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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2010

Bewegung und Prävention

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

„Bewegung und Prävention“ - so heißt das Projekt, das Langzeitarbeitslose und Arbeitsuchende ab 50 Jahren im Brandenburger Landkreis Uckermark zu Übungsleiterinnen und Übungsleitern, Trainerinnen und Trainern in Sportvereinen qualifiziert. Dabei werden die Teilnehmenden gezielt auf die Inhalte der Arbeit im Verein, auf Angebotsformen des Breiten- und Gesundheitssports sowie auf die Erarbeitung neuer Sportangebote für Ältere vorbereitet. „Bewegung und Prävention“ zielt darauf ab, Arbeitslose ab 50 in den Arbeitsmarkt in den Bereichen Sport, Gesundheit und Pflege einzugliedern und zugleich die Aufgaben und Strukturen der Sportvereine in der Region zu sichern und zu stärken. Die in der Ausbildung angeeigneten Kenntnisse lassen sich auch gut in der Kinder- und Jugendarbeit einsetzen.

Der Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. trägt das Projekt seit dessen Start im Oktober 2007. Hervorgegangen ist „Bewegung und Prävention“ aus dem Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.


Kontakt

Herr Uwe Fischer
Ferdinand von Schill Straße 8
16303 Schwedt/Oder (Brandenburg)

Telefon: 03332 / 413960

E-Mail: uw.fischer(at)swschwedt.de

Website: http://www.akademie2.lebenshaelfte.de


Projektträger

Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V.
Bergerstraße 97
16225 Eberswalde


Hintergrund

Im Landkreis Uckermark (Brandenburg) ist der demografische Wandel bereits überall erkennbar. Er zeigt sich im Rückgang der Einwohnerzahl des Landkreises ebenso wie in den strukturellen Veränderungen des Bevölkerungsaufbaus. Eine besondere Problemlage ergibt sich aus der seit Jahren hohen Arbeitslosigkeit in Brandenburg – speziell im Landkreis Uckermark, die insbesondere wiederum ältere Arbeitsuchende ab etwa 50 Jahre sowie Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger bis 27 Jahre trifft. Im Juli 2010 waren im Landkreis insgesamt 10.799 Arbeitslose gemeldet, darunter 8.067 Empfänger des Arbeitslosengeldes II. Die Arbeitslosenquote betrug 16,1 Prozent. Damit liegt der Kreis über dem Landesdurchschnitt Brandenburg von 10,7 Prozent und über dem Bundesdurchschnitt von 7,6 Prozent.

Vorrangig ältere Langzeitarbeitslose lassen sich nicht durch kurzfristige Maßnahmen wieder in Arbeit bringen. Oft stellt sich die Frage, ob eine Integration im erlernten oder ausgeübten Beruf überhaupt noch möglich ist oder ob nicht eine grundsätzliche Neuorientierung erfolgen muss. Für die Stärkung der Handlungsfähigkeit des Landkreises Uckermark wird es daher darum gehen, Langzeitarbeitslose in gesellschaftliche, regionalwirtschaftliche und soziale Entwicklungen einzubinden. Für einen Erfolg versprechenden (Wieder-)Einstieg in das Arbeitsleben ist es vor diesem Hintergrund gleichermaßen erforderlich, die Kompetenzen und Neigungen der Arbeitslosen zu erkennen und zu fördern und ihnen neue Berufsfelder in der Region aufzuzeigen.

Um für die Uckermark neue Beschäftigungspotenziale auszuloten, wurden Aktionsfelder ausgewählt, die im Rahmen der Regionalentwicklung des Landkreises auch zukünftig eine wichtige arbeitsmarktpolitische Rolle spielen. Tätigkeiten in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Freizeit und Sport eröffnen Langzeitarbeitslosen vielfältige Beschäftigungsperspektiven.

Das Bundesprogramm „Perspektive50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat zur Verbesserung der Beschäftigungschancen älterer Langzeitarbeitsloser unter anderem auch im Landkreis Uckermark mehrere Projekte erfolgreich angestoßen. Das Bundesprogramm ist 2008 in eine zweite Programmphase gestartet und bildet das Dach für bundesweit 62 regionale Beschäftigungspakte (Stand: Juni 2010). Insgesamt 349 Arbeitsgemeinschaften, zugelassene kommunale Träger und Arbeitsagenturen mit getrennter Aufgabenwahrnehmung sind am Bundesprogramm beteiligt (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2010).

Die Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. initiiert seit 2005 Projekte im Landkreis Uckermark, um ältere Langzeitarbeitslose beruflich wieder einzugliedern. Mit dem Projekt „Arbeit und Aktion“, das zur „Allianz für die Integration Älterer in der Uckermark – Brücke der Erfahrung und Kompetenz“ gehört, wurden im Zeitraum 2005 bis 2007 Möglichkeiten erprobt, um die Kompetenzen älterer Langzeitarbeitsloser in den regionalen Entwicklungsprozess einzubeziehen. Nachdem dieses Projekt im Jahr 2007 ausgelaufen war, erfolgte eine Weiterentwicklung und Spezialisierung im Projekt „Bewegung und Prävention“. Unter der Maßgabe, die Beschäftigungschancen der älteren Langzeitarbeitslosen zu verbessern, wurde damit der Versuch unternommen, die Themen Gesundheit und Beschäftigung zusammenzuführen.


Ziele und Zielgruppen

Zielgruppe des Projektes „Bewegung und Prävention“ sind ältere Langzeitarbeitslose und Arbeitsuchende ab 50 Jahren im brandenburgischen Landkreis Uckermark. Sie sollen dazu befähigt werden, verantwortliche Aufgaben in Sportvereinen sowie in Vereinen der Kinder- und Jugendarbeit zu übernehmen und dadurch zugleich die Vereinsstrukturen im Landkreis zu stärken.

Ein Schwerpunkt des Projektes ist die nach Eignung und Interessenlagen angestrebte Qualifizierung zu Übungsleiterinnen und Übungsleitern sowie Trainerinnen und Trainern in den Bereichen Breitensport (mit und ohne sportartenspezifische Lizenzen), Senioren-, Präventions- und Rehabilitationssport. Für ältere Langzeitarbeitslose und Arbeitsuchende soll das Projekt die Voraussetzungen schaffen, durch Integration in regionale Sportvereine und die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verbessern.

Angesprochen werden Menschen mit und ohne Vorerfahrungen oder mit Teilqualifikationen im Bereich Sport. Die gezielte Qualifizierung versetzt die Teilnehmenden in die Lage, in den Vereinen verantwortungsvolle Aufgaben, nicht nur als Übungsleiterin oder Trainer zu übernehmen, sondern auch in der Verwaltung und im Management. Der Bedarf an qualifizierten Kräften ist bei den Vereinen vorhanden und die Vermittlungsquote von Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden in den Sport sehr hoch. Vonseiten der Vereine besteht der Wunsch, die qualifizierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer längerfristig in ihre Strukturen einzubinden. Die hohe Einarbeitungszeit und der Mehraufwand in der Betreuung von sogenannten „Ein-Euro-Jobbern“ sind dagegen für einen Sportverein nur schwer zu realisieren.

Perspektivisch soll im Projekt „Bewegung und Prävention“ der Schwerpunkt Präventions- und Gesundheitssport sowie Sport mit Älteren weiterentwickelt und in der Uckermark etabliert werden. Auch der Einstieg in den Rehabilitationsport über Kooperationen mit Seniorenheimen und Pflegestützpunkten ist vorgesehen. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, qualifizierten Sport für Kinder und Jugendliche in Kindertagesstätten und Schulen anzubieten.


Vorgehen

Die erste Projektphase von „Bewegung und Prävention“ begann am 01.10.2007 und endete am 29.02.2008. Je nach den persönlichen Voraussetzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es gleichberechtigtes Ziel, sie für reguläre Vollzeitstellen, Teilzeitarbeit, nebenamtliche oder ehrenamtliche Tätigkeiten in einem Sportverein zu qualifizieren. Darüber hinaus ermöglichten es Profiling und Coaching, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über berufliche Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Sport, Spiel und Freizeit zu beraten und sie bei den Kleinprojekten, die sie in den Sportvereinen umsetzten, zu unterstützen. Individuelle Kompetenzgespräche sollten ihre Stärken und Schwächen, Erfahrungen und Interessen sichtbar machen. Auf dieser Grundlage wurden anschließend gemeinsame Handlungsstrategien erarbeitet. In wöchentlichen internen Schulungsveranstaltungen haben eigene Dozenten und Fachkräfte die Teilnehmer weiter auf die Arbeit im Verein, in Betrieben und in sozialen Einrichtungen vorbereitet. Themen waren:
- Arbeiten mit dem PC (unter anderem Erstellung von Flyern und Plakaten) und Internet-Einführung,
- Projektmanagement und Vereinsverwaltung,
- (Vereins-)Recht,
- Finanzen und Sponsoring,
- Öffentlichkeitsarbeit im Verein,
- Erstellung von Trainingsplänen mit Tabellenkalkulation (Excel),
- Stellensuche im Internet und Bewerbungstraining,
- Schaffung von Verdienstmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Qualifizierung, etwa mit einem Minijob, als Übungsleiter oder in Jobs rund um Pflege, Gesundheit und Prävention.

In der ersten Projektphase nahmen insgesamt 26 Langzeitarbeitslose – je die Hälfte Frauen und Männer – teil. Grundvoraussetzung für alle war eine Ausbildung in Erster Hilfe. An der Qualifikation und Weiterbildung im Bereich Sport beteiligten sich insgesamt 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zwölf von ihnen absolvierten den Grundlehrgang zum Übungsleiter Breitensport bei der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg und 15 den Aufbau- und Lizenz-Lehrgang zum Übungsleiter Breitensport C. Dazu war ein Grundlehrgang mit 50 Lerneinheiten (LE) notwendig. Dessen Inhalte waren:
- Anatomie, Herz- Kreislaufsystem,
- Ernährung,
- Trainer- und Übungsleiterverhalten,
- Trainingsplanung und -steuerung,
- Fürsorge und Aufsichtspflicht sowie
- Spiel- und Sportformen für unterschiedliche Zielgruppen.

Im anschließenden Aufbaulehrgang (50 LE) wurden Grundlagen für den allgemeinen Breitensport vermittelt. Er vermittelte folgende Inhalte:
- Möglichkeiten zur Entwicklung der Koordination,
- Kondition und Fitness durch Spiele und Sportformen,
- altersspezifische Spiel- und Bewegungsformen,
- Vertiefung gesundheitlicher Aspekte,
- speziell pädagogische und psychologische Aspekte des Übungsleiters in der Sportgruppe und
- Versicherung im Sport.

Im abschließenden Lizenzlehrgang (20 LE) erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihr erworbenes Wissen und Können theoretisch und praktisch anzuwenden. Schwerpunkt des Lehrgangs war die Umsetzung einer Lehrprobe, zu der eine komplette Sportstunde vorbereitet und durchgeführt werden musste. Parallel zu dieser Qualifikation haben fünf Teilnehmende ihre alten und lange verfallenen Lizenzen im Rahmen von Weiterbildungslehrgängen reaktiviert.

In der zweiten Projektphase im Zeitraum vom 01.02.2009 bis 31.01.2010 absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Qualifizierung zum B-Trainer Breitensport „Sport in der Prävention“ mit den Inhalten:
- Haltung und Bewegung,
- Kinder mit Übergewicht,
- Sport mit Älteren und
- Herzkreislaufsystem – Aqua – Fitness.

Mit der erfolgreichen Qualifizierung zum Übungsleiter B (2. Lizenzstufe) „Sport in der Prävention“ besteht die Möglichkeit, das Qualitätssiegel des Deutschen Olympischen Sportbundes zu beantragen und noch mehr Angebote im Bereich Senioren- und Gesundheitssport über die Vereine in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen anzubieten.

Zu der Weiterbildung zur Fachübungsleiterin, zum Fachübungsleiter Behindertensport gehören Lehrgänge in den Bereichen:
- Fachübung Rehabilitationssport/Orthopädie,
- Stütz- und Bewegungsapparat,
- innere Organe,
- peripheres und zentrales Nervensystem,
- Rehabilitationssport und
- psychische Erkrankungen.

Mit der Ausbildung Rehabilitationssport/Orthopädie steht den Absolventen eine Anstellung beim Behindertensportverband Land Brandenburg im Bereich Gesundheitssport in Vereinen und Pflegeeinrichtungen offen.

Insgesamt 30 Langzeitarbeitslose nahmen an der zweiten Phase des Projektes „Bewegung und Prävention“ teil. Dabei waren 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer älter als 50, 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer jünger als 30 Jahre. Zehn von ihnen konnten erfolgreich vermittelt werden, vier fanden eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt, etwa im Pflegedienst oder im Fitnessstudio. Fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvieren eine geförderte Maßnahme in einem Sportverein und drei können über Kommunal-Kombi, einem Bundesprogramm zur Förderung von zusätzlichen Arbeitsplätzen in Regionen mit besonders hoher und verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit, weitere Berufserfahrungen in einem Sportverein sammeln.

Aktuell bemüht sich der Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg intensiv um einen Folgeantrag. Die mit den verschiedenen Kooperationspartnern geschaffenen Strukturen im Landkreis Uckermark bieten in diesem Zusammenhang vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten.


Good Practice in

Empowerment

Im Vordergrund der Arbeit des Projektes „Bewegung und Prävention“ steht die Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden. Mit den Methoden des Coaching und Profiling werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über berufliche Entwicklungsmöglichkeiten beraten. Dieses Kompetenzgespräch trägt entscheidend dazu bei, neue Perspektiven und neue Arbeitsfelder für die Zielgruppe aufzuzeigen und auch die individuellen Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch Erfahrungen und Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu identifizieren. Hiermit lassen sich dann richtungweisende Handlungsstrategien für die berufliche Wiedereingliederung über einen Sportverein erarbeiten.

Die Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden erfahren über die aktive Einbindung in Vereine die Wertschätzung, wieder gebraucht zu werden. Gleichzeitig lernen Sie ein neues mögliches Beschäftigungsfeld kennen und können ihre Arbeitsfähigkeit stabilisieren.

Neben der Qualifizierung zur Übungsleiterin und zum Übungsleiter B (2. Lizenzstufe) „Sport in der Prävention“ mit den dazugehörigen Modulen „Haltung und Bewegung“ sowie „Sport mit Älteren“ oder der Ausbildung zur Fachübungsleiterin, zum Fachübungsleiter Rehabilitationssport/Orthopädie erhalten die Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden interne Schulungen. Dazu zählen unter anderem der Umgang mit dem PC und dem Internet, Bewerbungstraining, Projektmanagement, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit sowie Recht und Finanzen im Sportverein. Teamorientierte Bildungspläne und Einzelmaßnahmen führen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezielt an typische Arbeitsabläufe in einem Sportverein heran und bereiten sie auf eine haupt- oder ehrenamtliche Tätigkeit vor.

Die Kombination der drei Bereiche Profiling und Coaching, Qualifizierung sowie Beschäftigung wirkt bei den Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden meist positiv aktivierend. In den Sportvereinen übernehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Aufgaben wie beispielsweise den Aufbau neuer Sportgruppen, die Mitarbeit in bestehenden Gruppen oder Verwaltungsaufgaben. Die praktische Arbeit liefert die Grundlage für Fragen zu Organisation und Planung, die im Unterricht und bei Gesprächen an den Einsatzorten in den Vereinen aufgegriffen werden.

Durch die Entwicklung eigener Produkte und durch die neu gewonnenen Kenntnisse, Qualifikationen und Teamprozesse machen die Teilnehmenden positive Lebenserfahrungen. Beispielsweise erstellen sie unter Anleitung in den Einzel- und Kleingruppencoachings Zeitungsannoncen oder Informationsflyer. Hier kommen auch die im Unterricht erworbenen Kompetenzen – PC-Schulung und Öffentlichkeitsarbeit – praktisch zum Einsatz, indem Internetseiten gestaltet und Bilder und Texte ansprechend angeordnet werden. Diese eigenständige Arbeit ist für die meisten der ehemals Arbeitslosen neu und muss zunächst erfasst und eingeübt werden. Durch gezielte Praktikumsarbeit in verschiedenen Vereinen ergründen sie Möglichkeiten für eine Beschäftigung im Sportwesen. Entsprechend den Interessenlagen und Kompetenzen erfolgte die Einbindung in die Beschäftigungsmaßnahme. Viele Praxiseinsätze bei Welt-, Europa- und Deutschen Meisterschaften sowie Sportfesten in der Uckermark bringen weitere reichhaltige Angebote und Erfahrungen.

Der Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. als Träger des Projektes konnte im bisherigen Projektverlauf feststellen, dass die Motivation der Teilnehmenden überdurchschnittlich hoch ist. Positiv zeigt sich insbesondere ihre Einsatzbereitschaft, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Sie entwickeln ein positives Gefühl, wieder gefragt zu sein und als Übungsleiterin oder Übungsleiter tätig werden zu können.

Nachhaltigkeit

Der Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. strebt mit dem Projekt „Bewegung und Prävention“ eine Schaffung nachhaltiger Strukturen an. Längerfristige Strategien zur Integration älterer Arbeitsloser auf dem Arbeitsmarkt sind erforderlich. Gerade in Regionen wie der Uckermark mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit ist es wichtig, neue Wege für mehr Beschäftigung mit den vorhandenen Strukturen zu gehen und über Jahre zu erproben. Die hohe Zahl älterer Langzeitarbeitsloser verlangt eine nachhaltige Organisation der Unterstützungsangebote, um mit möglichst vielen Menschen ab 50 in der Region neue individuelle Perspektiven erarbeiten zu können. Seit 01.10.2007 wird das Projekt im Landkreis Uckermark umgesetzt und soll weiter fortgeführt werden.

Auch für die am Projekt beteiligten Sportvereine ergeben sich durch die Einbindung von älteren Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden nachhaltige Effekte. Für viele Vereine sind die Lebenserfahrungen der neuen Übungsleiterinnen und Trainer eine willkommene Bereicherung. Die Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden ab 50 gewinnen insbesondere auch an Bedeutung, weil viele jüngere Trainerinnen und Übungsleiter in andere Regionen abwandern. Die Einbindung der Arbeitslosen im Landkreis Uckermark bedeutet für die Sportvereine eine dauerhafte Stabilisierung und Sicherstellung ihrer verschiedenen Aufgaben, Schwerpunkte und Strukturen.

Unter der Voraussetzung, dass eine weiterführende Maßnahme umgesetzt werden kann, bestehen für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer gute Chancen, durch die anschließende Qualifizierung im Präventionssport (ÜL B) eine reguläre Beschäftigung zu finden. Besonders im Rehabilitations- und Gesundheitssport mit Älteren, bei Erwerb der Lizenz Herzsport (innere Organe), stehen die Vermittlungschancen sehr gut.

Der besondere innovative Charakter des Projektes liegt in den modular miteinander verzahnten Maßnahmeteilen von Coaching/Profiling (Kompetenzermittlung) – Qualifizierung – Heranführung an Vereinspraxis über zusätzliche Beschäftigungen. Auf der Grundlage dieser Module werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigt, sich zukünftig neue Beschäftigungsfelder und Aufgaben in Sportvereinen sowie Vereinen in der Kinder- und Jugendarbeit zu erschließen.

Integriertes Handeln

Das Projekt „Bewegung und Prävention“ arbeitet eng mit verschiedenen Partnern zusammen. An erster Stelle sind hier 17 Sportvereine im Landkreis Uckermark an den Standorten Schwedt, Templin und Milmersdorf zu nennen. Der Landessportbund Brandenburg e.V. (LSB Brandenburg) als weiterer wichtiger Netzwerkpartner des Projektes ist der Dachverband der Sportvereine des Landes Brandenburg und als solches Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit Sitz in Potsdam.

Partner bei der Qualifizierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Übungsleiter Breitensport ist die Europäische Sportakademie des Landes Brandenburg (E.S.A.B.). Die Inhalte des dortigen Grundlehrganges sind sportartübergreifend und bilden den ersten Baustein in der Ausbildung zum Übungsleiter C Breitensport, Trainer C Breitensport, Trainer C Leistungssport und zum Jugendleiter. Beim Landessportverband Brandenburg besteht anschließend die Möglichkeit, eine sportartspezifische Ausbildung wie zum Beispiel Fußball, Leichtathletik, Judo und Volleyball oder auch eine Ausbildung mit dem Aufbau- und Lizenzlehrgang zum Erwerb der Übungsleiter C Breitensport-Lizenz zu besuchen. Im Anschluss können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich innerhalb von zwei Jahren zum Übungsleiter Breitensport B „Sport in der Prävention“ qualifizieren. Nach bestandener Prüfung und Nachweis einer Mitgliedschaft in einem Sportverein können sie das Qualitätssiegel des DOSB beim LSB Brandenburg beantragen.

Die Kooperation des DOSB mit der Bundesärztekammer bringt dem Projekt „Bewegung und Prävention“ viele Vorteile, die auch für Sportvereine mit neuen Betätigungsfeldern, etwa auf dem Gebiet des Rehabilitations- und Präventionssports interessant sind. Vereine brauchen allerdings Zeit, um neue Angebote zu entwickeln und genügend Mitglieder und Kunden zu gewinnen. Die Chance, ein neues Arbeitsfeld zunächst mit geförderten Beschäftigungsverhältnissen zu stabilisieren, erleichtert den Vereinen den Einstieg. Mehrere Sportvereine haben sich nach Beratungsgesprächen mit der Projektkoordination mit aktuellen Fördermöglichkeiten beschäftigt und entsprechende Anträge gestellt.

Das Interesse an qualifizierten Übungsleitern und Trainerinnen ist im Landkreis Uckermark sehr groß. Viele Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich nutzen dieses Angebot auch für ihre eigene Arbeit. Zu nennen sind hier beispielsweise der Behindertensportverband Land Brandenburg, die Rheumaliga und das Deutsche Rote Kreuz (DRK).

Perspektivisch ist „Bewegung und Prävention“ bestrebt, die in Brandenburg geschaffenen Kontaktstellen für eine Verbreitung des Projektansatzes zu nutzen und auch hier Übungsleiterinnen und Trainer zu qualifizieren.

Die zehn Brandenburger Kontaktstellen befinden sich in Eberswalde, Prenzlau, Schwedt, Teltow, Brandenburg/Havel, Luckenwalde, Ludwigsfelde, Nuthetal, Potsdam und Waldstadt Wünsdorf. Unter der Trägerschaft des Fördervereins Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. verstehen sich die Kontaktstellen als lebendige Kommunikations- und Begegnungsorte für ältere Menschen. Dabei geht es vor allem darum, Bedingungen zu schaffen, unter denen sich ältere Menschen verstärkt für die Entwicklung ihres Gemeinwesens und das Miteinander der Generationen einsetzen können.


Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)

Mit dem Projekt „Bewegung und Prävention“ sollten neben älteren auch junge Langzeitarbeitslose und Arbeitsuchende angesprochen werden („Älter trifft jung“). Erfahrungen haben hier aber gezeigt, dass es für den Erfolg einer Eingliederung in Beschäftigung günstiger ist, die Altersgruppen getrennt zu behandeln. Die älteren Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden betrachteten die unterschiedlichen Formen der Integration in regionale Sportvereine als einen positiven Einstieg in die Beschäftigungsfähigkeit und brachten eine hohe Motivation mit. Über die gesamte Laufzeit des Projektes hat bisher lediglich eine Teilnehmerin von 122 das Projekt aus Krankheitsgründen vorzeitig beendet.

Die Tätigkeit als Übungsleiterin oder Trainer hat in den Sportvereinen einen sehr positiven Status. Dies stärkt das Selbstbewusstsein der Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden. In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig, dass die Qualifizierung auch als sinnvoll und verwertbar erlebt wird, da viele die Erfahrung mitbrachten, dass Weiterbildungen bis hin zu Umschulungen in der Vergangenheit nicht zu einer Arbeitsaufnahme führten. Auch wenn zunächst häufig nur ein Zuverdienst erreicht werden kann, ist dieses aus eigener Kraft erzielte Einkommen ein wichtiger Schritt in Richtung des ersten Arbeitsmarkts.

Das Interesse an dem Projekt „Bewegung und Prävention“ ist groß und wird auch von anderen Regionen und Bundesländern zum Beispiel im Kreis Märkisch-Oderland und in Niedersachsen als vorbildliches Beispiel zur Integration von älteren Langzeitarbeitslosen und Arbeitsuchenden in eine Beschäftigung gesehen. Inwieweit eine Umsetzung auch in anderen Regionen der Bundesrepublik möglich ist, hängt sehr stark von den regionalen Rahmenbedingungen ab.


Literatur

Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. (ohne Jahresangabe). Perspektive 50plus in der Uckermark. Teilprojekt Arbeit und Aktion. Beschäftigung und Qualifizierung rund um den Bereich Sport, Spiel und Freizeit.

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Das Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen. URL: www.perspektive50plus.de/perspektive_50plus/ (02.06.2010).



Fischer, U. (2009). Beschäftigungspakte für ältere Arbeitslose und Regionalentwicklung. BZgA Regionalkonferenz „Gesundheit im Alter fördern – Eine Zukunftsaufgabe der Kommunen. Fachforum „Vielfalt in der Gesundheitsförderung bei älteren Menschen.

Fischer, U. (2009). Sachbericht „Bewegung und Prävention“ (01.02.2009 – 31.01.2010). Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V.

MeineStadt.de: Arbeitslosigkeit. URL: www.meinestadt.de/zoom.php (04.08.2010).



Uckermark Kurier – Templiner Zeitung: Arbeitslosigkeit erreicht erneut einen Tiefststand. URL: www.nordkurier.de/lokal.php (02.06.2010)


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Oktober 2007

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Langzeitarbeitslose

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 18 bis 29 Jahre
  • 30 bis 49 Jahre
  • 66 bis 79 Jahre
  • 50 bis 65 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Bildung
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Kindertageseinrichtung / Kindertagespflege
  • Schule
  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: Sachbericht


Stand

24.05.2018

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