen, frühzeitig die Anzeichen einer gesundheitlichen, sozialen und/oder psychischen Gefährdung bei Kindern durch eine Suchtproblematik in der Familie wahrzunehmen.

Des Weiteren wurde die Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften in den verschiedenen Bereichen gefördert. Die Koordination der unterschiedlichen Hilfemaßnahmen und die Vernetzung sollte durch die Entwicklung verbindlicher, nachhaltig wirksamer Strukturen gewährleistet werden.

„Connect“ verfolgte das Ziel, den Eltern den Schritt zu erleichtern, Hilfe für sich und ihr Kind anzunehmen, um so auch den Verbleib des Kindes in der Familie zu fördern. Primäre Zielgruppe des Projekts waren Kinder suchtbelasteter Eltern. Mittelbar zu erreichen sind diese jedoch am ehesten über ihre Eltern oder über die Fachkräfte der einzelnen Institutionen, die mit der Familie oder den Kindern in Kontakt sind.

Durch das gezielte Zusammenwirken der vorhandenen Angebote sollten die Entwicklungschancen von Kindern suchtbelasteter Eltern verbessert werden.


Vorgehen

Sucht in der Familie wird als Hintergrund für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern oft zu spät gesehen oder nicht angemessen berücksichtigt – auch seitens der Fachkräfte. Es fehlt eine Kultur des Hinschauens: Aus Sorge, zu stigmatisieren oder nicht adäquat helfen zu können, wird die Sucht der Eltern oder des Elternteils tabuisiert. Die Unsicherheit, wie das Thema angesprochen werden kann, ist groß. Vorhandene Hilfeangebote sind wenig koordiniert.

Die Arbeit von „Connect“ setzte sich aus vier Bausteinen zusammen: Projektkommunikation, Qualifikation von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Strukturentwicklung und Evaluation. Die Umsetzung dieser Bausteine erfolgte schrittweise und parallel zueinander.

In einem ersten Schritt (Bestandsaufnahme als ein Aspekt von Evaluation und Projektkommunikation) wurde die Situation der Kinder aus Sicht der unterschiedlichen Professionellen im Stadtteil erhoben, ebenso wie der Fortbildungs- und Kooperationsbedarf zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“. In die Bestandsaufnahme wurde eine Beurteilung des Handlungsbedarfs einbezogen.

Im Stadtteil fanden Informationsgespräche statt mit dem Ziel, ein Netzwerk aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Einrichtungen aller Bereiche aufzubauen und eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung zu entwickeln.

Im Bereich der Qualifikation stand die Sensibilisierung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Situation der betroffenen Kinder im Mittelpunkt. Es wurden Informationen ausgetauscht, Seminare und Fortbildungen angeboten, Fachgespräche geführt und Unterstützungsangebote bekannt gemacht. Weiterhin fand in regelmäßigen Abständen unter der Moderation einer Mitarbeiterin aus der Suchtprävention eine Praxis- oder Fallberatung statt.

Teamintern und bereichsübergreifend wurden Fortbildungen durchgeführt, u. a. zu Grundlageninformationen, methodischen Fragen und zur Gestaltung von Fachgesprächen. Als Unterstützung wurde die Broschüre „Kinder – Netz – Hilfe“ erarbeitet.

Ein weiterer Baustein war die Entwicklung einer verbindlichen nachhaltigen Kooperationsstruktur (Strukturentwicklung). Dabei wurde an bereits vorhandene Gremien angeknüpft. Workshops wurden durchgeführt mit dem Ziel, gemeinsam eine verbindliche, fallbezogene Kooperationsvereinbarung zu entwickeln. Das Projekt wurde begleitend evaluiert (Evaluation).

30 Kooperationspartner aus Kita, Schule, Jugendhilfe und medizinischer Versorgung haben sich zu einem Hilfeverbund zusammengeschlossen und sich auf ein gemeinsames Vorgehen und gegenseitige fachliche Unterstützung verständigt. Vor Ort war eine Mitarbeiterin für die Stadtteilkoordination zuständig und sicherte den Informationsaustausch und die Terminabsprachen für die gemeinsame Fallberatung zwischen allen beteiligten Institutionen.


Good Practice in

Multiplikatorenkonzept

Die gemeinsame Qualifizierung der vor Ort mit Kindern und Familien Tätigen war eine zentrale Säule des Projekts. Gemeinsam wurden diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie weitere interessierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Stadtteil regelmäßig fortgebildet durch Grundlageninformationen (Wie geht es Kindern aus suchtbelasteten Familien und wie erkenne ich eine Sucht?), methodisches Vorgehen (z. B. Gesprächsführung, kreative Methoden) und durch Fachgespräche zwischen einzelnen Arbeitsfeldern. Die Inhalte orientierten sich an den Ergebnissen der Bestandsaufnahme, das Ziel war, „Handwerkszeug“ für die Arbeit mit der Zielgruppe (Kinder und ihre Familien) zu erlernen. Die Fortbildungen setzten sich aus theoretischen „Inputs“ und praktischem Erproben zusammen; das Erlernte sollte in der Region bleiben und nachhaltig in den einzelnen Einrichtungen wirken. Innerhalb der Einrichtungen wurde das Wissen an Kolleginnen und Kollegen weitergegeben bzw. „multipliziert“, sodass die Handlungssicherheit des gesamten Teams im Umgang mit Kindern und ihren Familien erhöht wurde. Für die Durchführung des Projekts wurden Workshops zur Kooperationsentwicklung durchgeführt mit dem Ziel, gemeinsam eine sektorenübergreifende Vernetzungsstruktur aufzubauen, die die Zusammenarbeit zwischen allen Institutionen mit Angeboten für Kinder und Familien im Stadtteil fördert. Beteiligte Gruppen waren u. a. Ärztinnen und Ärzte aus den Bereichen Kinderheilkunde und Gynäkologie, Hebammen und Geburtshelfer sowie Professionelle aus den Bereichen Jugendhilfe, Polizei, Suchthilfe, Kita und Schule (insbesondere Sonderschule). Alle Partner wurden gleichermaßen mit eingebunden. Um dies zu ermöglichen, wurden keine neuen Strukturen entwickelt, sondern vorhandene genutzt und intensiviert.

Nachhaltigkeit

Kooperationsprojekte zur Unterstützung von Kindern aus suchtbelasteten Familien sind in der Regel suchtmittelspezifisch ausgerichtet und beziehen sich überwiegend auf Familien bzw. Mütter, die illegale Drogen konsumieren. Die Problemlage und damit auch der entsprechende Handlungsbedarf sind hier meist offensichtlicher als in Familien, deren Suchtproblematik im Missbrauch legaler Drogen begründet liegt. Aufgrund des zunehmenden Mischkonsums ist jedoch eine suchtmittelübergreifende Arbeit sehr wichtig. „Connect“ war daher auch auf formaler Basis suchtmittelübergreifend ausgerichtet und gleichzeitig in ein sehr breites Verbundsystem eingebunden, das auch Regeleinrichtungen wie Kita und Schule umfasste. Ein weiterer innovativer Faktor war die von allen Beteiligten unterzeichnete schriftliche Kooperationsvereinbarung. Bisherige Arbeitskreise hatten eher informellen Charakter und arbeiteten ohne schriftliche Vereinbarung. Die Übereinkunft war nicht an finanzielle Ressourcen gebunden (wie es bei vielen Kooperationsvereinbarungen zum Beispiel im Jugendhilfebereich der Fall ist), sondern sie war Ausdruck von einrichtungsbezogenem Engagement.

Die Fallberatungen gaben den Professionellen vor Ort eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich fachlich auf „Augenhöhe“ zu begegnen und haben somit eine wertschätzende und gewinnbringende Form der Kooperation geschaffen. Innovativ ist dieser Ansatz insbesondere deshalb, da es sich hier nicht um eine Hilfekonferenz im Rahmen von sozialen Diensten handelte, sondern dieses Instrument im präventiven Bereich beispielsweise in Kooperation von Kinderärztin/- arzt, Erzieherin/Erzieher und Erziehungsberatung durchgeführt wurde. Das heißt: Schon beim Verdacht auf eine Suchtbelastung wurde die Aufmerksamkeit der entsprechenden Fachkräfte auf das Kind gelenkt und gemeinsam überlegt, wie ihm neue Entwicklungschancen eröffnet werden können – weit im Vorfeld von Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzmaßnahmen (womit diese vielleicht sogar vermieden werden können). Bei der Fallberatung handelte es sich um eine Art supervisorische Beratung, die von einer Mitarbeiterin der Suchthilfe (bzw. mit Kompetenzen in diesem Feld) moderiert wurde, und die für die beteiligten Fachkräfte aus allen Bereichen offen war. Innovativ ist darüber hinaus die Tatsache, dass hier nicht ein neues spezifisches Angebot geschaffen, sondern stattdessen die Qualität der vorhandenen Hilfen durch Vernetzung und Synergieeffekte auf eine neue Stufe gestellt wurde.

Dank der Unterstützung der Akteurinnen und Akteure aus der bezirklichen Jugendarbeit ist es gelungen, den Kooperationsverbund über die Projektphase (August 2003 bis August 2005) hinaus zu erhalten. Die Arbeit ist an die regionale sozialräumliche Angebotsentwicklung angebunden, Fallberatung und Koordination wurden als Regelangebot in der Modellregion übernommen. Die Regelungen für die Weiterarbeit sind Bestandteil des Kooperationsvertrags.

Dokumentation und Evaluation

„Connect“ wurde projektbegleitend durch das Arbeitsfeld Wissenschaft und Forschung des Büros für Suchtprävention evaluiert. Während des Prozesses wurden die Qualität der Versorgung von Kindern aus suchtbelasteten Familien sowie die vor Ort vorhandenen Strukturen mehrfach überprüft.

Folgende Instrumente wurden eingesetzt:
1. Zu Beginn wurden leitfadengestützte Interviews mit Fachkräften in den verschiedenen Arbeitsfeldern aus der Modellregion Osdorf durchgeführt. Zusätzlich wurden Fragebogen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Einrichtungen rund um Kind und Familie (ca. 80 Einrichtungen) ausgegeben, um eine quantitative Bestandsaufnahme der Bedarfe zu erheben. Ziel war es, die Lebenssituation der Familien, die bestehenden Vernetzungsstrukturen der Einrichtungen und Institutionen vor Ort sowie die Kooperations-, Fortbildungs- und Qualifizierungsbedarfe von Fachkräften in den unterschiedlichen Handlungsfeldern zu erfassen. Diese Befragungen wurden am Ende des Projekts für die Ergebnissicherung erneut durchgeführt.
2. Evaluation der Fortbildungsveranstaltungen mithilfe von Fragebogen (vorher/ nachher).
3. Leitfadengestützte Interviews zur Untersuchung der Fallberatungen.
4. In Entwicklung: Ein Fragebogen zur Beurteilung der Ergebnisse der Fallberatungen, um die Qualität der Anamnese und die Weiterarbeit in einem fachlich korrekten Rahmen zu sichern.

Alle Ergebnisse sind in den Verlauf des Projekts eingeflossen und haben neue Möglichkeiten für die praktische Arbeit geschaffen. Sie zeigen, welche Vernetzungsstrukturen gut greifen und erweitern den Blick der unterschiedlichen Fachrichtungen. Zum Projektende fand eine Abschlussevaluation statt.

Die Evaluationsergebnisse machen deutlich, dass Kooperation, die zur früheren und effektiveren Hilfe für die betroffenen Kinder führt, möglich ist. Es ist jedoch wichtig, die Fachkräfte zur Einbeziehung der Kooperationspartner und -partnerinnen sowie zur Nutzung des Instruments der Fallberatung immer wieder zu motivieren, da die Suchtproblematik im Hintergrund der familiären Situation der Kinder permanenter Tabuisierung auch seitens der Eltern unterliegt. Darum ist die Funktion einer Koordinatorin bzw. eines Koordinators dauerhaft nötig. Sind die Strukturen allerdings aufgebaut, können mit einem geringen Stundenkontingent hohe Effekte erzielt werden. Wichtig ist, das Netzwerk lebendig zu erhalten, die Praxis der Fallberatung zu fördern und durch fachliche und strukturelle Impulse weiterzuentwickeln.

Die Evaluation diente nicht ausschließlich der Erfolgskontrolle sondern bezog durch den frühen Befragungszeitraum die Expertise der Fachkräfte vor Ort mit ein. Sie ermöglichte durch den modularen Aufbau die zeitnahe Rückmeldung an die Projektplanung und trug auch dazu bei, die Akzeptanz für das Projekt zu erhöhen. Die Evaluation der Fortbildungsveranstaltungen verdeutlichte, dass neben den Primäreffekten – Sensibilisierung und Qualifizierung – wichtige Sekundäreffekte zu verzeichnen sind: Kontaktaufbau und -ausbau der Einrichtungen untereinander, Einblicke in fachfremde Bereiche und die Klärung und Überwindung von Zuständigkeitsgrenzen. Dabei wurde vor allem der Kontakt von „suchtfremden“ Arbeitsbereichen (wie Kita und Schule) zum System Suchtprävention und Suchthilfe signifikant intensiviert. Deutlich wurde ebenfalls, dass eine Koordinationsinstanz zur Vermeidung von Reibungsverlusten beim Zusammenführen der unterschiedlichen Versorgungssysteme unverzichtbar ist. Durch die connect-spezifischen Fallberatungen konnten flexible, individuelle, interdisziplinäre und frühe Hilfen nachhaltig implementiert werden.

Die Ergebnisse des Modellprojekts wurden von der zuständigen Behörde auch auf die Übertragbarkeit auf andere Stadtteile geprüft. Der Empfehlung, die Fallberatung flächendeckend auszuweiten, wurde zugestimmt. Im Mai 2006 wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Fachtagung hamburgweit präsentiert. Fazit: Die Connect-Fallberatung soll mit den aktuellen strukturellen Entwicklungen in Hamburg – Optimierung der Arbeit in den Schnittstellenbereichen der Jugendhilfe, Suchtprävention und Suchthilfe – verknüpft und in ein flächendeckendes Netzwerkmanagement eingebunden werden.


Laufzeit des Angebotes

Beginn: August 2003

Abschluss: kein Ende geplant


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 1 bis 3 Jahre
  • 6 bis 10 Jahre
  • 11 bis 14 Jahre
  • 4 bis 5 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Sucht

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: Abschlussbericht des Modellprojektes


Stand

24.05.2018

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